Alexei Alexandrowitsch Mordaschow
Alexei Alexandrowitsch Mordaschow (russisch Алексей Александрович Мордашов; * 26. September 1965 im nordrussischen Tscherepowez) ist Oligarch und TUI-Großaktionär.[1] Er ist Vorstandsvorsitzender des Unternehmens Severstal und Generaldirektor der Severstal-Gruppe.[2] Das Wirtschaftsmagazin Forbes schätzte sein Vermögen 2018 auf 20,5 Milliarden US-Dollar, er stand auf dem vierten Platz auf der Liste der reichsten Russen.[3]
Am 28. Februar 2022 setzte die Europäische Union ihn im Zusammenhang mit dem Überfall Putins auf die Ukraine 2022 auf die schwarze Liste und ließ sein gesamtes Vermögen einfrieren (siehe unten).
Leben
Mordaschow ist der Sohn eines Stahlarbeiters und einer Stahlarbeiterin.[4]
Bis 1988 studierte Mordaschow an der Leningrader Togliatti-Hochschule für Wirtschaft und Technik. Dort lernte er den späteren russischen Premierminister Anatoli Tschubais kennen, der damals an jener Hochschule unterrichtete.[5] Zugleich machte er 2003 seinen MBA an der Newcastle Business School der Northumbria University, wo er 2013 auch die Ehrendoktorwürde erhielt.[4][6]
Nach Abschluss seines Studiums nahm Mordaschow eine Stelle beim Tscherepowezer Metallurgischen Kombinat an. Dort war er in der finanziellen Verwaltung tätig und stieg später zum stellvertretenden Leiter des Planungsstabes auf.
1992, in der Anfangszeit der Privatisierung der russischen Staatsbetriebe, wurde Mordaschow Wirtschafts- und Finanzdirektor des metallurgischen Kombinates, das bald darauf in die Aktiengesellschaft OAO Severstal umgewandelt wurde. Der Generaldirektor des Kombinates, Juri Lipuchin, beauftragte Mordaschow mit der Durchführung der Privatisierung des Unternehmens. Der damals 27-jährige Mordaschow gründete daraufhin ein Tochterunternehmen mit dem Namen Severstal-invest, das zu 24 % dem Kombinat gehörte und zu 76 % ihm selbst. In dessen Namen kaufte er anschließend die Aktien des Metallurgiewerkes auf und erlangte so die Kontrolle über das Unternehmen.
Seit 2000 ist Mordaschow Mitglied in der russisch-deutschen Regierungskommission für strategische Zusammenarbeit im Bereich Wirtschaft und Finanzen.
Am 5. Oktober 2007 unterzeichnete Mordaschow ein Abkommen über eine langfristige Zusammenarbeit bei der Entwicklung des russischen Turbinenhersteller Silowyje maschiny mit der Siemens AG.[7] Im gleichen Jahr übernahm er die Mehrheit bei „Silowyje maschiny“.[8] 2012 erwarb er das Unternehmen vollständig und übernahm ein Siemens-Aktienpaket in Höhe der Sperrminorität von 25 % + 1 Aktie. Dabei wurde auch EMAljans übernommen.[9] Am deutschen Tourismuskonzern TUI hielt er 2015 eine Beteiligung von 25 Prozent.[10] Er wurde dort im Februar 2016 Mitglied des Aufsichtsrates.[11][6] Er schied am 2. März 2022 aus dem Aufsichtsrat aus, sechs Tage nach dem Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine.[12]
Mordaschow ist außerdem zusammen mit zwei seiner Söhne Hauptaktionär des Goldminenbetreibers Nordgold.[4]
Zusammen mit Roman Abramowitsch gehört er zum Kuratorium des Bolschoi-Theaters.[4]
EU-Sanktionen gegen Putin und seine Helfer
Am 28. Februar 2022 setzte die Europäische Union ihn im Zusammenhang mit dem Überfall Putins auf die Ukraine 2022 auf die schwarze Liste und ließ sein gesamtes Vermögen einfrieren.[13]
Mordaschow veröffentlichte zwei Tage später eine Erklärung: Er habe nichts mit den derzeitigen geopolitischen Spannungen zu tun und verstehe nicht, warum die EU ihn mit Sanktionen belegt habe. Mordaschows 65 Millionen Euro teure Jacht Lady M stellte die italienische Finanzpolizei (Guardia di Finanza) am 4. März 2022 in der ligurischen Hafenstadt Imperia sicher.[14]
Auszeichnungen
Familie
Mordaschow ist verheiratet und hat sechs Kinder.[15]
Literatur
- Alexej Mordaschow, in: Internationales Biographisches Archiv 10/2008 vom 4. März 2008, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
Weblinks
- netstudien.de detailliertes Dossier über Mordaschow
Einzelnachweise
- Notker Blechner: Wer sind die sanktionierten Oligarchen?, tagesschau.de, abgerufen am 4. März 2022
- Information auf der Webseite von Severstal (Memento vom 2. Juni 2013 im Internet Archive) (russisch)
- 20 богатейших российских бизнесменов. Рейтинг Forbes. Abgerufen am 22. Juli 2020 (russisch).
- Alexey Mordaschow: Ein Oligarch rettet TUI. In: tagesschau.de. 5. Januar 2021, abgerufen am 7. Januar 2021.
- Biographie Mordaschows auf Skandaly.ru (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive) (russisch)
- Lebenslauf. (PDF; 122 KB) TUI Group, abgerufen am 7. Januar 2021.
- Power Machines: Siemens einigt sich mit russischem Stahlmagnaten. In: Handelsblatt, 5. Oktober 2007.
- Mordaschow übernimmt Mehrheit an Power Machines. (Memento vom 24. August 2016 im Internet Archive) In: Handelszeitung, 27. November 2007.
- Егор Попов: Siemens недооценил „Силовые машины“. In: Kommersant. 20. Februar 2012, abgerufen am 31. August 2015.
- Gerhard Hegmann: Der Vorzeige-Oligarch erhöht seinen Einfluss bei TUI. In: Welt Online. 21. August 2015, abgerufen am 31. August 2015.
- tagesschau.de: Ein Russe erkauft die Macht bei TUI. Abgerufen am 26. März 2018 (deutsch).
- www.tuigroup.com: EU erlässt Sanktionen gegen Aktionär Alexey Mordashov ( Pressemitteilung)
- DURCHFÜHRUNGSVERORDNUNG (EU) 2022/336 DES RATES vom 28. Februar 2022 zur Durchführung der Verordnung (EU) Nr. 269/2014 über restriktive Maßnahmen angesichts von Handlungen, die die territoriale Unversehrtheit, Souveränität und Unabhängigkeit der Ukraine untergraben oder bedrohen (PDF; 707 KB), abgerufen am 28. Februar 2022.
- Meldung vom 5. März 2022 6:51.
- Алексей Мордашов сделал своих сыновей миллиардерами. Abgerufen am 22. Juli 2020 (russisch).