Balerna
Balerna (deutsch veraltet: Balern) ist eine politische Gemeinde im Kreis Balerna im Bezirk Mendrisio des Kantons Tessin in der Schweiz.
Balerna | |
---|---|
Staat: | Schweiz |
Kanton: | Tessin (TI) |
Bezirk: | Bezirk Mendrisio |
Kreis: | Balerna |
BFS-Nr.: | 5242 |
Postleitzahl: | 6828 |
UN/LOCODE: | CH BLA |
Koordinaten: | 721608 / 78364 |
Höhe: | 350 m ü. M. |
Höhenbereich: | 235–346 m ü. M.[1] |
Fläche: | 2,53 km²[2] |
Einwohner: | 3240 (31. Dezember 2020)[3] |
Einwohnerdichte: | 1281 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) | 26,8 % (31. Dezember 2020)[4] |
Website: | www.balerna.ch |
Lage der Gemeinde | |
Geographie
Die Nachbargemeinden von Balerna sind Chiasso, Morbio Inferiore, Castel San Pietro, Coldrerio und Novazzano. Sie ist ein Vorort von Chiasso. Der Güterbahnhof von Chiasso liegt teilweise auf Gemeindegebiet.
Geschichte
865 bildete das Dorf zusammen mit dem benachbarten Castel San Pietro ein concilium (Nachbarschaft). Im 12. Jahrhundert besassen geistliche Zehntherren (decimani) sowie das Kloster Sant’Abbondio in Como Grundrechte in Balerna. Die 1115 erstmals als Barerna erwähnte Gemeinde besteht aus den Siedlungen Caslaccio, Mercole, Sant’Antonio, Bisio, Pontegana[5] und Passeggiata. Im 13. Jahrhundert stand Balerna zunächst in Abhängigkeit der Stadt Como (Quartier Porta Sala), später in jener des Bischofs. Mit Como geriet Balerna 1335 unter die Herrschaft der Mailänder Visconti, auf die Franchino Rusca folgte.
Den Mailändern folgten 1512 die Eidgenossen, die es mit Mendrisio zu einer Vogtei vereinigten, in der Balerna seine wiederholt bestätigten Privilegien behaupten konnte. Bis 1573 hatte der Vogt in Balerna einen Gerichtshof, in den Balerna zwei plebani und Mendrisio zwei reggenti abordnete. 1798 sollte Balerna der Cisalpinischen Republik zugeschlagen werden, doch sprach sich Balerna in einer Abstimmung für den Verbleib bei der Schweiz aus. Im Dekret von Aarau vom 30. Mai 1798 wurde Balerna zusammen mit Mendrisio der Helvetischen Republik angeschlossen.[6]
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung | ||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Jahr | 1652 | 1696 | 1723 | 1801 | 1850 | 1900 | 1950 | 1970 | 1990 | 2000[6] | 2010 | 2012 | 2014 | 2017 |
Einwohner | 341 | 367 | 422 | 518 | 889 | 1612 | 2625 | 3885 | 3418 | 3415 | 3349 | 3303 | 3396 | 3345 |
Wirtschaft
Die Einwohner sind zu 6 % in der Agrarwirtschaft, zu 20 % in der Industrie sowie 78 % im tertiären Sektor tätig (Stand 1990). Das 1913 gegründete, im Chemikalien- und Mineralölhandel tätige Familienunternehmen «ECSA Centonze Gruppe»[7] und die Affinerie Valcambi haben hier ihren Sitz. Ebenfalls in Balerna produziert der Kaffeeverarbeiter Caffè Chicco d’Oro.
Sehenswürdigkeiten
- Der Komplex der Stiftskirche San Vittore Martire stammt aus dem 17. Jahrhundert, ihre Apsiden jedoch wahrscheinlich aus dem 13. Jahrhundert; sie enthält Fresken, die Pier Francesco Mazzucchelli genannt Morazzone zugeschrieben werden; die Fassade stammt aus dem Jahr 1709 nach einem Plan von Agostino Silva; der Kirchturm wurde 1658–1661 gebaut.[8][9]
- Kirche San Giovanni Battista e della Vergine[8]
- Villa vescovile genannt Belvedere[8]
- Erzpriestershaus und Alte Nunziatura; der bischöfliche Palast wurde vom Bischof Francesco Bonesana († 1709) nach dem Plan von Carlo Silva errichtet.[8]
- Ruine Schloss Pontegana in Castellazzo bei Pontegana, von dem noch die Spuren eines Turms stehen. Das Schloss, das auf die Gallierzeit zurückreichen soll, wurde wahrscheinlich um 1350 von Bonifazio Quadri, dem Bischof von Como, restauriert; es bestand noch 1403.[10][11]
Kultur
Sport
Der S.C. Balerna[15] ist ein Fussballverein, der 2015 in der 2. Liga der Federazione Ticinese di Calcio spielt.
Persönlichkeiten
Literatur
- Stefania Bianchi: Balerna. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 8. September 2009.
- Rolando Gandolfi: Ricerche micropaleontologiche e stratigrafiche sulla Scaglia e sul Flysch cretacici dei dintorni di Balerna (Canton Ticino). Milano, 1942[16]
- Giuseppe Martinola (Hrsg.): Invito al Mendrisiotto. Lions Club del Mendrisiotto, Bellinzona 1965, S. 34–37; Idem: Inventario d’arte del Mendrisiotto. Band I, Edizioni dello Stato, Bellinzona 1975, S. 33–72.
- Simona Martinoli u. a.: Guida d’arte della Svizzera italiana. Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007.
- Nicoletta Ossanna Cavadini (Hrsg.): Il cimitero monumentale di Balerna. Comune di Balerna, Edizioni Casagrande, Bellinzona 2009.
- Celestino Trezzini: Balerna. In: Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, Band 1: Ardutius – Basel. Attinger, Neuenburg 1921, S. 545 (Digitalisat) (abgerufen am 15. Juni 2017).
Weblinks
- Balerna auf der Plattform ETHorama
- Webauftritt der Gemeinde Balerna
- Amt für Statistik des Kantons Tessin: Balerna
- Balerna: Kulturgüterinventar des Kantons Tessin
- Ticinoinfoto: Kirche Madonna Addolorata auf www.flickr.com
- Ticinoinfoto: Kirche Sant'Antonio auf www.flickr.com
- Balerna auf elexikon.ch
Einzelnachweise
- BFS Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Ausländeranteil aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Celestino Trezzini: Pontegana. In Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, Band 8, Supplement, S. 138 (PDF Digitalisat), abgerufen am 9. Oktober 2017
- Stefania Bianchi: Balerna. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 8. September 2009.
- ECSA Centonze Gruppe in portal.dnb.de (abgerufen am: 2. Juni 2016)
- Simona Martinoli u. a.: Guida d’arte della Svizzera italiana. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK, Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, ISBN 978-88-7713-482-0, S. 451–465.
- Giuseppe Martinola descrive la chiesa di San Vittore Martire (italienisch) auf lanostrastoria.ch/entries/
- Thomas Bitterli: Pontegana. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 28. September 2010.
- Balerna auf biblio.unibe.ch/digibern/hist_bibliog_lexikon_schweiz, Seite 545, (abgerufen am 31. Mai 2017).
- Museo del Caffè
- Associazione dei Librai della Svizzera Italiana (ALSI)
- Associazione Cultura Popolare
- Sport Club Balerna
- Rolando Gandolfi: Ricerche micropaleontologiche e stratigrafiche... in portal.dnb.de (abgerufen am: 2. Juni 2016)