Bahnstrecke Triest–Opicina
Die Bahnstrecke Triest–Opicina ist eine 5,175 Kilometer lange italienische Schmalspurbahn, deren Wagen den steilsten Abschnitt der Strecke als Besonderheit mit Hilfe eines nach dem System einer Standseilbahn funktionierenden Schubwagens überwinden. Die meterspurige Bahn verbindet die Hafenstadt Triest mit dem Vorort Opicina und wird seit 2001 vom Verkehrsunternehmen Trieste Trasporti (TT) als Linie 2 betrieben. Frühere Betreibergesellschaften waren die Società Anonima Piccole Ferrovie – SPF (1902–1961), die Servizio Comunale Trenovia – SCT (1961–1970), die Azienda Comunale Elettricità Gas Acqua e Tranvie – ACEGAT (1970–1977) und die Azienda Consorziale Trasporti – ACT (1977–2000).
Triest–Opicina | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Südliche Endstation Piazza Oberdan in Triest | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckenlänge: | 5,175 km | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Spurweite: | 1000 mm (Meterspur) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Stromsystem: | Oberleitung 600 Volt = | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Maximale Neigung: | 260 ‰ | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Minimaler Radius: | 40 m | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Aufgrund ihres Überlandstraßenbahn-artigen Betriebs wird die Bergbahn nach Opicina heute meist als Straßenbahn (italienisch Tranvia di Opicina oder Trenovia di Opicina, triestinisch Tram de Opcina, slowenisch Openski tramvaj) bezeichnet. Sie ist jedoch als Lokalbahn konzessioniert und war sowohl betrieblich als auch unternehmerisch stets unabhängig von der früheren Straßenbahn Triest – diese war normalspurig und verkehrte von 1876 bis 1970. Die Strecke nach Opicina ist heute als Linie 2 in das Netz der städtischen Verkehrslinien integriert, zu Zeiten der normalspurigen Straßenbahn verkehrte sie hingegen ohne Liniennummer.
Strecke
Die Bahn beginnt auf der Piazza Oberdan, die knapp über Meereshöhe im nördlichen Stadtzentrum von Triest liegt. Auf ihrer Fahrt zum Ortszentrum von Opicina überwindet die Bahn 340 Höhenmeter. Die Adhäsionsstrecke weist eine maximale Steigung von acht Prozent auf, die 799 Meter lange Steilstrecke zwischen den Stationen Piazza Scorcola und Vetta Scorcola von 26 Prozent. Die 160 Höhenmeter zwischen den beiden Stationen werden mit Hilfe einer Standseilbahn überwunden. Der bergwärts fahrende Triebwagen wird dazu an der Talstation Piazza Scorcola vor den unteren Schubwagen der Standseilbahn gestellt, der talwärts fahrende in der Bergstation Vetta Scorcola hinter den oberen Schubwagen der Standseilbahn. Mit der Fahrt der Standseilbahn werden der bergwärts fahrende Triebwagen den Steilabschnitt hochgeschoben und der talwärts fahrende gebremst, wobei Geschwindigkeiten bis maximal zwölf Kilometer in der Stunde erreicht werden. Die kleinen Wagen der Seilbahn befördern selbst keine Reisenden oder Güter, ihre flache Bauart erlaubt dem Fahrer des talwärts fahrenden Wagens die Sicht darüber auf die Strecke.
Der Antrieb der Standseilbahn befindet sich in der Bergstation Vetta Scorcola. Die von der Bell Maschinenfabrik aus der Schweiz gelieferte Maschinenanlage weist eine Antriebsleistung von 200 PS auf. Der Gleichstrommotor wird direkt aus dem Fahrleitungsnetz mit Energie versorgt.
Betrieb
Durch die Standseilbahn im Steilabschnitt ist die Fahrplangestaltung vorgegeben. Die Bahn verkehrt von 7 bis 20 Uhr in einem 20-Minuten-Takt, wobei ständig drei Kurse im Einsatz stehen. Die Bahn ist eingleisig mit Ausweichen. Seit einem Unfall am 16. August 2016 ist der Betrieb unterbrochen. Die Wiederaufnahme des Betriebs ist fraglich. Im September 2021 fanden im oberen/nördlichen Abschnitt Gleisarbeiten statt.[1]
Der Betriebshof mit der mehrgleisigen Wagenhalle befindet sich beim nördlichen Endpunkt Villa Opicina.
Geschichte
Die Lokalbahn nach Opicina wurde am 9. September 1902 in Betrieb genommen. Im Juli 1906 wurde die Verlängerung bis zum Staatsbahnhof Opicina an der Bahnstrecke Jesenice–Trieste dem Verkehr übergeben. Der Steilabschnitt wurde zuerst mit einer Zahnradbahn überwunden, deren zwei Lokomotiven die Personentriebwagen mit einer Geschwindigkeit von sieben bis acht Kilometern in der Stunde über die Zahnradstrecke schoben. Auf den Adhäsionsabschnitten erreichten die Triebwagen eine Geschwindigkeit von 15 Kilometern in der Stunde.
Wegen der zunehmenden Beförderungszahlen und der eingeschränkten Beförderungskapazität der Zahnradbahn wurde diese 1927 abgebaut und durch die Standseilbahn ersetzt, die am 26. April 1928 den Betrieb aufnahm.
1978[2] wurden die Standseilbahnwagen ersetzt. Die neuen Wagen hatten keinen kastenförmigen Aufbau mehr wie die ersten Wagen, sondern nur noch eine kleine Kabine für das Bedienpersonal. 2005 wurden die Standseilbahnwagen abermals ersetzt. Die neueste Generation der Standseilbahnwagen weist keine Kabine und keinen Stromabnehmer mehr auf, weil die Anlage nun von den Fahrern der Triebwagen ferngesteuert wird.
Der Betrieb der Bahn nach Opicina wurde am 2. September 2012 nach einer Entgleisung wegen Renovierungsarbeiten vorübergehend eingestellt.[3] Am 18. August 2014 wurde der Betrieb wieder aufgenommen.[4]
Am 16. August 2016 stießen die Wagen 404 und 405 auf Höhe der Via Commerciale 180 frontal zusammen. Bei dem Unfall waren acht Verletzte zu beklagen.[5] Ein Schienenersatzverkehr wurde eingerichtet.
Danach erfolgten Renovierungsarbeiten. Eine Wiederaufnahme des Bahnverkehrs war Bürgermeister Roberto Dipiazza zufolge bereits für Frühherbst 2020 angedacht. Im September 2021 bestand nach wie vor Ersatzverkehr mit Autobussen.[6]
Bedeutung
Ursprünglich hatte die Bahn eine zentrale Bedeutung für die Erschließung des Triester Hinterlandes. 1913 beförderte sie 459.000 Fahrgäste, von denen ein Großteil der ansässigen Bevölkerung angehörte. Heute hat sie ihre Bedeutung als wichtigstes Verkehrsmittel für die einheimische Bevölkerung verloren und ist nun auch eine Touristenattraktion, die auf hohe Subventionen angewiesen ist. Sie wird von der Triestiner Bevölkerung immer noch hoch geschätzt und in einigen italienischen und slowenischen Volksliedern besungen.
Fahrzeuge
Für den Betrieb der Bahn stehen insgesamt sechs vierachsige Triebwagen zur Verfügung, darunter vier aus dem Jahr 1935 (401, 402, 404 und 405) sowie zwei etwas jüngere von 1942 (406 und 407). Alle Wagen wurden von der Officina Meccanica della Stanga gebaut, die elektrische Ausrüstung stammt von Tecnomasio Italiano Brown Boveri (TIBB). Ferner existieren noch zwei historische Zweiachser aus der Anfangszeit der Bahn.
Die Triebwagen sind Zweirichtungsfahrzeuge, haben aber trotzdem nur auf einer Seite Türen. Alle Bahnsteige der Strecke befinden sich in Fahrtrichtung Opicina links, also auf der westlichen Seite. Zweirichtungsbetrieb mit Fahrzeugen, die nur auf einer Seite Türen aufweisen, ist recht selten. Er kommt auch bei der Kirnitzschtalbahn, der Drachenfelsbahn, der Gornergratbahn, der Rigibahn, der Pilatusbahn, der Bergbahn Rheineck–Walzenhausen, der Manitou and Pike’s Peak Railway und der Zahnradbahn Štrba–Štrbské Pleso vor.
Weblinks
- Offizielle Homepage der Tram de Opcina
- Ausführliche private Abhandlung von Gerald Kerschbaum
- Elmar Oberegger: Opcina-Triester-Tramway. In: Enzyklopädie zur Eisenbahngeschichte des Alpen-Donau-Adria-Raumes – Internet 2006 ff.
- Elektrische Bahn Triest–Opcina. Mit vier Illustrationen. In: Österreichs Illustrierte Zeitung, Heft 25/1904, 20. März 1904 (XIII. Jahrgang), 20. März 1904, S. 528 f. (online bei ANNO). .
- F. Hunziker: Die Seilbahn Triest-Opcina zum Schieben von Zügen über eine Steilrampe. In: Schweizerische Bauzeitung, Band 95 (1930), Heft 15 (E-Periodica.ch, PDF; 5,4 MB).
Einzelnachweise
- ksch: Unklare Zukunft für Strassenbahn Trieste – Opicina. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 11/2017, S. 567.
- Trieste – Villa Opicina Tram Line auf Trieste Trasporti, abgerufen am 31. August 2009
- Wichtige Arbeiten an der Straßenbahn nach Opicina, kein Betrieb. Trieste Trasporti S.p.A.. Abgerufen am 17. Dezember 2012.
- Elisabetta Batic: Die x-te Rückkehr der Straßenbahn von Opicina, heute der Neustart. Il Gazettino, 18. August 2014, abgerufen am 17. September 2014.
- Trieste, scontro frontale tra due tram: 8 feriti. Il Messagero, abgerufen am 18. August 2016.
- Trenovia, Dipiazza: «90-100 giorni di lavori e poi tram pronto a sferragliare». Abgerufen am 26. Juni 2020.