Bahnstrecke Schaftlach–Tegernsee
Die Bahnstrecke Schaftlach–Tegernsee (auch bekannt als Tegernseebahn) ist eine eingleisige, nicht elektrifizierte Nebenbahn in Bayern. Sie zweigt in Schaftlach von der Bahnstrecke Holzkirchen–Lenggries ab und führt über Gmund nach Tegernsee.
Schaftlach–Tegernsee | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Übersicht der Bahnstrecken südlich von Holzkirchen | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckennummer: | 9560 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kursbuchstrecke: | 957 429 (1944)[1] | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckenlänge: | 12,4 km | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckenklasse: | C3 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Maximale Neigung: | 30 ‰ | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Minimaler Radius: | 145 m | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Höchstgeschwindigkeit: | 80 km/h | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Geschichte
Die Eisenbahn-Actiengesellschaft Schaftlach–Gmund erhielt 1882 von König Ludwig II. die Konzession für Bau und Betrieb einer Bahnstrecke von Schaftlach nach Gmund, die 1883 eröffnet wurde.[4]
1896 wurde die Konzession für eine Verlängerung der Bahnstrecke nach Tegernsee erweitert. 1902 wurde die Strecke bis Tegernsee eröffnet; eine zunächst geplante Verlängerung nach Rottach-Egern kam u. a. wegen erfolgloser Grunderwerbsverhandlungen nicht zustande.[5] Die Eignergesellschaft änderte ihren Namen in Eisenbahn-Actiengesellschaft Schaftlach-Gmund-Tegernsee (EAG).
1942 wurde der Firmenname in Tegernsee-Bahn Aktiengesellschaft (TAG) geändert.
Die drohende Betriebseinstellung im Jahre 1967 konnte nur durch einen Investitionsmittelzuschuss des Freistaats Bayern abgewendet werden.[6]
1983 wurde der Bahnbetrieb auf die neugegründete Tegernsee-Bahn Betriebsgesellschaft mbH (TBG) übertragen. Das Vermögen der Gesellschaft umfasst die Bahnstrecke Schaftlach–Tegernsee mit 12,4 Kilometern Länge und 147.000 m² Fläche, die beiden Bahnhofsgebäude in Gmund und Tegernsee samt Grundstücken von zusammen 35.000 m², zwei unbebaute Seeufergrundstücke mit zusammen 12.000 m² und 2.330 m² mit 33 Wohneinheiten bebauter Grund am Tegernsee.[7]
1998 stellte die TBG den Fahrbetrieb ein. Den Betrieb übernimmt seitdem die Bayerische Oberlandbahn (BOB) im Auftrag der Bayerischen Eisenbahngesellschaft.[8]
1999 verkaufte die TBG den gesamten Schienenfuhrpark, wodurch die Betriebsgesellschaft nur noch als Eisenbahninfrastrukturunternehmen fungiert. Am 20. Dezember 2012 verkaufte die Eigentümerin TAG Immobilien die Tegernseebahn für 11 Millionen Euro an die beiden Gemeinden Tegernsee und Gmund (jeweils 45 Prozent der Anteile) sowie an den Landkreis Miesbach (10 Prozent).[9]
Streckenführung
Die Strecke verlässt den Bahnhof Schaftlach in Richtung Nordosten und führt nach einer Rechtskurve östlich am Ort Schaftlach vorbei. In südöstlicher Richtung führend erreicht die Strecke Moosrain und nach einer 1,2 km langen Gefällestrecke sowie einer Schleife den Bahnhof Gmund am Tegernsee. Nach dem Bahnhof überquert die Strecke in einer Rechtskurve die Mangfall und führt am Tegernsee entlang zum Endbahnhof in der Stadt Tegernsee.
Die TBG betreibt 15 Bahnübergänge auf der Strecke, davon sind zwölf mit Blinklicht und Halbschranken gesichert, drei nur mit Blinklicht.[10]
Betriebsstellen
Haltepunkt Moosrain
Der Haltepunkt liegt im gleichnamigen Ortsteil der Gemeinde Gmund am Tegernsee.[11]
Haltepunkt Finsterwald
2017 sollte zur Anbindung des Gmunder Ortsteils Finsterwald und der dort 2014 eröffneten Realschule zwischen Moosrain und Gmund ein neuer Haltepunkt Gmund Finsterwald errichtet werden.[12] Aufgrund hoher Kosten verzögerte sich die Eröffnung um etwa ein Jahr.[13] Der 120 Meter lange Bahnsteig wird seit 21. Oktober 2018 von den Regionalbahnen bedient, die feierliche Einweihung fand erst am 19. November statt.[14]
Bahnhof Gmund (Tegernsee) ⊙
Der Bahnhof Gmund (Tegernsee) bei Streckenkilometer 7,7 liegt im oberbayerischen Pfarrdorf Gmund am Tegernsee. Das denkmalgeschützte Empfangsgebäude des um 1883 errichteten und bis 1902 als Endpunkt der Strecke fungierenden Bahnhofs ist ein zweigeschossiger Bau mit überstehendem Flachsatteldach. Die südliche, zu den Gleisen gewandte Seite prägt ein Giebelrisalit. Fenster- und Türrahmen spielen mit Formen der Neorenaissance.[15]
Haltepunkt St. Quirin
Ursprünglich besaß auch der Gmunder Ortsteil St. Quirin einen eigenen Haltepunkt. Dieser wurde bereits vor vielen Jahren aufgelassen.
Bahnhof Tegernsee ⊙
Das Empfangsgebäude des Endbahnhofs der Strecke ist ein Satteldachbau mit breiten Quergiebeln, das im Jahr 1902 im Heimatstil mit Zierfachwerk und Putzornamenten erbaut wurde. Die Bahnsteighalle hat ein eisernes Bahnsteiggitter.[16] In Tegernsee befand sich ein mechanisches Stellwerk. Im Bahnhofsgebäude ist heute der Bedienraum eines ESTW, das die gesamte Strecke steuert.
Zukunftsaussichten
Nach dem Konzept der Bayerischen Staatsregierung für mehr Elektromobilität auf der Schiene in Bayern hat Innenminister Joachim Herrmann die Strecke aus bayerischer Sicht für die Elektrifizierung vorgeschlagen.[17]
Literatur
- Siegfried Bufe, Hannes Geier, Helge Hufschläger: Tegernseebahn, Bufe-Fachbuch-Verlag 2001
Weblinks
Einzelnachweise
- Kursbuchauszug 1944
- Infrastrukturbeschreibung. In: tegernsee-bahn.de. Tegernsee-Bahn Betriebsgesellschaft mbH, 21. Oktober 2018, abgerufen am 20. Oktober 2020.
- Eisenbahnatlas Deutschland 2009/2010. 7. Auflage. Schweers + Wall, Aachen 2009, ISBN 978-3-89494-139-0.
- Geschichte der Tegernsee-Bahn (Memento vom 3. Januar 2014 im Internet Archive) auf eisenbahnnostalgie-deutschland.de
- Hufschläger, H., Zeitler, W.: 100 Jahre Tegernsee-Bahn, Egglham 1983, S. 18
- Helge Hufschläger, Walther Zeitler: 100 Jahre Tegernseebahn. Bufe-Fachbuchverlag, Egglham und München 1983, S. 75.
- Christopher Horn: Tegernseer Bahnhof: Bürger planen Demos. In: Tegernseer Stimme. 30. November 2012, abgerufen am 18. September 2018.
- Historie. In: tegernsee-bahn.de. Tegernsee-Bahn Betriebsgesellschaft mbH, abgerufen am 4. Juni 2018.
- Elf Millionen Euro für die Tegernsee-Bahn. In: merkur-online.de. 11. Januar 2013, abgerufen am 11. Januar 2013.
- Bahnübergänge. In: tegernsee-bahn.de. Tegernsee-Bahn Betriebsgesellschaft mbH, abgerufen am 4. Juni 2018.
- Haltepunkt Moosrain. In: tegernsee-bahn.de. Tegernsee-Bahn Betriebsgesellschaft mbH, abgerufen am 4. Juni 2018.
- Gerti Reichl: Regierung genehmigt Pläne: BOB-Haltestelle in Finsterwald kommt. In: merkur.de. 21. Juli 2016, abgerufen am 1. Juni 2017.
- Tegernsee-Bahn hebt Ausschreibung für Finsterwald auf – Bau der Haltestelle verzögert sich. In: Das Gelbe Blatt. 31. Juli 2017, abgerufen am 8. Januar 2018.
- Peter Posztos: "Gmund-Finsterwald" seit heute in Betrieb: Das ist der neueste BOB-Halt im Tal. In: Tegernseer Stimme. 21. Oktober 2018, abgerufen am 13. November 2018.
- Denkmalliste für Gmund a.Tegernsee (PDF) beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege
- Denkmalliste für Tegernsee (PDF) beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege
- Mehr Elektromobilität auf der Schiene. Bayerisches Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration, 23. Januar 2018, abgerufen am 2. Juni 2019.