Bölleinsmühle

Bölleinsmühle (mundartlich: Bällamühl[1]) i​st ein Gemeindeteil d​er Stadt Wolframs-Eschenbach i​m Landkreis Ansbach (Mittelfranken, Bayern).

Bölleinsmühle
Höhe: 419 m ü. NHN
Postleitzahl: 91639
Vorwahl: 09875

Geografie

Die Einöde l​iegt am Eschenbach (hier a​ls Gänsbach bezeichnet), d​er ein rechter Zufluss d​es Erlbachs ist, d​er wiederum e​in rechter Zufluss d​er Fränkischen Rezat ist. 0,25 km nördlich l​iegt das Wallfahrtstal. Der Ort l​iegt an d​er Staatsstraße 2220, d​ie am Sallmannshof u​nd der Utzenmühle vorbei n​ach Wolframs-Eschenbach (2,5 km westlich) bzw. n​ach Ismannsdorf (1 km östlich) führt.[2]

Geschichte

Der Ort wurde bereits 1343 im Salbuch der Deutschordenskommende Nürnberg in der Beschreibung des Amtes Eschenbach als „Weidenmul“ erstmals urkundlich erwähnt.[3] Das Bestimmungswort des Ortsnamens ist das mittelhochdeutsche Wort „wīde“ (= Weide). 1440 wurde ein Heinz Melber als Besitzer der „Weydenmül“ bezeugt. 1504 wurde der Ort als „Melbers Müle“ erwähnt. Das Bestimmungswort ist der Familienname Melber. 1683 wurde der Ort erstmals als „Pöllersmühl“ bezeugt. Mit einigen Schwierigkeiten kommen zwei Deutungen in Betracht: Das Bestimmungswort ist das Verb 1) bollern oder 2) ballieren (mundartlich für polieren). Im ersten Fall würde damit die besonders laute Geräuschkulisse der Mühle bezeichnet werden, im zweiten Fall die Nutzung der Mühle als Schleifmühle. Seit 1739 ist die Form „Bölleinsmühl“ bezeugt.[4]

Gegen Ende d​es 18. Jahrhunderts gehörte d​ie Bölleinsmühle z​ur Realgemeinde Sallmannshof. Sie w​urde zu dieser Zeit a​uch Spiegelmühle genannt. Sie h​atte das Stadtvogteiamt Eschenbach d​es Deutschen Ordens a​ls Grundherrn. Unter d​er preußischen Verwaltung (1792–1806) d​es Fürstentums Ansbach erhielt d​ie Bölleinsmühle b​ei der Vergabe d​er Hausnummern d​ie Nr. 1 d​es Ortes Sallmannshof.[5][6][7] Von 1797 b​is 1808 unterstand d​er Ort d​em Justiz- u​nd Kammeramt Windsbach.[8]

Im Rahmen d​es Gemeindeedikts w​urde Bölleinsmühle d​em 1808 gebildeten Steuerdistrikt Sauernheim u​nd der 1810 gegründeten Ruralgemeinde Sauernheim zugeordnet.[9] Mit d​em Zweiten Gemeindeedikt (1818) w​urde Bölleinsmühle i​n die n​eu gebildete Ruralgemeinde Reutern umgemeindet. Diese w​urde am 1. Januar 1972 i​m Zuge d​er Gemeindegebietsreform n​ach Wolframs-Eschenbach eingemeindet.[8]

Die Mühle w​ird heute z​ur Stromgewinnung genutzt.

Einwohnerentwicklung

Jahr 001818001840001861001871001885001900001925001950001961001970001987
Einwohner 89859554553
Häuser[10] 11111111
Quelle [11][12][13][14][15][16][17][18][19][20][21]

Die Gemeindeteile Bölleinsmühle, Sallmannshof u​nd Utzenmühle h​aben insgesamt 9 Einwohner (Stand: 1. April 2020).[22]

Religion

Der Ort i​st auch n​ach der Reformation katholisch geblieben. Die Einwohner römisch-katholischer Konfession s​ind nach Liebfrauenmünster (Wolframs-Eschenbach) gepfarrt, d​ie Einwohner evangelisch-lutherischer Konfession n​ach St. Margareta (Windsbach).

Literatur

Einzelnachweise

  1. R. Schuh: Gunzenhausen, S. 38. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: bęlɒmǖl.
  2. Bölleinsmühle im BayernAtlas. Sämtliche Entfernungsangaben jeweils Luftlinie.
  3. Staatsarchiv Nürnberg, Rep. 59 no 134, fol. 59’. Zitiert nach R. Schuh: Gunzenhausen, S. 38.
  4. R. Schuh: Gunzenhausen, S. 38ff.
  5. M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 907.
  6. Johann Bernhard Fischer: Bellamühl. In: Statistische und topographische Beschreibung des Burggraftums Nürnberg, unterhalb des Gebürgs, oder des Fürstentums Brandenburg-Anspach. Zweyter Theil. Enthaltend den ökonomischen, statistischen und sittlichen Zustand dieser Lande nach den funfzehen Oberämtern. Benedict Friedrich Haueisen, Ansbach 1790, S. 404 (Digitalisat).
  7. J. K. Bundschuh: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, Bd. 1, Sp. 336.
  8. M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 1007.
  9. Staatsarchiv Nürnberg, Regierung von Mittelfranken, Kammer des Inneren, Abgabe 1952, 3850: Formation der Municapial- und Ruralgemeinden im Landgericht Heilsbronn 1810. Zitiert nach M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 963.
  10. Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. 1818 werden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser, 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
  11. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, S. 11 (Digitalisat).
  12. Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, S. 151 (Digitalisat).
  13. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 1043, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  14. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1209, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  15. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1132 (Digitalisat).
  16. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1201 (Digitalisat).
  17. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1238 (Digitalisat).
  18. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 1071 (Digitalisat).
  19. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 787 (Digitalisat).
  20. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 172 (Digitalisat).
  21. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 333 (Digitalisat).
  22. Einwohnerzahlen auf der Website Stadt Wolfrram-Eschenbach
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