Bílinit
Bílinit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfate (und Verwandte)“ mit der chemischen Zusammensetzung Fe2+Fe23+[SO4]4·22H2O[1] und damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Eisen-Sulfat.
Bílinit | |
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Allgemeines und Klassifikation | |
Chemische Formel | Fe2+Fe23+[SO4]4 · 22H2O[1] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Sulfate (und Verwandte, siehe Klassifikation) |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
7.CB.85 (8. Auflage: VI/C.06) 29.07.03.05 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | monoklin |
Kristallklasse; Symbol | monoklin-prismatisch; 2/m[2] |
Raumgruppe | P21/a (Nr. 14, Stellung 3)[1] |
Gitterparameter | a = 21,25 Å; b = 24,33 Å; c = 6,21 Å β = 100,3°[1] |
Formeleinheiten | Z = 4[1] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | ≈ 2[3] |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 1,875 bis 1,99; berechnet: [1,99]; berechnet: [1,99][3] |
Spaltbarkeit | Bitte ergänzen |
Farbe | weiß bis gelblich, im Durchlicht farblos[3] |
Strichfarbe | Bitte ergänzen |
Transparenz | durchscheinend |
Glanz | Seidenglanz[3] |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nα = 1,480 bis 1,482 nβ = 1,500 nγ = 1,489 bis 1,493[4] |
Doppelbrechung | δ = 0,009 bis 0,011[4] |
Optischer Charakter | zweiachsig wechselnd |
Weitere Eigenschaften | |
Chemisches Verhalten | wasserlöslich[3] |
Bílinit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und entwickelt meist faserige, durchscheinende Kristalle in radialstrahligen Aggregaten von weißer bis gelblicher Farbe und einem seidenähnlichen Glanz auf den Oberflächen.
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Bílinit in einer Kohlegrube bei Světec nahe Bílina in der tschechischen Region Böhmen und wissenschaftlich beschrieben 1913 durch J. Šebor, der das Mineral nach seiner Typlokalität Bílina benannte.
Klassifikation
Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Bílinit zur Mineralklasse der „Sulfate, Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate“ und dort zur Abteilung der „Wasserhaltigen Sulfate ohne fremde Anionen“, wo er zusammen mit Apjohnit, Dietrichit, Halotrichit, Pickeringit und Redingtonit die „Halotrichit-Reihe (Federalaune)“ mit der System-Nr. VI/C.06 bildete.
Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser klassischen Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VI/C.12-60. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies ebenfalls der Abteilung „Wasserhaltige Sulfate, ohne fremde Anionen“, wo Bílinit zusammen mit Apjohnit, Caichengyunit, Dietrichit, Halotrichit, Pickeringit, Redingtonit und Wupatkiit die „Halotrichitgruppe“ bildet.[5]
Auch die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) bis 2009 aktualisierte[6] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Bílinit in die Abteilung der „Sulfate (Selenate usw.) ohne zusätzliche Anionen, mit H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen“ zu finden ist, wo es zusammen mit Apjohnit, Caichengyunit, Dietrichit, Halotrichit, Pickeringit, Redingtonit und Wupatkiit die „Halotrichitgruppe“ mit der System-Nr. 7.CB.85 bildet.
Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Bílinit ebenfalls in die Klasse der „Sulfate, Chromate und Molybdate“ (und Verwandte) und dort in die Abteilung der „Wasserhaltige Säuren und Sulfate“ ein. Auch hier ist er in der „Halotrichitgruppe (monoklin mit 22 H2O)“ mit der System-Nr. 29.07.03 innerhalb der Unterabteilung „Wasserhaltige Säuren und Sulfate mit A(B)2(XO4)4 × x(H2O)“ zu finden.
Kristallstruktur
Bílinit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/a (Raumgruppen-Nr. 14, Stellung 3) mit den Gitterparametern a = 21,25 Å; b = 24,33 Å; c = 6,21 Å und β = 100,3° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]
Eigenschaften
Bílinit ist wasserlöslich.[3]
Bildung und Fundorte
Bílinit bildet sich durch Verwitterung verschiedener Eisensulfide in Braunkohle. Als Begleitmineral tritt unter anderem Melanterit auf.[3]
Als seltene Mineralbildung konnte Bílinit bisher (Stand: 2012) nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden. In Tschechien ist allerdings neben seiner Typlokalität Světec bei Bílina kein weiterer Fundort bekannt.
Weitere Fundorte sind unter anderem die „Osamu Utsumi Mine“ auf dem Plateau von Poços de Caldas (Minas Gerais) in Brasilien; Drivdalen, Ørnhammeren und Vinstradalen in der norwegischen Kommune Oppdal; die Nikitovka-Lagerstätte im Donezbecken nahe Donezk in der Ukraine; Szorospatak im ungarischen Mátra-Gebirge sowie in der „Higgins Mine“ bei Bisbee (Arizona), den Tintic Mountains im Utah County (Utah) und im Cedar Mountain Prospektionsgebiet im Snohomish County (Washington) in den Vereinigten Staaten von Amerika.[4]
Siehe auch
Literatur
- J. Šebor: Bílinit, ein neues böhmisches mineral. In: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Palaontologie. Band 39, 1914, S. 395–396 (rruff.info [PDF; 85 kB; abgerufen am 26. September 2019]).
- Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 609 (Erstausgabe: 1891).
Weblinks
- Mineralienatlas: Bílinit (Wiki)
Einzelnachweise
- Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 386 (englisch).
- David Barthelmy: Bílinite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 26. September 2019 (englisch).
- Bílinite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 67 kB; abgerufen am 26. September 2019]).
- Bílinite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 26. September 2019 (englisch).
- Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
- Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF 1703 kB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 26. September 2019 (englisch).