Auenkirche (Markkleeberg)
Die Auenkirche in Markkleeberg ist die Pfarrkirche der Evangelisch-Lutherischen Auenkirchgemeinde Markkleeberg-Ost mit den zugehörigen Leipziger Stadtteilen Dösen und Dölitz. Bis zur Vereinigung von Markkleeberg mit Oetzsch und Gautzsch 1934 zur Stadt Markkleeberg war sie die Dorfkirche von Markkleeberg, das anfangs Cleeberg hieß. Sie ist das älteste Bauwerk der Stadt Markkleeberg[1] und steht unter Denkmalschutz.[2]
Lage
In Markkleeberg, einer Großen Kreisstadt im Landkreis Leipzig im Freistaat Sachsen, liegt die Kirche am westlichen Rand des Stadtteils Markkleeberg-Ost an der Kirchstraße. Sie bildet mit dem Pfarrhaus, dem Schloss und seinem Torhaus ein historisches Ensemble westlich der Kleinen Pleiße, dem ehemaligen Verlauf der Pleiße. Die Kirche befindet sich außerhalb des Bebauungsgebietes von Markkleeberg-Ost beziehungsweise des alten Dorfes Markkleeberg.
Geschichte
Archäologischen Grabungen 1997 zufolge war der erste Kirchenbau, der im Zuge der Ansiedlung deutscher Bauern im 11./12. Jahrhundert entstand, ein kleinerer, rechteckiger, turmloser, romanischer Saalbau mit geradem Ostabschluss, dessen Südwand teilweise noch erhalten ist. 1372 wurde die Kirche erstmals schriftlich erwähnt. Anfangs wurden auch Bestattungen in der Kirche und ihrer Umgebung vorgenommen.
Nach der Reformation wurde 1555 das Nachbardorf Dölitz mit dem Vorwerk Meusdorf eingepfarrt; 1691 kam Lößnig dazu. Nach der fast völligen Zerstörung der Kirche durch einen Brand 1612 konnte sie nach dem Neuaufbau 1627 neu geweiht werden, nunmehr mit dem barocken Turm. Wegen Platzmangels musste 1654 die Kirche erweitert werden. Das geschah durch den Anbau der Apsis und den Einbau von Emporen. Weiterer Platz wurde 1744 durch die Verbreiterung der Nordempore geschaffen, wofür der heute noch existierende Anbau errichtet wurde. Auch die Orgelempore entstand, und ein Kanzelaltar wurde angeschafft.
Bei Kampfhandlungen im Zuge der Völkerschlacht am 16. Oktober 1813 um das Schloss und den Pleißeübergang blieb die Kirche weitgehend unversehrt.
1886 wurden für den Chor drei farbige Glasfenster gestiftet, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden, 1948 aus Spenden aber ersetzt werden konnten. Nach deren Zerstörung durch Steinwurf folgte eine farblose Bleiverglasung. Ebenfalls 1886 war eine Heizung mit einem über den Dachfirst hinausreichenden Schornstein in die Kirche eingebaut worden, die nach 1967 wieder beseitigt wurde. Auch mussten die in dunklem Holz gehaltenen Kanzel- und Emporenaufbauten wegen Holzschäden entfernt werden. Die Südempore wurde nicht wieder aufgebaut, und in der Kirche dominierte nun das Weiß.
1900 war Lößnig eine eigenständige Kirchgemeinde geworden, der 1939 die zur Auenkirche gehörenden Teile von Dölitz und Dösen zugeordnet wurden. Letztere kamen aber 1980 wieder zur Auenkirchgemeinde zurück.
Nach 1992 wurde die Auenkirche wegen baulicher Schäden infolge von Setzungen durch den bis dahin benachbarten Braunkohlenbergbau einer umfassenden Sanierung von der Unterfütterung der Fundamente bis hin zur Dacherneuerung unterzogen. 1998 kam der spätgotische Flügelaltar in die Kirche, und 2000 folgte die Kreuzbach-Orgel.
Architektur
Die Auenkirche ist ein Saalbau von etwa 20 Meter Länge und 12 Meter Breite. Ihre Achse weicht um +14 Grad von der exakten Ostung ab. Der Chor hat einen Fünfachtelschluss. An ihrer Südseite besitzt die Kirche vier gestufte Strebepfeiler. Im Norden führt ein Anbau für eine Empore zu einem Knick im ziegelgedeckten Dach. Die Empore ist nur von außen über eine dem Stil der Kirche angepasste Laubentreppe (von 1908) zu erreichen. Der Zugang zur Kirche erfolgt durch einen Vorbau am Westgiebel. An der Nordseite liegt der Zugang zur Sakristei. Die Spitzbogenfenster sind, Porphyr imitierend, rot gefasst. Am Westende sitzt ein achteckiger barocker Turm auf. Er besitzt eine hochgezogene Zwiebelhaube mit Laterne und ist schiefergedeckt.
Ausstattung
Das Innere der Kirche ist im Wesentlichen in Weiß gehalten. Das Tonnengewölbe des Saales weist ein dezentes Kassettenmuster auf.
- Spätgotischer Flügelaltar
- Kreuzbach-Orgel
Der Altar ist ein spätgotischer Flügelaltar eines unbekannten Meisters und wird auf etwa 1500 datiert. Er ist eine Leihgabe der Kirchgemeinde von Threna bei Naunhof. Zwei Tage vor dem Abtransport des in Threna bereits zum Ende des 19. Jahrhunderts aus der Kirche entfernten Altars wurden bei einem Einbruch die Figuren der oberen Reihen der Seitenflügel und zwei Engelsfiguren entwendet, sodass nur noch die Figuren im Mittelschrein und in den unteren Reihen der Seitenflügel original sind. Im Zentrum des Mittelschreins steht Maria als Mondsichelmadonna, flankiert von den Aposteln Simon Zelotes und Judas Thaddäus mit den Attributen ihres Martyriums, Säge beziehungsweise Keule. In der älteren kirchlichen Tradition gelten beide als Vettern Jesu. Die unteren Figuren sind, bei zum Teil unsicherer Identifizierung, Bartholomäus, Juliana, Andreas, der Evangelist Johannes, Dorothea, und Philippus. Die oberen Figuren stammen zum Teil von der früheren Kanzel der Auenkirche und sind von links der Evangelist Lukas, Christus mit der Weltkugel, der Apostel Jakobus (nachgeschnitzt) und der Evangelist Markus. Die Tafelbilder auf den Rückseiten der Flügel zeigen Anna Selbdritt und den Heiligen Laurentius.
Die Orgel der Auenkirche stammt aus der Bornaer Orgelbauwerkstatt von Urban Kreutzbach. Sie wurde 1841 für die Kirche St. Martin in Elstertrebnitz gebaut. Nach der Aufgabe dieser Kirche nach einem Brand kam sie nach der Restaurierung durch die Firma Bochmann in Kohren-Sahlis 1999/2000 in die Auenkirche. Die Orgel mit mechanischen Schleifladen besitzt elf Register auf einem Manual und einem Pedal mit Pedalkoppel.[3] Vorgängerinstrumente des heutigen waren Orgeln 1749 von Christian Ernst Friederici und 1907–1966 von Alfred Schmeisser.[4] sowie anschließend bis 1999 eine kleine Jehmlich-Orgel aus der Dresdner Weinbergkirche.[5]
Die Glocken der Auenkirche wurden im Jahr 1942 für Rüstungszwecke eingeschmolzen. Daher ließ man im Jahr 1958 neue Eisenhartgussglocken durch die Firma Schilling & Lattermann in Morgenröthe-Rautenkranz hergestellt. Nachdem diese infolge Materialermüdung außer Dienst gestellt wurden, stellte man die alten Glocken vor dem Torhaus auf.
Weiteres
- Auenfriedhof
- Johanniskirche
- Das Pfarrerbuch Sachsen verzeichnet Pfarrer an der Auenkirche seit 1539.[6]
- Der Friedhof der Auenkirchgemeinde befindet sich seit etwa 500 Jahren östlich des Ortes an der Dösener Straße, etwa 600 Meter von der Kirche entfernt.
- 1934 war im Park des Stiftsgutes Dösen eine kleine Saalkirche errichtet worden, die zunächst nach Lößnig gepfarrt war. 1984 kam sie zur Auenkirchgemeinde und heißt seit 1994 Johanniskirche. In ihr finden im Wechsel mit der Auenkirche die sonntäglichen Gottesdienste der Gemeinde statt.
- Seit 2006 besteht ein Kooperationsvertrag zwischen der Auenkirchgemeinde und der Schwesterkirchgemeinde in Leipzig-Marienbrunn auf verschiedenen Gebieten des Gemeindelebens
Literatur
- Auenkirchgemeinde (Hrsg.): Auenkirche Markkleeberg – Markkleeberg Torhaus. 2002, 24 S.
Weblinks
- Geschichte. In: Website der Auenkirchgemeinde. Abgerufen am 26. Mai 2019.
- Auenkirche. In: Website der Stadt Markkleeberg. Abgerufen am 26. Mai 2019.
- Auenkirche Markkleeberg-Ost. In: Evangelisch-Lutherischer Kirchenbezirk Leipzig. Abgerufen am 26. Mai 2019.
Einzelnachweise
- Ältestes Gebäude der Stadt. In: leipzig.travel/de. Abgerufen am 25. Mai 2019.
- Eintrag in der Denkmaldatenbank des Landes Sachsen zur Denkmal-ID 09256594 (PDF, inklusive Kartenausschnitt). Abgerufen am 2. Dezember 2021.
- Auenkirche Markkleeberg – Orgeldisposition. In: Orgelstraße Leipziger Land. Abgerufen am 25. Mai 2019.
- Klaus Gernhardt: Kreutzbach-Orgel in der Auenkirche Markkleeberg-Ost. In: Outdooractive. Abgerufen am 25. Mai 2019.
- Auenkirche Markkleeberg – Markkleeberg Torhaus, S. 11
- Auen Pfarrer. In: Pfarrerbuch Sachsen. Abgerufen am 23. Februar 2020.