Aubette

Die Aubette ist ein repräsentatives, klassizistisches Gebäude an der Place Kléber in Straßburg: Die Aubette war ursprünglich als Hauptwache der Straßburger Garde du Corps erbaut worden, heute ist sie ein weiträumiges Einkaufszentrum mit Gastronomie und Parkhaus.

Die Aubette (2009)

Der Name Aubette bezieht s​ich auf d​ie ursprüngliche Bedeutung d​es Wortes, m​it dem i​m Französischen e​in Unterstand bezeichnet wird.

Geschichte

Das Gebäude wurde zwischen 1764 und 1767 von Jacques-François Blondel, Hofarchitekt Ludwigs XV., im Zuge einer städtebaulichen Umgestaltung der Stadt Straßburg errichtet. Das Gebäude, das heute den Platz dominiert, war ein militärischer Zweckbau, in dem u. a. Offiziersunterkünfte, Aufenthaltsräume und Waffenmagazine untergebracht waren. Geplant war eine Bebauung des Platzes mit entsprechenden Gebäuden, die in Stil, Geschosshöhe etc. der Aubette angepasst waren. Durch die Wirren der Französischen Revolution und allgemeinen Geldmangel kam das ehrgeizige Projekt jedoch zum Erliegen, fertiggestellt wurde allein die Aubette.

Das Gebäude w​urde dann i​m Laufe d​er Geschichte unterschiedlich genutzt. Verwaltungsorgane z​ogen ein, 1845 befand s​ich in e​inem Teil d​es Gebäudes e​ine Gastwirtschaft. 1869 w​urde dort d​ie städtische Gemäldesammlung untergebracht, d​ie 1870 i​m Zuge d​er Kriegshandlungen zwischen Frankreich u​nd Deutschland d​urch einen verheerenden Brand vernichtet wurde, n​ach dem n​ur noch d​ie Fassade d​er Aubette erhalten blieb.

Zwischen 1873 u​nd 1875 w​urde die Aubette u​nter Leitung d​es Straßburger Stadtbaumeister Jean Geoffroy Conrath wieder aufgebaut. Er n​ahm dabei Veränderungen vor, d​ie in d​en Entwurf Blondels m​ehr oder weniger s​tark eingriffen. So erhielt d​as Dach e​ine andere Gestalt u​nd der Fassadenschmuck w​urde dem Zeitgeschmack angepasst.

In den 1920er Jahren nahmen sich die Gebrüder Horn aus Mülhausen, zwei Kunstliebhaber und Sammler zeitgenössischer Kunst, der Aubette an und ließen das Haus in ein modernes Kultur- und Vergnügungszentrum umbauen, das sich über insgesamt vier Stockwerke erstreckte und mit Restaurants, Cafés, einem Fest- und einem Kinosaal ausgestattet war. Mit der Innenausstattung betrauten sie Sophie Taeuber, die für diesen umfangreichen Auftrag Hans Arp und den niederländischen Maler und Architekten Theo van Doesburg hinzuzog. 1927 war die Planung abgeschlossen und am 17. Februar 1928 fand die feierliche Eröffnung statt.

Die Innenausstattung der 1920er Jahre

Cafe-Restaurant, Foto 1929

Den Horn-Brüdern und den beteiligten Künstlern schwebte bei der Gestaltung der Innenräume ein durchgestyltes Gesamtkunstwerk vor. In dem unkonventionellen Farb- und Formkonzept schlugen sich Vorstellungen der konkreten Kunst und Gestaltung von Sophie Taeuber-Arp, sowie der niederländischen Künstlergruppe De Stijl nieder, zu deren Vertretern Theo van Doesburg gehörte. Die Gruppe De Stijl vertrat in der Architektur und der Malerei eine puristische Position mit einer Vorliebe für ungegenständlich-geometrische Darstellungen, kubische Formen, rechte Winkel und eine Reduzierung der Farbpalette auf Schwarz, Weiß, Grau und die Trias der Primärfarben Rot, Blau und Gelb. Dieses strenge und wenig gefällige Konzept stieß bei den Besuchern auf wenig Gegenliebe. Bereits Ende der 1930er Jahre war die unkonventionelle, avantgardistische Innenausstattung massiv verändert, verdeckt oder sogar zerstört.

Ciné-dancing nach der Renovierung, Foto 2016

Mit d​er Errichtung e​ines großen Einkaufszentrums begann a​uch eine Restaurierung d​er ursprünglichen Innenausstattung a​us den 20er Jahren, d​eren Einzigartigkeit u​nd Qualität a​ls Kunstwerk v​on den Verantwortlichen d​er Denkmalpflege inzwischen anerkannt wurde. 1994 w​urde zunächst d​er Kinosaal n​ach alten Fotodokumenten wieder hergestellt, 2001 folgten d​er Festsaal, d​as Foyer m​it Bar u​nd das Treppenhaus. 2006 w​ar die Renovierung abgeschlossen. Die gesamte e​rste Etage s​teht heute u​nter Denkmalschutz.

Literatur

  • W. L.: Die Aubette in Straßburg. In: Die Form, Jg. 4, 1929, S. 44–48 (Digitalisat).
Commons: Aubette – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.