Arthrodira
Die Arthrodira (Arthrodiriformes) (von gr. άρθρον, árthron „Gelenk“ und δειρή, deiré, „Hals, Genick“[1]) sind die jüngste Gruppe der ausgestorbenen Placodermi, fischartiger, stark gepanzerter Wirbeltiere aus dem Devon. Sie erschienen im Unterdevon und überlebten bis zum Ende des Devons (Famennium). Sie waren offensichtlich aktive und räuberische Schwimmer, die größere, nektonische Beutetiere fraßen. Es wurden bisher etwa 130 Gattungen beschrieben.
Arthrodira | ||||||||||||
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Zeitliches Auftreten | ||||||||||||
Unterdevon bis Oberdevon | ||||||||||||
419,2 bis 358,9 Mio. Jahre | ||||||||||||
Fundorte | ||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Arthrodira | ||||||||||||
Woodward, 1891 |
Merkmale
Die älteren Formen der Arthrodira besaßen einen langen, weitgehend zusammenhängenden Kopf- und Rumpfpanzer aus großen Knochenplatten. Kopf- und Rumpfpanzer waren gegeneinander beweglich. Für die Brustflossen waren kleine Öffnungen vorhanden. Der Rumpfpanzer reichte bis zum After.
Bei jüngeren Formen war der Rumpfpanzer zu einer Spange reduziert, die nur noch den vorderen Rücken bedeckte. Die Grenze zwischen Kopf- und Rumpfpanzer verläuft in einem Winkel von etwa 45°. Der Kopf war relativ klein, die Augen saßen seitlich, das Maul war endständig. Er konnte in einem paarigen Gelenk gegenüber dem Rumpfpanzer (Schultergürtel) angehoben werden (s. Fischschädel).
Die Schwanzflosse war heterocerk, meist waren Brust-, kleine Bauch-, eine Rückenflosse und eine kleine Afterflosse vorhanden.
Einige Arthrodiren wurden sehr groß. Homostius und Heterostius erreichten eine Länge von 5 bis 6 m, der Filtrierer Titanichthys[2] wurde 5 bis 8 m lang und Dunkleosteus sogar 6 bis 10 m. Der gut erforschte Coccosteus erreichte dagegen nur eine Länge von 40 Zentimetern.
Fossilien des Arthrodiren Incisoscutum ritchiei deuten auf innere Befruchtung (mittels Klaspern), Schwangerschaft und Viviparie wie bei Haien hin.
Literatur
- Hans-Peter Schultze: Placodermi, Seite 197. In Wilfried Westheide, Reinhard Rieger: Spezielle Zoologie Teil 2: Wirbel und Schädeltiere, 1. Auflage, Spektrum Akademischer Verlag
- Joseph S. Nelson: Fishes of the World. 4th edition. John Wiley & Sons, Hoboken NJ u. a. 2006, ISBN 0-471-25031-7.
- Robert L. Carroll: Paläontologie und Evolution der Wirbeltiere. Thieme, Stuttgart 1993, ISBN 3-13774-401-6.
- John A. Long: The Rise of Fishes. Johns Hopkins University Press, 1995, ISBN 0801849926.
Einzelnachweise
- lt. Pape 1880, Griech.-Wb.
- Samuel J. Coatham, Jakob Vinther, Emily J. Rayfield und Christian Klug: Was the Devonian placoderm Titanichthys a suspension feeder? The Royal Society Publishing, Mai 2020, doi: 10.1098/rsos.200272