Arnold (Unternehmen)
Arnold (Metallspielwarenfabrik K. Arnold GmbH & Co.) war ein zunächst deutsches Unternehmen, das Blechspielzeuge und Modelleisenbahnen, hauptsächlich in Spurweite N, herstellte.
K. Arnold GmbH & Co. | |
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Rechtsform | GmbH & Co. KG |
Gründung | 1906 |
Sitz | Nürnberg |
Branche | Spielwarenindustrie |
Website | www.hornby.de |
Geschichte
Gründung
Das Unternehmen wurde am 4. Oktober 1906 in Nürnberg von Karl Arnold gegründet und produzierte dort hauptsächlich Blechspielzeug. 1913 bezog die Firma ihr eigenes Werksgebäude an der Nürnberger Blumenthalstraße ⊙ , das später an der Deutschherrnstraße erweitert wurde. Im Zweiten Weltkrieg wurden alle Nürnberger Produktionsstätten zerstört. Die Produktion wurde nach Kriegsende im Zweigbetrieb im oberpfälzischen Mühlhausen wieder aufgenommen, bis auch das Nürnberger Werk wieder aufgebaut war.[1] Das Zweigwerk in Mühlhausen wurde weiterhin beibehalten, weil die niedrigeren Grundstücks- und Lohnkosten im ländlichen Raum einen zunehmend wichtigen Kalkulationsfaktor bildeten. Später wurde es von der italienischen Firma Rivarossi aufgekauft und gehört heute zur englischen Hornby-Gruppe.[2]
Wechsel der Ausrichtung
Durch den allmählichen Rückgang des Absatzes an Blechspielzeug verlegte der Hersteller seine Produktpalette Ende der 1950er Jahre auf die Entwicklung eines neuartigen Modelleisenbahn-Systems. Im Jahr 1960 wurden erstmals Modelle in der Spurweite 8 mm auf der Nürnberger Spielwarenmesse als „Arnold Rapido 200“ im Maßstab 1:200 präsentiert. Nach einem Leserbrief[3] fertigte Arnold ab der Spielwarenmesse 1962[4] die Modelle im auf 1:160 geänderten Maßstab mit 9 mm Spurweite. Dieser wurde im Jahr 1964 für die Spurweite N in NEM 010 international genormt. Arnold war somit, nach der Casting Machine Tools Ltd. London, die zuerst auf 9 mm setzte[5], ein Pionier der Spur N und galt lange Jahre als Marktführer, musste sich allerdings ab 1964 auf zunehmende Konkurrenz durch die Produkte Minitrix (aus dem Hause Trix) und ab 1969 Fleischmann piccolo einstellen. Erst 1966 stellte Arnold die Produktion auf normgerechte Polung – bei Vorwärtsfahrt ist die rechte Schiene der Pluspol – um.[6]
Das Unternehmen produzierte zunächst fast ausschließlich Modelle in Spur N. Erst in den 1990er Jahren wurde die Produktpalette um einige Fahrzeuge in der Nenngröße TT erweitert. Neben rollendem Material und Gleisen stellte Arnold in beschränkter Auswahl auch Zubehör im Maßstab 1:160 her. Darunter befanden sich verschiedene Gebäude und Straßenfahrzeuge.
Führende Rolle auf dem N-Sektor
Das Unternehmen entwickelte viele innovative Produkte, mit denen man sich eine gewisse technische Überlegenheit auf dem Modellbahn-Markt erarbeitete. So wurde 1963 eine neuartige Spur-N-Kupplung vorgestellt, die bereits ein Jahr später vom Verband der Modelleisenbahner und Eisenbahnfreunde Europas in dessen Normen zum Standard erhoben wurde.[7] 1967 brachte Arnold die ersten unverkürzten Modelle von Schnellzugwagen der Bundesbahn heraus. 1972 erschien die erste Dampflok in Spur N mit Rauchgenerator sowie Personenwagen mit Innenbeleuchtung, 1973 folgte die Simplex-Kupplung zum automatischen Entkuppeln an jeder beliebigen Stelle der Modellbahnanlage. Ab 1981 fertigte Arnold als erster Großserienhersteller die Nachbildung einer Dampflok mit gelenkigem Doppeltriebwerk der Bauart Mallet. 1985 brachte Arnold mit der Kleinlok Köf das kleinste bis dahin jemals erschienene Lokmodell in Spur N heraus, in dem sich noch ein Antrieb unterbringen ließ.
Eine originelle Sonderversion waren mit echtem Gold bedampfte Lokmodelle ohne Antrieb, die ab 1976 auf den Markt kamen.
Um 1970 übernahm Arnold von der Firma Blattmann in Emmendingen ein kleines Sortiment von Gebäuden, Bahnbauwerken und Zubehör für die Baugröße N. Blattmann hatte seit etwa 1965 unter dem Markennamen Klei-We (Kleine Welt) fast ausschließlich für den N-Markt produziert. Arnold brachte die Bausätze ab 1971 unter eigenem Markennamen heraus, so das Stationsgebäude Renchen oder das nicht ganz vorbildgerechte Stellwerk Lorch. Daneben produzierte Arnold ein umfangreiches Zubehörsortiment, beispielsweise Signalattrappen und Ladegut, um den N-Markt zu beleben. Das war strategisch sinnvoll, da Arnold sich ausschließlich auf die Baugröße N konzentrierte, deren Marktanteil im Verhältnis zur Spur H0 traditionell geringer ist und deshalb nur begrenzten Umsatz pro Modell erwarten lässt. In der Folge brachte Arnold weitere eigene Gebäudebausätze heraus, wie ein Transformatorenhäuschen oder das Stationsgebäude Winsen (Luhe).
Auftreten am Markt
Problematisch für Arnold wirkten sich mehrere Entwicklungen aus: Der Formenbau von Arnold blieb sowohl in der Feinheit der Gravur wie in der Exaktheit der modellmäßigen Umsetzung bald hinter den technischen Möglichkeiten zurück. Das galt etwa für Modelle mit gerundeten sphärischen Kopfformen wie E 103 oder E 150 oder kleine Lokomotiven wie die E 69. Die optische und funktionale Ausführungsqualität des Mitbewerbers Fleischmann war ab dessen Markteinstieg in die Spur N 1969 der von Arnold spürbar überlegen. Auch die Konkurrenten Minitrix und Roco verbesserten ihre Qualität bald merklich. Beispielsweise erhielten bereits 1973 zwei neu erschienene Güterwagen von Arnold ein eher ungünstiges Urteil seitens der Modellbahnpresse. Die parallel besprochenen Neuheiten der anderen Hauptmitbewerber wurden wesentlich besser bewertet.[8]
Technisch ungünstig war die Ausrüstung der Arnold-Modelle mit zu stark zugespitzten Spurkränzen, was beim Einsatz auf Gleismaterial anderer N-Hersteller Entgleisungen begünstigte. Die Verwendung von Kunststoffrädern bei den Wagen sorgte für unruhigen Lauf, außerdem führte sie auf Gleis von Fremdfabrikaten zum „Sammeln“ von Schmutz auf der Radlauffläche mit holprigem Lauf als Folge. Die erwünschte Kompatibilität mit Material anderer Hersteller – schon in früher Zeit der Baugröße N ein entscheidender Vorteil dieser Spurweite – wurde so durch Arnold nicht gefördert. Andere Hersteller wie Fleischmann oder Roco setzten von Anfang an auf die in der Herstellung teuren, aber hochwertigen Metallradsätze. Die Antriebstechnik und Laufruhe der Lokomotiven von Arnold, namentlich bei den Dampflokmodellen, und die allgemeine Umsetzung von Maßstäblichkeit, Proportionen und Gravur fiel im Vergleich mit den anderen Anbietern zunehmend ab. Denn um die Modelle robust und stark zu machen und den Antrieb besser unterzubringen, waren etwa die Modelle der Altbau-Elloks maßstäblich etwas zu groß. Mit dem Erscheinen vergleichbarer Vorbilder bei den anderen Marktteilnehmern liefen diese Arnold den Rang ab. So war etwa das robuste Modell der Güterzug-Ellok E 94 von Arnold in der Breite um 1 mm und in der Höhe um 2 mm größer als das einige Zeit später von Fleischmann herausgebrachte Modell nach dem gleichen Vorbild, in dieser Baugröße eine sehr spürbare Abweichung.
Marktveränderung und Niedergang
Die Tendenz von Arnold zur möglichst kostensparenden Herstellung verursachte hausgemachte Wettbewerbsnachteile. So wurden die Gehäuse der Fahrzeuge durchgefärbt, was trotz seidenmatter Struktur von Granulat und Oberfläche zum typischen „Plastik-Farbton“ der Modelle führte und die Produkte von Arnold sofort von denen anderer Hersteller unterschied. Die Mitbewerber sorgten bei ihren Gehäusen durch den aufwändigen Arbeitsgang der Lackierung für ein authentisches und überzeugendes Finish. Außerdem hielt Arnold sehr lange an den seinerzeit unterdetaillierten Untergestellen aus Zinkguss fest und geriet damit stark ins Hintertreffen. Zu regelrecht skurrilen Ergebnissen führte die Strategie von Arnold, bei den Güterwagen möglichst ein Einheitsfahrgestell zu verwenden, um die Formkosten für zusätzliche Chassis zu sparen. Die Folge war, dass die Proportionen etlicher Vorbilder verzerrt werden mussten oder der Achsstand – als optisch maßgebliches Merkmal – stark abwich.
Etwa ab Mitte der 1980er Jahre wurde der Markt in der Baugröße H0 für die Käufer wieder zunehmend attraktiver. Dazu trugen bei: die immer bessere Detaillierung, vor allem aber die allmähliche Bereitschaft der Erzeuger, die technischen Normen europäischer Modellbahnen zu berücksichtigen, insbesondere die Einführung des Normkupplungsschachtes, sodass Kompatibilität und Funktion der Modelle unabhängig vom Hersteller stark verbessert wurden, schließlich die zunehmende Verfügbarkeit von weniger oder gar nicht verkürzten Schnellzugwagen. Der bis dahin große Vorteil der Baugröße N, über diese Systemeigenschaften seit jeher zu verfügen, zog nun zunehmend geringer. Mit der Wiedervereinigung Deutschlands eröffnete sich den Modellbahnfirmen in der Baugröße H0 ein neuer, dankbarer Markt mit vielen interessanten Vorbildern. Die Baugröße N war in der DDR weniger verbreitet; der Maßstab 1:120 bildete mit Material vom VEB Berliner TT-Bahnen ein massives Marktsegment, sodass sich die etablierten westdeutschen Hersteller tendenziell mit diesem neuen Marktsegment beschäftigen mussten. Jeder Zulauf für die TT-Spur tat allerdings zwangsläufig den anderen Baugrößen Abbruch, im Zweifel der Spur N. Arnold erfreute zwar die N-Gemeinde weiterhin rege mit Neuheiten, vermochte aber endgültig nicht mehr, technisch und ästhetisch seiner Rolle als einstiger Marktführer weiterhin gerecht zu werden.
Fortbestand des Markennamens
Das Unternehmen musste 1995 Insolvenz anmelden und wurde 1997 vom italienischen Mitbewerber Rivarossi übernommen. Die Nürnberger Liegenschaft wurde verkauft und in der Folge mit Wohn- und Geschäftsnutzungen belegt. Im Jahr 2001 wurde auch die Produktion in Mühlhausen eingestellt. Die Modellformen wurden nach Italien verbracht. 2003 war Rivarossi ebenfalls insolvent. Daraufhin erwarb 2004 die Hornby Plc. Teile von Rivarossi und damit u. a. auch den Markennamen Arnold sowie die Arnold-Formen.[1]
Seit 2006 sind wieder Arnold-Modellbahnprodukte im Handel erhältlich. Die Entwicklung der Modelle erfolgte zunächst in England und Italien, seit 2009 in Spanien und Deutschland.[9][10][11] Nachdem zunächst viele bestehende Modelle in Spur N und TT in überarbeiteter Form auf den Markt gelangt waren, werden seit 2009 nun auch wieder neue Spur-N-Modelle entwickelt. Für 2013 wurde erstmals ein Modell im Maßstab 1:148 für den britischen Spur-N-Markt angekündigt.[12] Es handelt sich dabei um ein Modell des fünfteiligen Pullman-Elektrotriebwagens Brighton Belle.
Literatur
- Guido Kruschke, Ralph Zinngrebe: Faszination Arnold. Die Geschichte der Spur N von 1960 bis heute in einer historisch-technischen Betrachtung. von Arnold Modelleisenbahn GmbH, Mühlhausen, Art.-Nr. 0082, erschienen im Juli 2000.
Weblinks
- Arnold Modelleisenbahnen bei Hornby International
- Hornby - Arnold-Bereich, Deutschland-Vertrieb für Arnold
Einzelnachweise
- Eintrag "Arnold & Co." auf nuernberginfos.de, abgerufen am 19. November 2013
- Hornby International
- Miba 12/1961 S. 493
- Miba 3/1962 S. 95
- Miba 4/1961 S. 147
- Miba 3/1966 S. 101
- NEM 356, Kupplungskopf für Nenngröße N, abgerufen am 25. Februar 2019
- Eisenbahn-Magazin 11/1973, Alba Verlag Düsseldorf
- Hornby Italia
- Hornby España
- Hornby Deutschland
- hornby.de: Arnold-Neuheiten 2013 (Memento vom 26. Januar 2013 im Internet Archive)