Arno Pötzsch
Arno Pötzsch (* 23. November 1900 in Leipzig; † 19. April 1956 in Cuxhaven) war ein deutscher Erzieher, evangelischer Pfarrer und Dichter von Kirchenliedern.
Biografie
Arno Pötzsch war der Sohn eines Angestellten in einem Textilgeschäft, seine Mutter war Krankenschwester. Er wuchs in einfachen Verhältnissen auf und besuchte die Volksschule. Eigentlich wollte er Lehrer werden, doch musste er aus gesundheitlichen Gründen die Ausbildung abbrechen.
Im Verlauf des Ersten Weltkrieges meldete er sich als 17-Jähriger freiwillig zur kaiserlichen Kriegsmarine. Das Kriegsende brachte ihn in eine Glaubens- und Lebenskrise. Dann lernte er die Herrnhuter Brüdergemeine kennen, wo er Halt und neuen Mut fand. Pötzsch wurde in den Brüdergemeinen Kleinwelka bei Bautzen und Herrnhut als Erzieher und Fürsorger tätig. Man empfahl ihm Sozialarbeiter zu werden. 1930 entschloss er sich jedoch zum Studium der Theologie.
Er schloss sich 1935 der Evangelischen Michaelsbruderschaft an, einer 1931 gegründeten verbindlichen geistlichen Gemeinschaft. Dort lernte er auch seinen Amtsbruder Kurt Reuber kennen, mit dem er in Freundschaft verbunden blieb. Nach der Kapitulation der 6. Armee in Stalingrad Anfang 1943 widmete er Reuber, dem Zeichner der Stalingradmadonna, mehrere Gedichte. Seine ersten Gedichte entstanden schon während des Studiums.
Pötzsch wurde 1935 Pfarrer in Wiederau bei Rochlitz (Sachsen), 1938 Seelsorger an der Garnisonkirche in Cuxhaven. Von dort hatte er auch die holsteinischen Küstenorte und Helgoland zu betreuen. Während der deutschen Besetzung der Niederlande im Zweiten Weltkrieg war er Marinepfarrer in Den Haag. Dort erhielt er 1941 das ihm von dem Schweizer Literaturwissenschaftler und Essayisten Fritz Ernst (1889–1958) gewidmete Buch über seinen Ururgroßvater mütterlicherseits Peter im Baumgarten, den bekannten Ziehsohn Johann Wolfgang von Goethes.[1]
Viele seiner Gedichte und Lieder entstanden angesichts der Schrecken des Zweiten Weltkriegs. Er selbst bezeichnete sie als „Notlieder der Kirche“. Von März 1948 an bis 1956 war er Gemeindepfarrer an der ihm vertrauten früheren Garnisonkirche in Cuxhaven, seit 1950 die St.-Petri-Kirche.
Seine geistlichen Gedichte aus der Kriegs- und Nachkriegszeit finden sich in vielen Andachts- und Gesangbüchern wieder. Die Theologin und Pfarrerin Margot Käßmann zitierte bei ihrem Rücktritt vom Bischofsamt und EKD-Ratsvorsitz am 24. Februar 2010 die beiden Anfangszeilen von Pötzschs Lied:
Du kannst nicht tiefer fallen
als nur in Gottes Hand,
die er zum Heil uns allen
barmherzig ausgespannt.[2]
Er wurde auf dem Friedhof Brockeswalde in Cuxhaven beerdigt.
Ehrungen
- Der Arno-Pötzsch-Platz in Döse wurde 1995 nach ihm benannt.
- Eine Büste von ihm befindet sich an der Außenwand des Kirchenbüros von St.-Petri Cuxhaven.
- Anlässlich seines Todestages wurde Pötsch am 19. April 2021 in einer Verkündigungssendung auf WDR 2 thematisiert.[3]
Veröffentlichungen
- Briefe und Schriften 1938–1952. Hg. und kommentiert von Michael Heymel. Darmstadt 2019.
- Im Licht der Ewigkeit : geistliche Lieder und Gedichte. Gesamtausgabe. Hg: Marion Heide-Münnich. Verl. Junge Gemeinde, Leinfelden-Echterdingen 2008.
Kirchenlieder
- Du hast zu deinem Abendmahl als Gäste uns geladen. (1941; EG 224)
- Meinem Gott gehört die Welt. (1934/1949; EG 408)
- Du kannst nicht tiefer fallen. (1941; EG 533)
- Singt, singt, singt, singt, singt Frieden auf Erden. (EG 541: Regionalteil Hessen und Nassau/Kurhessen-Waldeck)
- Bleib bei uns, wenn der Tag entweicht. (1952; EG 542: Regionalteil Württemberg und Nr. 102 im Gesangbuch der Evangelisch-methodistischen Kirche)
- Das Jahr geht hin, nun segne du (EG 551: Regionalteil West)
- Du gabst der Welt das Leben. (EG 668: Regionalteil Württemberg)
- Es ist ein Wort ergangen. (EG 586: Regionalteil Baden, Elsass, Lothringen, Pfalz / 590 – Regionalteil West und RG 256)
- Herr Gott, gib uns das täglich Brot. (EG 633: Regionalteil Niedersachsen, Bremen / 630 – Regionalteil Nordelbien)
- Vor den Türen deiner Welt stehst du allerzeiten. (vor 1952; RG 374)
- Ich will dem Herren singen, solang ich leb und bin. (1951; RG 731 und 88 im Gesangbuch der Evangelisch-methodistischen Kirche)
- Ich steh an deinem Kreuz, Herr Christ (vor 1956; EG 556: Regionalteil Rheinland/Westfalen/Lippe)
- Dich loben deine Werke (vor 1956; Nr. 61: Gesangbuch der Evangelisch-methodistischen Kirche)
- Herr Christ, mach uns zum Dienst bereit (1952; Nr. 556: Gesangbuch der Evangelisch-methodistischen Kirche)
Literatur
- Sonja Wolff-Matthes: In Gottes Hand: Arno Pötzsch: ein Lebensbild. LVH, Hannover 2000.
Siehe auch
Weblinks
- Literatur von und über Arno Pötzsch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- Vgl. Fritz Ernst: An Herrn Marinepfarrer Arno Poetzsch in ** [Den Haag]. In: Fritz Ernst: Aus Goethes Freundeskreis. Studien um Peter im Baumgarten. Mit fünfundzwanzig Abbildungen (Einband und Umschlag nach Entwurf von Pierre Guachat). Eugen Rentsch, Erlenbach/Zürich 1941, S. 5–7, hier S. 5. Zu Peter im Baumgarten, dem „Haslitaler Ahnherrn“ Arno Pötzschs. Vorfahrin war dessen Ehefrau (Hochzeit 1786 in Berka an der Ilm), Johanna Friederike Louise Wächter, verwitwete im Baumgarten, geb. Hoffmann (1768–1814), die als Witwe 1800 in Berka den Weimarer Amtsaktuar Johann Justin Ludwig Wächter (1772–1827) heiratete. Vgl. Reinhard Breymayer: Goethe, Oetinger und kein Ende. Charlotte Edle von Oetinger, geborene von Barckhaus-Wiesenhütten, als Wertherische „Fräulein von B.“ Heck, Dußlingen 2012, S. 68 mit Anm. 174.
- Zeitschrift AufAtmen, Bundes-Verlag, Witten 4/2014, S. 7 (Rechte: Verlag Junge Gemeinde, Leinfelden-Echterdingen).
- Text Pötzsch als PDF-Datei