Arktisstation der Universität Kopenhagen
Die Arktisstation der Universität Kopenhagen (dänisch Arktisk Station, grönländisch Angakkussarfik) ist eine wissenschaftliche Einrichtung auf der zu Grönland gehörenden Diskoinsel.
Lage
Die Station befindet sich in einem Naturschutzgebiet nahe der Südküste der Diskoinsel, gut 300 Meter nordöstlich des Ortsausgangs von Qeqertarsuaq. Sie liegt in einer Höhe von 20 m über dem Meeresspiegel an einer kleinen Lagune, die von der offenen See der Diskobucht durch einen schwarzen Sandstrand getrennt ist, wo der Heliport Qeqertarsuaq liegt. Vor der Küste liegen stets gewaltige auf Grund gelaufene Eisberge. Hinter der Station steigt ein Kliff 600 m steil an. Etwa 850 m östlich mündet der Røde Elv („Roter Fluss“), der sich aus den Abflüssen mehrerer Gletscher speist.
Geschichte
Der dänische Botaniker Morten Pedersen Porsild gründete „Den Danske Arktiske Station“ im Jahre 1906. Unterstützt wurde seine Idee auch von bedeutenden Polarforschern wie Knud Rasmussen, Fridtjof Nansen und Ludvig Mylius-Erichsen. Die Kosten von 35.000 dänischen Kronen für den Bau der Station sowie jährlich 10.000 Kronen für ihren Betrieb übernahm die dänische Regierung. 1920 wurde das Haupthaus nach Osten erweitert und um eine Bibliothek und Laboratorien ergänzt. Porsild war fast 40 Jahre lang wissenschaftlicher Stationsleiter. 1946 kehrte er nach Dänemark zurück, und Paul Gelting (1905–1964) übernahm die Leitung der Station.[1]
1947/48 wurde ein neues Haus für den wissenschaftlichen Leiter errichtet. 1953 übernahm die Universität Kopenhagen die Station, die jetzt „Arktisk Station“ genannt wurde. 1955/56 kam ein weiteres Gebäude für die Werkstatt und Garage hinzu. Zehn Jahre später wurde die Bibliothek in ein neu errichtetes Nebengebäude verlegt. Bis 1978 konnte die Einrichtung ausschließlich von Biologen genutzt werden. Danach erweiterte sich ihre wissenschaftliche Ausrichtung, sodass sie sich auch für andere Naturwissenschaftler wie Geologen und Geographen öffnete. 1979/80 wurde das Hauptgebäude für etwa 5 Millionen DKK komplett renoviert, 1983 auch das Wohnhaus des wissenschaftlichen Leiters und 1985 die Werkstatt. Die Arktisstation ist heute die nördlichste Einrichtung der Universität Kopenhagen und eine von wenigen Forschungsstationen nördlich des Polarkreises, die ganzjährig besetzt ist.
Beschreibung
Organisation
Die Arktisstation wird von einem Gremium aus fünf Personen beaufsichtigt, das von der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Kopenhagen eingesetzt wird. Es besteht aus je einem Vertreter des Botanischen, Zoologischen, Geologischen und Geographischen Instituts sowie einem direkt von der Fakultät benannten Mitglied. Vor Ort gibt es drei feste Mitarbeiter: den wissenschaftlichen Leiter, den Verwalter und den Kapitän des Forschungsschiffs Porsild.
Gebäude
Im Hauptgebäude der Arktisstation mit einer Fläche von 660 m² gibt es einen Vortragsraum, einen Aufenthaltsraum, eine Kantine und eine Küche. In den Schlafräumen können bis zu 26 Gäste untergebracht werden. Im Westteil des Hauses befinden sich die privaten Räume des Verwalters und seiner Familie (104 m²). Das Labor- und Bibliotheksgebäude besitzt auf zwei Etagen eine Fläche von 225 m². Die Bibliothek umfasst etwa 6000 Bücher[1] und eine umfangreiche Sammlung von Zeitschriften mit polarem Bezug. Dem wissenschaftlichen Leiter stehen Privaträume von 120 m² Fläche zuzüglich eines Kellers zur Verfügung. Es gibt eine Werkstatt mit Garage (70 m²) und einen Lagerschuppen (20 m²).
Klima
Das an der Station herrschende arktische Meeresklima ist beeinflusst von der Baffin Bay. Es ist gekennzeichnet durch eine relativ hohe Niederschlagsmenge und große Temperaturschwankungen. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt −3,2 °C, die mittlere Temperatur im Januar −11,6 °C und im Juli 7,6 °C. Jährlich fallen im Mittel 436 mm Niederschlag. Der Wind kommt im Winter vorzugsweise aus Osten, beeinflusst durch kalte katabatische Winde vom grönländischen Eisschild, im Sommer dagegen meistens aus Westen, wo er milde maritime Luftmassen mitbringt.
Forschung
Unter der Bezeichnung DiskoBasis wurde 2013 ein langfristiges Monitoring-Programm gestartet. DiskoBasis erweitert und ergänzt das seit einem Jahrhundert von der Station durchgeführte Monitoring des lokalen Ökosystems und wird vom dänischen Energieministerium finanziert.
Das vorrangige Ziel des Programms ist es, Langzeitdatenreihen der geophysikalischen und biologischen Verhältnisse der terrestrischen und maritimen Umgebung der Station zu sammeln. Damit ergänzt es die bereits bestehenden Monitoring-Programme in Nuuk und an der Forschungsstation Zackenberg in Nordostgrönland. DiskoBasis sammelt Daten zur Meteorologie, zum Kohlendioxidaustausch zwischen Land und Atmosphäre, zu Böden und Vegetation, zur Hydrologie und zum Sedimenttransport im Røde Elv, zur Limnologie sowie zu Eigenschaften des Meerwassers.
Einzelnachweise
- Bent Hasholt: Arktisk Station. In: Andrew Jon Hund (Hrsg.): Antarctica and the Arctic Circle: A Geographic Encyclopedia of the Earth’s Polar Regions. Band 1. ABC-CLIO, Santa Barbara 2014, ISBN 978-1-61069-392-9, S. 111–112 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Weblinks
- Arctic Station auf der Homepage des Projekts INTERACT
- Homepage der Arktisstation