Ludvig Mylius-Erichsen
Ludvig Mylius-Erichsen (* 15. Januar 1872 in Viborg; † 25. November 1907 auf Grönland) war ein dänischer Grönlandforscher.
Die literarische Grönlandexpedition
1902 bis 1904 leitete er eine dänische Expedition entlang der Westküste Grönlands bis in das Kap York-Gebiet, an der u. a. auch der Maler und Zeichner Harald Moltke und der grönländisch-dänische Polarforscher Knud Rasmussen beteiligt waren. Ziel der Expedition, die 1903/1904 auf der Saunders-Insel überwinterte, war die ethnografische Feldforschung unter den Polar-Inuit, insbesondere die Aufzeichnung ihrer Lieder und Legenden.[1] Daher wird sie in der Literatur auch „Die literarische Grönlandexpedition“ genannt.
Die Danmark-Expedition
1906 wurde er mit der Leitung einer neuen Expedition beauftragt. Nach dem Schiff Danmark hieß sie Danmark-Expedition. Das Ziel der Expedition war es, das letzte unbekannte Stück der grönländischen Nordostküste zwischen Kap Bismarck (nördlich der Insel Store Koldewey) und Kap Bridgman (im nordöstlichen Pearyland) zu erforschen. Zu seiner Mannschaft gehörten auch der Deutsche Alfred Wegener und die dänischen Zeichner Achton Friis und Aage Bertelsen. Dabei wurde die erste meteorologische Station in Grönland bei Danmarkshavn errichtet, und es wurden Drachen und erstmals auch Fesselballons für meteorologische Messungen im arktischen Klima eingesetzt.
Zwei Gruppen mit Hundeschlitten und je drei Teilnehmern erkundeten und vermaßen die Küstenlinie, und fanden dabei auch Nordostrundingen, den östlichsten Punkt Grönlands. Die Expedition nahm ein tragisches Ende. Die Gruppe mit Ludvig Mylius-Erichsen, dem Grönländer Jørgen Brønlund als Schlittenführer und Jäger und Niels Peter Høeg-Hagen als Kartograf kehrte nicht zurück. An einem Depot in Lambert-Land (79° n. Br.) fand die Suchexpedition im nächsten Jahr nur die Leiche von Brønlund samt seinen Aufzeichnungen und Tagebüchern, aus denen der Tod der beiden anderen hervorging. Ihre Leichen sollten auf dem Eis des Fjords vor dem Gletscher nördlich von Lambert-Land liegen. Sie konnten bis heute nicht gefunden werden. Peter Freuchen, ebenfalls Teilnehmer der Expedition, warf Mylius-Erichsen Versagen bei der Planung vor: Offensichtlich hatte die Gruppe auch Nadel und Faden vergessen, um ihr Schuhzeug zu reparieren. Sie konnten am Ende des Sommers mit erfrorenen Füßen nicht weitergehen.
Nach Ludvig Mylius-Eriksen ist das Mylius-Erichsen-Land auf Grönland benannt.
Erinnerungsmedaille
1933, 25 Jahre nach der Rückkehr der Expedition, ließ Kapitän Alf Trolle (1879–1949), Führer des Expeditionsschiffes Danmark und – nach Mylius-Erichsens Tod – Leiter der Expedition, eine silberne Erinnerungsmedaille prägen. Er versammelte die überlebenden Expeditionsmitglieder (19 waren 1933 noch am Leben) in seinem Haus Trollesminde in Rørvig und überreichte ihnen die Medaille. Auch die nächsten Verwandten der Verstorbenen erhielten ein Exemplar. Den Entwurf lieferte der Künstler Harald Moltke. Als Vorbild diente ein ebenfalls von Moltke entworfener Teller der Kgl. Kopenhagener Porzellanmanufaktur, der ebenfalls die Steinwarte zeigt, die die Expeditionsteilnehmer 1908 in Danmarkshavn zur Erinnerung an die umgekommenen Kameraden errichtet hatten.
Literatur
- Lautz, Thomas: Die Tragödie im Eis. Die Danmark-Expedition unter Mylius-Erichsen. In: Geldgeschichtliche Nachrichten 165, 1995, S. 21ff.
- Achton Friis: Im Grönlandeis mit Mylius-Erichsen. Die Danmark-Expedition 1906–1908, Leipzig 1910
- Ludvig Mylius-Erichsen. In: Den Store Danske Encyklopædi (dänisch)
- L. Mylius Erichsen. In: Dansk biografisk leksikon (dänisch)
Weblinks
Einzelnachweise
- Ole Ventegodt: Den Litterære Ekspedition. In: Den Store Danske Encyklopædi, abgerufen am 3. Januar 2014 (dänisch)