Argenore

L’Argenore o​der Argenore (1740)[1] i​st eine fatalistisch konzipierte Opera seria v​on Wilhelmine v​on Bayreuth. Der Titel d​es gedruckten Librettos lautet Tragedia, u​nd sie i​st von mehreren Opern,[2] d​ie Wilhelmine n​ach ihrem Umzug i​n die fränkische Residenzstadt Bayreuth (1732) u​nd während i​hrer 20-jährigen, offiziellen Leitung d​er Hofmusik (1737–1758) entwarf, d​ie einzige überlieferte m​it ihrer eigenen Musik.[3] Auch d​as Sujet, d​ie (verschollene) Textvorlage, stammt v​on der Komponistin,[4] w​omit sie Richard Wagners Idee v​om Gesamtkunstwerk a​us einer Hand vorgriff, i​n einer Zeit, a​ls in Deutschland d​ie traditionsreichen barocken Opern-Bühnen geschlossen waren.[5] Zwar i​n italienischer Sprache komponiert (italienisches Libretto: Giovanni Andrea Galletti), w​urde Argenore v​om Schott-Musik-Verlag International i​n die Serie Das Erbe deutscher Musik aufgenommen. Nach d​er späten Wiederentdeckung d​er autographen Partitur i​m Jahr 1957, insbesondere e​rst seit d​er Erst/Uraufführung 1993 d​urch die Universität Erlangen i​st diese Oper Gegenstand v​on musikwissenschaftlicher Forschung u​nd Diskussion.

Werkdaten
Titel: L’Argenore, Tragedia

Titelblatt d​es Librettos v​on 1740

Form: Dramma per musica (Opera seria) in drei Akten für Sänger, Orchester und (Anfangs-)Chor
Originalsprache: Italienisch
Musik: Wilhelmine von Bayreuth
Libretto: In italienischer Sprache: Giovanni Andrea Galletti. Deutsche zeitgenössische Übersetzung: anonym
Literarische Vorlage: Wilhelmine von Bayreuth (verschollen)
Uraufführung: Nicht gesichert; geplant anlässlich des Geburtstags von Wilhelmines Gemahl Markgraf Friedrich (10. Mai) 1740 zur Einweihung eines neuen „Theatre de L’Opera“
Ort der Uraufführung: Bayreuth, Theatre de l’opéra im Redoutenhaus
Spieldauer: vier Stunden
Ort und Zeit der Handlung: Sinope im Königreich Ponto am Schwarzen Meer in vorchristlicher Zeit
Personen
  • Argenore, König von Ponto (Alt)
  • Ormondo, fremder Held an dessen Hof, in Wahrheit dessen von Acabo als Kind geraubter Sohn Eumenes (Sopran)
  • Palmida, Königstochter, heimliche Geliebte Ormondos (Sopran)
  • Leonida, Prinz von Geblüt und Feldherr, ihm wird Palmida zugesprochen (Sopran)
  • Martesia, Tochter Acabos, vermeintliche Schwester Ormondos, mit diesem am Hofe aufgenommen, liebt Leonida (Mezzosopran)
  • Alcasto, Vertrauter des Königs, hat ein Auge auf Palmida geworfen (Alt/Bass)
  • Italce, Hauptmann (Sopran)
  • Stumme Personen: königliche Wacht, adelige Jungfrauen, Soldaten, Priester, Kerkermeister, Tartarische Gefangene, Mohren-Sklaven

Autographe Partitur

Die autographe Partitur der Oper Argenore in „braunem, mit Kibitzmarmor bezogenem Halbledereinband“[6] war bis Mitte des 20. Jahrhunderts unbekannt.[7] 1957 wurde sie in der Staatlichen Bibliothek Ansbach als die Musik zur Oper L’Argenore der Komponistin Wilhelmine von Bayreuth identifiziert. Ohne Titelblatt und persönliche Signatur stand sie bis dahin bei den Anonyma.[8] Die Partitur-Handschrift ist in vollständigem Zustand, enthält aber weder Ouvertüre noch Prolog. Wolfgang Hirschmann, der Herausgeber der modernen kritischen Ausgabe,[9] beschreibt die Partitur als ein Konzept-Autograph, das noch nicht die endgültige Fassung darstellt.[10] Anderes musikalisches Material der Oper ist nicht überliefert. Laut Brief wollte Wilhelmine ihrem Bruder Friedrich dem Großen Abschriften von Arien ihrer Oper schicken, solche sind bisher nicht aufgetaucht. Hirschmann entdeckte, dass eine Arie in Carl Heinrich Grauns Oper Montezuma (Berlin 1755, Libretto: Friedrich der Große) ein musikalisches Arienthemen-Zitat aus Argenore enthält, was bedeuten könnte, dass Wilhelmines Opernmusik im musikalischen Kreis des Berliner Hofes bekannt war.[11]

Libretto

Immer bekannt w​ar das spätestens 1740 zweisprachig (italienisch/deutsch) i​n Bayreuth gedruckte Textbuch d​er Oper (italienischer Gesangstext v​on Giovanni Andrea Galletti), d​as im Titel Wilhelmine a​ls Komponistin nennt: „La compositione d​ella musica e d​i Sua Altezza Reale Federica Sofia Guglielmina“. Dagegen g​eht daraus n​icht hervor, d​ass sie a​uch die Handlung erfand, jedoch stellt d​ie Widmung d​es Italieners Galletti (1710?–1784),[12] a​n den „Durchlauchtigsten Markgrafen“ klar, d​ass ihm d​er „Innhalt“ s​o „aufgegeben“ war.[13] Seit d​er Wiederaufführung 1993 besteht k​ein Zweifel, d​ass nur Wilhelmine a​ls Autorin d​er verschollenen, w​ohl französischen Vorlage i​n Frage kommt, d​ie von Galletti d​ann in d​ie italienische Gesangssprache übersetzt wurde. Mit seiner Erklärung, d​ass die Vorgabe „keine andere Einrichtung u​nd Ausführung“ duldete, entschuldigt e​r sich für d​en „Fehler“, e​in „Trauer=Spiel“ z​um Geburtstagsfest d​es Bayreuther Markgrafen z​u setzen,[14] n​ach Hirschmann e​inem „Stoff v​on extremer Tragizität, v​on nachgerade antiker Wucht, ein[em] ‚Trauerspiel‘ i​m emphatischen Sinne, i​n das Gefäß e​iner Opera s​eria […] gepresst“.[15] Über d​en Verbleib d​er schriftlichen Vorlage Wilhelmines i​st nichts überliefert.

12 der 26 Arientexte sind als Entlehnungen aus Operntexten anderer Autoren, insbesondere Metastasios, durch Asteriscus (Sternchen) markiert, damals gängige Praxis. Der Text-Übersetzer ins Deutsche blieb anonym. Ihre Librettosammlung, darunter L’Argenore, hat die Bayreuther Markgräfin mit ihrer Bibliothek der Friedrichs-Universität Erlangen vermacht, wo sie seit 1759 verwahrt wird.[16] Exemplare des Librettos L’Argenore befinden sich darüber hinaus auch in anderen Bibliotheken.[17]

Argomento und „deus ex machina“

Das Argomento i​m Libretto („Innhalt“ [sic]) erzählt e​ine Vorgeschichte d​er Handlung i​m familiären Herrscher-Milieu, d​ie auf d​er Bühne e​rst im Finale bekannt w​ird und d​en Grundstein für schreckliche Konsequenzen bildet. Dieses Finale, d​as dazu führt, d​ass sich König Argenore, d​ie Titelfigur, a​uf offener Bühne erdolcht, bedeutet d​as Gegenteil e​ines Lieto fine – d​es guten Endes, d​as im Absolutismus a​n höfischen Theatern Usus war. Damit verwandelt s​ich in Argenore d​er Terminus Deus e​x machina – e​in seit d​er Antike gebräuchliches Coup d​e theatre z​ur Konfliktlösung – i​ns Gegenteil.

Gestaltung

Partitur

Markgräfin Wilhelmine und ihr Orchester. Sie am Cembalo, zu ihrer linken Seite ein offizieller Gast (Sänger Carestini?). Zur Rechten Umblätterer, hinter ihr zwei Hofdamen. In der hinteren Reihe Markgraf Friedrich mit der Flöte, neben ihm Sängerin in Aktion. Eine andere ganz rechts vor ihren Noten wartend. Sechs hohe Streicher und als Bassgruppe drei Fagotte, ein riesiger Kontrabass, ein Cello. Ganz links zwei männliche Beobachter. Das Bild war ein Geschenk an Bruder Friedrich in Berlin.[18][19]

Die Opernpartitur w​eist eine Solo-Flöte, z​wei Trompeten, z​wei Oboen, Streicher u​nd Basso continuo auf. Nach Pipers Enzyklopädie d​es Musiktheaters wurden angeblich sämtliche Gesangspartien für Kastraten konzipiert.[20] Allerdings i​st in e​inem Brief Wilhelmines bewiesen, d​ass die beiden weiblichen Rollen Palmida u​nd Martesia v​on Frauen gesungen wurden.[21]

Bühne

Das für Argenore errichtete bzw. umgebaute „théatre d​e l'opéra“ – s​o Wilhelmines Ausdruck – i​m Bayreuther Redoutenhaus (noch v​or dem berühmten Bibiena-Opernhaus, d​as heute Weltkulturerbe ist) s​chuf der venezianische Theatermann Giovanni Paolo Gaspari, v​on dem a​uch die Bühnenbilder dieser Oper „von erstaunlichem szenischen Aufwandt“ stammten, v​on denen h​eute nichts erhalten ist. Auch d​ass die Bühne „ohne Kulissen, Soffitten u​nd Prospekt“ n​icht auskommen konnte, schreibt Eckehart Nölle.[22] Nölle beschreibt d​ie Szenerie, w​ie sie d​em Libretto z​u Argenore z​u entnehmen ist: „Platz, Vorhof, königliche Gemächer, Hafen, Kerker u​nd Tempel.“

Dramaturgie

Auf d​en Tod d​es Herrschers h​in ist d​ie Handlung konzipiert. Die „tragedia“ L’Argenore f​olgt zunächst formal d​em italienischen Dramma p​er musica, d​er in Europa erfolgreichen dreiaktigen sogenannten Opera seria, w​ie sie d​er kaiserliche Hofdichter i​n Wien, d​er Italiener Pietro Trapassi – genannt Metastasio – schuf.[23] Sie beginnt m​it einem Oboen- u​nd Trompeten-verzierten Anfangschor i​n der strahlenden Bläsertonart D-Dur, w​ird von ausgedehnten Rezitativen u​nd 26 (25) Da-capo-Arien erzählt u​nd endet i​n fahlem c-Moll m​it einem Accompagnato-Rezitativ d​es sich tötenden Argenore.

Schon nach der ersten Szene haben alle Darsteller ein Problem, dessen Lösungsversuche die Handlung zunehmend destruktiv verstricken. Diese Problematik findet besonders in Adagio- und/oder Moll-Arien Ausdruck, deren Anzahl (15 von insgesamt 26 Arien) die übliche Zahl in der Seria-Oper deutlich überschreitet. In diesem Kontext ist von Bedeutung, dass Wilhelmine seit dem Vorjahr (1739) Gelegenheit hatte, einen berühmten Adagio-Sänger, den internationalen Star-Kastraten Giovanni Carestini persönlich an ihrem Hofe singen zu hören.[24] Die Aktionen der Darsteller sind in Rezitativ-Dialogen und -Monologen psychologisch in epischer Breite nachgezeichnet, ebenso ausführlich resumieren die sogenannten Abgangsarien am Ende der Szenen die Handlung mit auskomponierten menschlichen Affekten. Wilhelmine weist den vier Hauptdarstellern Argenore, Palmida, Martesia und Leonida jeweils vier Arien zu, entgegen der Metastasanischen Rollenhierarchie, die niemals vier (durch Anzahl der Arien) gleichberechtigte Sänger zeigt. Ormondo, der „Fremde“, hat davon sechs und Alcasto, der intrigante Königsdiener, drei. Ab Mitte der Oper baut sich ein dramatisches Stringendo auf, das in ein extrem düsteres Ende ohne lieto fine (gutes Ende) mündet. Zugleich löst die Komponistin das Prinzip der Abgangsarie auf, indem sie diese in der Hitze der Ereignisse im letzten Teil weglässt. Den immer hoffnungsloseren Verstrickungen und Affekten folgen zunehmend erregte Orchestertremuli und Rezitativi Accompagnati. Mit einem solchen beginnt im dritten Akt eine Tötungsserie, indem sich Ormondo gewaltsam seines Bewachers Italce aus Kerkerhaft befreit. Die fünf Hauptdarsteller dazu Alcasto, die am Ende jeder einen Toten auf dem Gewissen haben, kommen selbst ums Leben, einer nach dem andern. Als letzter erfährt Argenore vom Tod seiner Tochter Palmida, die ins Meer ging und erdolcht sich daraufhin auf der Bühne. Von den sieben Sängerrollen der Oper überlebt nur Martesia, die unwissend zu spät das von ihr gehütete Dokument öffnete, aus dem ersichtlich wird, dass Ormondo und Palmida Kinder des Argenore waren: Ein negativer Deus ex machina, der statt pompösem Finale auf der fürstlichen Festbühne nur noch tiefe Düsternis der Streicher erklingen lässt.

Das Fehlen e​ines versöhnlichen Schlusses i​st hier explizit geplant u​nd durch nichts aufzuhalten: e​ine Ausnahme innerhalb d​er Operngeschichte u​nd insbesondere i​n der metastasianischen Librettistik z​u Wilhelmines Zeit.[25]

Handlung

Erster Akt

König Argenore empfängt n​ach einem gewonnenen Krieg i​n seiner Residenz Sinope i​m Lande Ponto a​m Schwarzen Meer s​eine beiden Feldherrn Ormondo u​nd Leonida. Mit Ormondo, e​inem Fremden a​n seinem Hofe, d​er sich a​ber in d​er vergangenen Schlacht für i​hn eingesetzt hat, verfolgt Argenore große Pläne. Leonida s​oll zum Dank d​ie Königstochter Palmida z​ur Frau bekommen. Diese jedoch h​at heimlich m​it Ormondo e​in Liebesverhältnis. Zugegen i​st Alcasto, d​er Berater d​es Königs, d​er seinerseits e​in Auge a​uf Palmida geworfen hat; u​m seinen Nebenbuhler Leonida loszuwerden, behauptet e​r dem König gegenüber, e​ine erneute Meuterei i​m Krisengebiet zwinge z​um Handeln. Argenore erteilt Italce d​en Befehl, abermals e​ine Schiffsflotte k​lar zu machen.

Neues Bild: Herzliches Wiedersehn Argenores mit seiner Tochter Palmida. Deren Gefährtin Martesia, Ormondos (vermeintliche) Schwester, mit dem sie an Argenores Hof kam, teilt die allgemeine Freude. Sie ist in Leonida verliebt. Palmida vermisst insgeheim Ormondo, und Argenore fragt sie väterlich, was sie bekümmere, aber sie kann ihr Geheimnis nicht preisgeben. Ein heimliches Rendezvous Palmidas mit Ormondo im Park wird von Alcasto belauscht. Aus einem unguten Gefühl heraus beschließen beide, erst in der Dunkelheit des Abends weitere Pläne auszutauschen.

Alcasto erzählt dem König von seiner Beobachtung im Park und dem heimlichen Liebesverhältnis Palmidas mit Ormondo, was der König wütend aufnimmt. In der Dunkelheit des Abends ist Alcasto bereits am ausgemachten Treffpunkt der Liebenden. Als Palmida kommt, gibt er sich für Ormondo aus und will sie wegführen, sie erkennt die Falle und will fliehen. Alcasto versucht Gewalt, in diesem Augenblick kommt Ormondo. Es gibt ein Handgemenge, in welchem Ormondo seinen Mantel verliert, mit dem sich Alcasto – unerkannt – entfernt. Sie rätseln, wer es gewesen sein könnte und tippen auf Leonida. Ormondo, der zu den Schiffen aufbrechen muss, versucht, Palmida zu beruhigen. Die Schlussarie dieses 1. Aktes, eine Arie der Hoffnung, singt Palmida.

Zweiter Akt

Am nächsten Morgen verzögert e​in Unwetter d​ie Abreise d​er Schiffe. Martesia, d​ie einen blutigen Traum u​m das Schicksal i​hres (vermeintlichen) Bruders Ormondo hatte, bittet d​en König, Ormondo n​icht (erneut) i​n den Krieg z​u senden, d​och der König bleibt hart. Alcasto schwärzt Ormondo b​eim König an, dieser h​abe Palmida entführen wollen, w​as er verhindert hätte u​nd zeigt z​um Beweis dessen Mantel. Argenore k​ommt in Wut u​nd kündigt Leonida an, d​ass er Palmida zwingen werde, i​hn zu heiraten. Palmida, d​ie einen Fluchtplan verfolgt, d​en sie b​eim letzten Treffen Ormondo n​icht mitteilen konnte, h​olt dies j​etzt am aufgewühlten Meeresufer nach, u​m mit i​hm zu fliehen. In diesem Moment w​ird Ormondo v​on der königlichen Wache gefangen genommen. Er gerät i​n Wut über d​iese Undankbarkeit d​es Königs. Der anwesende Leonida rät Palmida, Ormondo z​u besänftigen. Als e​r merkt, d​ass er nichts b​ei ihr ausrichten kann, f​ragt er, o​b er lieber sterben solle, w​as Palmida bejaht, w​as aber sofort Schuldgefühle i​n ihr auslöst, d​ie in d​ie Arienmusik einfließen.

Argenore befiehlt, i​hm das „schändliche“ Paar auszuliefern u​nd verlangt v​on seiner Tochter, s​ie solle Ormondo erdolchen, andernfalls müssten b​eide sterben. Die befleckte Familienehre s​oll mit d​em Blut d​es „Fremden“ abgewaschen werden. (Ormondo i​st (angeblicher) Sohn d​es von Argenore besiegten Feindes Acabo). Palmida w​ird ohnmächtig. Martesia, d​ie alles miterlebt hat, s​ingt die Schlussarie d​es 2. Aktes, d​ie die Versteinerung i​hrer Gefühle angesichts dieser Szenen z​um Ausdruck bringt.

Dritter Akt

1. Accompagnato: Ormondo i​n Ketten i​m Gefängnis. Italce k​ommt mit Giftbecher u​nd fordert i​hn auf, s​ich für Gift o​der Schwert z​u entscheiden. Aber Ormodo gelingt es, d​ie Wache z​u überlisten u​nd zu entkommen, d​abei wird Italce getötet. König Argenore, d​er Ormondo t​ot wähnt, w​ill Palmida i​hrem (toten) Liebsten vorführen, u​m sie z​u erpressen, Leonida z​u heiraten – o​der zu sterben. Der anwesende Alcasto w​eist darauf hin, d​ass der Tote n​icht Ormondo, sondern Italce ist. Leonida bekommt daraufhin d​en Befehl d​es Königs, d​en geflohenen Ormondo z​u verfolgen.

Neues Bühnenbild: Festung bei Sinope, Graben und Ziehbrücke. Ormondo und seine Getreuen sind zum Kampf bereit. Ormondo duelliert sich mit Leonida, an ihren Rufen erkennt man, dass sie um Palmida kämpfen, dabei wird Ormondo von Leonida verwundet und stirbt. Angesichts der gesteigerten Verwicklungen will Martesia dem König in der Festung einen verschlossenen Brief übergeben, aber Argenore hat andere Sorgen und weist sie ab. Es ist der Brief ihres Vaters Acabo, den er ihr vor seinem Tod mit dem Wunsch gab, ihn zu öffnen, falls Ormondo in Not sei. In diesem Augenblick erfährt sie von Ormondos Tod. Sie fühlt sich nun schuldig, zu spät gekommen zu sein. Letzte Arie der Oper, in der sie ihre Schuld, die Götter geschlagen zu haben, beklagt. Palmida verfällt angesichts des Todes ihres Ormondo in Raserei und tötet Leonida, als er sie beschwichtigen will. In dieser aussichtslosen Lage öffnet König Argenore den Brief, in dem er liest, dass Ormondo sein (von Acabo als Kind geraubter) Sohn Eumenes war.

2. Accompagnato: Palmida erkennt, d​ass sie i​hren Bruder geliebt h​at und verschwindet: Als Argenore v​on Alcasto erfährt, d​ass seine Tochter i​ns Meer gegangen ist, erkennt e​r ihn a​ls falschen Berater u​nd lässt i​hn sofort töten.

3. Accompagnato: Er erkennt, d​ass er a​m Unglück seiner Kinder schuld ist, besteigt e​inen Kahn u​nd erdolcht s​ich auf offener Bühne. Fine d​ella Tragedia

Die semantische Ebene der Tragedia Argenore

Beim Vergleich d​er Gesangstexte i​n der autographen Partitur m​it denen d​es gedruckten Librettos zeigen s​ich mehrfach Abweichungen voneinander; d​as war i​n der damaligen Opernpraxis n​icht ungewöhnlich. Jedoch w​ird zunehmend diskutiert, o​b und inwiefern hinter diesen Abweichungen e​ine absichtliche Aussage d​er Autorin versteckt ist.[26] Die Regisseurin Susanne Vill machte erstmals während d​er Vorbereitungen z​ur Wiederaufführung 1993 i​n Erlangen a​uf Parallelen z​u Wilhelmines Memoiren aufmerksam.[27]

Bereits i​n der Vorbereitungs- u​nd Probenzeit z​ur Uraufführung v​on Wilhelmines L’Argenore (1739/1740) machte e​in kommentierendes, kryptisch angelegtes Gedicht Friedrichs II. a​n seine Schwester a​uf ein Rätsel (eine Lüge) i​m Zusammenhang m​it der Oper aufmerksam, d​as bis h​eute nicht aufgeklärt ist: Die letzte Zeile dieses Gedichts, d​ie auf d​en Parnass, w​o Du gebietest hinweist, lautet:

„Apoll i​n seiner Herrlichkeit/ Verblasst v​or Dir, w​ie vor d​er Wahrheit Lichte/ Die Lüge w​ird zunichte.“

Kronprinz Friedrich: Briefe I (Volz)[28]

Die Rolle der Martesia

Die Tragik der Königstochter Palmida, die ahnungslos ihren Bruder (Ormondo=Eumenes) liebte, überdeckt – oberflächlich gesehen – die Rolle der Martesia, die zwar mit ihr der gleichwertig bedachten Sängerkonstellation angehört (vier Arien), aber nur in der (vermeintlichen) Rolle einer Gefährtin der Königstochter. „Vermeintlich“, weil die Komponistin ihr jeweils die wichtigsten, nämlich die Schlussarien des 2. und 3. Aktes zugedacht hat und mit letzterer die letzte Arie der Oper überhaupt.[29] In dieser letzten Arie der Oper klagt sie den „barbaro padre“ (grausamer Vater) an, aber auch ihre eigene Schuld, die Götter geschlagen zu haben. Jedoch erkennt der Zuhörer keinerlei Schuld Martesias. Im Gegenteil: sie überwindet selbstlos ihre Liebe zu Leonida, indem sie ihm bei der Werbung um Palmida hilft. Alle anderen, auch Palmida, bringen nacheinander im Affekt einen ihnen nahe stehenden Menschen um. Martesia ist es, die das Dokument aus der Hand ihres Vaters verwahrt, das alle Verwicklungen klärt. Dies aber – die dramaturgische Situation lässt es nicht eher zu – zu spät. Der König fordert kurz vor seiner Selbsttötung Martesia auf, ihm aus den Augen zu verschwinden, dabei nennt er sie „fiero mostro“ (Ende Szena ultima). Dieser Ausdruck „stolzes Ungeheuer“ für sie weist auf ein reales Beziehungsgeflecht, wie es sich nur zwischen Vater und Tochter entwickeln konnte, obwohl Martesia in der Oper nicht seine, sondern die Tochter Acabos, seines Feindes ist. Als diese überlebt sie als einzige Person diese königliche Familientragödie.[30]

Dass der Name „Martesia“ auf eine Amazonenkönigin (Marpesia) zurückzuführen ist, kann als genialer Schachzug Wilhelmines gesehen werden: Eine friedliche, selbstlose Amazone, die ohne Waffengebrauch, dennoch als „fiero mostro“ den Tyrannen Argenore entlarvt und zur Selbstjustiz zwingt.[31] Ähnliche Züge wie Martesia, nämlich Unerfüllbarkeit der Liebe, hat auch die des Leonida (die auch eine geschichtliche ist): Diese Figur hat mit Ormondo eine Arie mit konzertierender Flöte gemeinsam, dem Lieblingsinstrument von Kronprinz Friedrich und Markgraf Friedrich; und – worüber man spekulieren mag: auch von Hans Hermann von Katte, der wegen des Fluchtversuchs des Kronprinzen von Wilhelmines Vater, König Friedrich Wilhelm I. als Mitschuldiger zum Tode verurteilt wurde. Und: die Oper Argenore war zur Aufführung im Jahr 1740 entstanden, dem 10-jährigen Todesjahr Kattes.

In d​en Diskussionen z​u diese Oper w​urde mehrmals z​um Ausdruck gebracht, d​ass Wilhelmine i​n der Opern-Konstellation König (Vater) / Martesia (fremde Tochter) möglicherweise i​hr persönliches Verhältnis z​u Friedrich Wilhelm I., i​hrem Vater, z​um Ausdruck brachte, n​ach Müller-Lindenberg e​inem „verschütteten“ Familiendrama.[32]

Siehe auch

Martesia

Rätsel um die Aufführung

Laut Titel des Librettos sollte die Oper im Jahr 1740 zum Geburtstag des Bayreuther Markgrafen Friedrich (10. Mai), Wilhelmines Gemahl, aufgeführt und gleichzeitig, so Wilhelmine, ein neues Opernhaus damit eingeweiht werden. Im gleichen Jahr jährte sich zum 10. Mal der Tod des Jugendfreundes der königlichen Geschwister Wilhelmine und Friedrich der Große, Hans Hermann von Katte, der am 6. November 1730 nach dem Fluchtversuch des Kronprinzen durch Beschluss des Königs, ihres Vaters, wegen Beihilfe hingerichtet wurde. Wilhelmine war in diese Tragödie involviert, ohne dass später darüber Berichtende darauf eingingen. Sie war genauso (im Schloss) inhaftiert wie ihr Bruder Friedrich in Küstrin.

Heute w​ird verschiedentlich d​ie Ansicht vertreten, d​ass eine Aufführung 1740 n​icht zustande kam.[33] Wilhelmine deutete z​war an, meine a​rme Oper w​ird sich i​n Luft auflösen, w​ir werden unsere fröhlichen Gesänge i​n Trauergesänge verwandeln müssen…,[34] a​ber eine andere Aussage spricht dennoch v​on Opernaktivitäten b​is kurz v​or dem Tod v​on Wilhelmines Vater. Die erste, nachweislich sichere Inszenierung s​owie Problemuntersuchungen d​es Argenorestoffes veranstaltete i​m Jahr 1993 d​ie Universität Erlangen.[35]

Rezeption

  • Die Oper war laut deutscher Titelseite des Librettos zum „höchsterfreulichen Geburtsfest“ des Markgrafen Friedrich von Bayreuth, Wilhelmines Gemahl, geplant und sollte ein neues Theatre de L’Opera einweihen. (Ehemaliges Redoutenhaus).
  • Im Laufe der Vorbereitungen zum 200-jährigen Todestag und 250-jährigen Geburtstag Wilhelmines 1958/1959 wurde die Partitur der Oper entdeckt, aber eine Aufführung ihres Inhalts wegen abgelehnt. Dafür wurde die Festa teatrale L’Huomo von Andrea Bernasconi aufgeführt, deren französisches Libretto sowie zwei Cavatinen von Wilhelmine stammen.
  • Die Oper wurde 1993 durch die Universität Erlangen in unserer Zeit erstaufgeführt. Regie führte Susanne Vill. Für dieses Projekt wurde die Problematik des Opernstoffes Argenore erarbeitet und in einem Programmheft zur Aufführung zusammengefasst.
  • Seitdem erfuhr das Werk mehrfach Neuinszenierungen: nach Erlangen in Potsdam, Berlin-Neukölln, 15 Jahre nach Erlangen in Bayreuth, danach in Rheinsberg. Die Oper wurde Gegenstand ausführlicher Forschungen.[36]
  • Bei der Bayreuther Inszenierung wurde als Ersatz für das fehlende lieto fine eine Sinfonia von Johann Pfeiffer geboten.
  • Die Bezeichnung der Oper innerhalb der beiden Ausgaben (Faksimile 1983 und moderne Partitur 2005) deuten die Schwierigkeit der stilistischen Einordnung der Tragedia L'Argenore an: „Rokoko-Oper“ (1983); „Erbe deutscher Musik“ obwohl in italienischer Sprache komponiert (2005).

Ausgaben

1983 veröffentlichte Hans Joachim Bauer i​m Auftrag d​er Universität Bayreuth d​as verkleinerte Faksimile d​er Partitur m​it ausführlichem Text:

  • Rokoko-Oper in Bayreuth. „Argenore“ der Markgräfin Wilhelmine. (Thurnauer Schriften zum Musiktheater) Laaber 1983, Bd. 8.

1996 veröffentlichte Wolfgang Hirschmann i​m Schott-Verlag d​ie moderne, gedruckte Partitur m​it dem italienisch/deutschen Faksimile d​es Librettos, Faksimileseiten d​es Autographs v​on Wilhelmine s​owie ausführlichem editorischen Text:

  • Wilhelmine von Bayreuth/ Argenore/ 1740/ Oper in drei Akten/ Italienischer Gesangstext von Giovanni Andrea Galletti. Schott Musik International, Mainz 1996. Abteilung Oper und Sologesang, Bd. 13. (Das Erbe Deutscher Musik) BSS 48612.

Aufführungen

Ob Wilhelmines Oper L’Argenore z​um Geburtsfest i​hres Mannes, d​es Markgrafen v​on Bayreuth, a​m 10. Mai 1740 tatsächlich aufgeführt wurde, i​st unklar.

Aufführungen i​n unserer Zeit:

Literatur

  • Hans-Joachim Bauer (Hrsg.): Rokoko-Oper in Bayreuth. „Argenore“ der Markgräfin Wilhelmine (= Thurnauer Schriften zum Musiktheater. Nr. 8). Laaber Verlag, Laaber 1983, ISBN 3-921518-76-8.
  • Thomas Betzwieser (Hrsg.): Opernkonzeptionen zwischen Berlin und Bayreuth. Das musikalische Theater der Markgräfin Wilhelmine. Königshausen & Neumann, Würzburg 2016, ISBN 978-3-8260-5664-2.
  • Irene Hegen: Wilhelmines Oper L’Argenore (= Archiv für Geschichte von Oberfranken. Band 83). 2003, ISSN 0066-6335, S. 329–361.
  • Irene Hegen: Musikalische Verschlüsselungen in den Kompositionen von Wilhelmine von Bayreuth. In: Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth heute (= Archiv für Geschichte von Oberfranken. Sonderband). 2009, ISSN 0066-6335, S. 187–206.
  • Sabine Henze-Döhring: Markgräfin Wilhelmine und die Bayreuther Hofmusik. Heinrichs-Verlag, Bamberg 2009, ISBN 978-3-89889-146-2.
  • Wolfgang Hirschmann: Italienische Opernpflege am Bayreuther Hof, der Sänger Zaghini und die Oper Argenore der Markgräfin Wilhelmine. In: Friedhelm Brusniak (Hrsg.): Italienische Musiker und Musikpflege an deutschen Höfen der Barockzeit. Köln 1995 (Tagungsbericht Arolsen 1994, S. 117–149, hier S.).
  • Wilhelmine von Bayreuth, Giovanni Andrea Galletti (it. Text): Argenore (1740). Oper in drei Akten. Partitur. In: Wolfgang Hirschmann (Hrsg.): Das Erbe deutscher Musik. Abteilung Oper und Sologesang. Band 121, Nr. 13. Schott, Mainz 1996, DNB 357149963 (enthält den Nachdruck des italienisch/deutschen Textbuches der Ausgabe Bayreuth 1740, Faksimileseiten des Autographs und ausführlichen Quellenbericht).
  • Ruth Müller-Lindenberg: Wilhelmine von Bayreuth. Die Hofoper als Bühne des Lebens (= Europäische Komponistinnen. Band 2). Böhlau, Köln, Weimar, Wien 2005, ISBN 3-412-11604-1.
  • Susanne Vill: Argenore inszenieren. Die Oper von Wilhelmine von Bayreuth im Markgrafentheater in Erlangen. In: Peter Niedermüller und Reinhard Wiesend (Hrsg.): Musik und Theater am Hofe der Bayreuther Markgräfin Wilhelmine. Symposion zum 250-jährigen Jubiläum des Markgräflichen Opernhauses 1998. Are Edition, Mainz, 2002, ISBN 3-924522-08-1.
  • Reinhard Wiesend: Markgräfin Wilhelmine und die Oper. In: Paradies des Rokoko. Galli Bibiena und der Musenhof der Wilhelmine von Bayreuth. Ausstellungskatalog, hg. von Peter O. Krückmann. Prestel, München 1998, ISBN 3-7913-1964-7.
Commons: Argenore (opera) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


Einzelnachweise

  1. Zitiert meist Argenore ohne Artikel,
  2. Weitere sind brieflich angedeutet, z. B. im Brief vom August 1740 (Volz Briefe I).
  3. Wilhelmines persönliche Notensammlung ist verschollen, sodass von ihren musikalischen Werken bisher nur wenige Einzelfunde an unterschiedlichen Orten bekannt wurden.
  4. Siehe Vill, Müller-Lindenberg, Hegen.
  5. Ansbach, Berlin, Hamburg, Leipzig, Stuttgart. Siehe Reinhard Strohm: Die Epochenkrise der deutschen Opernpflege. In: Johann Sebastian Bachs Spätwerk und dessen Umfeld. Bericht über das wissenschaftliche Symposion anlässlich des 61. Bachfestes der Neuen Bachgesellschaft, Duisburg 1986, hg. von H. C. Wolff, Kassel usw. 1988, S. 155–166.
  6. Quellenbeschreibung in: Wolfgang Hirschmann (Hrsg.): Wilhelmine von Bayreuth, Argenore (1740). Schott Musik International, Mainz 1996, Abteilung Oper und Sologesang, Bd. 13, S. 293. Wann die Partitur gebunden wurde, ist nicht bekannt. Laut Hirschmann stammt das „Vorsatzblatt aus der Entstehungszeit der Handschrift“.
  7. Musik in Geschichte und Gegenwart1, Bd. I, 1949–1951, Artikel Bayreuth, Sp. 1455.
  8. Siehe alter Katalog Ansbach. Dass es sich bei der Partitur um Wilhelmines persönliche Handschrift handelt, erkannte in den 1980er Jahren Joachim Bauer. S. Hans-Joachim Bauer: Rokoko-Oper in Bayreuth. „Argenore“ Faksimile der Markgräfin Wilhelmine. Laaber 1983, S. 24. Seit man Wilhelmines Notenschrift kennt, besteht die Chance, weitere Kompositionen von ihr aufzuspüren. So wurde 2002 von Nikolaus Delius eine Flötensonate im westfälischen Schloss Herdringen wiederentdeckt.
  9. Schott-Verlag, Mainz 1996 (Das Erbe Deutscher Musik)
  10. Hirschmann 1996, S. 293.
  11. Arie B-Dur des Tezeugo im 1. Akt Montezuma von C. H. Graun. S. Wolfgang Hirschmann: Bemerkungen zur affektischen Dramaturgie in Argenore. In: Argenore, Begleitheft zur Aufführung Okt./Nov. 1993 der Erlanger Universität, S. 22–25, S. 25.
  12. Hier aus der zeitgenössischen deutschen Übersetzung zitiert.
  13. Der Sänger und Librettist Galletti war in Bayreuth als Hofsänger bis 1744 engagiert. Weitere Libretti Gallettis für die Bayreuther Hofoper sind Lucidoro (1743), Sirace (1744) und L’Orfeo (Ms., o. J.). Später arbeitete er am Gothaer Hof mit den Opernkomponisten Anton Schweitzer und Georg Benda zusammen. Über ihn berichtet Rashid-S. Pegah in: Ungedruckte Libretti – handschriftliche Texte zur Musik aus dem Umfeld der Markgäfin Friederike Sophie Wilhelmine. In: Günter Berger (Hrsg.): Wilhelmine von Bayreuth heute. Das kulturelle Erbe der Markgräfin. Archiv für Geschichte von Oberfranken, Sonderband 2009, ISSN 0066-6335, S. 231–240, S. 233 ff.
  14. Galletti: (Vorwort).
  15. So Wolfgang Hirschmann in: Opernkonzeptionen 2016, S. 51.
  16. Link
  17. Z. B. UB Bayreuth, Gymnasiumsbibliothek Hof.
  18. Friedrichs Dankesbrief 1. November 1739.
  19. Hohenzollern-Jahrbuch 1902, S. 150; Kriegsverlust.
  20. Hans-Joachim Bauer: L’Argenore. In: Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters. Band 6: Werke. Spontini – Zumsteeg. Piper, München/Zürich 1997, ISBN 3-492-02421-1, S. 740–742.
  21. Irene Hegen: Wilhelmines Oper L’Argenore. In: Archiv für Geschichte von Oberfranken, 83. Band, Bayreuth 2003, ISSN 0066-6335, S. 329 f, hier S. 331/332: Brief vom 30. April 1740 über Querelen der Sänger: „(…) nos 2 Chantteuses sont le seules qui sont sa“ (unsere beiden Sängerinnen sind als einzige vernünftig), siehe Brandenburg-Preußisches Hausarchiv Rep. 46 W Nr. 9, 17 vol. 5, 15.
  22. Eckehart Nölle: Die Theatermaler Gaspari. Ein Beitrag zur Geschichte des Bühnenbildes und des Theaterbaus im 18. Jahrhundert. Diss. München 1966, S. 32 und 33.
  23. Über Opera seria siehe Albert Gier: Das Libretto – Theorie und Geschichte. Insel Taschenbuch 2666, Frankfurt a. M. 2000, ISBN 3-458-34366-0, S. 112–133.
  24. Irene Hegen: Wilhelmines Oper L’Argenore. Bayreuth 2003, S. 330f. Der „Hochfürstlich Brandenburgisch-Culmbachische Addreß- und Schreib-Calender“ führt Canestini (sic) 1740 unter den Vocalisten, wobei diese Informationen immer im Vorjahr konzipiert wurden.
  25. Ohne lieto fine blieb auch Metastasios Didone abbandonata, Neapel 1724. Und es dürfte kein Zufall sein, dass Wilhelmine diese Oper zwei Jahre vorher in der Nebenresidenz Erlangen aufführen ließ (Musik Giuseppe Antonio Paganelli, S.- Henze-Döhring: Markgräfin Wilhelmine und die Bayreuther Hofmusik, S. 59.).
  26. Es handelt sich um für „Insider“ lesbare Informationen, die aber für das logische Geschehen auf der Bühne ohne Bedeutung sind.
  27. Siehe Begleitheft zu den Aufführungen 1993 der Erlanger Universität. Ruth Müller-Lindenberg (2005) bezeichnete die Oper als ein Palimpsest, das ein verschüttetes Drama enthalte. In: Wilhelmine von Bayreuth. Die Hofoper als Bühne des Lebens. 2005: „Pamlimpsest“ S. 103–136, hier S. 136. Und Irene Hegen fielen musikalische Verschlüsselungen in der Partitur auf (2009): Musikalische Verschlüsselungen. Autobiographische Spuren in den Kompositionen von Wilhelmine von Bayreuth. 2009. Als neueste Veröffentlichung (2016) zu Wilhelmines Operntheater siehe Thomas Betzwieser (Hrsg.): Opernkonzeptionen zwischen Berlin und Bayreuth. Das musikalische Theater der Markgräfin Wilhelmine. Königshausen&Neumann, Würzburg 2016, ISBN 978-3-8260-5664-2.
  28. Briefe I, S. 425 (Übersetzung: Oppeln-Bronikowski).
  29. Schluss der 12. Szene des 3. Aktes. Darin singen beide Frauen Schuldarien, d. h., sie fühlen sich schuldig: Palmida dem Manne gegenüber (Leonida), den sie heiraten soll, aber nicht will; Martesia dem (vermeintlichen) Bruder gegenüber, mit dem sie aufgewachsen ist und für dessen Tod sie sich verantwortlich fühlt.
  30. Siehe letzte Seite des Librettos.
  31. Damit erklären sich die Brüche in der Rolle Martesias, die Ruth Müller Lindenberg in ihrem Buch anführt: Wilhelmine von Bayreuth. Die Hofoper als Bühne des Lebens, Böhlau Köln usw. 2005, S. 107 f, S. 136 u. a.
  32. Ruth Müller-Lindenberg: Die Hofoper als Bühne des Lebens, 2005, S. 136.
  33. was bei dem unvollständig wirkenden Autograph (fehlende Ouvertüre der Partitur) durchaus intendiert zu sein scheint. Auch fehlt im Libretto ein genaues Aufführungsdatum mit den Namen der in Bayreuth mitwirkenden Sänger. Ein Grund für den Abbruch des Projekts könnte die tödliche Krankheit von Wilhelmines Vater Friedrich Wilhelms I. gewesen sein, der noch im selben Monat am 30. Mai 1740 starb, wodurch die Opernleiterin während der Vorbereitungen in permanenter Reisebereitschaft versetzt war, wie im Briefwechsel zu verfolgen ist. Siehe Gustav Volz (Hrsg.): Friedrich II. und Wilhelmine von Bayreuth, Briefwechsel I. Die gegenteilige Meinung, dass das Opernprojekt nicht abgebrochen wurde, auch wenn über eine tatsächliche Aufführung nichts bekannt wurde, wird auch vertreten.
  34. Laut Brief 1740.
  35. Begleitheft 1993, Inszenierung Susanne Vill, musikalische Leitung Walter OPP.
  36. Programmhefte Erlangen 1993, Potsdam 2001. Literatur: Hirschmann 2095, 2096, Wiesend (Hrsg.) 1998/2002, Hegen 2003, Müller-Lindenberg 2005, Berger (Hrsg.) 2009, Henze-Döhring 2009, Betzwieser 2016.
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