Archäologisches Landesmuseum Brandenburg im Paulikloster
Das Archäologische Landesmuseum Brandenburg im Paulikloster ist ein archäologisches und kulturgeschichtliches Museum in Brandenburg an der Havel im deutschen Bundesland Brandenburg. Es präsentiert etwa 10.000 archäologische Funde aus 130.000 Jahren menschlicher Kulturentwicklung aus dem Land Brandenburg. Das vom Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege getragene Museum ist im ehemaligen Kloster St. Pauli aus dem 13. Jahrhundert untergebracht.
Dauerausstellung
Die im September 2008 eröffnete Dauerausstellung wird auf einer Fläche von mehr als 2000 m² in chronologischer Abfolge präsentiert. Etwa 10.000 Artefakte sind zu sehen. Die Ausstellung ist in die Zeitabschnitte Steinzeit, Bronzezeit, Eisenzeit/Römische Kaiserzeit, Slawenzeit, Mittelalter und Neuzeit gegliedert. Die ausgestellten archäologischen Funde werden durch Schautafeln, Rekonstruktionszeichnungen, Modelle und Multimedia-Stationen ergänzt.
Zu den herausragenden Exponaten der Dauerausstellung gehören das älteste Tragenetz der Welt, das Königsgrab von Seddin – mit einer der reichsten Grabausstattungen der Bronzezeit in Mitteleuropa –, der Bronzehort vom Burgberg Lebus, Reste mehrerer Kultwagen und etliche Münzschätze aus verschiedenen Epochen, sowie das Stratorama des Künstlers Thomas Bartel, ein 33 m² messendes stratigraphisches Großdiorama, das einen Schnitt durch die verschiedenen Erdschichten des Untergrundes darstellt. Es befindet sich im Raum der Bronzezeit und nimmt eine Fläche von 4 × 6 Metern ein. Der Betrachter sieht anschaulich die aufeinander folgenden Erdschichten mit den dazugehörigen Funden und Befunden. Das Präparat besteht größtenteils aus Styropor und Styrodur, es zeigt einen idealen Grabungsschnitt, stellt also Befunde der verschiedenen Epochen nebeneinander dar, die aber auf einer so kleinen Fläche in der Realität nicht vorkommen.
Das Museum verfügt über mehrere freie Räume und Freiflächen, die für Sonderausstellungen und Tagungen sowie Konzerte oder Lesungen genutzt werden.
Sonderausstellungen
Das Museum zeigt regelmäßig Ausstellungen zu verschiedenen Themenbereichen.[1]
- 1997: Nicht nur Sand und Scherben
- 1999–2001: Bodendenkmalpflege
- 1999: Die Brandenburg
- 2000: terra archaeologica
- 2000: Umwelt und Mensch
- 2001: Weites Feld
- 2004–2008: Licht und Schatten
- 2004: Vom Hacksilber zum Golddollar
- 2005: Spitze des Eisbergs
- 2009: Lettlands viele Völker
- 2010: Ackern – Flößen – Jagen
- 2011: OPAL
- 2012: 1636 – Ihre letzte Schlacht
- 2012: Schätze des Mittelalters
- 2012: Jahrhundertausstellung – 100 Dinge aus 100 Museen erzählen Geschichten aus 100 Jahren
- 2013: Sagenhafte Steinkreuz
- 2015: Zeugen der Vergangenheit. Neu ist nur das Wort – Globalisierung bei Nutzpflanzen von der Vorgeschichte bis in die Neuzeit, BUGA Begleitausstellung
- 2016: Krieg und Frieden – Waldlager der Roten Armee in Brandenburg 1945
- 2016: Gebrannte Erde. Neun Jahrhunderte Backstein in Brandenburg und Berlin
- 2018: Archaeomusica. The Sounds and Music of Ancient Europe – 40.000 Jahre Musikgeschichte Europas, eine multimediale Wanderausstellung mit musikalischen Darbietungen
- 2019: Hinrich Brunsberg und die spätgotische Backsteinarchitektur in Pommern und der Mark Brandenburg
- 2020: cats – von Säbelzahnkatzen und Stubentigern
Geschichte der Ausstellungsgebäude
Dominikanerkloster
Der Gebäudekomplex des Klosters St. Pauli wurde im Jahr 1286 von Dominikanern gegründet, als der Markgraf Otto V., der Lange, seinen Stadthof in der Neustadt Brandenburg zur Verfügung stellte und finanzielle Starthilfe gewährte. Im 13. und 14. Jahrhundert wurde der Bau im Stil der norddeutschen Backsteingotik stetig erweitert. Zwar wirkt der Bau auf den ersten Blick einheitlich, beim näheren Hinsehen offenbaren sich aber verschiedene Unterbrechungen. Der Baufortschritt hing von den vorhandenen finanziellen Mitteln ab. Das Kloster der Neustadt bildete zusammen mit anderen Konventen die Ordensnation Mark Brandenburg. Dadurch entstand ein systematisch abgestimmtes Klosternetz. Nach der Reformation, die sich in Brandenburg recht behutsam durchsetzte, erfolgte keine gewaltsame Vertreibung der Klosterinsassen, sie durften aber nicht mehr in der Öffentlichkeit wirken. Das Ende fand das Kloster mit der Abberufung 1547 von Prior Joachim Bartoldi, nach ihm ist kein Nachfolger überliefert. Hermann wurde 1560 als letzter Bruder der Dominikaner in Brandenburg erwähnt. Mehrjährige Bemühungen des Rates der Neustadt von Brandenburg, soziale Einrichtungen in dem verfallenden und durch Vandalismus beschädigten ehemaligen Kloster unterzubringen, führten erst 1560 zum Erfolg. Die Klosterkirche wurde als evangelische Pfarrkirche umgenutzt. Die damit auch neu entstandene Pauligemeinschaft der Neustadt wurde erst wieder im Jahr 2000 mit der Katherinengemeinschaft vereinigt. Ab 1565 brachte die Stadt dort außerdem ein Armenhaus unter, ein Wohnstift für alte Bürger. 1575 wurde im Ostflügel das Heilig-Geist-Hospital eröffnet. 1717 erhielt der Turm eine geschweifte Barockhaube von dem Zimmermann Balthasar Sandtner. Eine umfassende Restaurierung erfuhr die Kirche in den Jahren 1867–1869. Im frühen 20. Jahrhundert war eine farbige Neufassung und die Wiederherstellung des abgebauten Barockaltars geplant. 1933 wurden geplante Umgestaltungen des Chores aus Kostengründen nicht umgesetzt.
Profane Umnutzung
Im Jahr 1941 sollte die Klosteranlage als Jugendherberge umgenutzt werden, dies verhinderte jedoch der Krieg. Zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Klosteranlage zerstört und die Anlage verfiel. Eine rasche Restaurierung des Chores zur Nutzung für den Gottesdienst der Gemeinde scheiterte an den Kosten und Problemen bei der Beschaffung von Baumaterialien.
Umnutzung zum Museum
Ein erster Restaurierungsversuch zur Einrichtung eines Museums wurde 1967 aufgrund knapper finanzieller Mittel abgebrochen und die Anlage verfiel. Weil die Museumspläne scheiterten, wurde um 1975 über eine Nutzung als Bibliothek nachgedacht.
Nach der Wende, 1991, erfolgten erneute Sicherungsarbeiten. Das Mauerwerk wurde instand gesetzt und das völlig zugewachsene Kirchenschiff freigelegt. Am 29. November 2000 beschloss die Stadt Brandenburg und am 13. August 2002 der Brandenburger Landtag den Ausbau des Klosters St. Pauli als Landesmuseum. Von 2004 bis 2008 folgte der Wiederaufbau. Die Eröffnung des überwiegenden Teiles der Dauerausstellung erfolgte am 24. September 2008. Seit Anfang August 2009 sind auch die letzten beiden Fachabteilungen geöffnet.
Schließlich zogen die zu DDR-Zeiten im Schloss Babelsberg vorhandenen Exponate zum Thema Ur- und Frühgeschichte im Land Brandenburg in die ehemaligen Klostergebäude. Erwähnenswert sind beispielsweise Funde der Bodendenkmalpflege aus den Bezirken Potsdam, Frankfurt/Oder und Cottbus, darunter auch Material des kaiserlichen Gräberfeldes von Kemnitz.[2]
Direktor
- Franz Schopper seit 2004
Literatur
- Marcus Cante: Führer durch das Paulikloster Brandenburg an der Havel. Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum, Zossen, OT Wünsdorf 2010, ISBN 978-3-910011-58-8.
- Franz Schopper: Archäologisches Landesmuseum Brandenburg im Paulikloster: Begleitheft zur Dauerausstellung. Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum, Zossen, OT Wünsdorf 2008, ISBN 978-3-910011-52-6.
Weblinks
Einzelnachweise
- Sonderausstellungen auf der Webseite des Museums. Abgerufen am 1. September 2020.
- Georg Piltz: Kunstführer durch die DDR, Urania-Verlag, 1973; S. 121 f.