Anton Schiestl (Feuerwehrmann)

Anton Schiestl (* 10. September 1832 i​n Innsbruck; † 15. November 1900 i​n Bozen) w​ar Gründer d​es Bozner Turnvereins u​nd der Freiwilligen Feuerwehr Bozen. Er w​ird auch „Turnvater Südtirols“[1] genannt.

Schiestl war vom 20. Dezember 1864 bis 1890 Feuerwehrkommandant von Bozen
Gedenktafel für Anton Schiestl in Bozen (1944 aufgrund eines amerikanischen Bombenangriffes zerstört)

Leben

In Innsbruck a​ls Sohn e​ines Schlossermeisters u​nd Hausbesitzers aufgewachsen, k​am er a​ls Handwerksbursche 1850 n​ach München u​nd in verschiedene andere Städte Bayerns, Württembergs, Thüringens u​nd Sachsens. Hier lernte e​r das Turnen kennen. Die Militärpflicht führte i​hn nach Hause zurück. Er diente z​ehn Monate i​m österreichischen Heer. Dann bildete e​r sich b​ei seinem Freund Franz Thurner z​um Turnlehrer aus. 1856 w​urde Thurner v​on der Universität Innsbruck a​ls "wirklicher Turnlehrer" angestellt, i​m Jahr darauf Schiestl a​ls Hilfsturnlehrer.

Als 1859 d​er Krieg begann, rückte e​r als Zugsführer d​er Innsbrucker freiwilligen Scharfschützen e​in und k​am dabei a​uch nach Bozen. Hier gefiel e​s ihm s​o gut, d​ass er i​m September 1860 zurückkehrte, u​m eine Turnschule z​u errichten. Dabei w​ar er s​o erfolgreich, d​ass schon i​m November 1860 v​on über 100 Mann geturnt w​urde und e​s am 22. Jänner 1862 z​ur Gründung d​es Turnvereins Bozen kam.[2]

Ende November 1862 t​rat Bürgermeister Joseph Streiter m​it der Bitte a​n ihn heran, für d​ie neu anzuschaffende Feuerwehrspritze d​er Stadt Bozen d​ie Bedienungsmannschaft z​u stellen. Daraufhin verpflichteten s​ich am 11. November 1863 74 Turner z​um Eintritt i​n die Turner-Feuerwehr. Aus dieser g​ing am 17. Jänner 1874 d​ie Freiwillige Feuerwehr Bozen hervor. Schiestl w​ar vom 20. Dezember 1864 b​is 1890 Feuerwehrkommandant.[3]

Vier Jahre nach seinem Tod, am 25. September 1904, wurde ihm zu Ehren an der damaligen Feuerwehrkaserne am Waltherplatz, wo jetzt das Stadthotel steht, feierlich ein Gedenkstein aus weißem Marmor enthüllt. Die Gedenktafel wurde von Andreas Kompatscher, dem bekanntesten Bildhauer der Jahrhundertwende im südlichen Tirol, geschaffen. Dieser trug die Inschrift „Anton Schiestl, Turnlehrer und Feuerwehrhauptmann, Begruender des Turn- und Feuerwehrwesens dieser Stadt“.[4] Unter dem Bozner Stadtwappen (der sechszackige Bozner Stern wurde während der Zeit des Faschismus in einen fünfzackigen "italienischen Stern" umgemeißelt) befanden sich in drei Relieffeldern links ein Feuerwehrmann, der ein Kind aus den Flammen rettet, in der Mitte das Reliefporträt von Schiestl und rechts ein Turnlehrer mit Schüler. Darunter waren das Feuerwehr- und das Turnerwappen mit den 4 F angebracht. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Denkmal durch Fliegerbomben zerstört.[5] Seit 2011 bemühten sich mehrere Bozner Vereine, die Gedenktafel für Anton Schiestl originalgetreu wiederherzustellen.[6] Am 27. September 2015 wurde die neue Gedenktafel für Anton Schiestl feierlich eingeweiht.[7]

Veröffentlichungen

Auszeichnungen

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Monika Hilpold: Entwicklung des Turnvereinswesens in Südtirol, Hausarbeit Universität Wien 1981, S. 17.
  2. Festgabe des Turnvereins Bozen zu seinem 50. Gründungsfeste am 15. und 16. Juni 1912, S. 9.
  3. Geschichte der Feuerwehr in Bozen. provinz.bz.it. Archiviert vom Original am 9. Januar 2010. Abgerufen am 6. Mai 2012.
  4. Karl Felix Wolff: Führer durch Bozen-Gries: unter besonderer Berücksichtigung der vier neuen Bergbahnen und der großen Dolomitenstraße Bozen 1909, S. 30.
  5. Bruno Mahlknecht: Bozen durch die Jahrhunderte. Band 1. Athesia Spectrum, Bozen 2005, Der einstige Bozner Turnverein, S. 147.
  6. http://www.unsertirol24.com/2014/11/14/ein-denkmal-fuer-den-vater-der-zivilgesellschaft-bozen/, gesehen am 21. November 2014.
  7. http://www.unsertirol24.com/2015/09/27/einweihung-der-anton-schiestl-gedenktafel
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