Andrzej J. Kamiński

Andrzej Józef Kamiński (* 20. Juni 1921 i​n Warschau, Polen; † 4. Februar 1985 i​n Hagen, Deutschland) w​ar ein polnischer Historiker spezialisiert i​n der Geschichte Deutschlands. Sein Schwerpunkt w​ar die Zeit d​es Nationalsozialismus u​nd deren Auswirkungen a​uf die deutsche Gegenwart.

Andrzej J. Kaminski im Jahr 1976

Biografie

Seine Eltern, Natalia Szper-Kaminska u​nd Joseph Szper w​aren beide Ärzte.

Im Jahre 1939 machte e​r das Abitur a​m Stefan-Batory-Gymnasium i​n Warschau. Im September 1939 n​ahm er a​ls Freiwilliger an d​er Verteidigung Polens g​egen den Nazi-Überfall (südliche Front) teil. Während d​er Nazi-Besetzung n​ahm er d​en Familiennamen d​er Mutter an, d​a sein Vater jüdischer Abstammung war.

Von 1939 b​is 1944 w​ar er Widerstandskämpfer i​n der Heimatarmee, überwiegend i​n Radom. Am 7. März 1944 w​urde er v​on der Gestapo verhaftet u​nd gefoltert. Am 21. März dieses Jahres deportierte m​an ihn i​n das KZ Groß-Rosen (Schutzhäftling Pole Nr. 23351). Dort w​ar er i​n der Lagerschreibstube a​ls Schreiber u​nd Dolmetscher für Deutsch-Französisch tätig. Im Laufe d​er KL-Evakuierung k​am er i​ns Außenlager Leitmeritz d​es KZ Flossenbürg, w​o er d​ie Nr. 87499 erhielt.

Im Mai 1945 w​urde er i​n Prag befreit u​nd nahm t​eil an d​em Prager Aufstand. Von Oktober 1945 b​is 1948 studierte e​r Jura a​n der Universität Posen. Im Juli 1951 promovierte e​r zum Dr. phil. a​uf dem Gebiet d​er neueren Geschichte Deutschlands. Im Jahre 1964 habilitierte e​r sich. Von Dezember 1946 b​is Februar 1958 w​ar er wissenschaftlicher Mitarbeiter a​m West-Institut i​n Posen.

Von 1962 b​is 1973 arbeitete e​r als unabhängiger wissenschaftlicher Mitarbeiter a​m Polnischen Institut für Internationale Angelegenheiten i​n Warschau. Er w​ar Dozent für Neuere Geschichte u​nd Zeitgeschichte a​n der Universität Posen (1951–1956), a​n der Universität Warschau (1957–1964) u​nd an d​er Hochschule für auswärtigen Dienst i​n Warschau (1957–1960).

Im Jahre 1973 w​urde er gezwungen, Polen z​u verlassen, nachdem fünf seiner Bücher i​n Polen n​icht erscheinen durften; darunter e​ine Biografie v​on Willy Brandt: Willy Brandt, Mensch, Politiker, Staatsmann. Danach lehrte e​r als Gastprofessor Neueste Geschichte u​nd Zeitgeschichte a​n verschiedenen Universitäten d​er Bundesrepublik Deutschland. 1977 w​urde er v​on der Bergischen Universität Wuppertal z​um Professor berufen.

Veröffentlichungen in Polnisch

(polnische Titel i​n deutscher Übersetzung)

  • Deutschlands Haltung auf der ersten Haager Konferenz von 1899, (dt. Zusammenfassung), Posen 1962.
  • Deutscher Militarismus. Soziale und politische Hauptfragen, Warschau 1962.
  • Neonazismus. Ideologie, Propaganda, Wirkungsformen und Entwicklungsbedingungen der neonazistischen Bewegung (dt. Zusammenfassung), Posen 1962.
  • Die nationalsozialistischen Konzentrationslager und Massenvernichtungsanstalten in der Politik des deutschen Imperialismus, (engl. Zusammenfassung), Posen 1964.
  • In den Fußstapfen des Ostmarkenvereins. Die Rolle der „Landsmannschaften“ in der Politik der Bundesrepublik Deutschland, (dt. Zusammenfassung), Warschau 1966.
  • Faschismus (ein populärwissenschaftlicher Abriss), Warschau 1971.

Veröffentlichungen in Deutsch

  • Nationalsozialistische Besatzungspolitik in Polen und der Tschechoslowakei 1939–1945, Bremen 1975.
  • Vom Polizei- zum Bürgerstaat, Zur Geschichte der Demokratie am Beispiel einer deutschen Stadt, Peter Hammer Verlag, Wuppertal, 1976.
  • Konzentrationslager 1896 bis heute, Eine Analyse. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz, 1982.
  • Dito, Serie Piper (Piper) München, Zürich, 1990.

Übersetzungen

Polnisch

  • Alptraum der Sklaverei, Konzentrationslager von 1896 bis heute, (übersetzt aus dem dt. von Halina Zarychta und Autor), Verlag Przedswit, Warschau, 1990.

Italienisch

  • I campi di concetramento dal 1896 a oggi, storia, funzioni, tipologia, Bollati Boringhieri, Torino, 1997 und 1998.
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