Andreaskirche (Dresden)
Die Andreaskirche war eine Dresdner Evangelisch-lutherische Kirche im neobarocken Stil. Sie stand am Stephanienplatz zwischen Canaletto- und Dinglingerstraße[1] und wurde 1945 beim Luftangriff auf Dresden am 13. Februar zerstört.
Vorgeschichte
Nachdem das Bauverbot für das Gebiet im Jahr 1874 aufgehoben wurde, entstand in sehr kurzer Zeit der Stadtteil Johannstadt. Dieser wurde in Nord und Süd gegliedert. Während in Johannstadt-Nord die von 1891 bis 1893 erbaute Trinitatiskirche die Seelsorge übernahm, wurde für den südlichen Teil eine neue Kirche benötigt. Der mit dem Bauboom einsetzende Einwohnerzuwachs sorgte von Juli 1901 bis 8. Juni 1902 für den Neubau einer neobarocken Interimskirche für die Andreasgemeinde mit 850 Sitzplätzen.[2]
Bau der Andreaskirche
Der Dresdner Baumeister Oskar Kaiser wurde mit dem Neubau beauftragt.[3] Es entstand ein turmloser zentraler Kuppelbau im neobarocken Stil in der Grundrissform eines griechischen Kreuzes. Das hervorgehobene Eingangsportal, beidseitig von kleineren Glockentürmen eingebettet, besaß über der Eingangspforte ein Sandsteinrelief und darüber ein ovales, bleiverglastes Ornamentfenster. Der in Ziegelbauweise mit Ständerfachwerk errichtete Bau mit einfacher, verputzter Fassade nach außen fügte sich gefällig in die Bebauung des Stephanienplatzes ein. Die Kirche besaß eine optisch wirkungsvolle Ausstattung mit reichen plastischen Stuckelementen, geräumiges Inneres mit Altarplatz, Mittelschiff und Seitenschiffen sowie beidseitigen Emporen. Den oberen Abschluss des Innenraumes bildete eine verzierte, dekorativ gewölbte Stuckdecke. Auf eine weitere künstlerische Ausstattung wurde zugunsten eines geplanten Neubaus verzichtet.
Das aus drei Bronzeglocken bestehende Geläut war auf die beiden Glockentürme neben dem Eingangsportal und dem als Glockenturm ausgebildeten, mittig aufgesetzten Dachreiter aufgeteilt.
Die dreimanualige Orgel wurde von der Dresdner Orgelbaufirma Jehmlich im Jahr 1935 installiert.
Das Altargemälde war aus Sparsamkeitsgründen eine Kopie. Das Gestühl bestand aus einfachem Holz, war zweckmäßig und einfach gestaltet und wurde durch Stuhlreihen ergänzt. Am 8. Juni 1902 wurde die Kirche durch Oberhofprediger Franz Dibelius mit einem Festgottesdienst geweiht. Vor der Kirche befand sich eine parkähnliche Anlage mit sternförmig angeordneten Wegen.
Zeit bis 1945
Um 1906 mietete man ein Gebäude in der Haydnstraße 23 und nutzte es als Pfarramt und Verwaltung. Entsprechend den Planungen sollte die Kirche nach zehn Jahren durch einen repräsentativen Sakralbau ersetzt werden. Im Jahr 1912 startete der Kirchenvorstand dafür einen Architekturwettbewerb. Es wurden 178 Entwürfe eingereicht, vier gelangten in die Vorauswahl und der des Architekten Bender wurde ausgewählt und mit einem Jurypreis ausgezeichnet.[4]
Der Erste Weltkrieg und die anschließende Verarmung verhinderte allerdings dieses Vorhaben. Die Kirchgemeinde entschloss sich daher zum Bau eines Gemeindehauses. Dazu erwarb man ein Grundstück in der Canalettostraße und beauftragte den Dresdner Baudirektor und Architekten Ludwig Wirth. Ende 1929 erfolgte die feierliche Grundsteinlegung und im Jahr 1932 wurde das neue Gemeindehaus geweiht.[5] Später kam für die Gemeindepflege ein weiteres Gebäude in der Schumannstraße 14 hinzu. Um 1934 wurden Baumaßnahmen an der Kirche erforderlich, so verstärkte man die mittleren Pfeiler und sorgte damit für eine bessere Standsicherheit. Weitere geplante Baumaßnahmen verhinderte der Zweite Weltkrieg.
Nach 1945
Die verheerenden Bombenangriffe 1945 zerstörten das Kirchengebäude. Bereits beim ersten Angriff am 13. Februar von Spreng- und Brandbomben mehrfach getroffen, brannte es bis auf die Umfassungsmauern aus. Aus den Trümmern konnten eine Glocke und die silberne Taufschale gerettet werden. Auch die Gebäude der Gemeindepflege, Pfarramt und Gemeindehaus wurden total zerstört. Um 1954 wurden die letzten Überreste gesprengt und enttrümmert.[6] Das Pfarrhaus mit einem Gemeindesaal wurde wiederaufgebaut und am 22. September 1957 geweiht. Die erhaltene Glocke ist vor dem Pfarrhaus in der Haydnstraße angebracht.
Literatur
- F. Th. Blanckmeister: Andreaskirche. In: Paul Flade (Hrsg.): Neue Sächsische Kirchengalerie, Ephorie Dresden I. Strauch, Leipzig 1906, XXI, Sp. 783–787 (PDF [abgerufen am 29. Januar 2016]).
- Andreaskirche in Dresden: 1. Preis: Emil Wolf, Dresden, 2. Preis: Paul Bender. In: Deutsche Konkurrenzen vereinigt mit Architektur-Konkurrenzen. Band 29, Nr. 337. Ernst Wasmuth, Berlin 1913, S. 2 und 16 ff. (Heft 1 / II. Sammelheft).
Weblinks
- Andreaskirche (Stephanienplatz eingeben)
Einzelnachweise
- Die Andreaskirche in: Johannstadtarchiv
- Andreaskirche. dresdner-stadtteile.de, abgerufen am 29. Januar 2016.
- Hansjörg Dehnert: Verlorene Kirchen: Dresdens zerstörte Gotteshäuser. Eine Dokumentation seit 1938. 3., veränd. Auflage. Landeshauptstadt Dresden, Amt für Kultur und Denkmalschutz, Dresden 2018, S. 64–66 (PDF 6,3 MB)
- Paul Schumann: Wettbewerb für die Andreaskirche. In: Dresdner Anzeiger, Dresden 1912, Jahrgang 183, S. 5–6.
- Ludwig Wirth: Gemeindehaus Andreaskirche. In: Deutsche Bauhütte, Dresden 1933, S. 62–63.
- Matthias Lerm: Abschied vom alten Dresden: Verluste historischer Bausubstanz nach 1945. 1. Auflage. Hinstorff, Rostock 2000, ISBN 3-356-00876-5, S. 223 und 275.