Andreas Paolo Perger
Andreas Paolo Perger (* 1970 in München) ist ein österreichischer Gitarrist, Improvisateur und Komponist mit deutsch-polnischer und österreichisch-italienischer Abstammung.[1] Seine Arbeit ist gekennzeichnet von der Auseinandersetzung mit der Elektrischen Gitarre und der Klassischen Konzertgitarre in Improvisation, Interpretation und Komposition.[2][3][4]
Leben und Wirken
Als Österreicher in München geboren, wuchs Andreas Paolo Perger dort und in Bozen auf. Ab dem siebten Lebensjahr erhielt er Gitarrenunterricht.
Nach seinen Studien des Jazz am Berklee College of Music in Boston studierte er Interpretation bei Barbara Probst-Polášek am Konservatorium in München, Improvisation und Komposition mit Joe Pass, John McLaughlin, John Scofield und Mike Stern, Evan Parker, Wolfgang Stryi und Frederic Rzewski. Zusätzlich betrieb er freie Studien der Videokunst und Elektronischen Musik. Er arbeitet auch als Studiogitarrist für Film und Fernsehen und gestaltete Klangspuren für Kunstvideos. 1997 wurde er von der Süddeutschen Zeitung als Newcomer of the year ausgezeichnet.[5]
In den 1990er Jahren wurde eine zehn CDs umfassende Serie mit seinen Improvisationen, Interpretation und Kompositionen für Elektrische Gitarre und Klassische Konzertgitarre veröffentlicht[2][6]. Konzerte und Aufführungen mit Musikern aus der Klassischen Musik, dem Jazz und der Experimentellen Musik fanden statt.[7][8][9] Kompositionen mit Neuen Medien entstanden. Neben der Klassischen Konzertgitarre nutzt Perger anstelle der Elektrischen Gitarre die selbst entwickelte 5.1-Surround-Gitarre und öffnete sich der Klangkunst und Installation.[10][1] Erste raumbezogene und interaktive improvisierte Kompositionen, sowie eine Radio-Liveübertragung (Surround > Stereo), fanden im Jahre 2002 statt.[11][12][13]
Die modulbasierte improvisierte Komposition Konzert für 5.1 Surround Gitarre stellt nicht nur optisch eine solche Übergangsform von Gitarrenkonzert und Installation dar. Auch klanglich spannt sich eine akustische Leinwand zwischen Gitarrenkonzert und Klangkunst und bildet die methodische Vorlage zu dem Studioalbum Relief.[14][15]
- Gravur/Gravure
- Improvisierte Kompositionen für Konzertgitarre werden seit Juli 2014 regelmäßig wöchentlich in der Zionskirche Berlin aufgeführt. Der für Konzertgitarre herausragende Klang des Raumes von August Orth unterstützt den interaktiven Aspekt der Musik. In mehrstündigen offenen Konzerten entwickeln sich immer neue situativ inspirierte Kompositionsvarianten auf der Basis des sich über die Zeit langsam wandelnden Ausgangsmaterials.[16] Ein Konzertausschnitt ist in dem Spielfilm Beyond Words von Urszula Antoniak zu hören.[17][18] Die Kompositionen sind im klassischen Notenverlag Edition Margaux erschienen.[19]
- Werk für Orchester 1 – Eine interaktive Werkentstehung
- Das Werk wurde in der St. Johannes-Evangelist Kirche Berlin im Juni 2013 uraufgeführt. In dieser improvisierten Komposition adaptierte Perger seine Methode für großes Ensemble.[20] Wie der Titel der Komposition darstellt, beinhaltet das Werk interaktive Teilstrecken: Das Publikum gestaltet den Verlauf des Werks mehr oder weniger bewusst mit.
- Die Besetzung bestand aus Klaus Janek (kb, e), Antonis Anissegos (e-kl), Biliana Voutchkova (vl), Hilary Jeffery (pos), Alessandra Eramo (st, e), Andreas Paolo Perger (e-g, k), Hannes Lingens (sw), Audrey Chen (vc, st, e), Sabine Vogel (fl), Tobias Delius (ts), Roy Carroll (e), und Elena Kakaliagou (wh).[21] Das dokumentarische Konzertvideo von Carlos Bustamante wurde im Dezember 2013 im Arsenal Kino Berlin uraufgeführt.[22]
- Werk für Orchester 2 – Eine interaktive Werkentstehung
- Das Werk wurde in der St. Johannes-Evangelist Kirche Berlin im Juni 2015 uraufgeführt.
- Die Besetzung bestand aus Biliana Voutchkova (vl), Klaus Janek (kb, e), Antonis Anissegos (e-kl), Hilary Jeffery (pos), Michael Thieke (kl), Alessandra Eramo (st, e), Andreas Paolo Perger (e-g, c), Yorgos Dimitriadis (sw), Audrey Chen (vc, st, e), Sabine Vogel (fl), Gunnar Geisse (laptop-g), Elena Kakaliagou (wh), Almut Kühne (st), Chris Dahlgren (viola da gamba) und Katrin Mickiewicz (vla). Die Spielfiguren wurden von Edouard Steinhauer angefertigt. Alexander di Vasos zeichnete die Musik während des Konzerts. Das dokumentarische Konzertvideo wurde von Carlos Bustamante verfasst.[23]
- Werk für Orchester 3 – Eine interaktive Werkentstehung
- Das Werk wurde in der St.-Elisabeth-Kirche in Berlin, anlässlich des 36. Deutschen Evangelischen Kirchentages am 26. Mai 2017 uraufgeführt. Eine Expertenjury prämierte zweiundzwanzig Werke bekannter Künstler und Musiker zur Präsentation im Rahmen des regionalen Kulturprogramms.[24] Die Kulturzeitung Zeig Dich des Kirchentages schreibt unter anderem: „Der Gitarrist, Improvisateur und Komponist Andreas Paolo Perger spiegelt die barocke Einheit von Interpretation, Improvisation und Komposition an zeitgenössischen Formen. Dabei bringt der Rückgriff auf Duktus und Verve der Romantik zeitgenössische Klangmikroskopie und -spontanität in bewegende erzählerische Zusammenhänge.“[25]
- Die Besetzung bestand aus Andreas Paolo Perger (e-g, k), Alessandra Eramo (st, e), Audrey Chen (vc, st), Biliana Voutchkova (vl), Chris Dahlgren (viola da gamba), Elena Kakaliagou (wh), Emilio Gordoa (vib), Hilary Jeffery (pos), Matthias Bauer (kb), Magda Mayas (p), Michael Thieke (kl), Mia Zabelka (e-vl), Paul Schwingenschlögl (tp), Robin Hayward (tb), Roy Carroll (e), Sabine Vogel (fl). Im direkten Umfeld des Konzerts waren Werke der Künstler Jörg Laue, Antonio Panetta und Bernd Aury zu sehen. Die Filmaufnahmen für das dokumentarische Konzertvideo wurde von Carlos Bustamante geleitet. Die Tonaufnahme von Christian Bader.[26]
Diskographie
- 2011: Relief. Artist Edition
- 2008: Österreich oond dee Velt in 1938. Lindo Records, Sampler Projekt 8
- 2000: Ethnomorphocology. Fenn Music
- 1999: Big City. Fenn Music
- 1999: Heart Pop. Fenn Music
- 1998: Standards. Academica/Fenn Music
- 1998: Visions in Multitrack. Academica/Fenn Music
- 1998: Liebe in den Zeiten der Cola. (1998) Academica/Fenn Music
- 1996: Spielt Werke von Bach, Giuliani, Torroba, Martin. Academica/Fenn Music
- 1996: Konzert für Gitarre und Streichquartett – Kompositionen für Konzertgitarre. Academica/Fenn Music
- 1996: Seelenmann. Academica/Fenn Music
- 1996: Happiness is a warm gun. Academica/Fenn Music
- 1996: Frühe Bänder. Academica/Fenn Music
Weblinks
- Website von Andreas Paolo Perger
- Andreas Paolo Perger. In: Music Information Center Austria.
- Andreas Paolo Perger. In: tokafi.com (englisch).
Einzelnachweise
- Andreas Paolo Perger. Biografie. In: db.musicaustria.at. Music Information Center Austria, abgerufen am 9. April 2018.
- Gregor Hilden: Vorgestellt: Andreas Perger. In: Akustik Gitarre. Nr. 3, 1999 (akustik-gitarre.com [abgerufen am 17. April 2018]).
- „Pergers Erfolg kommt nicht von ungefähr, er schafft den schwierigen Spagat zwischen Jazz und Klassik, verläßt sich einerseits auf vorgegebene Kompositionen und schafft sich andererseits seine eigene Klangsprache aus Improvisationen und Eigenkompositionen.“ Helmut Mauró, Süddeutsche Zeitung, 24. Juni 1998
- „...alles andere als sattsam bekannter Klassik-Jazz der triefenden kommerziellen Ausrichtung, sondern eine höchst interessante, eigene und neue Beschäftigung mit der Verschmelzung dieser eigentlich grundverschiedenen Musiken. Klasse!“ Akustik Gitarre 3/1999 über die CD Visions in Multitrack
- Süddeutsche Zeitung, Münchner Kultur, 1. April 1997
- Für ihn, erläutert er dieses Projekt, „ist es eine Verpflichtung, die verschiedenen Stile, in der die Gitarre lebt, kennen und verstehen zu lernen, in ihnen gearbeitet, sie bis zu einem bestimmten Punkt verfolgt zu haben und, wenn ich das Gefühl habe, daß ich genug weiß, mich auch wieder davon zu lösen. Diese CDs sind eine Art Pool, ein Rucksack mit dem, was ich zur Zeit habe und was mich beschäftigt hat.“ nach Ralf Dombrowski in Süddeutsche Zeitung 22. August 1997
- „Der renommierte Gitarrist Andreas Paolo Perger dagegen erwies sich vor deutlich mehr Hörern mit eigenen Werken auf seinem knallgrünen, akustisch-elektronischen Instrument als stilistischer Grenzgänger, den man in keine gängige Schublade packen kann.“ Klaus Albrecht Neue Ruhr Zeitung, 14. Mai 2000
- Franz Hautzinger im Interview – Ich bin bei der abstrakten Musik gelandet, die Liebe und verehre ich. In: bvz.at. 25. Mai 2016, abgerufen am 15. Dezember 2021.
- Trentino Cultura Konzertankündigung Transart 2006 Andreas Paolo Perger/ Franz Hautzinger/ Helge Hinteregger, Bob Ostertag
- Ankündigung Tonspur Wien 2007 Konzert für 5.1 Surround-Gitarre bei der Langen Nacht der Museen
- E-Mail-Ankündigung des Kulturreferats München, 11. Mai 2002
- Taktlos#57, Musikmagazin des Bayerischen Rundfunks und der Neuen Musikzeitung, Bayern 2 Radio, 6. September 2002
- Dokumentation 8. Juni 2002
- „Pergers Musik wird nicht nur in einem Raum als Klangereignis aufgeführt, sondern sie erzeugt selbst eine räumliche Struktur, die den gegebenen Raum nahezu "faltet". Dieser durch Klang aufgefaltete Raum bewirkt deshalb nicht nur eine akustische Erfahrung, sondern auch eine physisch erlebbare Verschiebung der Position des wahrnehmenden Subjektes.“ Pierangelo Maset über Konzert für 5.1 Surround Gitarre", 14. Juni 2011
- „...schafft er einen neuen raumklang, indem jede gitarrensaite auf einem einzelnen lautsprecher abgebildet wird. alle sechs saiten bzw. lautsprecher werden im raum verteilt und so ganz anderes und teilweise sehr fragmentiert hörbar.“ klingklong - sendung fuer improvisierte musik und neue klangwelten, Freies Sender Kombinat, 25. April 2009
- Poster Gravur/Gravure 2014
- Filmkatalog Shot in Berlin
- Cinemagazin
- Website von Edition Margaux
- Abendprogramm der Premiere am 1. Juni 2013
- Ankündigung Kulturbüro Sophien, Juni 2013.
- Ankündigung und Plakat, November 2013
- Ankündigung des Kultur Büro Elisabeth Berlin
- Überblick über das Kulturprogramm des 36. DEKT (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
- Kulturzeitung "Zeig Dich" des 36. DEKT
- Programm des Kulturbüro Elisabeth Berlin