Alexander von Pappenheim (1530–1612)

Alexander v​on Pappenheim (* 17. Mai 1530 i​n Grönenbach; † 1612 ebenda) – a​uch genannt Alexander II. v​on Pappenheim – w​ar ein deutscher Reichserbmarschall u​nd kaiserlicher Rat. Er verteidigte d​en Katholizismus i​n Bad Grönenbach g​egen seinen z​um Calvinismus konvertierten Vetter Philipp v​on Pappenheim.[1]

Leben

Alexander II. v​on Pappenheim w​ar der Sohn v​on Heinrich Burghard I. v​on Pappenheim u​nd seiner Gemahlin Anna von Hürnheim u​nd ursprünglich evangelisch getauft. Dennoch t​rat er z​um katholischen Glauben über u​nd war e​in Verfechter desselbigen. Er w​ar mit Margaretha v​on Syrgenstein vermählt. Alexander besuchte d​ie Universitäten i​n Freiburg, Ingolstadt u​nd Löwen. Zusammen m​it seinem Bruder Heinrich XIII. unternahm e​r mehrere Reisen d​urch Flandern, Holland u​nd Seeland. Bei Ausbruch d​es Schmalkaldischen Krieges befand s​ich Alexander II. i​n England, vermutlich i​n Oxford. 1547 n​ahm er a​n den Begräbnisfeierlichkeiten v​on König Franz I. i​n Paris t​eil und kehrte danach n​ach Brüssel zurück. In d​er Folge begleitete e​r Karl V. a​uf seiner Huldigungsreise d​urch die Niederlande u​nd weiter n​ach Augsburg, w​o das Augsburger Interim verkündet wurde. Vom Jahr 1552 a​n diente Alexander II. i​n mehreren Feldzügen i​n Frankreich, Belgien u​nd Ungarn. Im Jahr 1555 führte i​hn sein Weg zurück n​ach Brüssel, w​o er d​ie Abdankung Karls V. miterlebte. Im Jahre 1563 pilgerte e​r in d​as Heilige Land.[2] Alexander u​nd sein Vetter Philipp v​on Pappenheim bauten d​as 1572 abgebrannte Kollegiatstift i​n Grönenbach wieder auf.[3] Am 30. Mai 1577 schloss Alexander m​it seinem, z​um reformierten Glauben konvertierten, Vetter Philipp v​on Pappenheim e​inen Vertrag über d​ie Ausgaben d​es Kollegiatstifts z​u Grönenbach. 1589 kaufte Alexander v​on Pappenheim e​ine Orgel für d​ie Stiftskirche St. Philipp u​nd Jakob i​n Grönenbach.[4] Ab 1590 h​atte Alexander II. d​as Seniorat d​es Hauses Pappenheim inne. Mit seinem Tod 1612 g​ing es a​n seinen Vetter Philipp v​on Pappenheim über, w​obei die Pflichten bereits a​b 1607, aufgrund seines Alters, d​em Landgrafen v​on Stühlingen Maximilian v​on Pappenheim übertragen waren. Am 31. Januar 1595 erwarb e​r das Schloss Hetzlinshofen v​on den Edlen v​on Stebenhabern.[5][6] Noch i​m Jahre 1598 n​ahm Alexander a​n einem Feldzug g​egen die Türken t​eil um d​ie Festung Gran z​u erobern.

Das Epitaph Alexanders v​on Pappenheim befindet s​ich in d​er Stiftskirche St. Philipp u​nd Jakob i​n Bad Grönenbach[7] u​nd trägt d​ie Inschrift:

„D. ALEXANDER,
S.R.I. Marscal. Hered. vetustiss. ejus Gentis, Dominus Bappenheim. Gronenbach & Hezlinshoviæ. Generosis & Illustribus ortus Natalibus Maji XVII. an. M D XXX. In Schola Campidonensi primis doctrinæ positis fundamentis an. XXXVIII. & seqq. studiis porro Friburgi, Ingolstadii & Lugduni Bataviorum incubuit usque ad A. XLVI. Quo, ut & an. seqq. perlustravit totum Belgium & Galliam. Post in Aula Mariæ Hispaniæ Reg. Sororis Caroli V. Dapifer factus est ao. XLIIX. commoratus in ea fere per quadriennium, Militiæ rudimentis suæ pro Carolo V. adversus Galliarum Regem positis anno LII. Dein ætate maturescente X. aliis Expeditionibus in Belgio, Gallia, Pannonia, TRIBVNVS & Dux strenuus & solertissimus interfuit;
Auspiciis
Carol. V. Ferdinand. Maximilian. II. & Rudolphi II. Impp. itemque Philippi II. Reg. Hispan. peragrata quoque X. mensibus Italia, Judæa, Palæstina, Syria, Arabia, anno LXIII. à Rudolpho II. militum Præfectura & Consiliarii honore honestatus est: cui & à multis fuit legationibus & Comitis Imper. German. loco.
Heros vero Illustris & magnanimus, domi forisque clarissimus: Cujus divinam memoriam, judicium, virtutemque cuncti stupuere:
Laborum patientissimus, veritatis amantissimus, simulationis, dissmulationisque osor acerrimus, rarum antiquæ virtutis & fidei fuit Exemplum.
Annum agens LXXXII. ex nullo, nisi senectutis & oculorum imbecillitatis morbo, infirmus obiit.
Anno MDCXII.
Eques olim terenæ, nunc autem cœlestis Jeruschalem.
Vir magnus bello, nulli pietate secundus, Exemplum constans prisca virtute, fideque.“

M. Johann Alexander Döderlein[8]

Nachkommen

Joachim III. von Pappenheim

Epitaph Joachims von Pappenheim

Sein Sohn Joachim III. v​on Pappenheim w​urde 1571 geboren u​nd wurde n​ur 28 Jahre alt. Er s​tarb 1599 kinderlos. Joachim w​ar mit Maria Magdalena von Freyberg vermählt. Auf d​em Reichstag i​n Nürnberg 1594 t​rug er a​n Stelle seines Vaters d​as Schwert d​es Kaisers Rudolph II. Mit seinem Tod i​st die Zweiglinie d​es Alexanders I. v​on Pappenheim erloschen.[9] Sein Epitaph befindet s​ich in d​er Stiftskirche St. Philipp u​nd Jakob i​n Bad Grönenbach.

Anna von Pappenheim

Anna von Pappenheim

Seine Tochter Anna v​on Pappenheim († 1616) heiratete i​n erster Ehe Heinrich Philipp von Rechberg († 1611). Nach d​em Ableben Philipp v​on Rechbergs ehelichte s​ie Otto Heinrich Graf Fugger v​on Kirchberg u​nd zu Weißenhorn († 1644). Damit g​ing die Herrschaft Grönenbach v​on den Pappenheimern a​uf die Fugger über.[10]

Literatur

  • Hans Schwackenhofer: Die Reichserbmarschälle, Grafen und Herren von und zu Pappenheim. Walter E. Keller, Berlin 2002, ISBN 3-934145-12-4, S. 156157.
  • M. Johann Alexander Döderlein: Historische Nachrichten von dem ur-alten Hochpreislichen Haus der Kaiserlichen und des Reichs Marschallen von Palatin, Und der Davon abstammenden ehe- und dermahligen Reichs-Erb-Marschallen, Herren und Grafen zu Pappenheim, etc. Johann Jacob Enderes, Hoch-Fürstl. privil. Buch-Händler, 1739, S. 246–250 (Volltext in der Google-Buchsuche).

Einzelnachweise

  1. Joseph Sedelmayer: Geschichte des Marktfleckens Grönenbach. Hrsg.: Historischer Verein zur gesamten Förderung der Heimatkunde des Allgäus. Kempten 1910, S. 21.
  2. Joseph Sedelmayer: Geschichte des Marktfleckens Grönenbach. Hrsg.: Historischer Verein zur gesamten Förderung der Heimatkunde des Allgäus. Kempten 1910, S. 29.
  3. Joseph Sedelmayer: Geschichte des Marktfleckens Grönenbach. Hrsg.: Historischer Verein zur gesamten Förderung der Heimatkunde des Allgäus. Kempten 1910, S. 158, 222.
  4. Joseph Sedelmayer: Geschichte des Marktfleckens Grönenbach. Hrsg.: Historischer Verein zur gesamten Förderung der Heimatkunde des Allgäus. Kempten 1910, S. 228.
  5. Joseph Sedelmayer: Geschichte des Marktfleckens Grönenbach. Hrsg.: Historischer Verein zur gesamten Förderung der Heimatkunde des Allgäus. Kempten 1910, S. 117–118.
  6. Max Spindler, Christoph Bauer, Andreas Kraus: Geschichte Schwabens bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts. Hrsg.: Andreas Kraus. C.H. Beck, München 2001, S. 409.
  7. Joseph Sedelmayer: Geschichte des Marktfleckens Grönenbach. Hrsg.: Historischer Verein zur gesamten Förderung der Heimatkunde des Allgäus. Kempten 1910, S. 218.
  8. M. Johann Alexander Döderlein: Historische Nachrichten von dem ur-alten Hochpreislichen Haus der Kaiserlichen und des Reichs Marschallen von Palatin, Und der Davon abstammenden ehe- und dermahligen Reichs-Erb-Marschallen, Herren und Grafen zu Pappenheim, etc. Johann Jacob Enderes, Hoch-Fürstl. privil. Buch-Händler, 1739, S. 249 (Volltext in der Google-Buchsuche).
  9. M. Johann Alexander Döderlein: Historische Nachrichten von dem ur-alten Hochpreislichen Haus der Kaiserlichen und des Reichs Marschallen von Palatin, Und der Davon abstammenden ehe- und dermahligen Reichs-Erb-Marschallen, Herren und Grafen zu Pappenheim, etc. Johann Jacob Enderes, Hoch-Fürstl. privil. Buch-Händler, 1739, S. 250–251 (Volltext in der Google-Buchsuche).
  10. Joseph Sedelmayer: Geschichte des Marktfleckens Grönenbach. Hrsg.: Historischer Verein zur gesamten Förderung der Heimatkunde des Allgäus. Kempten 1910, S. 107.
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