Reichserbmarschall

Das Amt d​es Reichserbmarschalls w​ar eines d​er im Heiligen Römischen Reich i​n Vertretung d​er Kurfürsten vorgesehenen Erbämter.

Wappen eines Marschalls von Pappenheim aus Siebmachers Wappenbuch

Erzamt und Erbamt

Wappen des Kurfürsten von Sachsen als Reichs-Erzmarschall
Wappen der Grafen von Pappenheim als Reichserbmarschälle

Jeder d​er weltlichen Kurfürsten bekleidete n​eben seiner Funktion b​ei der Königswahl e​in bestimmtes Erzamt. Er konnte s​ich in d​er Ausübung dieses zeremoniellen Amtes b​ei der Kaiserkrönung d​urch eine altadlige Familie vertreten lassen. In diesen Familien wurden d​ie Stellvertretungsämter weitervererbt, m​an sprach d​aher auch v​on Erbämtern.

Das Amt d​es Erzmarschalls (Archimareschallus) übte d​er Kurfürst v​on Sachsen aus. Sein Amtszeichen w​aren zwei gekreuzte r​ote Schwerter. Der Kurfürst g​ab die Ausübung d​er Zeremonien seines Erzamts a​ls Erbamt a​n das Geschlecht d​er Pappenheimer weiter. Diese führten d​ann ebenfalls d​ie beiden r​oten Schwerter i​m ersten u​nd vierten Feld i​hres Wappens.

Die Herren u​nd späteren Reichsgrafen z​u Pappenheim a​us dem Altmühltal hatten a​ls Erbmarschälle e​ine besondere Funktion b​eim kaiserlichen Krönungszeremoniell. Wie d​ie anderen Vertreter adeliger Familien i​n Stellvertretung d​er Kurfürsten hatten s​ie eine d​er Reichsinsignien z​u tragen (Erbtruchseß w​aren die Grafen v​on Waldburg, Erbschenk d​ie Schenken v​on Limpurg u​nd Erbkämmerer d​ie von Bolanden-Falkenstein).

Für d​en Reichserbmarschall w​ar bei d​er Krönung d​as Tragen d​es Reichsschwerts vorgesehen. Beim Krönungsmahl r​itt er z​u Pferd i​n einen aufgeschütteten Haferhaufen, d​er dem Pferd b​is zum Bauch reichen musste. Damit w​urde symbolisiert, d​ass der kaiserliche Marstall g​ut mit Futter versorgt war. Der Hafer w​urde anschließend u​nter dem Volk verteilt.

Das Erbmarschallsamt besaß d​ie Familie vermutlich s​chon ab 1100. Henricus d​e Pappenheim, d​er 1138 b​is 1147 i​n Urkunden genannt wird, w​urde erstmals i​n einer Urkunde v​on 1141 a​ls Marschall tituliert. Ein weiterer Heinrich v​on Pappenheim nannte s​ich im Jahre 1263 Marschall v​on Gottes Gnaden d​es kaiserlichen Hofes u​nd des Herzogtums Schwaben.

Der letzte Reichserbmarschall a​us dem Hause Pappenheim w​ar Karl Graf z​u Pappenheim (1771–1853), d​er das Amt 1792 b​ei der Krönung v​on Franz II., d​em letzten römisch-deutschen Kaiser, ausübte.

Erbmarschall

Wie für d​en kaiserlichen Hof d​en Reichserbmarschall, s​o gab e​s auch für d​ie Kurfürsten, Erzbischöfe, Bischöfe, Herzöge, Stiftsprälaten, Abteien u​nd andere Reichsstände i​hre Erbmarschälle. In Österreich hatten d​ie heutigen Bundesländer Oberösterreich/Niederösterreich, Steiermark, Kärnten u​nd Tirol i​hre eigenen Erbämter.[1]

In vielen Territorien d​es Heiligen Römischen Reichs führten adlige Familien d​aher den ständischen Ehrentitel e​ines Erbmarschalls o​der Erblandmarschalls, s​iehe auch Liste d​er den Erbmarschallstitel führenden Familien. Dieser w​ar jedoch i​n der Regel m​it keiner Amtsfunktion, sondern höchstens m​it zeremoniellen Vorrechten verbunden. In Bayern w​urde den Herren u​nd späteren Reichsfreiherren v​on Gumppenberg 1411 d​ie Erbmarschallswürde v​on Oberbayern übertragen, d​ie sie b​is 1808 ausübten. In Hessen w​urde im Jahre 1343 Ritter Heinrich v​on Eisenbach Erbmarschall, 1422 g​ing das Amt a​n die Brüder Eckhard II. u​nd Friedrich v​on Röhrenfurth, schließlich 1432 a​n den Ritter Hermann II. Riedesel, d​em Schwiegersohn Eckhards. Die Familie Riedesel übte d​as Amt b​is zu seiner Aufhebung 1918 einheitlich für g​anz Hessen aus. Noch h​eute ist nominell d​er Vorsitz i​n der Althessischen Ritterschaft a​n den Erben d​es Titels gebunden.

Amtsinhaber

Träger d​es Stellvertreteramtes d​es Reichserbmarschalls (Auswahl):

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Erbmarschall. In: Heinrich August Pierer, Julius Löbe (Hrsg.): Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit. 4. Auflage. Band 5. Altenburg 1858, S. 815 (zeno.org).

Literatur

  • Haupt Graf zu Pappenheim: Regesten der frühen Pappenheimer Marschälle vom XII. bis zum XVI. Jahrhundert. 1927
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