Alenu
Alejnu leschabe'ach […] (hebräisch "עָלֵינוּ לְשַׁבֵּחַ"; dt. „[es ist] an uns…“)[1] ist Bestandteil der drei jüdischen Tagesgebete.
Beschreibung
Hauptmotiv des Gebets ist der Gedanke an ein Gottesreich auf Erden und die Hoffnung auf Vereinigung aller Menschen in Anbetung des einen Gottes, wofür im Text selbst eine leicht abgewandelte Form des Ausdrucks Tikkun olam verwendet wird. Es ist seit etwa 1300 als Bestandteil der Tagesgebete nachweisbar.
Es wird jeweils am Ende eines jeden Gebets vorgetragen, so dass es in Gebetbüchern mit deutscher Übersetzung auch als Schlussgebet bezeichnet wird[2]. Es steht am Ende des Morgengebets (Schacharit), des Mittagsgebets (Mincha) und des Abendgebets (Maariv). Es wird auch im Anschluss an den Segen für den Neumond gesprochen, sowie nach einer Beschneidung. Nur noch das Kaddisch wird häufiger gebetet.[3][4]
Eine volkstümliche Tradition schreibt dieses Gebet dem biblischen Joshua zur Zeit seiner Eroberung Jerichos zu.[4][5] Eine andere Zuweisung ist die an den Sanhedrin während der Periode des Zweiten Tempels.[4][6]
Um 1400 trat ein getaufter Jude mit dem Vorwurf auf, mit dem Gebetsteil „sie beten ja an das Nichtige und Eitle, sie flehen zu dem, der nicht hilft“ würden Jesus Christus und der christliche Glaube beleidigt.[7] In deutschen Gebetbüchern wurde der Text seit damals zensiert, so dass der beanstandete Satz nur in nichtdeutschen Gebetbüchern überliefert ist.
Die älteste notierte Melodie zum Alejnu leschabe'ach im aschkenasischen Raum stammt von Kantor Aaron Beer.[8]
Textauszug und Übersetzung
|
|
– Siddûr tefillôt Yiśrāʾēl[9] |
„Uns liegt ob, den Herrn Aller zu preisen, Ihm, der noch fortbildet das Werk des Anfangs, Größe zu zollen, der uns nicht geschaffen wie die Volker der Länder und uns nicht eine Stellung gegeben gleich den Familien der Erde, indem er unser Anteil nicht dem ihrigen gleich sein ließ und unser Los nicht dem ihrer ganzen Menge. Wir vielmehr knieen und werfen uns hin und bekennen vor dem König der Könige aller Könige, dem Heiligen, gesegnet sei er, daß er die Himmel neigt und die Erde gründet und den Sitz seiner Herrlichkeit im Himmel oben und die Gegenwart seiner unwiderstehlichen Macht in den alle Höhen überragenden Höhen hat, der ist unser Gott, nichts sonst. In Wahrheit unser König, nichts ist außer ihm, wie in seiner Lehre geschrieben ist: So wisse es denn heute und bringe es dir wiederholt zu Herzen, daß Gott allein Gott ist, im Himmel in der Höhe und auf Erden in der Tiefe, nichts sonst.“
Weblinks
- Aleinu gesungen von Cantor Brian Shamash (* 1975 in New York) auf YouTube, South Huntington Jewish Center, Melville, New York.
- S. Copeland: Liturgy: Daily Prayers: Aleynu, ICCJ 2013.
Einzelnachweise
- Siddur schma kolenu. dt. Übers. Raw Joseph Scheuer, bearb. Albert Richter / Edouard Selig, hg. Israelitische Cultusgemeinde Zürich, Verlag Morascha, Basel 1996 / 9. Aufl. 2011, S. 87: Alenu.
- Siddur schma kolenu. dt. Übers. Raw Joseph Scheuer, bearb. Albert Richter / Edouard Selig, hg. Israelitische Cultusgemeinde Zürich, Verlag Morascha, Basel 1996 / 9. Aufl. 2011, S. 87: Alenu
- Barry Freundel: Why We Pray What We Pray: The Remarkable History of Jewish Prayer. Urim Publ'ns, New York 2010, S. 204.
- Macy Nulman: Encyclopedia of Jewish Prayer. Jason Aronson, New York 1993, S. 24.
- Barry Freundel: Why We Pray What We Pray: The Remarkable History of Jewish Prayer. Urim Publ'ns, New York 2010, S. 205–206. Among the authorities supporting the attribution to Joshua was Rav Hai Gaon (died 1038), Eleazar of Worms (died 1230), Rabbi Nathan ben Rabbi Yehuda (13th century), and Kol Bo (publ. 16th century).
- Barry Freundel: Why We Pray What We Pray: The Remarkable History of Jewish Prayer. Urim Publ'ns, New York 2010, S. 207. ( Manasseh ben Israel; gest. 1657).
- Ismar Elbogen: Der jüdische Gottesdienst in seiner geschichtlichen Entwicklung, J. Kauffmann Verlag, Frankfurt a. M., 1931, S. 80 und 81
- Abraham Zebi Idelsohn: Jewish Music: Its Historical Development. Courier Corporation, 1992, ISBN 9780486271477, S. 157
- Samson Raphael Hirsch: סדור תפלות ישראל (Siddûr tefillôt Yiśrāʾēl). Israels Gebete. I. Kauffmann, Frankfurt a. M. 1895, OCLC 18389019, S. 208–209. (online).