Ajoit
Das Mineral Ajoit ist ein sehr selten vorkommendes Schichtsilikat mit der chemischen Zusammensetzung (K,Na)Cu7Al[Si9O24(OH)6]·3H2O[1]. Es kristallisiert im triklinen Kristallsystem und ist meist in Form von büschelig angeordneten, faserigen, lamellenförmigen oder prismatischen Kristallen bis etwa einem halben Millimeter Länge von bläulichgrüner Farbe bei grünlichweiß Strichfarbe zu finden. Als Inklusionen (Einschlüsse) in Quarz gibt er diesem ebenfalls eine grünliche bis bläuliche Farbe.
Ajoit | |
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Allgemeines und Klassifikation | |
Chemische Formel | (K,Na)Cu7Al[Si9O24(OH)6]·3H2O[1] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Silikate und Germanate – unklassifizierte Silicate |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
9.EA.70 (8. Auflage: VIII/D.07) 78.05.01.01 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | triklin |
Kristallklasse; Symbol | triklin-pinakoidal; 1[2] |
Raumgruppe | P1 (Nr. 1) oder P1 (Nr. 2)[1] |
Gitterparameter | a = 13,64 Å; b = 14,51 Å; c = 13,62 Å α = 107,2°; β = 105,4°; γ = 110,6°[1] |
Formeleinheiten | Z = 3[1] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | nicht definiert[3] |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 2,96; berechnet: 2,951[3] |
Spaltbarkeit | vollkommen nach {010}[3] |
Bruch; Tenazität | uneben, muschelig |
Farbe | bläulichgrün[4] |
Strichfarbe | grünlichweiß[4] |
Transparenz | durchscheinend bis undurchsichtig |
Glanz | Glasglanz bis matt |
Radioaktivität | kaum messbar |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nα = 1,550[5] nβ = 1,583[5] nγ = 1,641[5] |
Doppelbrechung | δ = 0,091[5] |
Optischer Charakter | zweiachsig positiv |
Achsenwinkel | 2V = gemessen: 68 bis 80°; berechnet: 76°[5] |
Pleochroismus | sichtbar: X = sehr helles Blaugrün Y = glänzendes Blaugrün[5] |
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde das blaugrüne Kupfer-Aluminium-Silikat von Harry Berman (Harvard University) im August 1941 zusammen mit dunkelblauem Shattuckit in der „New Cornelia Mine (Ajo Mine)“ in den Little Ajo Mountains im Pima County (Arizona, USA). Berman bemühte sich gemeinsam mit Waldemar Theodore Schaller, das neue Mineral zu bestimmen und zu beschreiben, verstarb jedoch unerwartet 1944. Schaller beendete die Analysen zusammen mit Angelina C. Vlisidis und benannte das Mineral nach dessen erstem Fundort (Typlokalität) Ajoit.
Klassifikation
Bereits in der veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Ajoit zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur Abteilung der „Unklassifizierten Silikate“, wo er zusammen mit Whelanit die unbenannte Gruppe VIII/D.07 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Ajoit ebenfalls in die Klasse der „Silikate und Germanate“, dort allerdings in die Abteilung der „Schichtsilikate (Phyllosilikate)“ ein. Diese ist zudem weiter unterteilt nach der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Einfache Tetraedernetze mit 4-, 5-, (6-) und 8-gliedrigen Ringen“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 9.EA.70 bildet.
Auch die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Ajoit in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Unklassifizierten Silikate“ ein. Hier ist er einziges Mitglied der unbenannten Gruppe 78.05.01 innerhalb der Unterabteilung der „Unklassifizierten Silikate: Mögliche Schichtsilikate“ zu finden.
Kristallstruktur
Ajoit kristallisiert triklin in der Raumgruppe P1 (Raumgruppen-Nr. 1) oder P1 (Nr. 2) mit den Gitterparametern a = 13,64 Å; b = 14,51 Å; c = 13,62 Å; α = 107,2°; β = 105,4° und γ = 110,6° sowie 3 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]
Bildung und Fundorte
Ajoit bildet sich als Sekundärmineral in Kupfer-Lagerstätten. Dort findet er sich zumeist mit Shattuckit vergesellschaftet oder eingewachsen in Quarz, kann aber auch je nach Fundort mit weiteren Begleitminerale wie unter anderem Konichalcit, der Bi- und Ca-haltige, grünlichgelben Mottramit-Varietät Duhamelit, Muskovit, Papagoit, Pyrit und Sillénit auftreten.
Neben seiner Typlokalität Ajo Mountains fand sich das Mineral noch in der ebenfalls im Pima County gelegenen „Potter-Cramer Mine“ (Vulture-Mountains) sowie in der „Moon Anchor Mine“ (Big Horn Mountains).
In Deutschland konnte Ajoit bisher nur bei Ramsbeck im Sauerland gefunden werden. Einziger österreichischer Fundort ist die Putzkammer Alp in der Verwallgruppe im Vorarlberg.
Weitere Fundorte sind die „Ashio Mine“ bei Ashio in der japanischen Präfektur Tochigi, Khorixas in Namibia, die „Messina Mine“ bei Messina (heute: Musina) in Südafrika sowie Tavistock (Devon) in England (Vereinigtes Königreich).[5][6]
Siehe auch
Literatur
- W. T. Schaller, Angelina C. Vlisidis: Ajoite, a new hydrous Aluminium Copper Silicate. In: The American Mineralogist. Band 43, 1958 (minsocam.org [PDF; 291 kB; abgerufen am 15. April 2018]).
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie (= Dörfler Natur). Nebel Verlag, Eggolsheim 2002, ISBN 978-3-89555-076-8, S. 237.
Weblinks
- Mineralienatlas: Ajoit (Wiki)
- RRUFF Database-of-Raman-spectroscopy – Ajoite (englisch)
- American-Mineralogist-Crystal-Structure-Database – Ajoite (englisch)
Einzelnachweise
- Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 714.
- Webmineral – Ajoite (englisch)
- Ajoite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 76 kB; abgerufen am 15. April 2018]).
- Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. 6. vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2014, ISBN 978-3-921656-80-8.
- Mindat – Ajoite (englisch)
- Mineralienatlas: Ajoit