Aimé-Louis Herminjard
Aimé-Louis Herminjard (* 7. November 1817 in Vevey; † 11. Dezember 1900 in Lausanne) war ein Schweizer evangelischer Geistlicher, Paläograf und Hochschullehrer.
Leben
Familie
Aimé-Louis Herminjard war der Sohn von Jean-Louis Herminjard und dessen Ehefrau Sophie (geb. Brot).
Er war seit 1871 mit Eugénie, Tochter von Alexandre Monnerat aus Vevey verheiratet.
Werdegang
1844 wurde Aimé-Louis Herminjard Lizentiat der Theologie an der Académie de Lausanne, nachdem er sich dort immatrikuliert und die Vorlesungen von Juste Olivier, Alexandre Vinet und Samuel Chappuis gehört hatte.
Er wurde Hauslehrer der Kinder des ukrainischen Fürsten Nicolas von Repnin und begann dort 1846 mit der Katalogisierung der Bibliothek in dessen Schloss Jahotyn. 1861 kehrte er nach in die Schweiz nach Genf zurück und lebte dort bis 1871; seine in Russland gemachten Ersparnisse ermöglichten es ihm, ein bescheidenes Leben zu führen. 1872 siedelte er dann nach Lausanne um, gab dort Lateinunterricht und hielt Vorlesungen zur Reformationsgeschichte[1] an der dortigen Theologischen Fakultät der Freien Evangelischen Kirche.
Berufliches und schriftstellerisches Wirken
Nach der Rückkehr von Aimé-Louis Herminjard nach Lausanne widmete er sich, gemeinsam mit seinem Bruder Henri Herminjard,[2] der Veröffentlichung seiner Schrift Correspondance des Réformateurs dans les pays de langue française, von dem neun Bände erschienen. Er behandelt in diesem Werk die Korrespondenz der Reformatoren im französischsprachigen Raum aus der Zeit von 1512 bis 1544; seine Sammlung enthielt fast 800 unveröffentlichte Briefe von Johannes Calvin, Guillaume Farel und Pierre Viret sowie 4000 Briefe von weiteren Reformatoren und ihren Anhängern.
Er arbeitete auch an der Encyclopédie des sciences religieuses von Frédéric Auguste Lichtenberger; sein Nachfolger hierbei war Auguste Bernus.
Nachlass
Im Musée historique de la Réformation in Genf werden seine Notizen und Manuskripte aufbewahrt, die belegen, dass er eine ausserordentliche Begabung als Paläograf hatte.
Mitgliedschaft
- Seit 1892 war Aimé-Louis Herminjard Korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Schriften (Auswahl)
- Correspondance des Réformateurs dans les pays de langue française.
- Band 1: 1512–1526. Genève: Georg, 1866.
- Band 2: 1527–1532. Genève: Georg, 1868.
- Band 3: 1533–1536. Genève: Georg, 1870.
- Band 4: 1536–1538. Genève: Georg, 1872.
- Band 5: 1538–1539. Genève: Georg, 1878.
- Band 6: 1539–1540. Genève: Georg, 1883.
- Band 7: 1541–1542. Genève: Georg, 1886.
- Band 8. 1542–1543. Genève: Georg, 1893.
- Band 9: 1543–1544. Genève: Georg, 1897.
Literatur
- Aimé-Louis Herminjard. In: Henri Meylan: Aimé-Louis Herminjard, notre bénédictin vaudois 1817–1900. In: Revue historique vaudoise, Band 76, Heft 1–2. 1968.
- F. Olivier: Aimé-Louis Herminjard: à propos du jubilé du 7 novembre 1896. Revue historique vaudoise, Band 5, Heft 1. 1897.
Weblinks
- Alain Dufour, Ernst Grell: Aimé-Louis Herminjard. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Einzelnachweise
- Deceased: Bayerische Akademie der Wissenschaften. Abgerufen am 16. März 2021.
- Herminjard, Aimé Louis (1817-1900). Abgerufen am 16. März 2021.