Adolf Theobald
Adolf Theobald (* 14. März 1930 in Koblenz; † 1. September 2014 in Berlin) war ein deutscher Journalist, Verlagsmanager, Medienberater und Publizist. Er begründete u. a. die Zeitschriften Capital, twen und natur.
Leben
Theobald studierte Betriebswirtschaftslehre (Diplom-Kaufmann) an der Universität zu Köln und volontierte 1953 beim Rheinischen Merkur.[1] Danach war er für zwei Jahre Redakteur des Magazins der Jungen Union Deutschlands (JU) Die Entscheidung.[2]
1956 war er gemeinsam mit Stephan Wolf Gründungsherausgeber des Studentenmagazin Perspektiven in Köln, das sich als Alternative zur linken Studentenpresse etablieren sollte.[2] 1957 gründete er die im Selbstverlag viermal jährlich herausgegebene Illustrierte Student im Bild (mit einer Auflage von 70.000 Exemplaren bald die damals größte Studentenzeitschrift Deutschlands[3]) und 1959 gemeinsam mit Stephan Wolf und Willy Fleckhaus, einem Grafiker, die daran anschließende Jugendzeitschrift twen.[4] 1960 verkauften beide ihre Anteile an den Münchner Verlag Th. Martens & Co.[5] Das Blatt diente später Tempo und Neon als Maßstab.[6]
Von 1962 bis 1971 war er Gründungschefredakteur des Wirtschaftsmagazins Capital in Hamburg.[4] 1972 wurde er Konzeptionist[7] und Mitglied der Geschäftsleitung beim Verlagshaus Gruner + Jahr. 1977 wurde er als Leiter der Pressekoordination[7] in die Geschäftsleitung des Schweizer Medienunternehmens Ringier in Zürich bestellt. Er baute das Umweltmagazin natur in München auf und war von 1985 bis 1987 Chefredakteur des Reportagemagazins GEO in Hamburg.[8] Von 1987 bis 1991 war er Geschäftsführer des Spiegel-Verlags.[8]
Darüber hinaus war er als Berater der Verlegerfamilien Poppen & Ortmann und Hodeige-Rombach (den Familien gehört das Badische Pressehaus mit dem Hauptprodukt Badische Zeitung) tätig.[9] Zuletzt lebte er als freier Journalist und Medienberater in München. Er veröffentlichte u. a. in der Zeit, in der Welt, in der Badischen Zeitung, in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, im Cicero, im Tagesspiegel und im Spiegel.
Theobald war verheiratet.[9] Sein Sohn[10] Alexander (* 1964[11]) ist in der Leitungsebene des Schweizer Medienkonzerns Ringier tätig.[12]
Auszeichnung
- 2013: „Wirtschaftsjournalist des Jahres“ für sein Lebenswerk (Wirtschaftsjournalist und Medium Magazin)[13]
Schriften (Auswahl)
- Die Macher. Eine Typologie der Chefs. Mosaik-Verlag, München 1977, ISBN 3-570-02740-6.
- Das Ökosozialprodukt. Lebensqualität als Volkseinkommen (= Texte + Thesen. Band 185). Edition Interfrom, Zürich 1985, ISBN 3-7201-5185-9.
Literatur
- Norbert Beleke (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. Schmidt-Römhild, Lübeck 2006, ISBN 3-7950-2042-5, S. 1339.
Nachrufe:
- Capital-Redaktion: Nachruf auf Capital-Gründer Theobald. auf: Capital.de, 3. September 2014. (Auszug aus „40 Jahre Capital“ (Capital 13/2002) von Henning Franke und Manfred Kohnke)
- Christian Hodeige: „Interessieren muss es halt“ – Zum Tod des Journalisten und Blattmachers Adolf Theobald (Nachruf). In: Badische Zeitung, 3. September 2014, S. 13.
- Hans Leyendecker: Hüter und Streiter. Der Magazinerfinder Adolf Theobald ist tot (Nachruf). In: Süddeutsche Zeitung, 3. September 2014, S. 27.
- Kai-Hinrich Renner: Adolf Theobald. Ein großer Magazinmann ist tot (Nachruf). In: Handelsblatt, Nr. 169, 3. September 2014, S. 47.
Weblinks
- Suche nach „Adolf Theobald“ im Online-Katalog der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz (Achtung: Die Datenbasis hat sich geändert; bitte Ergebnis überprüfen und
SBB=1
setzen)
Einzelnachweise
- Michael Koetzle (Hrsg.): Twen. Revision einer Legende. Klinkhardt & Biermann, München 1995, ISBN 3-7814-0392-0, S. 321.
- Detlef Siegfried: Time is on my side. Konsum und Politik in der westdeutschen Jugendkultur der 60er Jahre (= Hamburger Beiträge zur Sozial- und Zeitgeschichte, Band 41). Wallstein-Verlag, Göttingen 2006, ISBN 978-3-8353-0073-6, S. 283.
- Twen. Sechs über Sex. In: Der Spiegel. Nr. 32, 1961, S. 59–60 (online).
- Detlef Siegfried: Time is on my side. Konsum und Politik in der westdeutschen Jugendkultur der 60er Jahre (= Hamburger Beiträge zur Sozial- und Zeitgeschichte, Band 41). Wallstein-Verlag, Göttingen 2006, ISBN 978-3-8353-0073-6, S. 284.
- Michael Koetzle (Hrsg.): Twen. Revision einer Legende. Klinkhardt & Biermann, München 1995, ISBN 3-7814-0392-0, S. 35.
- Capital-Redaktion: Nachruf auf Capital-Gründer Theobald. auf: Capital.de, 3. September 2014. (Auszug aus „40 Jahre Capital“ (Capital 13/2002) von Henning Franke und Manfred Kohnke)
- Peter Meier, Thomas Häussler: Zwischen Masse, Markt und Macht. Das Medienunternehmen Ringier im Wandel 1833–2008. Band 2, Chronos, Zürich 2010, ISBN 978-3-0340-0952-2, S. 617.
- Norbert Beleke (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. Schmidt-Römhild, Lübeck 2006, ISBN 3-7950-2042-5, S. 1339.
- Christian Hodeige: „Interessieren muss es halt“ – Zum Tod des Journalisten und Blattmachers Adolf Theobald (Nachruf). In: Badische Zeitung, 3. September 2014, S. 13.
- «Alexander Theobald, sind Sie ein Deserteur?» (Interview). persoenlich.com (Betreiber: Persönlich-Verlag), 19. Dezember 2003.
- Alexander Theobald. 14. April 2020, abgerufen am 14. April 2021.
- AWP Finanznachrichten: Valora-Services-Chef Alexander Theobald wechselt zu Ringier. nzz.ch, 2. Juli 2014.
- Dankesworte von Adolf Theobald anlässlich der Verleihung der Auszeichnung „Wirtschaftsjournalist des Jahres“. newsroom.de (Betreiber: Verlag Johann Oberauer), 2. September 2014.