Adolf Halfeld
Adolf Friedrich Wilhelm Halfeld (geboren 14. September 1898 in Hannover; gestorben 23. November 1955 ebenda)[1] war ein deutscher Journalist, Autor politischer Bücher und Chefredakteur der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ).
Leben
Adolf Halfeld[2] war Sohn eines Kaufmanns und machte 1917 das Abitur an der Leibnizschule Hannover. Er war seit 1916 Soldat im Ersten Weltkrieg und studierte ab dem Wintersemester 1918 Staatswissenschaften in Berlin, dann in Heidelberg und wurde 1921 in Hamburg mit einer Untersuchung über das Imkergewerbe im 17. und 18. Jahrhundert in den älteren hannoverschen Landesteilen bei Friedrich von Gottl-Ottlilienfeld promoviert. Er arbeitete ab 1924 als Auslandskorrespondent in den USA unter anderem für das Hamburger Fremdenblatt und die Münchner Neuesten Nachrichten. 1927 veröffentlichte er im Eugen Diederichs Verlag das Buch Amerika und der Amerikanismus, das bereits im Folgejahr eine zweite Auflage hatte und von der rechtskonservativen Presse lobend rezensiert wurde.[3] Es gilt als einflussreiches Beispiel des zivilisationskritischen Antiamerikanismus.[4] 1929 wechselte er für dieselben Zeitungen nach London.
1932 kehrte Adolf Halfeld nach Deutschland zurück und übernahm nach der „Machtergreifung“ die Schriftleitung des Berliner Büros des Hamburger Fremdenblatts. Halfeld trat 1939 der NSDAP bei.[2] Spätestens 1943 wurde er Hauptschriftleiter der Zeitung. Halfeld wurde von der Presseabteilung des Reichsaußenministeriums zur „Mittwochsrunde“ wichtiger Berlinkorrespondenten der in- und ausländischen Presse hinzugezogen[5], er arbeitete bei der Zeitschrift Volk und Reich. Politische Monatshefte mit[6] und schrieb für die Achsenzeitschrift Berlin Rom Tokio.[7] Auch Reichspropagandaminister Joseph Goebbels hatte von ihm einen guten Eindruck, nachdem er Halfeld zu sich in kleiner Runde eingeladen hatte.[8] Adolf Halfeld stellte sich in den Dienst der NS-Propaganda und schrieb für das Reichsaußenministerium die Propagandabroschüre Der „Athenia“-Fall, nachdem es kurz nach Kriegsbeginn am 3. September 1939 beim Untergang des Passagierschiffes Athenia 117 Tote, darunter 28 US-amerikanische Staatsbürger, gegeben hatte. Halfeld schob die Ursache für den Untergang des Schiffes auf eine britische Verschwörung: Die USA sollten mit dem Verlust US-amerikanischer Staatsbürger in den Krieg hineingezogen werden. Die Propagandaschrift wurde vom Reichsaußenministerium in die Sprachen der deutschen Verbündeten (Italien, Japan) und in Französisch, Englisch, Dänisch, Norwegisch und Schwedisch übersetzt.
Nach Kriegsende nutzte Halfeld seine Sprachkenntnisse und übersetzte Schriften von Victor Gollancz, Charles Terrasse, Vita Sackville-West, Douglas Woodruff sowie ein (posthumes) Buch über Mahatma Gandhi von George Catlin ins Deutsche. Im Jahr 1950 wurde Adolf Halfeld dann Chefredakteur der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ); er starb 1955.
Schriften (Auswahl)
- Das Imkergewerbe im 17. und 18. Jahrhundert in den älteren hannoverschen Landesteilen, unter Berücksichtigung seiner Sonderstellung als geldwerbende Marktproduktion im Bauernhaushalt. Eine Untersuchung zur Wirtschaftsgeschichte Niedersachsens. Dissertationsschrift. o. O. 1921.
- Kulturen und Revolutionen. Europäische Gegenwartsfragen. Dürr & Weber, Berlin 1924.
- Amerika und der Amerikanismus. E. Diederichs, Jena 1927.
- England – Verfall oder Aufstieg? Diederichs, Jena 1933.
- Der „Athenia“-Fall. Englands wahres Gesicht. Volk und Reich, Berlin 1939.
- Deutschland und die Westmächte. Diederichs, Jena 1940.
- USA greift in die Welt. Broschek, Hamburg 1941.
- Die Zivilisation der Yankees. In: Friedrich Schönemann, Adolf Halfeld, Friedrich Kegel, Otto Koischwitz, Willy Gierlichs, Eduard Ahlswede, K. F. Hermann, Alexander Jason, Th. von Bippen (Hrsg.): Kultur in USA. Die Wirklichkeit eines Massenwahns. Junker und Dünnhaupt, Berlin 1943, S. 49–86.
- Douglas Woodruff: Platos amerikanische Republik. Englische Satire auf die USA. Herausgegeben und eingeleitet von Adolf Halfeld. Broschek, Hamburg 1943.
Literatur
- Egbert Klautke: Unbegrenzte Möglichkeiten: „Amerikanisierung“ in Deutschland und Frankreich. Wiesbaden: Steiner, 2003. Zugl.: Heidelberg, Univ., Diss., 1999
- Egbert Klautke: Kronzeugen des Antiamerikanismus in Deutschland und Frankreich. Adolf Halfeld und Georges Duhamel. In: Wolfgang Eßbach (Hrsg.): Welche Modernität? Intellektuellendiskurse zwischen Deutschland und Frankreich im Spannungsfeld nationaler und europäischer Identitätsbilder. Berlin : Spitz, 2000, ISBN 3-8305-0062-9, S. 173–191.
- Frank-Rutger Hausmann: Anglistik und Amerikanistik im „Dritten Reich“. Frankfurt am Main: Vittorio Klostermann, 2003
Weblinks
- Literatur von und über Adolf Halfeld in der bibliografischen Datenbank WorldCat
- Tobias Jaecker: Das Amerika-Bild in der Publizistik von Weimar, Website, Juni 2003
Einzelnachweise
- Geburtsdatum nach Herrmann A. L. Degener (Hrsg.): Wer ist’s? Unsere Zeitgenossen, 10. Auflage 1935, S. 345, eingesehen über World Biographical Information System.
- Lebensdaten bis 1945 bei Egbert Klautke, 2000, S. 174f.
- Rezensionen aufgeführt bei Egbert Klautke, 2000, S. 176, Fn. 10 und S. 189, Fn. 53
- Klaus Schwabe: Deutscher Anti-Amerikanismus in den Zwanzigerjahren, in: Thomas Stamm-Kuhlmann (Hrsg.): Geschichtsbilder : Festschrift für Michael Salewski zum 65. Geburtstag. Stuttgart : Steiner, 2003 ISBN 3-515-08252-2, S. 106–118, hier S. 114
- Peter Longerich: Propagandisten im Krieg. Die Presseabteilung des Auswärtigen Amtes unter Ribbentrop. Oldenbourg, München 1987, ISBN 3-486-54111-0, S. 316
- Peter Longerich: Propagandisten im Krieg. Die Presseabteilung des Auswärtigen Amtes unter Ribbentrop. Oldenbourg, München 1987, ISBN 3-486-54111-0, S. 260
- Adolf Halfeld: Union Jack und Sternenbanner, in: Paul Schmidt (Hrsg.): Berlin Rom Tokio - Monatsschrift für die Vertiefung der kulturellen Beziehungen der Völker des weltpolitischen Dreiecks. Heft Nr. 11 November 1941 Jahrgang 3
- Elke Fröhlich (Hrsg.): Die Tagebücher von Joseph Goebbels, komplettierter Teil I: Aufzeichnungen 1923-1941. Band 7, S. 373, 21. März 1940