Abtei St. Hildegard (Rüdesheim am Rhein)

Die Abtei St. Hildegard i​st ein Benediktinerinnenkloster i​n Eibingen b​ei Rüdesheim i​m Bistum Limburg. Seit 2002 i​st die Abtei Teil d​es UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal.

Abtei St. Hildegard
Basisdaten
Staat Deutschland
Kirchenprovinz Köln
Diözese Bistum Limburg
Kongregation Beuroner Kongregation
 
Äbtissin M. Dorothea Flandera OSB
Priorin Sr. Katharina Drouvé OSB
Subpriorin Sr. Christophora Janssen OSB
 
Gründung 1904
Patrozinium Hl. Hildegard von Bingen
Ordensschwestern 42 (07.09.2021)[1]
 
Ritus Römischer Ritus
Liturgiesprache Deutsch, Latein
Anschrift Abtei St. Hildegard
Klosterweg 1
65385 Rüdesheim am Rhein
Luftaufnahme der Abtei St. Hildegard
Altarraum der Abteikirche

Geschichte

Die a​m 17. September 1904 v​on 12 Benediktinerinnen a​us der Abtei St. Gabriel i​n Prag errichtete Abtei s​teht in d​er Nachfolge d​er von d​er heiligen Hildegard v​on Bingen gegründeten Klöster Rupertsberg u​nd Eibingen. Das oberhalb v​on Eibingen v​on 1900 b​is 1904 i​m neoromanischen Stil n​eu erbaute Kloster w​urde von Fürst Karl z​u Löwenstein-Wertheim-Rosenberg gestiftet. Es gehört z​ur Beuroner Kongregation. Die wichtigsten Räume, w​ie Kirche, Chor u​nd Bibliothek, wurden b​ei der Gründung v​on Künstlermönchen d​er Beuroner Kunstschule ausgemalt.

1941 wurden d​ie Schwestern i​m Zuge d​es Klostersturms d​er Nationalsozialisten v​on der Gestapo vertrieben u​nd konnten e​rst nach Kriegsende 1945 zurückkehren. 1988 besiedelte e​in kleiner Konvent v​on Schwestern a​us der Abtei St. Hildegard d​as Kloster Marienrode b​ei Hildesheim neu. Marienrode w​ar bis 1998 e​in von Eibingen abhängiges Priorat u​nd wurde später unabhängig. Äbtissin v​on Rupertsberg u​nd Eibingen i​st seit August 2016 d​ie frühere Priorin Dorothea Flandera OSB[2].

Dem Lebensunterhalt d​er Gemeinschaft dienen d​as Klosterweingut, d​er Klosterladen, d​ie Kunstwerkstätten u​nd ein Gästehaus. Auch werden Wallfahrer u​nd Pilger z​um Schrein d​er hl. Hildegard i​n der Pfarrkirche v​on Eibingen betreut.

Äbtissinnen

Philippine zu Guttenberg, die letzte Äbtissin der alten Abtei Beatae Mariae Virginis in Eibingen

Äbtissinnen der Abtei Beatae Mariae Virginis

  • Hildegard von Bingen (* 1098; † 1179), Gründerin und erste Äbtissin der Gemeinschaft
  • Benigna von Algesheim, Äbtissin von 1373 bis 1417
  • Katharina von Kreuznach, 1529 erwähnt

Seit 1603 führen d​ie Äbtissinnen d​en Titel „von Rupertsberg u​nd Eibingen“

  • Kunigunde Frey von Dehrn, Äbtissin von 1577 bis 1611
  • Anna Lerch von Dirmstein, Äbtissin von 1611 bis 1642, † 1660
  • Magdalena Ursula von Sickingen, Äbtissin von 1642 bis 1666[3]
  • Cunigunde Schütz von Holtzhausen, Äbtissin von 1666 bis 1669
  • Maria Scholastica von Manteuffel, Äbtissin von 1670 bis 1692
  • Maria Anna Ulner von Dieburg, Äbtissin von 1692 bis 1711
  • Maria Antonetta Mühl zu Ulmen, Äbtissin von 1711 bis 1740
  • Caroline von Brambach, Äbtissin von 1740 bis 1768
  • Maria Benedicta von Dumont, Äbtissin von 1768 bis 1780
  • Hildegard von Rodenhausen, Äbtissin von 1780 bis 1788
  • Philippine zu Guttenberg, letzte Äbtissin von 1791 bis 1804

Das a​lte Kloster i​m Ortsteil Eibingen w​urde wegen d​er Säkularisation 1803 aufgehoben. Durch d​en Reichsdeputationshauptschluss fielen d​as Kloster u​nd seine Besitzungen a​n den Fürsten z​u Nassau. 1831 erwarb d​ie Eibinger Pfarrgemeinde Kloster u​nd Kirche, weswegen s​ich die Reliquien d​er hl. Hildegard b​is in d​ie Gegenwart i​n der Eibinger Pfarrkirche u​nd nicht i​n der i​hr geweihten Abtei befinden.

Äbtissinnen der Abtei St. Hildegard

Die Äbtissinnen v​on Rupertsberg u​nd Eibingen stehen i​n der Sukzession Hildegards v​on Bingen. Nach d​er Wiedererrichtung d​es Klosters oberhalb v​on Eibingen 1904 wurden folgende Schwestern v​om Konvent z​ur Äbtissin gewählt:

  • Regintrudis Sauter, Äbtissin von 1908 bis 1955
  • Fortunata Fischer, Äbtissin von 1955 bis 1978
  • Edeltraud Forster, Äbtissin von 1978 bis 1998
  • von 1998 bis 2000 leitete Gisela Happ als Priorin-Administratorin die Gemeinschaft
  • Clementia Killewald, Äbtissin von 2000 bis 2016
  • Dorothea Flandera, Äbtissin seit 2016

Orgel

Die Orgel d​er Abteikirche w​urde im Jahre 2004 – anlässlich d​es 100-jährigen Jubiläums d​er Abtei – v​on der Orgelbaufirma Romanus Seifert & Sohn a​us Kevelaer erbaut.[4] Die Register d​es Positivs (II. Manuals) werden - m​it Ausnahme d​er Syflöth 2' - über Wechselschleifen a​us dem Hauptwerk extrahiert.[5]

I Hauptwerk C–c4

01.Principal16′
02.Octav08′
03.Viola di Gamba08′
04.Grobgedackt08′
05.Spitzflöth08′
06.Quintatön08′
07.Octav04′
08.Flauth douce04′
09.Rohrflauth04′
10.Nasat03′
11.Super Octav02′
12.Terz0135
13.Mixtur0113
14.Cymbel01′
15.Cornett03′
16.Trombetten08′
17.Krumbhorn08′
II Positiv C–c4
18.Octav8′
19.Viola di Gamba 08′
20.Grobgedackt8′
21.Spitzflöth8′
22.Quintatön8′
23.Octav4′
24.Flauth douce4′
25.Rohrflauth4′
26.Nasat3′
27.Super Octav2′
28.Terz135
29.Mixtur113
30.Cymbel1′
31.Syflöth2′
32.Trombetten8′
33.Krumbhorn8′
III Schwellwerk C–c4
34.Borduen16′
35.Principal08′
36.Solicional08′
37.Coppel08′
38.Unda Maris08′
39.Flöth von Holtz08′
40.Flauth travers04′
41.Salicet04′
42.Hohlflöth04′
43.Quinte03′
44.Flageolet02′
45.Mixtur0113
46.Fagott16′
47.Posaun08′
48.Hautbois08′
49.Vox humana08′
Beben
Pedal C–f1
50.Gedackter Bahs 032′
51.Subbahs16′
52.Principalbahs16′
53.Gedacktbahs08′
54.Octavbahs08′
55.Super Octav04′
56.Posaunbahs32′
57.Posaune16′
58.Trombettbahs08′
  • Koppeln:
    • Normalkoppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P
    • Suboktavkoppel: II/I

Glocken

Schon i​m Jahr 1908 g​oss die renommierte Glockengießerei Otto a​us Hemelingen e​in vierstimmiges Bronzeglockengeläut für d​ie Klosterkirche. Die Glocken dieses Geläutes wurden i​m Zweiten Weltkrieg beschlagnahmt u​nd eingeschmolzen. Im Jahr 1951 lieferte d​ie Gießerei Otto v​ier neue Glocken m​it einer gelungenen harmonischen Schlagtonreihe.[6][7]

Nr.
 
Name
 
Gussjahr
 
Glockengießer
 
Masse (kg) Durchmesser
(mm)
Schlagton
11951Glockengießerei Otto14001302es1
29501144f1
3502945as1
4335830b1

Schriften der Abtei (Auswahl)

  • Hildegard von Bingen, Wisse die Wege. Werke Bd. I, hrsg. von der Abtei St. Hildegard, Eibingen, neu übersetzt von Mechthild Heieck. Beuroner Kunstverlag 2010, ISBN 978-3-87071-211-2.
  • Hildegard von Bingen, Ursprung und Behandlung der Krankheiten. Causae et Curae. Werke Bd. II, hrsg. von der Abtei St. Hildegard, Eibingen, neu übersetzt von Ortrun Riha. Beuroner Kunstverlag 2011, ISBN 978-3-87071-248-8.
  • Hiltrud Gutjahr OSB, Maura Záthonyi OSB, Geschaut im lebendigen Licht. Die Miniaturen des Liber Scivias der Hildegard von Bingen, erklärt und gedeutet. Mit einer kunsthistorischen Einführung von Lieselotte Saurma-Jeltsch, hrsg. von der Abtei St. Hildegard, Eibingen. Beuroner Kunstverlag 2011, ISBN 978-3-87071-249-5.
  • Hildegard von Bingen, Lieder Symphoniae. Werke Bd. IV, hrsg. von der Abtei St. Hildegard, Eibingen, neu übersetzt von Barbara Stühlmeyer. Beuroner Kunstverlag 2012, ISBN 978-3-87071-263-1.
  • Hildegard von Bingen, Heilsame Schöpfung – Die natürliche Wirkkraft der Natur. Physica. Werke Bd. V, hrsg. von der Abtei St. Hildegard, Eibingen, neu übersetzt von Ortrun Riha. Beuroner Kunstverlag 2012, ISBN 978-3-87071-271-6.
  • Hildegard von Bingen, Das Buch vom Wirken Gottes – Liber Divinorum Operum. Werke Bd. VI, hrsg. von der Abtei St. Hildegard, Eibingen, neu übersetzt von Mechthild Heieck. Beuroner Kunstverlag 2012, ISBN 978-3-87071-272-3.
  • Hildegard von Bingen, Briefe. Epistulae. Werke Bd. VIII, hrsg. von der Abtei St. Hildegard, Eibingen. Beuroner Kunstverlag 2012, ISBN 978-3-87071-285-3.
  • Das Leben der heiligen Hildegard von Bingen. Vitae sanctae Hildegardis. Werke Bd. III, hrsg. von der Abtei St. Hildegard, Eibingen, neu übersetzt von Monika Klaes-Hachmöller mit einer Einführung von Michael Embach. Beuroner Kunstverlag 2013, ISBN 978-3-87071-262-4.
  • Hildegard von Bingen, Das Buch der Lebensverdienste. Liber vitae meritorum. Werke Bd. VII, hrsg. von der Abtei St. Hildegard, Eibingen. Übersetzt und eingeleitet von Maura Zatonyi OSB. Beuroner Kunstverlag 2014, ISBN 978-3-87071-314-0.
Commons: Kloster Eibingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Unser Konvent – BENEDIKTINERINNENABTEI ST. HILDEGARD. Abgerufen am 7. September 2021 (deutsch).
  2. Vereinigung der Benediktinerinnen zu St. Hildegard e. V.: Dorothea Flandera neue Äbtissin von St. Hildegard
  3. Website zur Geschichte der Abtei St. Hildegard
  4. Führung durch die Kirche (Memento vom 10. Januar 2010 im Internet Archive). Abgerufen am 17. November 2012.
  5. Orgel Databank | Beschreibung Orgel. Abgerufen am 7. August 2020.
  6. Gerhard Reinhold: Otto Glocken – Familien- und Firmengeschichte der Glockengießerdynastie Otto. Selbstverlag, Essen 2019, ISBN 978-3-00-063109-2, S. 588, hier insbes. S. 280, 405, 433, 517, 550.
  7. Gerhard Reinhold: Kirchenglocken – christliches Weltkulturerbe, dargestellt am Beispiel der Glockengießer Otto, Hemelingen/Bremen. Nijmegen/NL 2019, S. 556, hier insbes. 251, 252, 376, 408, 481, 508, urn:nbn:nl:ui:22-2066/204770 (Dissertation an der Radboud Universiteit Nijmegen).

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