Aachener Studentenorchester
Das Aachener Studentenorchester (ASO) ist ein Sinfonieorchester. Es wurde im Jahr 1989 in studentischer Eigeninitiative von Mitgliedern des Collegium Musicum der RWTH Aachen gegründet und ist mittlerweile das größte studentische Instrumentalensemble der Städteregion Aachen. Das Orchester hat rund 90 Mitglieder, hauptsächlich Studentinnen und Studenten der Aachener Hochschulen, vornehmlich der RWTH Aachen. Seit 2019 wird es von Christian Ludwig dirigiert.
Geschichte
Ende der 1980er Jahre war das studentische Kulturangebot in Aachen noch schwach ausgeprägt. Das Collegium Musicum bestand bereits seit mehreren Jahrzehnten, war allerdings lediglich kammermusikalisch besetzt und konzertierte einmal jährlich am Totensonntag. Frustriert von dieser Situation wurde der Wunsch nach einem romantisch besetzten Sinfonieorchester zunächst 1988 von Rolf Becher formuliert und im Frühjahr 1989 umgesetzt. Das erste Konzert fand am 3. Februar 1990 in der Aula 1 der RWTH Aachen statt.
Wolfgang Spitz
Erster Chefdirigent des ASO war der Pianist und Dirigent Wolfgang Spitz. Der Kontakt wurde von Gründungsmitglied Marcus Menne über Volker Wangenheim hergestellt. Drei Jahre später (1991) verließ Wolfgang Spitz Aachen, weshalb er die Leitung des Orchesters abgab.[1]
Roland Vossebrecker
Zwischen 1991 und 2000 übernahm der Komponist und Dirigent Roland Vossebrecker die Leitung des ASO. Unter seiner Leitung wuchsen die Ambitionen des Orchesters, und es wurden erstmals große Werke wie Schumanns 3. Sinfonie oder Brahms’ Ein deutsches Requiem aufgeführt.[2]
Christian Schmitz
Zur Jahrtausendwende übernahm Christian Schmitz das Orchester. Als ausgebildeter Kirchenmusiker dirigierte er es über 12 Jahre. 2006 nahm das Aachener Studentenorchester erstmals unter der Leitung von Reiner Schuhenn am Festival International de Musiquie Universitaire (FIMU) in Belfort, Frankreich, teil, wo es bis heute regelmäßig auftritt.
In dieser Zeit stieg die Mitgliederzahl auf 75 Musiker an. Schmitz verließ 2012 aus beruflichen Gründen das Rheinland.
Reiner Schuhenn
Der enge Kontakt des Aachener Studentenorchesters mit dem damaligen Rektor der Hochschule für Musik und Tanz Köln (HfMT) Reiner Schuhenn, welcher sich während der Konzertreisen nach Belfort etablierte, führte dazu, dass Schuhenn 2012 selbst Chefdirigent des Aachener Studentenorchesters wurde. Unter seiner Leitung wuchs das Orchester auf ein Niveau heran, welches sich mit dem professioneller Orchester vergleichen lässt.[3] Auch das musikalische Portfolio konnte unter Schuhenns Leitung erweitert werden. Beispielsweise hat das Aachener Studentenorchester zum 25. Jubiläum das zeitgenössische 1. Violinkonzert von Philip Glass in sein Repertoire aufgenommen. Ebenso wurde unter Schuhenns Leitung 2016 vom Orchester Mahlers 1. Sinfonie Titan zur Aufführung gebracht.
Schuhenn, welcher an der HfMT Köln Professor für Chor- und Orchesterleitung ist, etablierte während seiner Zeit im Aachener Studentenorchester eine Kooperation mit der Hochschule, im Rahmen derer sich das ASO als Orchester für die Abschlussprüfungen der Studenten in diesem Fach zur Verfügung stellt. 2017 wurde Schuhenn als Rektor ans Mozarteum in Salzburg berufen, eine Stelle, welche er letztendlich nicht antrat und daher noch bis 2018 das Aachener Studentenorchester dirigieren konnte.[4][5]
Herbert Görtz
Als Schuhenn 2018 das Orchester abgab, übernahm übergangsweise zunächst für ein Semester Herbert Görtz, Rektor der des Standortes Aachen der Kölner Musikhochschule, die Leitung des ASO. Während dieser Zeit nahm das Orchester erstmals Bewerbungen von Dirigenten entgegen und wählte Christian Ludwig als Schuhenns Nachfolger. Da Ludwig allerdings im Wintersemester 2018/19 zur Zeit der regelmäßigen Proben verhindert war, übernahm Görtz für ein weiteres Semester die Leitung des mittlerweile 90-köpfigen Orchesters.
Unter Görtz' Leitung brachte das Aachener Studentenorchester Dvořáks Cellokonzert mit der Solocellistin der Frankfurter Oper Sabine Krams als Solistin[6] zur Aufführung, sowie Bruckners 7. Sinfonie, zu welcher der Rektor der RWTH Aachen Professor Ulrich Rüdiger kommentierte: Solche anspruchsvollen Werke werden nur selten von Amateurorchestern gespielt und sie hier in dieser Qualität präsentiert zu bekommen ist etwas ganz Besonderes.[7]
Christian Ludwig
Seit dem Sommersemester 2019 wird das ASO von Christian Ludwig dirigiert. Bekannt ist er durch seine Leitung des Kölner Kammerorchesters mit zahlreichen Auftritten in der Kölner Philharmonie, seine Arbeit als Chefdirigent des Gwangju Symphony Orchestras in Südkorea sowie seine Aufführungen an der Philadelphia und Seoul National Opera. Als ehemaliger Soloviolinist umfasst seine Ausbildung nicht nur das Studium der Violine in Köln und London sowie Kammermusik beim Alban Berg Quartett, sondern auch nach Ende seiner Solokarriere das Studium Orchesterdirigieren und Chorleitung in Mannheim bei Klaus Arp sowie an der Royal Academy of Music in London bei Colin Davis und Colin Metters. Unter seiner Leitung führt das Aachener Studentenorchester im Sommersemester 2019 anlässlich des 30-jährigen Bestehens die 3. Sinfonie Rheinische Robert Schumanns auf. Dieses Werk ist zugleich mit vier Aufführungen (1991, 1997, 2003, 2019) das am häufigsten aufgeführte Stück des Orchesters.
Organisation
Als gemeinnütziger Verein wird das Orchester ehrenamtlich von einem jährlich gewählten Vorstand geführt.
Da in einem studentischen Orchester die Mitglieder nach Abschluss des Studiums häufig mit dem Verlassen der Stadt auch das Orchester verlassen, organisiert der Vorstand jeweils zum Semesterbeginn Vorspiele um Abgänge zu kompensieren. Hierbei werden neue Mitglieder in Anwesenheit der Stimmführer und des Vorstandes ausgewählt. Die Bewerbung der Kandidaten erfolgt online. Da die Anfrage nach Plätzen hoch ist, werden für jede Instrumentengruppe Wartelisten verwaltet, mit Musikern, die beim nächsten Vorspiel eingeladen werden.[8]
Die studentischen Ensembles der Stadt kooperieren untereinander, um unter anderem Terminkollisionen oder Besetzungsprobleme zu vermeiden. Beispielsweise werden die Instrumente im Schlagwerk gemeinsam genutzt oder, wenn in anderen Ensembles manche Stimmgruppen unterbesetzt sind, werden häufig Kandidaten von den Wartelisten empfohlen oder es helfen aktive Mitgliedern aus.
Die Wahl des gespielten Programms erfolgt demokratisch. Jedes Mitglied kann während der Spielzeit Vorschläge für die kommende Spielzeit machen, diese werden dann von Dirigent und Stimmführern auf Spielbarkeit überprüft und anschließend zur Abstimmung gestellt. Meist sind die Programme klassische Konzertprogramme in der Form Ouvertüre – Solokonzert – Sinfonie und folgen in sich einem Motiv wie Thema, Herkunft oder Stil, dafür gibt es allerdings keinerlei Regeln.
Arbeitsphase
Die Probenarbeit des Orchesters beginnt jedes Semester zu Vorlesungsbeginn. Neben wöchentlichen Proben wird das Konzertprogramm auch an mehreren Probentagen und einem Probenwochenende erarbeitet. Zusätzlich finden regelmäßig Registerproben unter der Leitung von Dozenten des Sinfonieorchesters Aachen statt.
Gegen Ende der Vorlesungszeit veranstaltet das Orchester jeweils 2 Konzerte.[9]
Außerhalb des regulären Betriebs tritt das ASO regelmäßig beim Festival International de Musique Universitaire sowie der Internationalen Chorbiennale in Aachen auf.
Durch die Kooperation mit der HfMT Köln stellt sich das ASO als Orchester für die Prüfungen der Dirigierstudenten Professor Reiner Schuhenns zur Verfügung. Diese Prüfungen erfolgen häufig als Konzert im Saal der HfMT Köln.
Rezeption
Beim FIMU (deutsch Internationales Festival für Hochschulmusik) 2016 wurde das Aachener Studentenorchester vom französischen Fernsehsender France 3 in der Kategorie klassische Musik als Favorit ausgewählt.[10]
Einzelnachweise
- Aachener Nachrichten: Aachen: Mit Musik besser durchs Studium. Abgerufen am 30. Mai 2019.
- Roland Vossebrecker Dirigent. Abgerufen am 30. Mai 2019.
- Aachener Zeitung: Aachen: Studentenorchester: Vom klassischen Barock zu Gustav Mahler. Abgerufen am 30. Mai 2019.
- Salzburger Nachrichten: Dirigent Schuhenn wird Rektor der Universität Mozarteum. Abgerufen am 30. Mai 2019.
- Dirigent Reiner Schuhenn tritt Amt als Mozarteum-Rektor nicht an. 11. Juli 2017, abgerufen am 30. Mai 2019.
- Musikarchiv – Aachener Studentenorchester e.V.: ASO. Abgerufen am 1. Juni 2019.
- Programmheft Aachener Studentenorchester zum Konzert Sommersemester 2019 – Grußwort des Rektors
- Aachener Zeitung: Region: Aachener Studentenorchester feiert 25-jähriges Bestehen. Abgerufen am 30. Mai 2019.
- Konzerte – Aachener Studentenorchester e.V.: ASO. Abgerufen am 30. Mai 2019.
- FIMU – nos 10 coups de coeur du festival. Abgerufen am 1. Juni 2019 (französisch).