40. Artilleriebrigade
Die 40. Artilleriebrigade (abgekürzt 40. ABR) war ein dem Kommando Landstreitkräfte direkt unterstellter Verband der Raketentruppen und Artillerie der Nationalen Volksarmee der DDR. Die in Blankenfelde südlich Berlins stationierte Brigade sollte im Kriegsfall die Hauptfeuerkraft der Besonderen Gruppierung Berlin bilden.
40. Artilleriebrigade | |
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Aktiv | 1986 bis 1990 |
Staat | Deutsche Demokratische Republik |
Streitkräfte | Nationale Volksarmee |
Teilstreitkraft | Landstreitkräfte |
Truppengattung | Raketentruppen und Artillerie |
Typ | Artillerie |
Unterstellung | Kdo. Landstreitkräfte |
Letzte Stationierung | Blankenfelde (⊙ ) |
Herkunft der Soldaten | DDR |
Geschichte
Die Brigade wurde 1986 aus Artillerieeinheiten der Grenztruppen der DDR aufgestellt. Sie wurde als einziger taktischer Artillerieverband der NVA dem Kommando Landstreitkräfte im Frieden direkt unterstellt. Sie gliederte sich in die Aufklärungsbatterie-26, die mit 18 Geschosswerfern RM-70 ausgerüstete Geschoßwerferabteilung-26 Bruno Kühn und das 1971 in Berlin-Johannisthal aufgestellte mit je 18 122-mm-Haubitze D-30 (2A18) und 130-mm-Kanone M-46 ausgerüstete Artillerieregiment-26 Otto Nelte. Da vor der Hintergrund des Viermächteabkommens über Berlin die Stationierung von Einheiten der NVA in Berlin problematisch war – die Westmächte hatten regelmäßig wegen der Militärparaden der DDR in Berlin mit diplomatischen Protestnoten reagiert – wurde die Brigade nach Blankenfelde verlegt. Die dortige Kasernenanlage war jedoch erst 1988 bezugsfertig.
Struktur und Ausrüstung
Die Brigade war bereits im Frieden personell und materiell voll aufgefüllt. Die Brigade bestand aus:
- der Führungsbatterie
- der Aufklärungsbatterie
- der 1. Abteilung, ausgerüstet mit 18 122-mm-Haubitzen D-30
- der 2. Abteilung, ausgerüstet mit 18 122-mm-Haubitzen D-30
- der 3. Abteilung, ausgerüstet mit 18 130-mm-Kanonen M-46
- der 4. Abteilung, ausgerüstet mit 18 Geschosswerfern RM-70
- der Instandsetzungskompanie
- der Kompanie materielle Sicherstellung
Im Zuge der Abrüstungsmaßnahmen der DDR ab Frühjahr 1989 und der Verkürzung des Grundwehrdienstes wurde die Brigade 1989 umstrukturiert. Die 3. Abteilung wurde aufgelöst, die 4. Abteilung auf zwei Batterien mit zwölf Geschosswerfern RM-70 verkleinert.
Im Ergebnis der politischen Wende des Jahres 1989 wurde die Brigade wie die gesamte NVA am 2. Oktober 1990 aufgelöst.
- 122-mm-Haubitze D-30
- 130-mm-Kanone M-46
- Geschosswerfer RM-70
Einsatz
Die Planungen für den Kriegsfall sahen eine Einnahme des als Insel im Staatsgebiet der DDR liegenden West-Berlin vor. Die Planungen trugen die Bezeichnung Operation Mitte, Operation Stoß oder Operation Zentrum. Sie sahen ab Mitte der 1980er Jahre eine starke Gruppierung in Stärke von ungefähr 32.000 Soldaten, 400 Kampfpanzern, 400 Schützenpanzern und 450 Geschützen und Granatwerfern gegen die in West-Berlin stationierten US-amerikanischen, britischen und französischen Truppen vor. Den Kern der Gruppierung bildeten die 1. motorisierte Schützendivision der NVA, die 6. selbständige motorisierte Schützenbrigade der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland und neun Regimenter der Grenztruppen der DDR. Die 40. Artilleriebrigade hatte die gleiche Stärke wie das Artillerieregiment-1 und die Geschoßwerferabteilung-1 der 1. motorisierten Schützendivision und konnte als Divisionsartilleriegruppe eingesetzt werden. Die besondere Bedeutung der 40. Artilleriebrigade wird auch dadurch unterstrichen, dass die Brigade bereits im Frieden voll aufgestellt war, während die Artillerieregimenter der Militärbezirke erst im Kriegsfall zu Artilleriebrigaden aufgewachsen wären.
In der Ausbildung wurde besonderer Wert auf den Einsatz als Aufklärungs-/Feuerkomplex gelegt. Ein derartiger Komplex umfasste Aufklärungsmittel und Artilleriewaffen. Ziel war die Verkürzung der Reaktionszeiten, um die Bekämpfung von Kräftemassierungen, Artillerie, Führungsstellen und funkelektronischen Mitteln des Gegners im beweglich geführten Gefecht zu ermöglichen. Dazu kamen bei der 40. Artilleriebrigade Aufklärungs- und Feuerleithubschrauber zum Einsatz.
Literatur
- Wilfried Kopenhagen: Die Landstreitkräfte der NVA. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2003, ISBN 3-613-02297-4
- Klaus Naumann (Hrsg.): NVA. Anspruch und Wirklichkeit. Nach ausgewählten Dokumenten. 2. Auflage. Mittler, Hamburg u. a. 1996, ISBN 3-8132-0430-8 (Offene Worte).