ČD-Baureihe 371
Die ČD-Baureihe 371 ist eine elektrische Lokomotive des staatlichen tschechischen Eisenbahnverkehrsunternehmens České dráhy, die ursprünglich für den grenzüberschreitenden Verkehr mit 160 km/h auf der Bahnstrecke Děčín–Dresden entwickelt wurde. Sie entstand als Modernisierung aus der Baureihe 372.
ČD-Baureihe 371 | |
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371.005 in Dresden Hauptbahnhof (2017) | |
Nummerierung: | 371.001 – 005, 371.015, 371.201 |
Anzahl: | 7 |
Hersteller: | Škoda Plzeň LEW Hennigsdorf (Teile des Wechselstromteils) |
Baujahr(e): | 1996 – 2000, 2004 |
Achsformel: | Bo’Bo’ |
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) |
Länge über Puffer: | 16.800 mm |
Dienstmasse: | 84 t |
Höchstgeschwindigkeit: | 160 km/h |
Stundenleistung: | 3260 kW |
Dauerleistung: | 3080 kW |
Anfahrzugkraft: | 280 kN |
Stromsystem: | 15 kV, 16,7 Hz ~ 3 kV = |
Anzahl der Fahrmotoren: | 4 |
Antrieb: | Kardanantrieb in Hohlwelle |
Bremse: | Klotzbremse elektrische Widerstandsbremse, Dauerleistung 2200 kW |
Zugbeeinflussung: | PZ80R (D) VZ (CZ) Sifa |
Geschichte
Anfang der 1990er Jahre wurden die Lokomotiven der Baureihen 230 (DR) und 372 (ČSD) in Betrieb genommen. Mit ihnen begann der grenzüberschreitende elektrische Verkehr zwischen Děčín und Bad Schandau. Mit dem Ausbau der Strecke Dresden–Berlin für 160 km/h war die Baureihe 372 mit ihrer Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h im hochwertigen Reisezugverkehr nicht mehr dort einsetzbar. Außerdem war auch der Ausbau der Bahnstrecke Praha–Děčín für 160 km/h geplant. Die Drehgestelle der Lokomotive waren lauftechnisch bis 200 km/h zugelassen, die Bremsausrüstung sowie die Getriebeübersetzung zwischen Fahrmotor und Treibradsatz waren jedoch nur für die zugelassene Geschwindigkeit 120 km/h ausgelegt.
Die Lokomotiven wurden zwischen 1996 und 2000 bei Škoda unter der Werksbezeichnung 76Em modernisiert. Insgesamt sechs Maschinen wurden zur Baureihe 371 umgebaut (Nummern 001, 002, 003, 004, 005 und 015), wobei die ursprünglichen Ordnungsnummern beibehalten wurden. Die Tests mit den umgebauten Lokomotiven verliefen aber nicht so, wie man sich es vorgestellt hatte: Bei den tschechischen Lokomotiven brachen wiederholt die Schleifstücke der Stromabnehmer, wodurch jedes Mal großer Schaden entstand, da der gebrochene Stromabnehmer die Fahrleitung herunterriss. Daraufhin wurden die Stromabnehmer der Lokomotiven auf einzeln gefederte Schleifstücke umgebaut.
- ČD 371 002 mit Eurocity bei Mlčechvosty
- ČD 371 002 mit Eurocity in Dresden
- ČD 371 004 abgestellt in Dresden Hbf
- Führerstand der ČD 371 002
- Maschinenraum der ČD 371 002
DB 180 001 / 371.201
Auch die Deutsche Bahn ließ eine Lokomotive, die 180 001 umbauen (Typ 80Em). Während der 160-km/h-Erprobung ging eine Frontscheibe zu Bruch, so dass es zu der kuriosen Anordnung kam, dass die neue Höchstgeschwindigkeit nur für einen Führerstand galt. Ein Umbau weiterer Loks unterblieb, auch weil die DB-Baureihe 180 durch die Bahnreform Railion zugeteilt worden war und hauptsächlich im Güterverkehr eingesetzt wurde. 2002 wurde die Lok mangels Verwendung z-gestellt. 2003 gelangte sie als Entschädigung für die bei einem Unfall in Deutschland stark beschädigte 372.006 an die Tschechische Eisenbahn und wurde 2004 nach Angleichung an die anderen Loks als 371.201 wieder in Dienst gestellt. Zunächst trug sie weiterhin die verkehrsrote DB-Farbgebung, 2009 wurde sie als erste Lok ihrer Baureihe im aktuellen Najbrt-Design der ČD (lichtgrau mit hellblauen Fensterumfassungen und Seitenwänden und einem dunkelblauen Streifen) lackiert und auf den Namen „Gottlieb“ getauft. Anlässlich der InnoTrans 2014 in Berlin brachte die 371 201 einen Sonderzug nach Berlin und bekam dafür einen Anstrich in den tschechischen Nationalfarben.
- DB 180 001 als 371 201 nach Übergabe an die ČD
- ČD 371 201, ex DR 230 001, im Farbkleid um 2009
- 371.201 in der Lackierung 2014 in Königsstein
Einsatz
Die Lokomotiven verkehrten vor den EuroCity-Zügen zwischen Praha hlavní nádraží und Dresden Hbf. Mit dem Zugpaar EC 258/259 kamen die Lokomotiven auch bis Leipzig Hbf. Bereits zum Dezember 2015 sollten Lokomotiven der ČD-Baureihe 380 diese Züge zwischen Prag, Berlin und Hamburg durchgehend bespannen.[1] Das für die deutschen Schienenwege zuständige Eisenbahninfrastrukturunternehmen DB Netz verweigerte allerdings zunächst eine uneingeschränkte Zulassung. Für die durchgehende Traktion der Eurocityzüge von Prag nach Hamburg werden deshalb seit Dezember 2017 Dreisystemlokomotiven des Typs Siemens Vectron eingesetzt. Die Lokomotiven der Reihe 371 bespannen seitdem nationale Züge auf der Strecke Prag – Staré Město u Uherského Hradiště. In der Sommerzeit und im Advent wird der Regionalzug der Linie RE20 zwischen Ústí nad Labem und Dresden weiterhin mit einer Lokomotive der Reihe 371 bespannt. Zwischen 2004 und 2007 erfolgte auch der Einsatz zwischen Berlin und Rzepin nach Polen. Dort wurden sie durch EU44 von PKP Intercity ersetzt.
Einzelnachweise
- Die blauen Züge der ČD werden Prag und Hamburg auch weiterhin verbinden. České dráhy, 26. Mai 2014, abgerufen am 14. Februar 2015.