Zur goldenen Krone (Magdeburg)
Das Haus Zur goldenen Krone war ein historisches Gebäude in Magdeburg im heutigen Sachsen-Anhalt. Es galt bereits Anfang des 20. Jahrhunderts als Baudenkmal,[1] wurde jedoch 1929 für die Erweiterung eines Kaufhauses abgerissen.
Lage
Das Gebäude befand sich in der Magdeburger Altstadt auf der Westseite des Breiten Wegs an der Adresse Breiter Weg 154. Eine hintere Ausfahrt des Grundstücks führte zur Großen Münzstraße. Der Standort befand sich südlich schräg gegenüber der Einmündung des Alten Markts, zwischen der Einmündung der Großen Münzstraße und der Weinfassstraße. Heute befindet sich an dieser Stelle der östliche Teil des Blauen Bocks.
Geschichte und Architektur
Schon vor dem Jahr 1631 war mit dem Grundstück das Recht auf Weinausschank verbunden. 1631 gehörte das Grundstück Rottmeister Johann Schmidt, dann jemandem mit dem Namen Kramer. Die Erben waren jedoch in den Wirren des Dreißigjährigen Kriegs verschollen. Vor dem Jahr 1646 wurde auf der wohl nach der Zerstörung Magdeburgs im Jahr 1631 zerstörten Stätte durch vermutlich kursächsische Soldaten eine Hütte errichtet. Der Schuster Jacob Braun kaufte ihnen beim Abzug im Jahr 1646 die Hütte ab. Der Rat der Stadt Magdeburg erteilte Braun die Erlaubnis, in die Hütte einzuziehen, bis sich die rechtmäßigen Erben finden würden. Er wurde jedoch beauflagt, die Mauern nicht zu beschädigen. Jacob Braun lebte bis 1652 auf dem Grundstück. 1653 übernahm es der Nadler Martin Nitzsche. Da die Erben auf Dauer unbekannt blieben, wurde das Grundstück im Jahr 1659 für 550 Taler an Gottfried Rosenstock veräußert. In einem ersten Entwurf des Kaufvertrags war als Käufer Arnd Köpke vorgesehen. Köpke wurde danach auch tatsächlich Eigentümer, sodass davon ausgegangen wird, dass Rosenstock nur als Mittelsmann fungierte.
Köpke bemühte sich um das Recht auf den Ausschank fremder Biere, das ihm jedoch vom Rat der Stadt verweigert wurde. Zur Begründung wurde ausgeführt, dass schon zu viele solcher Rechte vergeben gewesen sein, die für den Absatz des heimischen Bieres nachteilig wären. Außerdem bestünden für Köpke schon so vielerlei Handlungen. Köpke gelang es dann beim Administrator in Halle (Saale) am 16. Januar 1673 trotzdem ein entsprechendes Privileg zu erreichen. Es bestand in solchen Fragen eine Rechtsunsicherheit, da die Zuständigkeit des Rats durch die diskutierte Frage der Reichsfreiheit der Stadt offen war. Der Rat legte ein Rechtsmittel ein, das in einem Prozess vor dem Reichskammergericht mündete. Das Ergebnis des Prozesses ist nicht überliefert.
Köpke errichtete dann das bekannte dreigeschossige Gebäude, das in dieser Form im Wesentlichen bis 1929 erhalten blieb. Die genaue Bauzeit wird unterschiedlich angenommen. Zum Teil wird angenommen, dass das Haus 1673 während der Rechtsstreitigkeiten bereits wieder gestanden haben muss.[2] An anderer Stelle wird angenommen, dass es etwa in der Zeit von 1650/1660 wieder errichtet worden sein muss. Abgeleitet wird dies von der starken Ähnlichkeit des Giebels mit dem des älteren Rochschen Hauses.[3] Andere Angaben nennen als Bauzeit erst die Zeit um 1700.[4] Köpke richtete eine Schenke ein. Nach Köpkes Tod veräußerten es seine Erben 1723 an den Autor Johann Mahnert.
In der Zeit zwischen 1725 und 1730 erfolgte ein Umbau des Hauses, der vor allem die Gestaltung der Geschosse betraf, den Giebel jedoch unverändert ließ. Dabei sollen neben der Dekoration der Fassaden insbesondere auch die Fensterachsen der Geschosse, nicht jedoch des Giebels verändert worden sein, woraus sich die Unterschiedlichkeit zwischen Giebel und Hauptfassade erkläre. Der Giebel wäre demnach deutlich älter, als der Rest der Fassade.[5] Andere Angaben gehen davon aus, dass die Anordnung von Fenstern und Portal ursprünglich ist und nennen als Zeit des Umbaus die 1720er Jahre.[6]
Die achtachsige Fassade bestand zumindest seit dem aus einem vierachsigen Mittelteil, über dem sich ein Mittelgiebel erhebt und jeweils zweiachsigen Seitenteilen. Das Erdgeschoss wurde später durch die Einbauten von Ladengeschäften und Schaufenstern verändert.
Im Jahr 1803 gehörte das Grundstück einem Herrn Wolff, 1845 wurde dann seine Witwe als Eigentümerin geführt. 1852 wurden Umbauten vorgenommen. Seit spätestens 1870 fiel das Eigentum am Haus mit dem Eigentum an den Nachbargebäuden Breiter Weg 152 und 153 zusammen. Weitere Umbauten erfolgten 1906 und 1909 im Erdgeschoss. In dieser Zeit wurde auch eine Verbindung zu den Nachbargebäuden Breiter Weg 152 und 153 hergestellt, die seit 1905/1906 mit einem Warenhausneubau bebaut waren
1914 waren die Leipziger Kommerzienräte K. Kaiser und W. Steigerwald Eigentümer des Komplexes. In späteren Jahren, so 1925, 1938 und 1940 wurde dann Kommerzienrat Carl Kaiser, Inhaber der Kaufhauskette Steigerwald & Kaiser, als Eigentümer geführt. 1929 wurde das Gebäude abgerissen und im Rahmen einer Erweiterung in den Komples Breiter Weg 152/153 einbezogen. Es entstand ein modernes Warenhaus. Stadtarchivar Ernst Neubauer bezeichnete sie als Glaskasten und bedauerte den Abriss.[7] Im Zweiten Weltkrieg erlitt das Warenhaus schwere Schäden, blieb jedoch in seiner Konstruktion erhalten. Es war ein Wiederaufbau und Weiterbetrieb geplant, für den eine Genehmigung erfolgte. Im Sommer 1946 erfolgte ein Abbruch der Frontspieße und die Entfernung von Schutt. Die Baugenehmigung wurde dann jedoch zurückgezogen. Zumindest im Jahr 1950 wurde noch die Erbengemeinschaft Kaiser als Eigentümerin geführt.[8] Später wurde in dem Bereich der Blaue Bock errichtet, der 2020/2021 durch einen Neubau ersetzt wurde.
Literatur
- Alfred Hentzen, Magdeburger Barockarchitektur, Dessau 1927, Seite 19.
- Ernst Neubauer, Häuserbuch der Stadt Magdeburg 1631–1720, Teil 1, Herausgeber: Historische Kommission für die Provinz Sachsen und für Anhalt, Magdeburg 1931, Seite 77 f.
- Guido Skirlo, Der Breite Weg – ein verlorenes Stadtbild. Hrsg.: Landeshauptstadt Magdeburg, 2005, Seite 319 ff.
Einzelnachweise
- Otto Peters, Magdeburg und seine Baudenkmäler, Verlagsbuchhandlung Fabersche Buchdruckerei Magdeburg 1902, Seite 167
- Alfred Hentzen, Magdeburger Barockarchitektur, Dessau 1927, Seite 19
- Otto Peters, Magdeburg und seine Baudenkmäler, Verlagsbuchhandlung Fabersche Buchdruckerei Magdeburg 1902, Seite 172
- Ernst Neubauer, Häuserbuch der Stadt Magdeburg 1631–1720, Teil 1, Herausgeber: Historische Kommission für die Provinz Sachsen und für Anhalt, Magdeburg 1931, Seite 77
- Otto Peters, Magdeburg und seine Baudenkmäler, Verlagsbuchhandlung Fabersche Buchdruckerei Magdeburg 1902, Seite 172
- Alfred Hentzen, Magdeburger Barockarchitektur, Dessau 1927, Seite 19
- Ernst Neubauer, Häuserbuch der Stadt Magdeburg 1631–1720, Teil 1, Herausgeber: Historische Kommission für die Provinz Sachsen und für Anhalt, Magdeburg 1931, Seite 77
- Guido Skirlo, Der Breite Weg – ein verlorenes Stadtbild. Hrsg.: Landeshauptstadt Magdeburg, 2005, Seite 316