Zimmer & Co.
Chemische Werke Zimmer & Co. war von 1921 bis 1983 ein Unternehmen in Berlin-Plötzensee. Vor dem Zweiten Weltkrieg stellte es bituminöse Dichtungs- und Beschichtungsmaterialien für die Bauindustrie her.[1] Ab 1943 wurde eine Beschichtung, auch mit der Bezeichnung Zimmerit, von der deutschen Wehrmacht zur Beschichtung von Panzern zum Schutz gegen magnetische Haftminen eingesetzt.
Unternehmen
Die 1921 von Louis Zimmer in Berlin gegründete Firma Chemische Werke Zimmer & Co. stellte Farben und Dichtungsmittel mit dem Markennamen „Zimmerit“ für die Bauindustrie her. Weiterentwickelt und erfolgreich bei zahlreichen Bauvorhaben eingesetzt wurden diese Mittel v. a., nachdem sich 1925 die Simon KG an ihr beteiligt hatte und sie von dem Chemiker Hermann Simon geleitet wurde.[2] 1937/38 wurde die Firma von Walter Brauer, Inhaber eines Maschinenbau-Unternehmens in Berlin, arisiert.[3] Im Zweiten Weltkrieg betrieb sie ab 1940 eine Niederlassung in Lille, geleitet von Friedrich Joseph Pungs, mit einer Zweigstelle in Ostende, die Flugfelder und Bauten des Atlantikwalls mit ihren Produkten ausstattete und tarnte.
Hermann Simon emigrierte nach England und baute dort die Firma Evode Ltd. mit weitgehend gleichen Produkten und z. T. auch ähnlichen Bezeichnungen auf, die im Zweiten Weltkrieg dort Lieferant der Alliierten war.[4]
Mit dem Tod Walter Brauers wurde das Unternehmen Zimmer & Co. 1983 liquidiert; den Betrieb hatte es da schon lange eingestellt.
Zimmerit
Zimmerit, 1943 entwickelt, war eine betonartige Paste aus Bariumsulfat (40 %), Polyvinylacetat (25 %), Ockerpigment (15 %), Sägemehl (10 %) und Zinksulfid (10 %). Es wurde auf die Panzerung aufgetragen und anschließend mit einer Lötlampe gehärtet. Das Ergebnis war ein unebener Belag, auf dem magnetische Minen schlecht hafteten. Zimmerit wurde nicht flächig, sondern mit Zahnspachteln aufgetragen oder mit Stempeln in Waffelform, so dass sich eine charakteristische Oberflächenstruktur ergab. Diese Struktur sollte einen möglichst großen Abstand zwischen der Panzerstahloberfläche und etwaigen Haftminen schaffen und gleichzeitig Materialeinsatz, Gewicht und Trocknungszeit so gering wie möglich halten. Für ein Sturmgeschütz waren etwa 70 Kilogramm Zimmerit erforderlich.
Im September 1944 wurde das Anbringen von Zimmerit abrupt beendet, als das Gerücht aufkam, die Mischung könne durch Geschosseinwirkung in Brand geraten. Das Gerücht konnte zwar durch Beschusstests widerlegt werden, dennoch kam Zimmerit bis Kriegsende nicht mehr zum Einsatz.
Weblinks
Einzelnachweise
- Richard Grün: Der Beton: Herstellung, Gefüge und Widerstandsfähigkeit gegen physikalische und chemische Einwirkungen. Springer-Verlag, 1927, ISBN 978-3-642-91639-7, S. 458 (Google Books).
- Evode History Project: Prospekt der Firma Zimmer & Co
- Handelsregister-Akten
- Evode History Project: Website