Zentrum für Projekte und Technologien zur Nutzung des Weltalls
Das Zentrum für Projekte und Technologien zur Nutzung des Weltalls (chinesisch 中國科學院空間应用工程与技術中心 / 中国科学院空间应用工程与技术中心, Pinyin Zhōngguó Kēxuéyuàn Kōngjiān Yìngyòng Gōngchéng yǔ Jìshù Zhōngxīn) der Chinesischen Akademie der Wissenschaften im Pekinger Stadtbezirk Haidian ist zuständig für die langfristige Planung, Konstruktion, Prüfung und Betreuung der Nutzlasten des bemannten Raumfahrtprogramms der Volksrepublik China. Direktorin des Zentrums ist seit Januar 2011 die Weltraumphysikerin Gao Ming (高铭, * 1964),[1] sie ist gleichzeitig Kommandantin des Nutzlastsystems beim bemannten Raumfahrtprogramm.[2] Zhao Guangheng (赵光恒), Trägheitsnavigationsingenieur und seit Januar 2011 Stellvertretender Direktor des Zentrums, ist Technischer Direktor des Nutzlastsystems.[3]
Geschichte
Die Vorgängerorganisation des Zentrums, die „Hauptabteilung Weltraumwissenschaften und -anwendungen“ der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (中国科学院空间科学与应用总体部) wurde 1993 mit einem Personalstand von rund einem dutzend Männern und Frauen unter dem Dach des damaligen Zentrums für Weltraumwissenschaften und angewandte Forschung gegründet. Ihr Auftrag war, für die zweite Phase des bemannten Raumfahrtprogramms, das sogenannte „Projekt 921-2“, also ein kurzzeitig bewohntes Raumlabor, sinnvolle Nutzlasten vorzuschlagen. 1994 wurde die Hauptabteilung Weltraumwissenschaften mit dem Zentrum für Weltraumwissenschaften vereinigt, behielt aber für praktische Zwecke ihre Eigenständigkeit. Die nunmehr gut 30 Männer und Frauen befassten sich weiterhin nur mit dem Projekt 921-2, während der Schwerpunkt der anderen Wissenschaftler und Ingenieure bei Satellitenbau und Hochatmosphärenphysik lag. 1996 wurde diese Eigenständigkeit der mittlerweile mehr als 70 Personen umfassenden Forschergruppe durch die Einrichtung eines Hauptlabors (总体室) auch formal zum Ausdruck gebracht.[4]
Nichtsdestotrotz arbeiteten die beiden Forschergruppen bis zum Abschluss der Shenzhou-5-Mission im November 2003, also während der ersten Phase des bemannten Raumfahrtprogramms, bei den Nutzlasten der Raumschiffe eng zusammen. So wurde eine gemeinsame Stromversorgung für alle Nutzlasten an Bord der Raumschiffmodule entwickelt, ein vereinigtes Datenverarbeitungssystem und ein Kommunikationssystem, das die Nutzlastdaten über die Antennen des Raumschiffs an die Erde funkte. Am Sitz des Zentrums für Weltraumwissenschaften im Pekinger Hochtechnologiebezirk Zhongguancun wurde mit Unterstützung des bemannten Raumfahrtprogramms ein „Zentrum für Nutzlastanwendungen“ (有效载荷应用中心) eingerichtet, eine Art Kontrollzentrum vergleichbar dem Payload Operation and Application Center (POAC) beim Europäischen Raumflugkontrollzentrum in Darmstadt, von dem aus die Nutzlasten gesteuert werden konnten, wo eine erste Aufbereitung der Daten stattfand und diese an die Betreiber der Nutzlasten weitergeleitet wurden.[5]
Am 28. November 2003, nachdem Yang Liwei am 15. Oktober den ersten bemannten Raumflug Chinas absolviert und damit die erste Phase des Programms zum Abschluss gebracht hatte, wurden das Zentrum für Nutzlastanwendungen, das Hauptlabor und die dazugehörige Verwaltung aus dem Zentrum für Weltraumwissenschaften und angewandte Forschung herausgelöst und mit allen 96 Angestellten als „Hauptabteilung Weltraum“ (空间总体部) der aus sechs optischen und feinmechanischen Forschungsinstituten neu gebildeten „Akademie für Optoelektronik“ der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (中国科学院光电研究院) in der Südlichen Dengzhuang-Str. 9, Stadtbezirk Haidian, eingegliedert. Die Weltraumphysikerin Gao Ming, die seit September 1994 beim Zentrum tätig gewesen war, zuletzt als Leiterin der Abteilung für die Aufstellung von Forschungsplänen und Verwaltungsleiterin, wurde stellvertretende Direktorin der neuen Akademie.[6][7]
Im November 2010 – der Bau des Raumlabors Tiangong 1 näherte sich der Vollendung – beschloss die Betriebszelle der KPCh bei der Chinesischen Akademie der Wissenschaften, mit der Hauptabteilung Weltraum als Kern ein eigenständiges Zentrum für Projekte und Technologien zur Nutzung des Weltalls einzurichten. Im Januar 2011 nahm das Zentrum, damals noch mit dem Namenszusatz (筹) bzw. „(im Aufbau)“ seinen Betrieb auf, Direktorin wurde Gao Ming. Als Hauptaufgabe des neuen Zentrums wurde die Betreuung des Nutzlastsystems beim bemannten Raumfahrtprogramm sowie die Integration der entsprechenden Technologien definiert. Im August 2012, nach dem erfolgreichen Abschluss des Fluges von Shenzhou 9 zum Raumlabor, wurde die Gründung des Zentrums vom Büro der Kommission für die Reform des öffentlichen Sektors (中央机构编制委员会办公室, eine Abteilung des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas)[8] offiziell genehmigt, der Namenszusatz „(im Aufbau)“ wurde entfernt. Bei der Vorstandswahl im Dezember 2012 wurde Gao Ming im Amt bestätigt, im Januar 2013 erfolgte die Eintragung als Institution (事业单位) und juristische Person.[9]
Organisationsstruktur
Mittlerweile ist das Zentrum in einen elfstöckigen Gebäudekomplex hinter der Akademie für Optoelektronik umgezogen,[10] bestehend aus einem Südgebäude, wo die Entwicklung der Nutzlasten stattfindet, und einem Nordgebäude, wo man sich mit Weltraumwetter befasst und die Schwerpunktlabors angesiedelt sind.[11] Um den Herausforderungen beim Betrieb der modularen Raumstation und der bemannten Mondlandung mit langen Aufenthalten im Weltall und von künstlicher Intelligenz unterstütztem Zusammenwirken von Mensch und Maschine gerecht zu werden, wurde am 15. März 2019 am Sitz des Zentrums für Projekte und Technologien zur Nutzung des Weltalls ein „Zentrum zur Unterstützung der Durchführung und Verwaltung des bemannten Raumfahrtprogramms der Volksrepublik China“ eingerichtet. Dieses Zentrum ist an die Weisungen des Büros für bemannte Raumfahrt, also der Abteilung für Waffenentwicklung der Zentralen Militärkommission, gebunden, das Tagesgeschäft wird jedoch vom Zentrum für Weltallnutzung, also der Akademie der Wissenschaften, organisiert.[12] Damit hat das Zentrum für Projekte und Technologien zur Nutzung des Weltalls mit seinen rund 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern[13] folgende Struktur:
- Zentrum zur Unterstützung der Durchführung und Verwaltung des bemannten Raumfahrtprogramms der Volksrepublik China (中国载人航天工程运行与管理支持中心)
- Hauptlabor für Technologie (总体技术研究室)
- Zentrum für Planungsverwaltung (运营规划中心)
- Labor für Anwendungsentwicklung (应用发展研究室,das ehemalige Zentrum für wissenschaftliche Projekte des Zentrums für Weltallnutzung)
- Datenzentrum (工程数据中心, das ehemalige Zentrum für Datennutzung)
- Büro für internationale Zusammenarbeit (国际合作办公室, die ehemalige Abteilung für internationale Zusammenarbeit)
- Verwaltung (职能部门)
- Hauptbüro/Parteibüro (综合办公室/党办)
- Antikorruptionsstelle (纪监审办公室)
- IT (信息化办公室)
- Abteilung für Projekte (工程处)
- Abteilung für Wissenschaft und Technologie (科技处)
- Abteilung für Personalwesen und Fortbildung (人事教育处)
- Postgraduiertenamt (研究生部)
- Abteilung für Qualitätskontrolle und Normen (质量标准)
- Abteilung für Transparenz und Rechnungsprüfung (条件保障处)
- Finanzabteilung (财务处)
- Abteilung für wissenschaftlich-technologische Entwicklung (科技发展处)
- Hauptbüro/Parteibüro (综合办公室/党办)
- Nutzlastsystem-Projekte (系统工程)
- Hauptlabor Nutzlastsystem (系统总体研究室)
- Zentrum für Technologie-Integration (集成技术中心)
- Zentrum für Betrieb und Steuerung der Nutzlasten (有效载荷运控中心, POAC)[14]
- Labor für elektronische Datenverarbeitung (电子信息研究室)
- Technologieentwicklung (技术研发)
- Labor für Prüfung auf elektromagnetische Verträglichkeit (电子弹射技术研究室)
- Labor für Weltraumproduktion (太空制造技术研究室)
- Labor für Weltraumerkundung (空间探索技术研究室)
- Labor für Simulationen (仿真技术研究室)
- Qualitätssicherung (高可靠)
- Zentrum für Beurteilung und Prüfung von Software (软件评测中心)
- Zentrum für Zuverlässigkeitsmanagement (可靠性保障中心)
- Schwerpunktlabor für die Nutzung des Weltalls (太空应用重点实验室)
- Schwerpunktlabor für Technologien zur industriellen Produktion im Weltall (太空制造技术重点实验室)[15]
Da es sich hier um vertrauliche Hochtechnologie handelt – so befasst sich zum Beispiel das Schwerpunktlabor für Technologien zur industriellen Produktion im Weltall seit 2018 primär mit der Herstellung von Strukturen aus Mondregolith etc. mittels 3D-Druck, auch unter den Bedingungen der Mikrogravitation[16] – finden für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Zentrums für Projekte und Technologien zur Nutzung des Weltalls vierteljährliche Schulungen zur Geheimhaltung statt, mit Aufklärung über die juristische Sachlage – Rechtsgrundlage sind das Gesetz zur Wahrung von Staatsgeheimnissen vom 29. April 2010 und die dazugehörigen Ausführungsbestimmungen vom 17. Januar 2014 – sowie Lehrfilmen über Verhaltensweisen, die einen Verstoß gegen besagtes Gesetz darstellen, und Vorfälle, die die Alarmglocken schrillen lassen sollten.[17][18][19]
Lehre
Neben seiner Aufgabe bei der Entwicklung und Betreuung von Nutzlasten fungiert das Zentrum für Projekte und Technologien zur Nutzung des Weltalls auch als Campus der Universität der Chinesischen Akademie der Wissenschaften. Es werden keine Studiengebühren erhoben,[20] und für die Miete im zentrumseigenen Wohnheim, das Kantinenessen, Krankenversicherung etc. werden Stipendien angeboten: 700 Yuan Grundstipendium pro Monat für angehende Diplomingenieure, 1300 Yuan/Monat für Doktoranden. Dazu kommen noch bis zu 700 Yuan/Monat für Ingenieurstudenten und Doktoranden, die gute Prüfungsergebnisse erzielen oder bei Projekten des Zentrums nützliche Ideen beitragen. Ingenieurstudenten ab dem zweiten Studienjahr können sich als Assistenten bis zu 1400 Yuan/Monat dazuverdienen, Doktoranden bis zu 1800 Yuan.[21] Studenten, die auf Zigarettenkonsum, häufige Kinobesuche (in Peking bis zu 100 Yuan pro Vorstellung) etc. verzichten, können damit kostenneutral einen Abschluss machen, die Anstellungsrate für Absolventen des Zentrums liegt bei 100 %.
15 der am Zentrum tätigen Professorinnen und Professoren haben die Berechtigung, Doktoranden zu betreuen,[22] dazu kommen noch einmal 12 Dozenten, die sich ausschließlich um angehende Ingenieurstudenten kümmern.[23] Im Dezember 2018 waren am Zentrum 73 Doktoranden und 101 Ingenieurstudenten eingeschrieben. Für Doktoranden werden folgende Studiengänge angeboten, bei denen sie die meiste Zeit an Projekten mitarbeiten:
- Computeranwendungen
- Signal- und Datenverarbeitung
- Betreuung von wissenschaftlichen und ingenieurtechnischen Projekten
Für Diplomingenieure gibt es folgende praxisbezogene Studiengänge:
- Betreuung von wissenschaftlichen und ingenieurtechnischen Projekten
- Computeranwendungen
- Konstruktion von Flugkörpern
Daneben gibt es noch folgende Ingenieurstudiengänge mit ganztägigem Unterricht:
- Informatik
- Nachrichtentechnik[24]
Zentrum für Betrieb und Steuerung der Nutzlasten
Im Mai 1994 genehmigte die Kommission für Wissenschaft, Technik und Industrie für Landesverteidigung unter General Ding Henggao (丁衡高, *1931), gleichzeitig Kommandant des bemannten Raumfahrtprogramms, einen Antrag der Chinesischen Akademie der Wissenschaften auf den Bau eines Zentrums für Nutzlastanwendungen. Für das Projekt mit der Nummer 921-2831 wurde eine Summe von 100 Millionen Yuan zur Verfügung gestellt. Da die Nutzlast-Wissenschaftler und -Ingenieure des bemannten Raumfahrtprogramms damals noch unter dem Dach des Zentrums für Weltraumwissenschaften und angewandte Forschung arbeiteten, wurde das große, vierstöckige Gebäude auf dem Gelände jener Einrichtung im Pekinger Hochtechnologiebezirk Zhongguancun errichtet. 1998 waren die Bauarbeiten im Prinzip beendet, die ersten Büros wurden bezogen. Im Jahr 2000 war das Zentrum für Nutzlastanwendungen dann vollständig fertiggestellt.
Am 28. November 2003 wurde das Zentrum für Nutzlastanwendungen aus dem Zentrum für Weltraumwissenschaften herausgelöst und der neugebildeten Akademie für Optoelektronik angegliedert, die in der Raumfahrtstadt, in der „Basis Peking für Neue Technologien der Chinesischen Akademie der Wissenschaften“ (中国科学院北京新技术基地) ihr Quartier bezog. Hierbei handelte es sich zunächst nur um eine organisatorische Maßnahme; die Büros und das Kontrollzentrum blieben in Zhongguancun. Erst im November 2010, nach dem Beschluss der Akademie zur Einrichtung eines eigenständigen Zentrums für Projekte und Technologien zur Nutzung des Weltalls, erfolgte der Umzug des Zentrums für Nutzlastanwendungen in einen Neubau hinter der Akademie für Optoelektronik. 2013 erhielt das Zentrum dann seinen heutigen Namen: „Zentrum für Betrieb und Steuerung der Nutzlasten“, im Ausland bekannt als „Payload Operation and Application Center“ bzw. „POAC“.[25]
Neben den Büros und Computern in Haidian wurde in der Großgemeinde Xiwengzhuang des nördlichen Außenbezirks Miyun, westlich des Dorfs Jinpoluo (金叵罗村), die „Empfangsstation Miyun“ (密云接收站), auch bekannt als „Station Peking“ (北京站), heute offiziell „Bodenstation für Weltraumnutzung“ (空间应用地面站) gebaut, mit einer Parabolantenne von 11,28 m Durchmesser, die zunächst über einen Empfänger für den Frequenzbereich 2,2 – 2,3 GHz (dort als S-Band bezeichnet) verfügte, dazu noch Möglichkeiten zur Datenspeicherung und zur genauen Ortsbestimmung der Antennen mittels Navigationssatelliten. Letzteres ist notwendig, weil die Station über ein eigenes System zur Bahnverfolgung der Raumflugkörper verfügt, das die Antennen immer auf das Ziel ausrichtet. 1998 war die Empfangsstation Miyun, nur durch eine Mauer von der 1986 in Betrieb genommenen Datenempfangsstation Miyun des Instituts für Fernerkundung und digitale Geowissenschaften der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (中国科学院遥感与数字地球研究所) getrennt,[26] im Prinzip fertiggestellt.[27]
Ihren ersten Einsatz hatte die Station, damals noch unter dem Dach des Zentrums für Weltraumwissenschaften, während der am 10. Mai 1999 gestarteten Shijian-5-Mission der Akademie der Wissenschaften, einem 300 kg schweren und 1,2 m³ großen Kleinsatelliten,[28][29] bei dem neben den eigentlichen Experimenten zum Verhalten von Flüssigkeiten unter Mikrogravitation und der Beobachtung des Effekts, den hochenergetische ionisierende Teilchen auf die Bordelektronik hatten, sogenannte „Single Event Upsets“, der Hauptzweck die Erprobung der Echtzeit-Steuerung mehrerer Nutzlasten gleichzeitig war. An Bord des Satelliten kam es durch die kosmische Strahlung bis zu viermal pro Tag zu Bitflips in den Speichermedien, aber dank der Redundanz der Datenübertragungswege konnte der Satellit bis in den November 1999 betrieben werden.[30]
Damit war die Einsatzbereitschaft der Empfangsstation Miyun und des Kontrollzentrums in Peking bewiesen. Während der Flug von Shenzhou 1 am 20. November 1999 primär ein Test der Rückkehrkapsel war, mit 100 kg Samen als einziger Nutzlast, waren in und am Orbitalmodul von Shenzhou 2 zahlreiche Experimente zu Materialwissenschaft, Weltraumbiologie, Astronomie und Weltraumwetter (mit Schwerpunkt Hochatmosphäre) installiert. Das Orbitalmodul blieb nach dem Start des Raumschiffs am 2. Januar 2001 insgesamt 227 Tage in der Umlaufbahn, die Experimente liefen für 167 Tage. Während dieser Zeit steuerte das Zentrum für Nutzlastanwendungen nicht nur die Geräte im Orbit, sondern führte auch Vergleichsexperimente auf der Erde durch. Schnelle Datenübertragung aus dem All, erste Aufbereitung in Miyun, Speicherung und Archivierung der Daten sowie deren Formatierung für die Betreiber der Nutzlasten funktionierten reibungslos.[31]
Während beim Flug von Shenzhou 7 im September 2008 die Öffentlichkeit vom Außenbordeinsatz Zhai Zhigangs fasziniert war, bestand für das Nutzlastzentrum die große Herausforderung bei dieser Mission in dem Begleitsatelliten, der am 27. September 2008 einige Stunden nach dem Ausstieg Oberst Zhais vom Orbitalmodul abgekoppelt wurde. Während zum einen Experimente liefen, bei denen Festschmierstoffe und dünne Folien als Basis für biegsame Solarmodule den Bedingungen des Weltalls ausgesetzt wurden, mussten gleichzeitig die Orbitaldaten des Satelliten bestimmt und die von seiner 1,3-Megapixel-Stereokamera aufgenommenen Bilder des Raumschiffs empfangen werden.[32][33][34] Hierbei wurden mehrere Bilder übereinandergelegt, um so zu einer besseren Bildqualität zu kommen. Diese Technik kommt seit 2021 in einer weiter ausgearbeiteten Version bei der Marsmission Tianwen-1 zum Einsatz.[35]
Nach dem Umzug des Zentrums für Nutzlastanwendungen in den elfstöckigen Neubau hinter der Akademie für Optoelektronik im November 2010 wurde im Lauf des Jahres 2011 auch die Bodenstation Miyun ausgebaut, um den gestiegenen Anforderungen für Missionen mit dem Raumlabor Tiangong 1 und jeweils einem angedockten Shenzhou-Raumschiff gewachsen zu sein. Die Antenne wurde mit einem X/S-Doppelbandempfänger ausgerüstet, der sowohl auf 2,2 – 2,3 GHz als auch auf 7,95 – 8,95 GHz Daten empfangen konnte, die von mehreren Quellen gleichzeitig mit einer Geschwindigkeit von 300 MB/s hereinkamen. Neben Möglichkeiten für eine schnelle Erstinspektion und Zustandsbegutachtung der Rohdaten wurde, da in dem Raumlabor insgesamt 17 weltraumbiologische Experimente in Zusammenarbeit mit deutschen Universitäten durchgeführt wurden, ein „Geheimhaltungssystem“ mit drei verschiedenen Stufen eingeführt. Die Rohdaten der Stufe 0 werden in Tabellenform archiviert und zunächst nur den Herstellerfirmen der Nutzlasten zur Verfügung gestellt. Daten der Stufe 1 werden in Verbindung mit den Orbitaldaten gesetzt und Daten der Stufe 2 bestehen aus Bildern. Daten der Stufe 1 und 2 werden nach einem halben Jahr Bearbeitungszeit registrierten Nutzern zur Verfügung gestellt, nach 12 Monaten zum Teil der allgemeinen Öffentlichkeit.[36][37]
Parallel zur organisatorischen Erweiterung des Zentrums für Projekte und Technologien zur Nutzung des Weltalls im März 2019 genehmigte nach einem positiven Vorbeischeid der Akademie im Januar 2018 die Pekinger Zweigstelle der Akademie der Wissenschaften am 22. Mai 2019 einen Plan zum weiteren Ausbau der Bodenstation Miyun.[38] Unter der Leitung der Abteilung für Transparenz und Rechnungsprüfung des Zentrums wurde eine umfassende Renovierung der mehr als 20 Jahre alten Gebäude durchgeführt, die Arbeits- und Lebensbedingungen dort verbessert – die Station hat eine Stammbesatzung von sechs Männern und Frauen unter der Leitung des Nachrichtentechnik-Professors Ma Zhongsong (马忠松)[39][40] – und Möglichkeiten für die Popularisierung der bemannten Raumfahrt, also die Besichtigung durch Schulklassen geschaffen. Vor allem wurde aber eine Stellfläche angelegt, auf der ein Containerdorf aus Laborcontainern errichtet werden kann. Im September 2019 waren die Bauarbeiten beendet.[41] 40° 27′ 4,9″ N, 116° 51′ 36,4″ O
Weblinks
- Website des Zentrums für Projekte und Technologien zur Nutzung des Weltalls (englisch)
- Webseite des Zentrums für Betrieb und Steuerung der Nutzlasten (chinesisch)
- Website des Schwerpunktlabors für die Nutzung des Weltalls (chinesisch)
- Website des Schwerpunktlabors für Technologien zur industriellen Produktion im Weltall (chinesisch)
- Website des Bemannten Raumfahrtprogramms der Volksrepublik China (englisch)
Einzelnachweise
- 高铭: 个人主页. In: people.ucas.edu.cn. Abgerufen am 20. Oktober 2019 (chinesisch).
- 空间应用系统. In: cmse.gov.cn. 23. April 2019, abgerufen am 10. Oktober 2019 (chinesisch).
- 赵光恒: 个人主页. In: people.ucas.edu.cn. Abgerufen am 20. Oktober 2019 (chinesisch).
- 历史沿革. In: csu.cas.cn. Abgerufen am 20. Oktober 2019 (chinesisch).
- 载人航天工程. In: nssc.cas.cn. Abgerufen am 20. Oktober 2019 (chinesisch).
- 光电研究院历史综述. In: aoe.cas.cn. Abgerufen am 20. Oktober 2019 (chinesisch).
- 高铭: 个人主页. In: people.ucas.edu.cn. Abgerufen am 20. Oktober 2019 (chinesisch).
- 吴啸浪: 中共中央印发《中国共产党机构编制工作条例》. In: gov.cn. 15. August 2019, abgerufen am 21. Oktober 2019 (chinesisch).
- 历史沿革. In: csu.cas.cn. Abgerufen am 21. Oktober 2019 (chinesisch).
- 地理位置. In: csu.cas.cn. Abgerufen am 21. Oktober 2019 (chinesisch).
- 日立中央空调服务中国载人航天工程项目. In: hisensehitachi.com. 10. Juli 2019, abgerufen am 21. Oktober 2019 (chinesisch).
- 谭柯: 中国载人航天工程运行与管理支持中心工作启动会在京召开. In: cmse.gov.cn. 18. März 2019, abgerufen am 21. Oktober 2019 (chinesisch). Die sogenannte „Verschmelzung des militärischen und zivilen Sektors“ (军民融合) bezeichnet die am 29. Oktober 2015 auf der 5. Vollversammlung des 18. Zentralkomitees in der Hoffnung auf Synergieeffekte beschlossene Ausweitung des militärisch-industriellen Komplexes auf den zivilen Bereich. In diesem Fall handelt es sich dabei nur um ein von den Rednern bei der Eröffnungsfeier ausgiebig genutztes Schlagwort. Tatsächlich arbeitet das Zentrum für Projekte und Technologien zur Nutzung des Weltalls schon seit seiner Gründung 1993 ausschließlich für das bemannte Raumfahrtprogramm, also die Volksbefreiungsarmee.
- 研究生教育概况. In: csu.cas.cn. Abgerufen am 22. Oktober 2019 (chinesisch).
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- 中国科学院太空制造技术重点实验室完成国际上首次微重力环境下陶瓷材料立体光刻制造技术试验. In: klsmt.ac.cn. 18. Juni 2018, abgerufen am 22. Oktober 2019 (chinesisch).
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