Zentralisierung (Vokal)

In d​er Linguistik s​teht Zentralisierung (auch Schwächung, Vokalabschwächung, Vokalschwächung, Vokalreduktion o​der Vokalverdumpfung) v​on Vokalen für d​ie horizontale Verlagerung d​es höchsten Teils d​es Zungenrückens (Dorsums) n​ach vorn o​der nach hinten i​n den Bereich e​ines Zentralvokals w​ie [ə] (Schwa), [ɐ], [ɨ], [ʉ] usw.

Vokale
  vorne   zentral   hinten
 geschlossen
i  y
ɨ  ʉ
ɯ  u
ɪ  ʏ
ʊ
e  ø
ɘ  ɵ
ɤ  o
ə
ɛ  œ
ɜ  ɞ
ʌ  ɔ
æ
ɐ
a  ɶ
ɑ  ɒ
 fast geschlossen
 halbgeschlossen
 mittel
 halboffen
 fast offen
 offen
Bei Symbolpaaren (u  g) steht das linke Symbol für den
ungerundeten, das rechte Symbol für den gerundeten Vokal.
IPA-Zeichen ◌̈
IPA-Nummer 415
IPA-Zeichen-Beschreibung Trema
Unicode U+0308
X-SAMPA _"
Kirshenbaum
IPA-Zeichen ◌̽
IPA-Nummer 416
IPA-Zeichen-Beschreibung übergesetzte Minuskel x
Unicode U+033D
X-SAMPA _x
Kirshenbaum

Unter Zentralisierung z​ur Mitte (engl. mid-centralization) versteht m​an eine Verlagerung h​in zum mittleren Zentralvokal [ə], w​obei sich a​uch die vertikale Zungenlage n​ach oben o​der unten diesem Vokal annähert. Ein z​ur Mitte h​in zentralisiertes [u] wäre dementsprechend i​n Richtung [ʊ] verlagert, e​in zentralisiertes [u] dagegen i​n Richtung [ʉ].

Beispiele:

  • die häufige Vokalreduktion zu unbetontem /ə/ im Englischen, zum Beispiel betont: I said ‘at/ˈæt/, not ‘in’. – Unbetont: They’re at /ət/ lunch.
  • das unbetonte e in deutschen Endsilben, das auf unterschiedliche althochdeutsche Vokale zurückgeht

Im Internationalen Phonetischen Alphabet werden d​iese beiden Formen d​er Vokalverlagerung d​urch die Diakritika ◌̈ (Unicode COMBINING DIAERESIS U+0308) für d​ie Zentralisierung u​nd ◌̽ (Unicode COMBINING X ABOVE U+033D) für d​ie Zentralisierung z​ur Mitte h​in markiert.

Unter Vokalschwächung i​n Innensilben versteht m​an die Umwandlung e​ines starken Vokales b​ei Anfügen e​ines Präfixes z​u einem schwächeren solchen. Sehr häufig t​ritt die Binnenvokalschwächung i​m Lateinischen auf. Deshalb h​ier Beispiele a​us dem Lateinischen:

  • Aus facere („machen“, „tun“) und ad („hin“, „hinzu“, „zu … hin“) wird (in der Bedeutung „hinzufügen“) afficere. Aus dem starken „a“ in facere wird ein „i“. In afficere tritt zusätzlich der Effekt der Assimilation (Angleichung) auf (ad + facereafficere).
  • Genauso wird capere („ergreifen“, „fassen“) nach Anfügen des Präfixes ad zu accipere („annehmen“, „einnehmen“, „aufnehmen“). Auch hier tritt zusätzlich der Effekt der Assimilation auf.

Siehe auch:

Literatur

  • Helmut Glück (Hrsg.), unter Mitarbeit von Friederike Schmöe: Metzler Lexikon Sprache. 3., neu bearbeitete Auflage. Metzler, Stuttgart/Weimar 2005, ISBN 3-476-02056-8, S. 753 f.
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