Zützen (Golßen)

Zützen (niedersorbisch Žytceń) i​st ein Ortsteil d​er Stadt Golßen d​es Amtes Unterspreewald i​m Landkreis Dahme-Spreewald i​n Brandenburg.[2]

Zützen
Stadt Golßen
Höhe: 56 m ü. NHN
Einwohner: 444 (1. Jan. 2017)[1]
Eingemeindung: 31. Dezember 2002
Postleitzahl: 15938
Vorwahl: 035452

Geografie

Der Ort l​iegt 4 Kilometer südöstlich v​on Golßen u​nd 17 Kilometer westlich v​on Lübben (Spreewald). Die Nachbarorte s​ind Rietzneuendorf, Waldow/Brand, Forsthaus Schenze u​nd Gersdorf i​m Nordosten, Reichwalde i​m Osten, Wilhelmshof, Kasel-Golzig u​nd Zauche i​m Südosten, Jetsch i​m Süden, Sagritz u​nd Falkenhain i​m Südwesten s​owie Landwehr, Fischerhaus, Golßen u​nd Prierow i​m Nordwesten.[3]

Geschichte

Die e​rste urkundliche Erwähnung d​es Ortes findet s​ich im Jahr 1359. Der Name w​ird darin m​it Zchuczin angegeben.[4] Die Güter Zützen u​nd Wendisch-Gersdorff gehörten i​m 17. Jahrhundert d​er Familie v​on Klitzing. 1651 erheiratete s​ie der königlich schwedische Oberst Herbert v​on Droste z​u Möllenbeck,[5] e​in Bruder v​on Everwin v​on Droste z​u Möllenbeck (aus e​iner Seitenlinie d​er westfälischen Adelsfamilie Droste z​u Hülshoff). Dessen älterer Sohn Albert Leopold w​urde sein Nachfolger, s​ein jüngster Sohn, d​er sächsische General Johann Eberhard v​on Droste-Zützen, erheiratete d​ie Güter Reddern (wo e​r die Flachskirche erbaute) u​nd Grebendorf.[6] Der Sohn u​nd Nachfolger v​on Albert Leopold, Johann Leopold II. v​on Droste z​u Zützen, d​er die Tochter d​es o. g. Generals a​uf Gut Reddern geheiratet hatte, verkaufte Gut Zützen Mitte d​es 18. Jahrhunderts a​n die Familie v​on Kleist, d​ie durch Georg Wenzeslaus v​on Knobelsdorff d​as prächtige Barockschloss Zützen[7] errichten ließ, d​as im Mai 1945 – vermutlich infolge v​on Brandstiftung – b​is auf d​ie Grundmauern niederbrannte.[8]

Ab d​em 1879 erstmals veröffentlichten Generaladressbuch d​er Rittergutsbesitzer für Preußen u​nd somit für d​ie Provinz Brandenburg können amtliche Daten für d​ie Größe d​er Besitzungen nachgewiesen werden. Zum Schloss Zützen d​er Grafen v​on Kleist.[9] gehörte Schenkendorf u​nd Sagritz s​owie das einstige Wendisch Gersdorf, h​eute Gersdorf. Eigentümer w​ar zur Zeit d​er genannten Publikation Heinrich Leopold Graf v​on Kleist,[10] Rittmeister b​eim Eliteregiment d​es Gardes d​u Corps, z​udem Ehrenritter d​es Johanniterordens.[11] Der Majoratsherr saß a​uch im Vorstand d​es 1858 gegründeten Familienverbandes i​n Form e​iner Stiftung.[12] Da e​r ohne Nachfahren b​lieb erbte s​ein Neffe Hauptmann Ewald Graf Kleist-Zützen (1861–1924).[13][14] Der Hauptmann a. D. w​ar wie v​iele Grundbesitzer i​n der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft, d​em international h​och anerkannten Fachverband d​er modernen Waldbesitzer.[15] Dessen Neffe Hans Joachim v​on Kleist wiederum übernahm d​ann die Besitzungen u​m Zützen u​nd war Mitglied d​er Deutschen Adelsgenossenschaft.[16] Der preußische Grafentitel, n​ach der Verleihung d​er Erstgeburt, w​ar an d​as 1840 a​ls Diplom a​n das e​xtra gestiftete Fideikommiss Zützen gebunden.[17] Im letztmals v​or der großen Wirtschaftskrise publizierten Landwirtschaftlichen Adressbuch s​ind für d​as Rittergut Zützen (672 ha) m​it den Rittergütern Gersdorf (383 ha), Sagritz (272 ha) u​nd Schenkendorf (896 ha) ausgewiesen. Alle v​ier Güter hatten e​inen einzelnen Verwalter. Ökonomischer Schwerpunkt w​ar die Schafswirtschaft.[18] Graf Kleist absolvierte d​aher vorab e​ine landwirtschaftliche Ausbildung, w​urde im Krieg a​ls Artillerie-Offizier a​n der Ostfront schwer verwundet u​nd geriet später i​n englische Kriegsgefangenschaft. Die Enteignung folgte m​it der Bodenreform. Neben d​em Rittergut g​ab es i​n Zützen d​rei weitere Landwirtschaftsbetriebe, d​en von Minna Noack, Gotthold Kretschmann s​owie Gotthilf Piesnack.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Die Dorfkirche Zützen i​st spätmittelalterlichen Ursprungs. Das ehemalige Herrenhaus Schloss Kleistensitz w​urde 1758 fertiggestellt u​nd angeblich v​on Georg Wenzeslaus v​on Knobelsdorff entworfen.[19] Es brannte n​ach Kriegsende 1945 b​is auf d​ie Grundmauern nieder, d​ie Mauern wurden 1946 abgebrochen, 1970 geschah d​ies auch m​it den Kellergewölben. Der ehemalige Wassergraben i​st noch vorhanden.[20]

Persönlichkeiten

Literatur

  • Historisches Ortslexikon für die Niederlausitz – Band 1 – Einführung und Übersichten – Die Kreise Luckau, Lübben und Calau. Bearbeitet von Rudolf Lehmann. In: Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs (Staatsarchiv Potsdam). Verlag Klaus-D. Becker, Potsdam 2011, ISBN 978-3-941919-89-1, S. 152 f.
  • Vorstand des Familienverbandes derer v. Kleist (Hrsg.): Geschichte des Geschlechts von Kleist. Fortführung 1880-1980. Verlag Ulf Pedersen, Braunschweig, 1982, S. 44–45
  • Zützen. In: Willy Spatz, Wilhelm Jung: Die Kunstdenkmäler des Kreises Luckau. Unter der Schriftleitung des Provinzialkonservators Theodor Goecke, Berlin, Vossische Buchhandlung, Berlin, Reihe: Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg, Band 5, Teil 1
Commons: Zützen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Amt Unterspreewald – Einwohnermeldeamt (Hrsg.): Einwohnerzahlen des gesamten Amtes Unterspreewald (mit Gemeinden und Orts-/Gemeindeteilen) zum Stand 01.01.2017. Schönwalde 17. Januar 2017 (Kontaktdaten [abgerufen am 17. Januar 2017]).
  2. Stadt Golßen – Ortsteile nach § 45 Kommunalverfassung – Bewohnte Gemeindeteile – Wohnplätze. In: service.brandenburg.de. Ministerium des Innern und für Kommunales des Landes Brandenburg, abgerufen am 5. November 2016.
  3. BrandenburgViewer der Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg (LGB)
  4. Historisches Ortslexikon für die Niederlausitz – Band 1 – Einführung und Übersichten – Die Kreise Luckau, Lübben und Calau. 2011, S. 152.
  5. Preußisches Archiv 3. Jg. (1792), digitalisierte Fassung der Universität Göttingen, S. 135 ff.
  6. Dessen überlieferter Besuch auf dem Familien-Stammgut Burg Hülshoff wurde literarisch durch die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff verarbeitet
  7. Hans Joachim Helmigk: Märkische Herrenhäuser aus alter Zeit. Hrsg.: Im Auftrag der Historischen Kommission für die Provinz Brandenburg und der Reichshauptstadt Berlin. E. Wasmuth, Berlin, Potsdam 1929, S. 64–65 (d-nb.info [abgerufen am 19. Juli 2021]).
  8. Wilderich von Droste zu Hülshoff: 900 Jahre Droste zu Hülshoff. Verlag LPV Hortense von Gelmini, Horben 2018, ISBN 978-3-936509-16-8.
  9. P. Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedell: General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. 1. Band: Das Königreich Preussen, Lfg. 1: Die Provinz Brandenburg. 1. Auflage. R. Stricker Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 1879, S. 121–123, doi:10.18452/377 (hu-berlin.de [abgerufen am 19. Juli 2021]).
  10. Handbuch für den Deutschen Adel. Bearbeitet in zwei Abtheilungen. II. Abtheilung. Verlag von Mitscher & Röstell, Berlin 1892, S. 126–127 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 20. Juli 2021]).
  11. Johanniterorden (Hrsg.): Liste der Mitglieder der Balley Brandenburg vom Ritterlichen Orden St. Johannis vom Spital zu Jerusalem 1905. Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin 1905, S. 61–200 (kit.edu [abgerufen am 19. Juli 2021]).
  12. Genealogisches Taschenbuch der Ritter-und Adels-Geschlechter 1878. 3. Auflage. Druck und Verlag von Burschak & Irrgang, Brünn 1878, S. 819–820 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 20. Juli 2021]).
  13. Geschichte des Geschlechts von Kleist. Fortführung 1880-1980. In: Vorstand des Familienverbandes derer v. Kleist (Hrsg.): Familienchronik/Genealogie. Ulf Pedersen, Braunschweig 1982, S. 44–45 (kit.edu [abgerufen am 19. Juli 2021]).
  14. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser / A: Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. Teil A, Gräfliche Häuser des spätestens um 1400 nachgewiesenen ritterbürtigen deutschen Landadels. In: Gesamtreihe "des Gotha". 115. Auflage. Justus Perthes, Gotha 1942, S. 290291 (d-nb.info [abgerufen am 19. Juli 2021]).
  15. Fritz Graf von Schwerin-Wendisch Wilmersdorf (Hrsg.): Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft. Ausgabe 32 Auflage. Eigenverlag, Wendisch Wilmersdorf b. Thyrow (Mark) 1922, S. 38 (google.de [abgerufen am 19. Juli 2021]).
  16. Deutsche Adelsgenossenschaft (Hrsg.): Anschriftenbuch der Deutschen Adelsgenossenschaft: Liste der in des Deutschen Adelsgenossenschaft zusammengeschlossenen reinblütigen Deutschen Adels 1940. Landes-Abteilung Berlin 1. Schlieffen-Verlag, Berlin 1940, S. 91 (d-nb.info [abgerufen am 19. Juli 2021]).
  17. Walter v. Hueck: Genealogisches Handbuch der Gräflichen Häuser A (Uradel) 1973. In: Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA Gesamtreihe seit 1951. Band VII der Reihe Grafen Uradel, Nr. 56. C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1973, S. 238–241 (d-nb.info [abgerufen am 19. Juli 2021]).
  18. Ernst Seyfert, Hans Wehner: Niekammer`s Landwirtschaftliche Güter-Adressbücher, Band VII, Brandenburg. 1929. Verzeichnis der Rittergüter, Güter und Höfe über 20 ha. 4. Auflage. VII der Reihe Niekammer. Verlag der Niekammer-Adressbuch G.m.b.H., Leipzig 1929, S. 257 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 19. Juli 2021]).
  19. Historisches Ortslexikon für die Niederlausitz – Band 1 – Einführung und Übersichten – Die Kreise Luckau, Lübben und Calau. 2011, S. 153.
  20. Reisinger, Walter.: Bekannte, unbekannte und vergessene Herren- und Gutshäuser im Land Brandenburg : eine Bestandsaufnahme. Berlin, ISBN 978-3-87776-082-6.
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