Yvonne Georgi
Yvonne Georgi (* 29. Oktober 1903 in Leipzig; † 25. Januar 1975 in Hannover) war eine deutsche moderne Tänzerin, Balletttänzerin und Choreographin.
Leben
Yvonne Georgi war die Tochter eines Oldenburger Arztes und einer nordafrikanischen Mutter. Sie wurde in Hellerau in rhythmischer Gymnastik ausgebildet, in Dresden in modernem künstlerischen Tanz bei Mary Wigman, in deren Gruppe sie mitwirkte, und sehr viel später zusätzlich in Paris im klassischen Tanz.
1924 wurde Georgi von Kurt Jooss als Solotänzerin an das Theater der Stadt Münster engagiert und 1925 von dem Intendanten Walter Bruno Iltz als Leiterin der Tanzgruppe an das Reußische Theater Gera.[1] Dort eröffnete sie ihre Arbeit mit einem Tanzabend, bestehend aus „Arabische Suite“ und „Persisches Ballett“ von Egon Wellesz. Georgi wirkte aber auch bei den dortigen Opernaufführungen mit. Als Silvesterpremiere 1925/26 kam Vittorio Rietis kurz zuvor von Serge Diaghilevs Ballets Russes uraufgeführte Tanzkomödie „Barabau“ heraus. Die Aufführung lockte sogar die Berliner Kritiker nach Gera und gastierte am Leipziger Schauspielhaus und an der Berliner Volksbühne. 1926 choreografierte Georgi noch Igor Strawinskys „Pulcinella“. Dennoch erhielt ihre Tanztruppe „wegen mangelnden Interesses des Publikums“ die Kündigung und Yvonne Georgi wechselte nach Hannover.
1926 bis 1931 war Georgi „Tanzregisseurin“[2] an den Städtischen Bühnen Hannover. Sie gastierte an der Berliner Staatsoper und hatte Auftritte als Ausdruckstänzerin mit Harald Kreutzberg, mit dem sie auch Gastspielreisen in die USA unternahm. 1932 heiratete sie in Amsterdam den Niederländer Louis Marie George Arntzenius und nahm die niederländische Staatsbürgerschaft an, die sie lebenslang behielt. Sie kehrte im Herbst 1933 an die Städtischen Bühnen Hannover als Ballettmeisterin zurück und blieb dort für weitere drei Spielzeiten. 1936 verstärkte Georgi ihre Aktivitäten in Amsterdam, wo sie eine eigene Tanzgruppe ausgebildet hatte. Eine 1939 durch die USA geplante Tournee mit dieser Gruppe musste nach nur zwei Vorstellungen abgebrochen werden – 'The German Dance' fand kein Publikum mehr.[3]
Während der Zeit der deutschen Besatzung der Niederlande leitete Yvonne Georgi die Sparte Tanz im Amsterdamer Theaterbetrieb. Ihr Ensemble trat in Opern und Theaterstücken auf und führte eigenständige Veranstaltungen durch, u. a. auch in Deutschland. Mit dem Ende der deutschen Besatzungsmacht unter Arthur Seyß-Inquart im Mai 1945 verlor Yvonne Georgi ihren Posten. 1949/50 choreografierte sie für Paris, 1951 ging sie nach Deutschland zurück.
Ab 1951 arbeitete Yvonne Georgi zunächst in Düsseldorf (wieder bei Walter Bruno Iltz) und von 1954 bis 1970 als Ballettdirektorin erneut am Opernhaus Hannover. Von 1959 bis 1973 war Georgi Professorin an der Hochschule für Musik und Theater Hannover.
Yvonne Georgi erhielt ein Ehrengrab auf dem Stadtfriedhof Engesohde in Hannover und die Yvonne Georgi Allee in Hannover wurde ihr zu Ehren benannt.[4] Ihr Nachlass befindet sich im Deutschen Tanzarchiv Köln und zu einem kleineren Teil im Theatermuseum Hannover.
Auszeichnungen
Literatur
Monographien
- Hansjürgen Wille: Harald Kreutzberg, Yvonne Georgi. Leipzig: Erich Weibezahl Verlag 1930
- Horst Koegler: Yvonne Georgi. Velber bei Hannover 1963
- Rolf Helmut Schäfer (Hrsg.): Yvonne Georgi. o. O. u. J. (Hannover/Braunschweig 1974)
- Brigitta Weber (Hrsg.): Die Tänzerin und Choreographin Yvonne Georgi (1903–1975). Eine Recherche. Schriftenreihe Prinzenstraße des Theatermuseums Hannover, Heft 15/2009 ISBN 978-3-931266-14-1.
- Frank-Manuel Peter und Yvonne Hardt (Hrsg.) unter Mitarbeit von Anaїs Rödel, Luke Aaron Forbes, Dwayne Holliday, Sandra Paulkowsky und Katharina Geyer: Yvonne Georgi. Tagebuch und Dokumente zu Tanztourneen mit Harald Kreutzberg (1929–1931). Eine andere Recherche zu den Potentialen einer kritischen Nachlassforschung. Wienand, Köln 2019, ISBN 978-3-86832-542-3.
Aufsätze (Auswahl)
- Geertje Andresen: Yvonne Georgi und Harald Kreutzberg. Zwei Künstler – eine Seele. In: Tanz-Journal. H. 2/2008, S. 10–13.
- Frank-Manuel Peter: „Ein Mittelpunkt der modernen Tanzkultur, ein mächtiger Anziehungspunkt für aufstrebende Talente...“. Harald Kreutzberg, Yvonne Georgi und der Bühnentanz in Hannover zur Zeit der Weimarer Republik. In: Hubertus Adam, Sally Schöne (Hrsg.): Ausdruckstanz und Bauhausbühne. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2019, ISBN 978-3-7319-0852-4, S. 40–57.
- Gerhard Schumann: Yvonne Georgi in Hannover. In: Hochschule für Musik und Theater Hannover. 1897–1997. Hrsg. von Peter Becker u. a. Hannover 1997, S. 44–52.
- Hiltrud Schroeder (Hrsg.): Sophie & Co. Bedeutende Frauen Hannovers. Biographische Portraits, Hannover: Fackelträger-Verlag, 1991, ISBN 3-7716-1521-6, S. 235
- Dörte Schmidt, Brigitta Weber (Hrsg.), mit Beiträgen von Markus Bruderreck: Keine Experimentierkunst. Musikleben an Städtischen Theatern in der Weimarer Republik, Stuttgart; Weimar: Metzler, 1995, ISBN 3-476-01265-4, S. 343 u.ö.
- Hugo Thielen: Georgi, Yvonne. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 129.
- Hugo Thielen: Georgi, Yvonne. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 214.
- Uta Ziegan: Ich experimentiere gern. Die Tänzerin, Choreographin und Pädagogin Yvonne Georgi (1903–1975). In: Frauenwelten. Biographisch-historische Skizzen aus Niedersachsen. Hrsg. von Angela Dinghaus. Olms, Hildesheim 1993, S. 347–355, ISBN 3-487-09727-3* Deutsche Biographische Enzyklopädie, Bd. 3, S. 633
- Deutsche Biographische Enzyklopädie, Bd. 3, S. 633.
Weblinks
- Biografie und Bilder aus dem Nachlass im Deutschen Tanzarchiv Köln
- Yvonne Georgi. In: FemBio. Frauen-Biographieforschung (mit Literaturangaben und Zitaten).
Einzelnachweise
- Deutsches Bühnen-Jahrbuch 1926, S. 351 (Reußisches Theater Gera, Schauspiel- und Musikvorstände).
- Deutsches Bühnen-Jahrbuch, Jgge. 1927, 1928, 1929, 1930, 1931.
- Yvonne Georgi. In: Deutsches Tanzarchiv Köln. Abgerufen am 18. Februar 2021.
- Eine Straße für eine engagierte Frau. Abgerufen am 26. Dezember 2021.