Worringer Platz
Der Worringer Platz ist ein Verkehrsknotenpunkt in Düsseldorf-Stadtmitte.
Worringer Platz | |
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Worringer Platz aus Richtung West | |
Basisdaten | |
Ort | Düsseldorf |
Ortsteil | Stadtmitte |
Angelegt | 1906 |
Neugestaltet | 1962–1964, 2002–2007 |
Einmündende Straßen | Kölner Straße, Karlstraße, Worringer Straße, Erkrather Straße, Klosterstraße |
Nutzung | |
Nutzergruppen | Fußverkehr, Radverkehr, Autoverkehr, ÖPNV |
Platzgestaltung | Straßenbahnhaltestelle |
Technische Daten | |
Platzfläche | ca. 4500 m² (ohne Straßenflächen) |
Lage und Beschreibung
Der verkehrsreiche Platz liegt im östlichen Bereich des Düsseldorfer Stadtteils Stadtmitte. Aus allen Himmelsrichtungen laufen Straßen auf ihn zu. Die Kölner Straße, die von Nordwesten und Südosten auf ihn zuführt, und die Worringer Straße, die von Norden und Süden auf ihn trifft, werden durch ihn in Abschnitte unterteilt. Von Südwesten kommt die Karlstraße, von Westen die Klosterstraße, von Osten die Erkrather Straße.
Der Platz beschreibt die Grundform eines Dreiecks. Seine Raumkanten bildet mehrgeschossige, geschlossene Bebauung aus Wohn- und Geschäftshäusern. Durch mehrspurige Straßen an seinen Rändern abgesetzt verfügt der Stadtraum im Zentrum über eine fußläufige, dreieckige Platzfläche, die die Straßenbahnhaltestelle Worringer Platz aufnimmt und in Nord-Süd-Richtung durch Gleise der Straßenbahnlinien 704, 708 und 709 unterbrochen ist.
Geschichte
Der Platz erhielt seinen Namen am 1. März 1906. Er erinnert an die Schlacht von Worringen, in deren Folge Düsseldorf am 14. August 1288 zur Stadt erhoben wurde. Bereits 1893 war die Ringstraße, die einst über den heutigen Platz verlief, zur Erinnerung an diesen historischen Zusammenhang in Worringer Straße umbenannt worden. Diese Ringstraße hatte die Aufgabe, den Vorplatz des 1891 fertiggestellten Düsseldorfer Zentralbahnhofs, den damaligen Wilhelmplatz, mit der Kölner Straße zu verbinden und war Teil eines Systems von „Stübben-Ringen“, die der Stadtplaner Josef Stübben zusammen mit seinen Kollegen Jean Geoffroy Conrath und Franz Andreas Meyer 1884 in einem städtebaulich-verkehrlichen Gutachten vorgeschlagen hatte.[1] Vor dem Bau von Straßen verliefen Gleise der Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft über die Flächen.
Begünstigt durch das Wachstum Düsseldorfs im Zuge der Hochindustrialisierung entwickelte sich am Worringer Platz in der Gründerzeit eine viergeschossige Wohnbebauung, die im Erdgeschoss zahlreiche Ladenlokale aufnahm, auch eine Vielzahl von Gaststätten, die besonders von Industriearbeitern aus Flingern und Oberbilk frequentiert wurden. Neben dem Oberbilker Markt war der Platz daher seit jeher auch ein Treffpunkt der organisierten Arbeiterbewegung.[2] Die Zentralität erhöhte sich durch die anwachsende Verkehrsbedeutung des rund 500 Meter südlich gelegenen Düsseldorfer Zentralbahnhofs.
In den 1920er Jahren erhielt der Platz als Wahrzeichen einen expressionistisch gestalteten Pavillon mit Turm, von dessen Spitze die Figur eines Kiepenkerls hinunterschaute,[3] eine Skulptur des Bildhauers Emil Jungblut. 1927/1928 errichtete der Kinoarchitekt Oskar Rosendahl am Worringer Platz 4 das Lichtspieltheater „Capitol“. Es existierte bis Mitte der 1970er Jahre. 1970 wurde dort das Musical Hair aufgeführt.
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Platz nach Horst Wessel umbenannt. Willi Pesch, ein legendärer Torwart des Fußballvereins Fortuna Düsseldorf, verunglückte auf dem Platz bei einem Straßenbahnunfall am 14. Mai 1940 tödlich. Im Zweiten Weltkrieg wurde die historische Bebauung des Platzes durch Luftangriffe in Schutt und Asche gelegt.
In der Nachkriegszeit erfolgte die Rückumbenennung des Platzes und an den alten Fluchtlinien der stark zerstörten Bebauung ein rascher Wiederaufbau. Wegen stark ansteigenden Kraftverkehrs legte die Stadt Düsseldorf 1962 für Fußgänger eine mit Rolltreppen ausgestattete Unterführung an, die sich in der Folgezeit jedoch zu einem Angstraum entwickelte und daher 1994 geschlossen wurde. Im Umfeld des Düsseldorfer Hauptbahnhofs gelegen erwarb der Platz in den letzten Jahrzehnten ein Schmuddelimage und gilt als Hotspot der Drogenszene.[4] Neben Spielhallen, Dönerbuden und Wettbüros siedelten sich in leerstehenden Räumen am Platz und im näheren Umfeld seit den 1990er Jahren allerdings auch kulturelle Projekte, Galerien und Künstler an,[5] etwa der Künstlerverein WP8.
Unter Oberbürgermeister Joachim Erwin versuchten Stadtverwaltung und Rheinbahn in einer Planung des Stadtumbaus ab 2002, durch Umgestaltung des Platzes und seiner Straßenbahnhaltestelle, die 2007 abgeschlossen wurde, städtebaulichen und gestalterischen Defiziten entgegenzuwirken.[6] Als „grüne Insel“ entstand nach Entwürfen von Annette Hartung (Lichtplanung, Köln), Jürgen LIT Fischer (Kunst: „Grüner Strahl“, Lichtinstallation, 36 m hoher Pylon) sowie Alexander Nix und Christiane Voigt (Landschaftsplanung, Planungsgruppe Contur 2, Essen)[7] ein neuer, mit grünen Betonsteinen gepflasterter Stadtplatz[8] mit einem integrierten grünen LED-Raster aus 170 Einzelleuchten sowie „Stadtsofas“, Bänke, gemauert aus grünlichen Glasbausteinen, die dem Platz auf insgesamt rund 100 Metern sichtbare Kanten geben und ihn von optischer und akustischer Verkehrsbelastung abschirmen sollen.[9] Teil des Projekts ist seit 2003 der Ausstellungspavillon Librarium bzw. Glashaus der Künstlergruppe A & O (Anne Mommertz und Oliver Gather),[10] der unter dem Titel Gasthof Worringer Platz kuratiert wird.[11]
Galerie
- Alteingesessenes Geschäft für Festartikel, Orden etc.
- Spielhalle
- Kebab-Restaurant
- Kampfsport-Fitness-Lokal
- Künstlerverein WP8
- Graffiti
- Gitti Gök (Der Himmel ist gegangen), Brandwand-Beschriftung am Haus Ackerstraße 3 von Ulrike Möschel (2015)
- „Jeder Platz verträgt drei Bänke mit Alkoholikern. – Aber nicht jeder Anwohner.“
- Glashaus und „Stadtsofa“
Weblinks
- Worringer Platz. stadtgeschichten-duesseldorf.de
- Ein Platz per Zufall. dmitte.de
Einzelnachweise
- Jean Geoffroy Conrath, Franz Andreas Meyer, Josef Stübben: Technisches Gutachten betreffend den Bebauungsplan von Düsseldorf. In: Josef Durm, Hermann Ende, Eduard Schmitt, Heinrich Wagner (Hrsg.): Handbuch der Architektur. Teil 4: Entwerfen, Anlage und Einrichtung der Gebäude. Halbband 9: Der Städtebau. Verlag von Arnold Bergstrasser, Darmstadt 1890, S. 558–561 (archive.org)
- Fritz Hollstein: Verfolgung und Widerstand in Düsseldorf 1933–1945. Ein Stadtführer. WI-Verlag, Düsseldorf 1989, ISBN 3-9805963-0-3, S. 55
- Petra Gutkin: Stell Dir vor Du bist Kind – und es ist Krieg. Mein Vater erzählt. Eine Biografie über Peter Wolf. Books on Demand, Norderstedt 2011, ISBN 978-3-8423-7682-3, S. 12 (Google Books)
- Kira Bayer: „Überall blutige Spritzen“. Anwohner-Hölle: Lage an Düsseldorfs Drogen-Platz eskaliert. express.de, 18. Juni 2020; abgerufen am 6. August 2020.
- Worringer Platz. thedorf.de; abgerufen am 6. August 2020.
- Tag und Nacht eine grüne Insel. Der Worringer Platz in Düsseldorf. In: Garten + Landschaft, Band 117 (Ausgaben 1–6, 2007), S. 48
- Worringer Platz. contur2.de; abgerufen am 6. August 2020
- Worringer Platz Düsseldorf. In: Torsten Wiemken, David R. Froessler (Bearbeitung), Innovationsagentur Stadtumbau NRW (Hrsg.): Licht im Stadtumbau. Der Einsatz von Licht in Strategien und Projekten des Stadtumbaus. Ziele, Funktionen und Instrumente. Good Practice Reader, Nr. 6, April 2011, S. 60 f.; stadtumbaunrw.de (PDF; 1,6 MB)
- Worringer Platz, Düsseldorf. menschwerk.com; abgerufen am 6. August 2020
- Nicolas Beucker: Oberflächen als Einschreibungspotenzial im Stadtraum. In: Anne-Kathrin Auel u. a.: Surface. I.K.U.D. Schriftenreihe für Kunst und Designwissenschaft. Band 4/2011, Lit Verlag, Berlin 2012, S. 29
- Gasthof Worringer Platz, abgerufen am 6. August 2020.