Hermann Ende
Hermann Ende (* 4. März 1829 in Landsberg an der Warthe; † 10. August 1907 in Wannsee; vollständiger Name: Hermann Gustav Louis Ende) war ein deutscher Architekt und Hochschullehrer an der Technischen Hochschule (Berlin-)Charlottenburg.
Leben
Ende studierte von 1852 bis 1857 an der Berliner Bauakademie. 1859 legte er die Baumeisterprüfung ab. Unmittelbar danach machte er sich mit seinem Partner Wilhelm Böckmann selbständig. Das Architekturbüro Ende und Böckmann bestand bis 1895 und zählte zu den führenden Büros in Berlin. Vorübergehend arbeitete dort auch der Dresdner Architekt Rudolf Schilling.
Seit 1874 war Ende Mitglied der Preußischen Akademie der Künste. 1878 wurde er Professor an der Berliner Bauakademie und der Technischen Hochschule Charlottenburg. Von 1895 bis 1904 war der Präsident der Akademie der Künste.
Ende war mit der Großkaufmannsfamilie Ravené verbunden. Für Louis Fréderic Jacques Ravené entwickelte er die Pläne zum Aufbau der Ruine der Reichsburg Cochem. Seine Tochter Martha Helene Wilhelmine heiratete dessen Sohn Louis Auguste Ravené; noch um 1900 baute er für das Paar eine Villa in Wannsee.[1]
Sein Bruder Louis Ende (1840–1900) war Baumeister in München.
Hermann Ende starb 1907 im Alter von 78 Jahren in Wannsee bei Berlin. Sein Grab befindet sich auf dem Neuen Friedhof Wannsee. Er ruht dort an der Seite seiner Gattin Auguste geb. Dickmann-Becker. Die Grabsteine aus dunklem Granit stehen vor der Grabwand des Erbbegräbnisses der Familie von Alfred Lent (1836–1915), den die Tochter Gertrud (1865–1945) geheiratet hatte.[2]
Werk
Hermann Ende war Mitherausgeber des Handbuchs der Architektur. Der Schwerpunkt des Schaffens von Ende und Böckmann waren Villen im Berliner Stadtbezirk Tiergarten, vor allem im Diplomatenviertel. Nur wenige dieser Bauten haben den Zweiten Weltkrieg überstanden. Des Weiteren planten und begründeten sie den Bau des Potsdamer Villenviertels Neubabelsberg. Bemerkenswert waren auch die verschiedenen Bauten für den Berliner Zoo. Ende und Böckmann errichteten weltweit zahlreiche Bauten und unterhielten zeitweise sogar eine Außenstelle in Japan.
In Japan bekamen sie den Auftrag für die Gebäude des Parlaments, Justizministeriums und des Obersten Gerichtshofs. Die ersten Entwürfe wurde 1889 von der Regierung abgelehnt, da zu japanisch (Japonismus). Nach ihren Plänen konnten sie jedoch nur das Justizministerium und den Gerichtshof fertigstellen, während das Parlament ein temporäres Gebäude aus Holz erhielt und ihr Vertrag wegen zu hoher Kosten vorzeitig 1890 aufgelöst wurde.[3]
Bauten und Entwürfe
- 1860–1863: Villa von der Heydt im Berliner Tiergartenviertel (unter Denkmalschutz)
- 1864/65: Villa Ende, in Berlin-Tiergarten, Siegmunds Hof 22 (1893 abgetragen und 1892/93 als Villa Gericke in Potsdam in fast identischer Kopie neu erbaut)
- 1864–1865: Alte Synagoge, Elberfeld, Genügsamkeitstraße 33 (1875 umgebaut, 1938 zerstört)
- 1865–1866, 1875–1876 Grand Hotel de Rome, Berlin, Unter den Linden 10 (1910 abgerissen, jetzt Römischer Hof)
- 1866–1867: „Rotes Schloss“, Wohn- und Geschäftshaus in Berlin-Mitte, An der Stechbahn 1/2
- 1867: Bankhaus H. F. Lehmann in Halle (Saale)
- 1871–1874: Gebäude der Preußischen Bodenkreditbank in Berlin, Hinter der Katholischen Kirche 2
- 1872–1874: Gebäude der Deutschen Union-Bank in Berlin
- ab 1873: verschiedene Bauten im Zoologischen Garten Berlin (z. B. Elefantenhaus, Antilopenhaus, Raubtierhaus, Musikbühne[4])
- 1875: „Eichenschloss“ für Baron Saint Paul im Hirschberger Tal (Schlesien) bei Fischbach (Karpniki, Polen)
- 1875–1876: Gebäude des Architekten-Vereins zu Berlin in der Wilhelmstraße 92/93 (1934 abgerissen für den Bau des Reichsluftfahrtministeriums)
- 1876–1877: Café Bauer in Berlin
- 1881–1885: Museum für Völkerkunde Berlin, Königgrätzer Straße
- 1882: Umbau Plattner in Gries bei Bozen[5]
- 1882–1883: Café Helms in Berlin
- 1883: Ständehaus in Danzig (heute Gdańsk, Polen)
- 1883: Sedan-Panorama am Bahnhof Berlin Alexanderplatz (Panoramastraße)
- 1884: Affenhaus im Zoologischen Garten Berlin[6]
- 1884–1886: Wohnhaus Voßstraße 33 in Berlin (später als Verwaltungsgebäude der Deutschen Reichsbahn genutzt)
- 1884–1888: Erbprinzliches Palais in Dessau.[7]
- 1885: „Schiess’sches Haus“ in Magdeburg
- 1887: Große Synagoge in Danzig (heute Gdańsk, Polen)
- 1890: „Villa Saltzmann“ in Potsdam-Babelsberg, Virchowstraße 27[8]
- um 1890: „Villa Heimann“ in Potsdam-Griebnitzsee, Virchowstraße 45[9]
- 1895: Justizministerium in Tokio (Japan)
Ehrungen
Am 2. Mai 1883 wurde ihm die Medaille für Verdienste um das Bauwesen „in Silber“[10] und 1891 der Orden Pour le Mérite (Friedensklasse) verliehen.[11]
Endes Grab auf dem Neuen Friedhof Wannsee war von 1990 bis Jahr 2014 als Ehrengrab des Landes Berlin gewidmet.
Die Endestraße in Berlin-Wannsee ist nach ihm benannt.[12]
Literatur
- Nebeneintrag in Julius Posener, Regine Sonntag: Muthesius, Hermann. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 18, Duncker & Humblot, Berlin 1997, ISBN 3-428-00199-0, S. 652 (Digitalisat).
- Anonymus: Hermann Ende. Zum siebzigsten Geburtstage. In: Berliner Architekturwelt, Heft 12 (1899), S. 421–422.
- Franziska Pagel: Ende & Böckmann. Ein Berliner Architekturbüro im 19. Jahrhundert. Gebr. Mann Verlag, Berlin 2019, ISBN 978-3-7861-2814-4.
- Hermann Ende. Zum siebzigsten Geburtstage. In: Berliner Architekturwelt. Nr. 12, 1899, S. 421–422 (zlb.de).
Weblinks
- Literatur von und über Hermann Ende im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Projekte von Ende & Böckmann im Bestand des Architekturmuseums der TU Berlin
- Kathrin Chod, Herbert Schwenk, Hainer Weisspflug: Hermann Ende. In: Hans-Jürgen Mende, Kurt Wernicke (Hrsg.): Berliner Bezirkslexikon, Mitte. Luisenstädtischer Bildungsverein. Haude und Spener / Edition Luisenstadt, Berlin 2003, ISBN 3-89542-111-1 (luise-berlin.de – Stand 7. Oktober 2009).
- Hermann Ende. In: archINFORM.
- Fotogalerie Altes Justizministerium Tokio
Einzelnachweise
- Fotos der Familien-Villa in Wannsee: architekturmuseum.ub.tu-berlin.de Tafel 3 und Tafel 4 im Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin – Hermann Rückwardt: Villen-Neubauten der Umgebung von Berlin.
- Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Begräbnisstätten. Pharus-Plan, Berlin 2018, ISBN 978-3-86514-206-1. S. 659.
- Dallas Finn: Reassessing the Rokumeikan. In: Ellen P. Conant (Hrsg.): Challenging Past and Present. The Metamorphosis of Nineteenth-century Japanese Art. University of Hawaiʻi Press, 2006, ISBN 978-0-8248-2937-7, S. 235 (Google Books).
- Ende & Böckmann Architekt: Musikbühne im zoologischen Garten bei Berlin. (Stich). In: Architektonisches Skizzenbuch. Band 1874, Heft 6 (Ganze Folge Heft 129). Ernst & Korn, Berlin, S. 6 (archive.org – Internet Archive [abgerufen am 28. März 2020]).
- Plattner mit Park. Südtiroler Monumentbrowser
- Affenhaus. In: Centralblatt der Bauverwaltung, Nr. 31, 2. August 1884, S. 320; zlb.de
- Deutsche Bauzeitung, 20. Jg., Nr. 75, 18. September 1884, S. 445.
- Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09156191 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg
- Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09156063 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg
- Ehrung. In: Centralblatt der Bauverwaltung, Nr. 19, 12. Mai 1883, S. 167; zlb.de
- Der Orden Pour le MériteFÜR WISSENSCHAFTEN UND KÜNSTE. (PDF; 352 kB); abgerufen am 21. Dezember 2012
- Endestraße. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)