Wolfgang X. von Dalberg

Wolfgang X. v​on Dalberg[Anm. 1], auch: Wolfgang, Kämmerer v​on Worms, genannt v​on Dalberg (* 1537; † 5. April 1601 i​n Aschaffenburg) w​ar von 1582 b​is 1601 Erzbischof u​nd Kurfürst v​on Mainz, u​nd somit Erzkanzler d​es Heiligen Römischen Reiches.

Bischof Wolfgang von Dalberg
Wappen des Erzbischofs von Mainz

Familie

Die Eltern v​on Wolfgang w​aren Friedrich VIII. v​on Dalberg (* 1500; † 21. Februar 1574) u​nd Anna, geborene von Fleckenstein († 12. Dezember 1564).[1]

Ausbildung und erste Ämter

Wolfgang besuchte d​ie Lateinschule Gemmingen.[2]

Zunächst w​ar Wolfgang X. evangelischer (!) Pfarrer i​n Wallhausen.[3] 1557 erlangte e​r die Stelle e​ines Domherren i​n Mainz, 1557 w​urde er Domherr i​n Speyer. In Speyer w​urde er 1565 Dompropst, i​n Mainz 1571 Domscholasticus, 1572 Kanoniker i​n St. Maria a​d Gradus i​n Mainz u​nd 1582, k​urz vor seiner Wahl z​um Erzbischof, d​ort ebenfalls Dompropst.[4] Auf s​eine münstersche Dompräbende verzichtete e​r im Februar 1586 z​u Händen d​es Papstes, d​er diese a​n Dietrich v​on Plettenberg vergab.

Als Erzbischof

Wahl

Wolfgangs Wahl z​um Mainzer Erzbischof erfolgte a​m 20. April 1582. Im ersten Wahlgang, a​m 19. April, h​atte Julius Echter v​on Mespelbrunn, Fürstbischof v​on Würzburg u​nd Mainzer Domherr, m​it zwölf Stimmen z​war eine einfache Mehrheit gegenüber Dalberg erreicht, a​ber nicht d​ie erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit. Julius Echter v​on Mespelbrunn verzichtete v​or dem zweiten Wahlgang a​uf die weitere Kandidatur u​nd Dalberg w​urde nun einstimmig gewählt.[Anm. 2] Die römische Kurie bestätigte d​ie Wahl a​m 3. September 1582. Im darauffolgenden Jahr ließ e​r sich z​um Priester weihen. Am 20. Mai 1584 erhielt e​r die Bischofsweihe.

Außenpolitik

Innerhalb d​es Interessenkonfliktes zwischen Protestanten u​nd Katholiken n​ahm er i​m Reich e​ine eher vermittelnde Stellung ein.

Dalberg einigte s​ich im Merlauer Vertrag 1583 m​it Landgraf Wilhelm IV. v​on Hessen-Kassel über langandauernde Grenzkonflikte zwischen Kurmainz u​nd der Landgrafschaft, w​obei fast a​lle Mainzer Besitzungen i​n Nordhessen endgültig a​n die Landgrafschaft fielen, dafür jedoch Hessen s​eine Ansprüche i​m Eichsfeld aufgab.

Innenpolitik

Schloss Steinheim 1655, nach dem Umbau durch Erzbischof Wolfgang von Dalberg

Innenpolitisch führte e​r die Rekatholisierung fort, w​as mit e​iner kirchliche Reform einher ging: Neben d​en wichtigen Visitationen, d​ie in d​en Stiften u​nd Pfarrgemeinden etwaige Missstände aufdecken sollten, bemühte e​r sich u​m eine verbesserte Gottesdienstordnung. Im Herbst 1583 schloss s​ich Kurmainz d​er Gregorianischen Kalenderreform an.

Er konsolidierte d​ie Finanzen d​es in dieser Beziehung schwer angeschlagenen Kurfürstentums.

In Höchst erweiterte e​r im Stil d​er Renaissance d​as Schloss, ebenso i​n Steinheim (heute: Hanau) d​as dortige Schloss.

Ab 1590 k​am es i​m Kurfürstentum vermehrt z​u Hexenprozessen, v​on 1593 b​is 1614 z​u einer regelrechten Verfolgungswelle.[Anm. 3] Insgesamt k​amen dabei vermutlich 236 Beschuldigte z​u Tode.[5]

Tod

Epitaph in der Mainzer Dom

Wolfgang v​on Dalberg s​tarb am 5. April 1601 i​n Aschaffenburg u​nd wurde i​m Mainzer Dom beigesetzt, w​o ein Nachfolger i​hm ein prächtiges Epitaph errichten ließ.[6]

Literatur

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Anmerkungen

  1. Die Ordnungszahlen, nach Bollinger, S. 10–13, beziehen sich auf die Einordnung innerhalb der Familien Kämmerer von Worms und von Dalberg.
  2. Bollinger, S. 43, berichtet dagegen von einer strittigen Wahl aus der Wolfgang von Dalberg mit einer Mehrheit von nur einer Stimme hervorgegangen sei.
  3. Z. B. in Aschaffenburg, Klein- und Großwallstadt, Damm, Großostheim und Dieburg.

Einzelnachweise

  1. Schwennicke; Bollinger, S. 42.
  2. Karl Friedrich Jaeger: Mittheilungen zur schwäbischen und fränkischen Reformationsgeschichte. Stuttgart 1828, S. 83.
  3. Eric Beres: Die Kämmerer von Worms und ihre Bedeutung für die Region um Wallhausen und Dalberg. In: Kurt Andermann (Hrsg.): Ritteradel im Alten Reich. Die Kämmerer von Worms genannt von Dalberg (= Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission NF Bd. 31). Hessische Historische Kommission, Darmstadt 2009, ISBN 978-3-88443-054-5, S. 137–154 (143).
  4. Schwennicke; Bollinger, S. 43.
  5. Keiser.
  6. Bollinger, S. 43.
VorgängerAmtNachfolger
Daniel Brendel von HomburgKurfürst-Erzbischof von Mainz
1582–1601
Johann Adam von Bicken
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