Willi Resetarits
Wilhelm „Willi“ Thomas Resetarits (* 21. Dezember 1948 in Stinatz, Burgenland) ist ein österreichischer Sänger und Menschenrechtsaktivist.
Leben
Resetarits ist Burgenlandkroate. Nach eigener Aussage kam Resetarits 1952 aus dem Südburgenland nach Wien, wo er erst im Alter von dreieinhalb Jahren begann, Deutsch zu sprechen.[1] Er wuchs am Humboldtplatz in Wien-Favoriten (10. Bezirk) auf.[2] Bereits während seiner Zeit am Gymnasium sang und musizierte Resetarits in diversen Bands. Ab 1967 studierte er an der Universität Wien Anglistik und Sport mit dem Ziel, Lehrer zu werden. Doch seine Musikerkarriere verlief so erfolgreich, dass er auf das Sicherheitsnetz verzichtete.
1969 wurde Resetarits Mitglied der Politrockband Schmetterlinge. Ihr bedeutendstes Werk, die Proletenpassion (Text: Heinz Rudolf Unger), wurde 1976 bei den Wiener Festwochen uraufgeführt. Dort werden soziale Fragen, Herrschaft, Unterdrückung und Revolutionen in Europa vom 16. bis zum 20. Jahrhundert bearbeitet. Resetarits komponierte und sang darin unter anderem das populäre Jalava-Lied. 1977 nahmen die Schmetterlinge mit Boom-Boom-Boomerang am Eurovision Song Contest in London teil. Sie landeten auf dem vorletzten Platz.
Mit Beatrix Neundlinger, mit der er bei den Schmetterlingen sang, hat Resetarits eine Tochter (geb. 1981) und einen Sohn (geb. 1983).[3]
Ab Mitte der 1980er Jahre verkörperte er mit großem Erfolg die Figur des von Günter Brödl erfundenen Kurt Ostbahn bzw. den Ostbahn-Kurti. Die Formation Ostbahn-Kurti & die Chefpartie nahm mehrere Alben mit ins Wienerische übersetzten Rock-, Blues- und Rhythm-and-Blues-Stücken auf und gab über mehrere Jahre erfolgreich Konzerte. Von 1995 bis 1998 gestaltete Resetarits jeden Sonntag auf Radio Wien die Sendung Trost und Rat von und mit Dr. Kurt Ostbahn, bei der er sein Talent als Entertainer unter Beweis stellte. Im Jahr 2000 starb Günter Brödl völlig unerwartet. Resetarits wechselte zum Radiosender Ö1 und moderierte dort die monatliche Sendung Ein Pferd kehrt heim, die Ende 2000 in Die Willi Resetarits Radioshow umbenannt wurde und bis Mai 2002 lief. Das Konzept der Sendung, die aus dem Großen Sendesaal des Radiokulturhauses live übertragen wurde, war ebenso einfach wie wirkungsvoll: Gespräche mit Gästen und musikalische Beiträge wechselten einander ab. Musiziert wurde ebenfalls live – und da konnte es schon vorkommen, dass Kurt Ostbahn & Die Kombo zu Gast waren und noch unveröffentlichte Lieder vorspielten.
Im Dezember 2003 schickte Resetarits sein Alter Ego Kurt Ostbahn „in die Pension“, wie er sagte. Resetarits wurde des Öfteren für den Asterix-Übersetzer ins Wienerische gehalten. Tatsächlich wurden die zwei 1997 und 1998 erschienenen Bände, als deren Texter Dr. a.D. Kurt Ostbahn angegeben war, von Günter Brödl übersetzt.[4]
Ab Oktober 2006 war Resetarits mit Trost und Rat mit Willi Resetarits wieder auf Sendung bei Radio Wien. Im Jahr 2007 war die Sendung nahezu jeden Sonntag zwischen 13 und 14 Uhr zu hören. Die 200. und letzte Sendung wurde Ende Juni 2012 gesendet.
Resetarits ist nach wie vor in musikalischen Projekten tätig. Eines davon ist die Stubnblues benannte Mischung aus Volksliedern auf Deutsch und Kroatisch, englischsprachigem Blues und Rhythm’ n’ Blues, Wienerliedern und vertonten Gedichten unter anderem von H. C. Artmann und Karl Farkas. Beim Projekt Gershwin on a String interpretierte er zusammen mit Tini Kainrath und dem Streichquartett StringFizz Songs von George Gershwin. Die Liedtexte werden teils in der englischen Originalfassung und teils im Wiener Dialekt gesungen. Mit Sabina Hank wurden 2008 Texte von Jura Soyfer und H.C. Artmann vertont, als CD und in Konzerten unter dem Titel „Abendlieder“. 2009 erschien das gemeinsam mit Ernst Molden eingespielte Album ohne di. Für Resetarits hatte Molden dazu Hammerschmidgassn, sein erstes Lied im Wiener Dialekt, geschrieben.
Resetarits wurde Mitglied der Viererbande[5] Molden, Resetarits, Soyka und Wirth, die sich der emotionalen und poetischen Vermessung Wiens widmet (Sailer). Resetarits ist politisch engagiert und Mitbegründer der Organisationen Asyl in Not und SOS Mitmensch. Er gründete auch das Integrationshaus Wien, bei dem er Ehrenvorsitzender ist.[6] Wegen eines Aufrufs zur Wehrdienstverweigerung wurde er verurteilt.
Seit 2015 ist Resetarits Mitglied des Universitätsrats der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.
Anlässlich seines 70. Geburtstags gab Willi Resetarits am 4./5. Jänner 2019 ein Doppelkonzert mit den 12 Bands seiner Musikerlaufbahn plus Zusatzgästen. Am Freitag begann „Alle seine Bands“ mit der Beat-Band The Odds, gegründet 1963 am Gymnasium Wien, Ettenreichgasse. Angekündigt wurde wieder das „Dr.-Kurt-Ostbahn-Doppel“ nach Mitte August auf der Kaiserwiese im Wiener Prater.[7]
Seine berührende Lebensgeschichte, die Autobiografie, erschien im Dezember 2018 als Buch "Ich lebe gerne, denn sonst wäre ich tot", ISBN 978-3-9502868-7-8.
Die Tour mit 6 Musikern des Stubnblues' mit dem neuen Programm Elapetsch begann am 22. September 2021 im Schauspielhaus Graz und läuft bis Dezember in Österreich.
Geschwister
Der Schauspieler und Kabarettist Lukas Resetarits und der Journalist und Moderator Peter Resetarits sind Brüder von Willi Resetarits.
Auszeichnungen
- 1996 Nestroy-Ring
- 1997 Bruno Kreisky Preis für Verdienste um die Menschenrechte
- 2000 Josef-Felder-Preis für Gemeinwohl und Zivilcourage
- 2003 Karl-Renner-Preis
- 2003 Goldenes Verdienstzeichen des Landes Wien
- 2008 Fritz-Greinecker-Preis für Zivilcourage
- 2013 Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst[8]
- 2013 Österreicher des Jahres in der Kategorie Kulturerbe[9]
- 2017 Amadeus Austrian Music Award für das Lebenswerk[10]
- 2019 Metron-Preis 2018[11]
- 2019 Deutscher Kleinkunstpreis – Ehrenpreis des Landes Rheinland-Pfalz[12]
- 2019 Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien[13]
Literatur
- Reinhold Westphal: Resetarits, Brüder. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 4, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2005, ISBN 3-7001-3046-5.
Weblinks
- Offizielle Website
- Willi Resetarits in der Internet Movie Database (englisch)
- Kurt Ostbahn
- Willi Resetarits. In: Espresso Rosi. 12. Juli 2011 .
- Werke von und über Kurt Ostbahn / Willi Resetarits im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Wolfgang Kralicek: „Man hat uns nicht mehr in Ruhe arbeiten lassen“: Moderator Willi Resetarits und Redakteur Peter Blau über das unrühmliche Ende der Radio-Wien-Sendung „Trost & Rat“. (PDF; 263 kB) In: Falter 25/12. 21. Juni 2012, S. 19–20 .
- Interview mit Willi Resetarits über die Wiener Popmusik im Onlinearchiv der Österreichischen Mediathek
Einzelnachweise
- Austropop-Legenden: Willi Resetarits
- Christian Sailer: Beliebt wie das Christkind, in: Tageszeitung Kurier, Wien, 15. Dezember 2018, S. 38 f.
- derStandard.at. Abgerufen am 16. Oktober 2020 (österreichisches Deutsch).
- Asterix auf Wienerisch (Memento vom 23. Juni 2007 im Internet Archive)
- Anm. Anspielung auf die Viererbande um 1976 in der KP Chinas.
- Website des Integrationshauses Wien
- Doppelkonzert mit Kurzauftritt vom Ostbahnkurti orf.at, 5. Jänner 2019, abgerufen 5. Jänner 2019.
- Österreichisches Ehrenkreuz für Willi Resetarits orf.at, 18. Juni 2013.
- diepresse.com: Österreicher des Jahres 2013. Abgerufen am 23. Februar 2016.
- orf.at: Willi Resetarits erhält den Amadeus für sein Lebenswerk. Artikel vom 2. Mai 2017, abgerufen am 2. Mai 2017.
- Metron für Resetarits & Basbaritenori. In: ORF.at. 12. April 2019, abgerufen am 25. April 2020.
- epd: Deutscher Kleinkunstpreis 2019. Unsere Kirche, 7. November 2018, abgerufen am 8. November 2018.
- Doppelkonzert mit Kurzauftritt vom Ostbahnkurti orf.at, 5. Jänner 2019, abgerufen 5. Jänner 2019.