Integrationshaus Wien
Das Integrationshaus Wien ist ein Projekt der Flüchtlingshilfe, befindet sich in Wien im 2. Bezirk, Leopoldstadt, besteht als Haus seit 1995 und bietet ein umfassendes Angebot für Geflüchtete, Asylwerber*innen und Migrant*innen. Es ist ein auf internationaler Ebene anerkanntes Kompetenzzentrum für die Aufnahme und Integration von Asylsuchenden, Flüchtlingen und Migranten. Das Integrationshaus bietet Schutz, Sicherheit und hilft eine Zukunftsperspektive zu finden. Dabei werden die Bedürfnisse von Menschen mit einem erhöhten Betreuungsbedarf wie Traumatisierte, Alleinerziehende, Kranke sowie unbegleitete minderjährige Flüchtlinge besonders berücksichtigt. Das Integrationshaus soll einen Gegenpol zu Ausgrenzung und Rassismus darstellen. Es steht nach eigenen Angaben für Flüchtlingsschutz, Mehrsprachigkeit, Vielfalt und Chancengerechtigkeit.
Verein Projekt Integrationshaus Wien | |
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Rechtsform | Verein (ZVR: 547408906) |
Gründung | 1994[1] |
Sitz | Wien, Österreich |
Schwerpunkt | Flüchtlingshilfe, Soziale Arbeit |
Aktionsraum | Wien |
Vorsitz | Katharina Stemberger, Vorstandsvorsitzende |
Geschäftsführung | Alexandra Jachim, wirtschaftliche Geschäftsführerin, Martin Wurzenrainer, fachlicher Geschäftsführer |
Personen | Willi Resetarits, Ehrenvorsitzender und Mitbegründer |
Freiwillige | 200[2] |
Website | www.integrationshaus.at |
Geschäftsführerin des Vereins war bis 2021 Andrea Eraslan-Weninger. Seit 2021 teilen sich Martin Wurzenrainer als fachlicher Geschäftsführer und Alexandra Jachim als wirtschaftliche Geschäftsführerin die Leitung des Integrationshauses.
Geschichte
Im Juni 1995 sind die ersten Bewohner, zum Großteil Flüchtlinge aus Bosnien, in das Integrationshaus eingezogen. Das erste Team des Integrationshauses bestand aus 13 Mitarbeiter*innen und betreute damals rund 110 Bewohner*innen. Zugleich begann die intensive Betreuung und Beratung, sowohl betreffend die psychische Gesundheit und die Möglichkeiten am Arbeitsmarkt, als auch mit gender-spezifischen Angeboten für Frauen und konkreten Projekten für Kinder, sowie der Ausbildung freiwilliger Mitarbeiter*innen. Im September wurde ein mehrsprachiger Kindergarten und Nachmittagsbetreuung für die Schulkinder des Wohnprojekts eröffnet. Ende 1995 erschien zum ersten Mal die Gute Zeitung – das Boulevardblatt für den guten Zweck.
Spracherwerb und Ausbildung standen rasch im Mittelpunkt der Vereinsbemühungen. Beide Angebote standen stets allen Geflüchteten zur Verfügung, nicht nur den Bewohner*innen des Integrationshauses. 1996 sind auch die Vereine Hemayat und Familie und Beratung im Integrationshaus eingezogen. 1998 begann der Aufbau eines österreichweiten Betreuungsnetzes für Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, wurde das EU-Projekt Bilingualer Unterricht im Vorschulalter gestartet, ein europäisches Symposium veranstaltet und gemeinsam mit der ORF-Minderheitenredaktion eine Videodokumentation erstellt.
2001 konnte mit Hilfe des Europäischen Flüchtlingsfonds eine Krisenunterbringung für 25 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge eingerichtet werden, welche 2004 in eine Dauerunterbringung mit Wohngemeinschaften für Kinder und Jugendliche umgewandelt werden konnte. Den Minderjährigen konnten nunmehr auch Alphabetisierungskurse, Sprachkurse und Vorbereitungskurse für den Hauptschulabschluss angeboten werden. Zunehmend konnte sich der Verein ab 2004 in europäische Projekte einbringen und Fördermittel des Europäischen Sozialfonds gewinnen, insbesondere aus den Projekten EQUAL und EQUAL II, später aus dem Projekt DYNAMO. Im Juni 2005 wurde die Beratungsstelle des Integrationshauses für Asylwerber*innen und Geflüchtete in der Grundversorgung eröffnet, und zog später in die Schweidlgasse im 2. Bezirk. Im selben Jahr wurde das Integrationshaus generalsaniert, mit neuer Fassade, neuen Fenstern und neuer Heizung ausgestattet.
Seit 2006 bietet das Integrationshaus qualifizierte unabhängige Rechtsberatung im Asylverfahren an. Im September 2006 wurde die erste Bildungsmesse zum Thema „Mehrsprachigkeit und Bildungspotenziale“ veranstaltet und machte Diversität als Ressource sichtbar. Anlässlich des 15-jährigen Bestehens im Jahr 2010 wurde ein Geburtstagsfest in der Remise organisiert, eine Vorlesungs- und Veranstaltungsreihe durchgeführt, das Buch Kosmopolitische Impulse – Das Integrationshaus in Wien präsentiert, die Kampagne machen wir uns stark lanciert und eine Kundgebung mit mehr als 5.000 Teilnehmer*innen durchgeführt.
Gegenwart
Heute ist das Integrationshaus ein Kompetenzzentrum für die Aufnahme, Integration und Ausbildung von Geflüchteten, Asylwerber*innen und Migrant*innen. Es verfügt über gut 150 fest angestellte Mitarbeiter*innen, die 40 Sprachen sprechend alljährlich über 4.000 Menschen betreuen, begleiten und beraten. „Wir können das Leid, das Geflüchtete erlebt haben, nicht ungeschehen machen. Wir können uns aber gemeinsam dafür einsetzen, dass Flüchtlinge in Österreich und in Europa eine Zukunftsperspektive finden“, meinte die ehemalige Geschäftsführerin Andrea Eraslan-Weninger.
Betreutes Wohnen
Im Integrationshaus selbst finden nach wie vor über 100 Personen eine stabile Unterkunft. Menschen mit erhöhtem Betreuungsbedarf, wie Traumatisierte, Alleinerzieher*innen, physisch und psychisch Kranke sowie unbegleitete minderjährige Flüchtlinge werden besonders berücksichtigt. Den ganzheitlichen Betreuungsansatz zeigte auch eine Initiative im Jahr 2013, bei der zusätzlich auch 30 Wohnungen in Zusammenarbeit mit der dortigen Genossenschaft auf dem Nordbahnhofgelände an Flüchtlingsfamilien vergeben werden konnten.
Wohngemeinschaften Caravan
Es bestehen zwei Wohngemeinschaften für jeweils zehn unbegleitete minderjährige Flüchtige. Sie tragen den Namen Caravan und sind rund die Uhr mit geschultem Personal besetzt.
Beratungsangebote
Die psychosoziale Beratungsstelle am Nordbahnhof für Menschen in der Grundversorgung bietet Rat und Hilfe und betreut jährlich über 1.000 Personen in zahlreichen Sprachen. Angeschlossen daran ist eine unabhängige Rechtsberatung, die ausschließlich aus Spendengeldern finanziert wird.
Bildungsangebote
Im Fachbereich Bildung werden Alphabetisierungs-, Basisbildungs- und Deutschkurse im Rahmen unterschiedlicher Fördergeberstrukturen umgesetzt. Ziel der Angebote ist es, die Kursteilnehmer*innen nicht nur beim Deutsch-als-Zweitsprache-Erwerb zu unterstützen, sondern vielfältige Inhalte wie Basisbildung, Literarisierung, digitale Kompetenzen, Lernstrategien sowie Grundkenntnisse in Englisch zu vermitteln. Darüber hinaus gibt es arbeitsmarktpolitische Projekte zur Vermittlung von Jugendlichen in die Arbeitswelt sowie Jugendcoaching für Schüler*innen in Wien.
Politische Forderungen
Das Integrationshaus fordert eine Vereinfachung der für Geflüchtete schwer durchschaubaren Rechtslage in Österreich und den vollen Zugang zum Arbeitsmarkt für Asylsuchende nach sechs Monaten. Denn nur wer von Rechts wegen in die Lage versetzt wird, sich auch selbst zu erhalten, kann sein Leben wieder selbst in die Hand nehmen und menschenwürdig gestalten.
Wiener Flüchtlingsball
Seit 1995 veranstaltet das Integrationshaus alljährlich den Wiener Flüchtlingsball. Der erste Ball fand im März 1995 unter dem Motto Keine Chance dem Fremdenhass in den Sofiensälen statt. Multiethnische Musikgruppen aus verschiedenen Ländern spielen auf und Migrant*innen wirken als DJs mit. Seit 1996 stellt die Stadt Wien für diesen Ball das Wiener Rathaus gratis zur Verfügung. Der Reinerlös der Ballnacht finanziert zahlreiche Projekte des Integrationshauses. 2022 findet der Ball zum 28. Mal statt.[3]
Als weitere Veranstaltung des Integrationshauses hat sich ab 1998 das Projekt Lachen hilft! etabliert, das zuerst jährlich im Wiener Rathaus stattfand, später im Volkstheater, aktuell im Stadtsaal auf der Mariahilferstraße in Wien. Zweimal im Jahr finden dort Kabarettabende mit prominenten heimischen Künstler*innen statt. Der Reinerlös der Veranstaltungen geht ebenfalls an die Projekte für Geflüchtete im Integrationshaus.