Willi Peter
Willi Peter (* 8. Mai 1907 in Brandenburg an der Havel; † 27. Februar 1978) war ein deutscher Orgelbauer, dessen Orgelbauwerkstatt bis heute existiert.
Leben
Willi Peter wurde in Brandenburg an der Havel geboren und erlernte ab 1921 den Beruf des Orgelbauers bei Sauer in Frankfurt (Oder). Sauer hatte zu dieser Zeit außer dem Stammbetrieb in Frankfurt sechs in Deutschland verteilte Außenstellen, um die von ihm erbauten Instrumente zu warten. Die Außenstelle für den Westen Deutschlands befand sich in Köln. Daher zog Peter 1928 nach Köln. 1934 legte er die Meisterprüfung als Orgelbauer ab. Nach dem Krieg befand sich sein bisheriger Arbeitgeber in der sowjetischen Besatzungszone (spätere DDR). So machte sich Peter notgedrungen selbständig. Dabei kamen ihm drei Faktoren zugute: erstens seine vorhandenen Geschäftsverbindungen im Rheinland, zweitens die zahlreichen Kirchengemeinden, die nach Kriegszerstörungen und Wiederaufbau neue Orgeln brauchten, und drittens die Konfession. Bis in die 1960er Jahre hinein war eines der Kriterien für die Wahl eines Orgelbauers auch dessen Konfession. Da Peter der einzige evangelische Orgelbauer im Rheinland war, baute seine Werkstatt zahlreiche Orgeln überwiegend in evangelischen Kirchen im Rheinland und Ruhrgebiet. Erst ab Mitte der 1960er Jahre baute Peter auch häufiger Orgeln in katholischen Kirchen.
Unternehmen
Im Juni 1945 zog Willi Peter endgültig nach Köln und eröffnete eine kleine Werkstatt in Köln-Sülz. Da sich das Unternehmen beständig entwickelte, erwarb er 1952 das Anwesen in Köln-Mülheim, das lange Zeit der angestammte Firmensitz war. Nach dem Tod Willi Peters wurde das Unternehmen von zwei seiner Angestellten, Helmuth Klöpping und Georg Eglseder (* 17. November 1930; † 26. Januar 2017), und seit 2004 von Christoph Böttcher und Thomas Kötschau weitergeführt. Seit 2015 ist Christoph Böttcher alleiniger Inhaber der Willi Peter Orgelbauwerkstätten GmbH & Co KG. 2018 zog Peter nach Lindlar vor die Tore Kölns um.
Durch den Umbau der Orgel in der Kunst-Station Sankt Peter Köln zu einem Instrument für zeitgenössische Musik mit Schlagwerk und ungewöhnlichen Neuerungen nach dem Konzept von Peter Bares machte das Unternehmen 2004 auf sich aufmerksam.
Werkliste (Auswahl)
Jahr | Opus | Ort | Gebäude | Bild | Manuale | Register | Bemerkungen |
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1954 | Opus 70 | Köln-Ostheim | Auferstehungskirche | I/P | 6 | ||
1955 | Koblenz | Christuskirche | III/P | 35 | |||
1957 | Bonn-Kessenich | Friedenskirche | III/P | 31 | Die Orgel wurde im Jahr 2003 von der Firma Lenter in Sachsenheim renoviert | ||
1960 | Köln | Kartäuserkirche | IV/P | 65 | Das Rückpositiv der Orgel stammt schon aus dem Jahr 1954, Haupt-, Schwell- und Pedalwerk folgten 1960, die Chororgel 1965. 1970 versetzte man das Rückpositiv zwischen die beiden Hauptgehäuseteile unter das große Westfenster. 2011 erfolgte eine Restaurierung von der Firma Willi Peter nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten.[1] | ||
1963 | Mülheim an der Ruhr-Speldorf | Lutherkirche | III/P | 41 | Die Orgel wurde 2016 durch Stephan Oppel renoviert | ||
1966 | 274[2] | Hamburg | Neue Hauptkirche St. Nikolai | IV/P | 63[2] | Die Orgel ist nicht mehr spielbereit und seit Ostern 2018 stillgelegt.[3] | |
1968 | Berlin-Zehlendorf | Kirche zur Heimat | II/P | 25 | → Orgel | ||
1969 | Köln | Antoniterkirche | III/P | 37 | |||
1971 / 2004 | Köln | St. Peter | IV+II/P | 110[4] | 2004 Reorganisation und Erweiterung nach den Vorstellungen von Peter Bares durch Orgelbau Willi Peter | ||
1973 | St. Petersburg | St.-Petri-Kirche | III/P | 43 | 3309 Pfeifen; für die Deutsche Kirche in Stockholm gebaut, 2016 nach St. Petersburg verkauft, 2017 eingeweiht[5][6][7] | ||
1975 | Nürnberg | St. Sebald | IV/P | 68[8] | |||
1976 | Köln-Merheim | St. Gereon | III/P | Barocker Prospekt aus dem 1802 aufgelösten Kölner Dominikanerkloster Heilig Kreuz. Kernbestand an Registern von der evangelischen Kirchengemeinde Wesseling aufgekauft und durch Willi Peter zu einem vollständigen Instrument ausgebaut.[9] | |||
1977 | Nördlingen | St. Georg | IV/P | 51[10] | 2005 Erweiterung durch Orgelbau Rensch | ||
1983 | Quickborn | Marienkirche | II/P | 20 | 2002 Restaurierung | ||
1990 | Köln | St. Severin | III/P | 42 | 2012 Neubau des dreimanualigen Spieltischs, Versetzung und Drehung des Spieltischs, Erweiterung um 2 Register auf 44 Register (Soloflöte 8′, Untersatz 32′) und Ersatz von zwei vorhandenen Registern durch neue (Bourdon 8′, Krummhorn 8′) durch die Orgelbaufirma Mühleisen (Stuttgart-Leonberg) | ||
vor 1997 | Mülheim an der Ruhr-Speldorf | Lutherkirche | Ursprünglich befand sich die kleine Orgel in einem Mülheimer Gemeindehaus und steht seit 1997 im rechten Seitenschiff der Lutherkirche | ||||
2009 | Köln | St. Johannes der Täufer | Die Orgel stammt aus einer Kirchenauflösung in Vlaardingen bei Rotterdam und wurde durch die Firma Peter ab- und in der Kölner Kirche wieder aufgebaut und in Teilen neu überholt.[11] |
Weblinks
Einzelnachweise
- Homepage Kartäuserkirche Köln, abgerufen am 29. Januar 2021.
- G. Fedrowitz, R. Müsing: 10 Jahre Klostersterngemeinde. Eigenverlag Hauptkirche St. Nikolai, Hamburg 1966.
- Eine Hauptkirche mit still-gelegter Orgel. Abgerufen am 5. Mai 2019.
- Michael Gassmann, Karl Wilhelm Boll, Kurt Danch: Werkzeuge der Stille – Die neuen Orgeln in Sankt Peter zu Köln. Wienand, Köln 2004, ISBN 3-87909-859-X; Disposition der Orgel.
- Peter-Orgel Deutsche Kirche Stockholm
- Disposition der Peter-Orgel (PDF)
- Schwedische Orgel in der Petrikirche eingeweiht. In: Sankt Petersburger Herold, 30. September 2017
- Disposition der Orgel ion-musica-sacra.de
- Orgeln der Pfarreiengemeinschaft Brück/Merheim
- Orgelgeschichte auf musik.sankt-georg-noerdlingen.de
- Neue Orgel für St. Johannes der Täufer. Abgerufen am 5. Januar 2021.