Willi O. Hoffmann
Willi Otto Hoffmann (* 30. Juni 1930 in München) ist ein ehemaliger deutscher Fußballfunktionär. Er amtierte vom 24. April 1979 bis zum 9. Oktober 1985 als Präsident des FC Bayern München. Aufgrund seines jovialen Naturells und seiner Feierfreudigkeit erhielt er von den Medien den Spitznamen „Champagner-Willi“.[1][2]
Leben
Der im Münchner Stadtteil Sendling geborene Hoffmann wurde 1938 von seinem Vater, einem Werkzeugmacher, zum ersten Mal zu einem Spiel des FC Bayern München mitgenommen. Er selbst spielte beim FC Hertha München Fußball, musste den aktiven Sport aber nach einer Meniskusoperation aufgeben. Im Alter von 25 Jahren war der ausgebildete Steuerberater Inhaber einer eigenen Steuerkanzlei,[3] 1958 trat er dem FC Bayern bei und wurde nach der Wahl von Roland Endler in Nachfolge von Alfred Reitlinger zum Vereinspräsidenten der Schriftführer des Vereins. Der zum Anbeginn jener Periode am Bankrott lavierende Verein wurde in dieser Periode finanziell saniert und in die Spitzengruppe der Oberliga zurückgeführt. Nach der Wahl von Wilhelm Neudecker zum Nachfolger Endlers 1962 wurde er Schatzmeister des Vereins, der in den kommenden eineinhalb Jahrzehnten in der von Franz Beckenbauer und Gerd Müller geprägten Ära zur Weltspitze aufstieß.[4][5] Nach dem Rücktritt Neudeckers 1979 nach einer Spielerrevolte, in der es darum ging, ob der Interimstrainer Pál Csernai durch den von Neudecker favorisierten „Freund von Zucht und Ordnung“ Max Merkel[6] ersetzt werden sollte, wurde er dessen Nachfolger. Der Journalist Peter Stützner schrieb im März 1985 über Hoffmann, dieser sei „ein Präsident, eigentlich wie geschaffen für diesen Klub [FC Bayern München], in dieser Stadt, deren bessere Gesellschaft wie nirgendwo sonst ihr Inneres nach außen kehrt.“[7]
Hoffmann übernahm den noch von Neudecker mit einem Vertrag ausgestatteten Csernai, engagierte im Juli Uli Hoeneß als Vereinsmanager und stattete diesen von Anfang an mit weitreichenden Befugnissen aus.[8] Unter Hoffmanns Präsidentschaft kehrte der Verein, der 1974 seine letzte deutsche Meisterschaft und seit dem Gewinn des Weltpokals im Dezember 1976 keine weiteren Titel gewonnen hatte, auf die Erfolgsstraße zurück. Mit Paul Breitner und Karl-Heinz Rummenigge wurde die Elf als FC Breitnigge bekannt und 1980 und 1981 deutscher Meister sowie 1982 und 1984 Pokalsieger. 1982 zog die Mannschaft zudem in das Finale des Europapokals der Meister ein, verlor dort aber mit 0:1 gegen den Aston Villa FC aus Birmingham. Nach dem Ende der Saison 1983/84 wurden durch den Verkauf von Karl-Heinz Rummenigge, dreimaliger Bundesligatorschützenkönig und zweimal Europas Fußballer des Jahres für die seinerzeitige Weltrekordablösesumme von knapp 12 Millionen D-Mark an Inter Mailand die in den Jahren der Erfolglosigkeit entstandenen Schulden, die auf bis zu 8 Millionen DM eingeschätzt wurden, abgelöst.
Unter Hoffmann, der selbst häufig auf Fotografien mit einem Gamsbart bewehrten Trachtenhut zu sehen war, wurde es gute Übung beim FC Bayern, dass die Mannschaft sich auch häufig in bayerisch-trachtigen Lederhosen präsentierte. Dies war zunächst eine humorvolle Antwort auf die bei Auswärtsspielen häufig von gegnerischen Fans skandierte Losung „Zieht den Bayern die Lederhosen aus!“ und blieb dauerhaft als Teil der Vereinskultur erhalten.[9]
Klaus Schulz, der erste Basketball-Star des FC Bayern und später Abteilungsleiter der damals drittklassigen Basketballer des Vereins, erhielt von Präsident Hoffmann den Auftrag, die Mannschaft in die erste Liga zu bringen, was dieser auch erreichte. Nachfolger Fritz Scherer und Manager Uli Hoeneß beendeten das Projekt jedoch nach dem Abgang Hoffmanns und die Bayern-Basketballer entschwanden wieder in relativer Bedeutungslosigkeit.[10]
Ab Anfang 1985 geriet Hoffmann durch seine hauptberuflichen Geschäfte zusehends in die Schlagzeilen. Hoffmann geriet in finanzielle Schwierigkeiten und bot im Frühjahr 1985 seinen Rücktritt als Präsident des FC Bayern an.[7] Der Verein räumte ihm aber zunächst Zeit ein, um seine persönlichen Schwierigkeiten zu regeln.[11] Am 9. Oktober 1985 legte Hoffmann sein Präsidentenamt aufgrund „geschäftlicher Probleme“ nieder. Sein Nachfolger wurde der Schatzmeister Fritz Scherer, ein Professor für Betriebswirtschaftslehre.
1991 wurde Hoffmann aufgrund fragwürdiger Geschäfte im Zusammenhang mit dem Vertrieb von Bauherrenmodellen und Investitionen in Hotels zu einer Geldstrafe von umgerechnet ca. 16.000 Euro verurteilt. 1993 wurde er wegen Beitragsvorenthaltung zu einer Bewährungsstrafe und im Januar 2003 wegen Steuerhinterziehung zu einer einjährigen Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt. Es ging dabei um umgerechnet etwa 175.000 Euro, die Hoffmann in den Jahren 1992 und 1993 mit einem verschachtelten Firmengeflecht aus Hotels und Immobilienunternehmen erwirtschaftet hatte.[12]
Hoffmann war beim Verein noch vom November 2002 an für ein Jahrzehnt Mitglied des Verwaltungsbeirats und wurde zum Ehrenmitglied ernannt.
Trivia
1983 gab Hoffmann gegenüber einem Journalisten bereitwillig Auskunft darüber, wie er zu dem Namen „Champagner-Willi“ kam: „Als ich 1979 Präsident wurde, sagte ich zur Mannschaft: Kommt, jetzt trinken wir mal ein Glas Champagner. Woraufhin ein Journalist, der wegen eines Interviews kam, mich ganz beiläufig fragte, ob es mich störte, wenn man mich Champagner-Willi nennen würde. Nein, das würde mich eigentlich nicht stören und am nächsten Tag stand in einer berühmten Boulevardzeitung in dicksten Lettern: Champagner-Willi.“[13] Er wurde als „Oberhaupt der Münchner Schickeria“ und „Bilderbuchbayer“ bezeichnet. Hoffmann verfügte über Feriensitze in St. Moritz und am Ammersee.[3] Hoffmann war häufig Gast bei gesellschaftlichen Ereignissen, darunter der Wiener Opernball sowie die Filmfestspiele in Cannes und Venedig. Hoffmann verfügte über einen dauerhaft für ihn reservierten Stammplatz im Edellokal Käfer.[7]
Hoffmann hat fünf Kinder. Er war ein Studienkamerad des späteren Münchener Oberbürgermeisters Georg Kronawitter und zählte den Filmproduzenten Ludwig Waldleitner zu seinen Freunden.[3]
Weblinks
- Happy Birthday, Willi O. Hoffmann FC Bayern – Erlebniswelt, 30. Juni 2015.
Einzelnachweise
- Karlheinz Mrazek, Matthias Greulich: 50 Jahre Fußball-Bundesliga: Tore, Dramen und Skandale, Stiebner Verlag, 2012, S. 40; eingesehen am 1. März 2014.
- Bayern: Wenn's amal eng wird Der Spiegel, 25. März 1985, eingesehen am 1. März 2014.
- Das fröhliche Leben des Willi O. Hoffmann. In: Hamburger Abendblatt. 19. März 1985, abgerufen am 7. Januar 2022.
- Bayernbaeda.de – Willi O. Hoffmann eingesehen am 1. März 2014.
- Onkel Kurt und die Bayern Die Zeit vom 28. Mai 2003, eingesehen am 1. März 2014.
- Äußerung per dem damaligen Geschäftsführer und Manager Walter Fembeck: Neudecker "war halt immer ein bisschen für Zucht und Ordnung".
- Der Abschied von Champagner-Willi? In: Hamburger Abendblatt. 19. März 1985, abgerufen am 7. Januar 2022.
- Uli Hoeneß zum Bayern-Abschied – Der Hass-Geliebte TAZ vom 26. November 2009, eingesehen am 1. März 2014.
- Spox.com – Gesichter eingesehen am 1. März 2014.
- Christoph Stadtler (Interview): FC Bayern: „Uli hat uns gestoppt“, Abendzeitung München, 2. Dezember 2011.
- Kurz notiert. In: Hamburger Abendblatt. 3. April 1985, abgerufen am 7. Januar 2022.
- Bewährungsstrafe für Steuersünder Hoffmann Merkur vom 14. Januar 2003, eingesehen am 1. März 2014.
- Nimmmichvolley Er war doch niemals in New York, Teil VI Merkur vom 24. November 2011, eingesehen am 1. März 2014.