Wilfried Klingbiel
Wilfried Klingbiel (* 21. Juni 1939 in Stendal) ist ein ehemaliger Fußballspieler in der DDR und spielte sechsmal in der Fußballnationalmannschaft der DDR.
Zwischen Lok Stendal und Stahl Brandenburg
Ihren Anfang nahm die Fußballkarriere von Wilfried Klingbiel in der Altmarkstadt Stendal, wo er ab 1948 in einer Schulmannschaft spielte, die der SG Stendal-Nord angeschlossen war. Aus Stendal-Nord entwickelte sich später die BSG Lok Stendal, die ab 1949 in der höchsten ostdeutschen Fußball-Liga (Oberliga) vertreten war. Klingbiel wurde 1952 offiziell Mitglied der BSG Lok und gewann sowohl mit der B- als auch der A-Jugendmannschaft die Bezirksmeisterschaft. Im Sommer 1956 wurde er erstmals in die Fußballjunioren-Nationalmannschaft der DDR berufen. 1957 bestand er das Abitur und begann anschließend eine Schlosserlehre beim Reichsbahnausbesserungswerk, dem Trägerbetrieb der BSG.
Bereits als 17-Jähriger bestritt er am 18. März 1957 sein erstes Oberligaspiel in der Begegnung beim SC Einheit Dresden (2:4). Die Saison, in der sich Klingbiel als Stürmer meist auf der Linksaußenposition etablierte, verlief für Lok nicht gut, denn am Ende stand die Mannschaft nach neun Jahren Oberliga auf einem Abstiegsplatz. Zwar gelang der sofortige Wiederaufstieg, aber auch 1959 der ebenso sofortige Wiederabstieg.
Nachdem Klingbiel am 29. Juni 1958 sein A-Länderspieldebüt in der Begegnung DDR – Polen gefeiert hatte, wollte er als Nationalspieler nicht weiter in der Zweitklassigkeit spielen, und so verließ Klingbiel Stendal und schloss sich dem SC Dynamo Berlin an, der die Saison 1959 als Oberliga-Dritter abgeschlossen hatte. Sein erstes Oberligapunktspiel für die Berliner bestritt er bereits am 1. Spieltag, dem 20. März 1960 beim 0:3 gegen Lok Leipzig. Mit Dynamo erlebte er 1960 die DDR-Vizemeisterschaft und am 10. Juni 1962 das DDR-Pokalendspiel gegen den SC Chemie Halle, das die Hallenser allerdings mit 3:1 gewannen.
Zu Beginn der Spielzeit 1964/65 schloss sich Klingbiel dem 1. FC Magdeburg an, der nach der mageren Torausbeute von 25 Toren in 26 Oberliga-Punktspielen der Vorsaison dringend nach einem neuen Stürmer gesucht hatte. Hier feierte er am 8. Mai 1965 den größten Erfolg seiner Fußballerlaufbahn beim 2:1-Sieg gegen den SC Motor Jena im Endspiel um den DDR-Fußballpokal. Mit seinen fünf Toren im Viertel- und Halbfinale hatte Klingbiel maßgeblichen Anteil am Erreichen des Finales. Nachdem seine Länderspielkarriere bereits seit einigen Jahren beendet war, kam Klingbiel mit sieben Spielen im Europapokal der Pokalsieger in der Saison 1965/66 für den FCM noch einmal zu internationalen Einsätzen. Im Viertelfinale unterlag man knapp West Ham United, die mit den späteren Weltmeistern des Jahres 1966, Bobby Moore, Geoff Hurst und Martin Peters, antraten.
In den Punktspielen für den 1. FCM gelang Klingbiel jedoch kein einziges Tor und am Ende der Saison 1965/66 verabschiedete er sich in Richtung Eisenhüttenstadt, wo er inzwischen 27-jährig bei der zweitklassigen BSG Stahl anheuerte. Dort hatte er nach vier Jahren endlich wieder ein Erfolgserlebnis, als seiner Mannschaft 1969 der Aufstieg in die Oberliga gelang. Mit 33 Jahren fühlte er sich den Ansprüchen des Hochleistungsfußballs nicht mehr gewachsen, deshalb wechselte erneut, diesmal in die drittklassige Bezirksliga zur BSG Stahl Brandenburg. Auch diese Mannschaft führte er 1970 zum Aufstieg in die zweitklassige DDR-Liga. Er blieb noch weitere vier Jahre aktiv, hörte zwar 1973 mit dem Fußballspielen auf, blieb dem Fußball aber noch bis 1975 als Trainer von Stahl Brandenburg und später als Leiter des Trainingszentrums dem Fußballsport erhalten.
Spielerstationen im Überblick
1947–1959 | Lok Stendal | 37 Oberligaspiele, 4 Tore |
1960–1964 | Dynamo Berlin | 79 Oberligaspiele, 15 Tore |
1964–1966 | 1. FC Magdeburg | 40 Oberligaspiele |
1966–1969 | Stahl Eisenhüttenstadt | DDR-Liga |
1969–1973 | Stahl Brandenburg | Bezirksliga, DDR-Liga |
Auswahlspieler
Schon 1956 erhielt Klingbiel seine erste Berufung in den internationalen Fußball, wo er zunächst in der Junioren-Nationalmannschaft mitwirkte. Bereits in seinem ersten Junioren-Länderspiel gegen Polen (1:3) machte er mit dem von ihm erzielten einzigen DDR-Treffer nachdrücklich auf sich aufmerksam. 1957 nahm er mit der Juniorenauswahl am Internationalen FIFA-Junioren-Turnier in Spanien teil. Insgesamt bestritt er sieben Juniorenländerspiele. Dem Juniorenalter entwachsen, absolvierte er noch fünf Begegnungen in der DDR-Nachwuchsauswahl. Noch als Spieler bei Lok Stendal kam er zweimal in der B-Nationalmannschaft zum Einsatz, insgesamt wurden es acht Spiele.
Sein erstes A-Länderspiel bestritt Klingbiel noch als Spieler von Lok Stendal am 29. Juni 1958 in Rostock gegen Polen. Beim 1:1 schoss er als Linksaußen sogleich sein erstes A-Länderspieltor. Es blieb allerdings bei diesem einen Tor, deshalb nimmt sich seine A-Länderspiel-Bilanz mit insgesamt sechs Einsätzen, davon noch vier für Dynamo Berlin und einer für Magdeburg, bescheiden aus. Sein letztes Spiel mit der Nationalmannschaft war das WM-Qualifikationsspiel gegen Ungarn am 10. September 1961 in Berlin, das mit einer 2:3-Niederlage endete. In allen seinen A-Länderspielen wurde Klingbiel als Linksaußen eingesetzt.
Ein kurzes Gastspiel gab Klingbiel in der Fußballolympiaauswahl der DDR. Am 23. September 1959 bestritt er ebenfalls als Linksaußen das Rückspiel in der innerdeutschen Qualifikation, das die DDR gegen die bundesdeutschen Amateure mit 1:2 verlor und somit nach der 0:2-Hinspielniederlage die Olympiateilnahme verpasste.
Länderspiel-Übersicht
- 7 Junioren-Länderspiele
- 5 Nachwuchsländerspiele
- 8 B-Länderspiele
- 1 Olympiaqualifikationsspiel
- 6 A-Länderspiele
Sonstiges
Wilfried Klingbiel ist diplomierter Maschinenbau-Ingenieur (FH) und war seit 1969 im Stahl- und Walzwerk Brandenburg beschäftigt. Nach der Wende wechselte er sein Betätigungsfeld und ging zur Johanniter-Unfall-Hilfe e. V., wo er bis zum 65. Lebensjahr als Vorstandsmitglied der Kreisverbände in Brandenburg/Havel und Berlin tätig war.