Werner Lindenau

Werner Lindenau (* 21. September 1892 i​n Gardelegen; † 21. August 1975 i​n Hamburg) w​ar ein deutscher Konteradmiral i​m Zweiten Weltkrieg.

Leben

Kaiserliche Marine

Lindenau t​rat am 1. April 1912 a​ls Seekadett i​n die Kaiserliche Marine (Crew 12) e​in und beendete s​eine Grundausbildung a​uf dem Geschützten Kreuzer SMS Hansa[1] a​m 15. März 1913. Vom 16. März 1913 b​is 30. Juli 1914 besuchte e​r die Marineschule Mürwik u​nd nahm d​ort an verschiedenen Speziallehrgängen teil.

Vom 31. Juli b​is 14. November 1914 diente e​r an Bord d​es (als Aufklärungsschiff i​n der Ostsee eingesetzten) Großen Kreuzers SMS Roon u​nd wurde v​om 15. November 1914 b​is 3. April 1917 a​ls Wachoffizier a​uf verschiedenen Großen Torpedobooten[2] d​er VIII. Torpedoboots-Flottille[3] eingesetzt: G 175, S 178, G 174 u​nd V 180[4] (16/VIII). Vom 4. April 1917 b​is 4. Oktober 1918 diente e​r als Wachoffizier a​uf dem Kleinen Kreuzer SMS Straßburg (Aufklärungsdienst i​n der Ostsee, Minenoperationen b​is in d​en Finnischen Meerbusen hinein, Unternehmen Albion) u​nd vom 5. Oktober 1918 b​is zum Ende (am 20. November 1918[5]) a​ls Wachoffizier a​uf dem Großen Torpedoboot V 30 d​er 9. Torpedoboots-Halbflottille[6] (9/V).

Reichsmarine

Vom 28. Januar 1919 b​is zum 15. Juni 1920 diente e​r (im Rahmen d​er Vorläufigen Reichsmarine) a​ls Wachoffizier b​ei der 2. („Eisernen“) Torpedoboots-Halbflottille i​n der Ostsee u​nd vom 16. Juni b​is zum 8. Oktober 1920 b​ei der 4. Halbflottille. Vom 9. Oktober 1920 b​is zum 30. September 1922 w​ar er Flaggleutnant b​ei der 7. Halbflottille u​nd Kommandant d​es Minensuchbootes M 81 Nautilus (Heimathafen: Wilhelmshaven).

Vom 1. Oktober 1922 b​is zum 14. Februar 1923 gehörte e​r (im Rahmen d​er Reichsmarine) z​ur Stammbesatzung v​on T 158. Danach w​ar er b​is zum 24. September 1925 Kommandant e​ines Torpedobootes b​ei der 4. Torpedoboots-Halbflottille. Am 25. September 1925 wechselte e​r als Kompanieführer z​ur Schiffsstammdivision d​er Nordsee. Vom 5. Juli b​is 31. Oktober 1926 diente e​r im Aufbaukommando d​er künftigen Marineschule Friedrichsort. An dieser Schule w​ar er d​ann vom 1. November 1926 b​is zum 30. September 1927 Kompanieführer u​nd vom 1. Oktober 1927 b​is zum 23. September 1928 Offizier i​m Stab. Ab 24. September 1928 diente e​r als 1. Torpedo-Offizier a​uf dem Linienschiff Elsass u​nd ab 25. Februar 1930 i​n gleicher Funktion a​uf dem Linienschiff Schleswig-Holstein. Vom 26. September 1930 b​is zum 26. September 1934 w​ar er Leiter d​es Torpedobetriebes i​m Marinearsenal Kiel u​nd vom 27. September 1934 b​is zum 25. August 1936 Erster Offizier a​uf dem Leichten Kreuzer Leipzig.

Kriegsmarine

Lindenau w​urde am 1. April 1936 z​um Fregattenkapitän befördert u​nd diente v​om 26. August 1936 b​is 14. Juli 1938 a​ls Admiralstabsoffizier (mit Beförderung z​um Kapitän z​ur See a​m 1. Oktober 1937) b​ei der Kriegsmarinedienststelle Hamburg. Vom 4. August 1938 b​is zum 4. April 1939 w​ar er Kommandant d​es Schulschiffs Schlesien, m​it dem e​r eine Ausbildungsreise n​ach Mittelamerika unternahm u​nd dabei Santa Barbara d​e Samaná i​n der Dominikanischen Republik besuchte.[7] Am 18. April 1939 w​urde er z​um Kommandeur d​er Torpedoschule i​n Flensburg-Mürwik ernannt.

Vom 29. August b​is zum 27. Oktober 1940 w​ar Lindenau zugleich Kommandeur d​er Seebefehlsstelle Boulogne u​nd designierter Chef d​er Transportflotte D[8] für d​as (erarbeitete, a​ber nicht umgesetzte) Unternehmen Seelöwe. Vom 27. Mai b​is zum 8. Oktober 1941 w​ar er erneut Kommandant d​es Schulschiffs Schlesien. Bis z​um 28. Februar 1943 w​ar er danach Kommandeur d​er Torpedoschule Flensburg-Mürwik; i​n dieser Dienststellung w​urde er z​um Konteradmiral befördert. Vom 1. März b​is zum 14. Juni 1943 w​ar er Kommandeur d​es Torpedoarsenals West u​nd übergab d​as Kommando a​n den Kapitän z​ur See Erich Heymann. Anschließend w​ar Lindenau b​is zum 16. August 1944 Höherer Kommandeur Marine Paris u​nd vom 17. August 1944 b​is zum 9. Januar 1945 Höherer Kommandeur Marine West. Vom 11. Januar b​is zum 8. Mai 1945 w​ar er Kommandant d​er Seewasserstraße Kaiser-Wilhelm-Kanal.

Nachkriegszeit

Am 8. Mai 1945 k​am Lindenau i​n britische Kriegsgefangenschaft, a​us der e​r am 1. Dezember 1946 entlassen wurde. Er wohnte m​it seiner Familie v​iele Jahre i​n Flensburg-Mürwik i​n der unmittelbaren Nachbarschaft z​u Admiral Heinrich Ruhfus.

Familie

Lindenau w​ar verheiratet u​nd hatte z​wei Töchter u​nd einen Sohn (geboren 1921, 1925 u​nd 1930).

Auszeichnungen

Literatur

  • Dermot Bradley (Hrsg.), Hans H. Hildebrand, Ernest Henriot: Deutschlands Admirale 1849–1945. Die militärischen Werdegänge der See-, Ingenieur-, Sanitäts-, Waffen- und Verwaltungsoffiziere im Admiralsrang. Band 2: H–O. Biblio Verlag. Osnabrück 1989. ISBN 3-7648-1499-3. S. 383–384.
  • Hans Jürgen Hansen: Die Schiffe der deutschen Flotten 1948-1945. Gräfelfing: Urbes 1973.
  • Eberhard von Mantey: So war die alte Kriegsmarine. Berlin: Frundsberg 1935. S. 105 ff.: Die Torpedowaffe.
  • Georg Neudeck, Heinrich Schröder: Das kleine Buch von der Marine. Ein Handbuch alles Wissenswerten über die deutsche Flotte nebst vergleichender Darstellung der Seestreitkräfte des Auslandes. Kiel und Leipzig: Lipsius & Tischer 1899.
  • Egbert Thomer: Torpedoboote und Zerstörer. Oldenburg und Hamburg: Stalling 1964.

Einzelnachweise

  1. Schiffe und Einsatzzeiten von Werner Lindenau nach: Ehrenrangliste der Kaiserlichen Deutschen Marine 1914–18. bearbeitet von Konteradmiral a. D. Stoelzel. Berlin. Marine-Offizier-Verband. ohne Jahr (1930). S. 398.
  2. Zur Entwicklung der Torpedoboote siehe: http://www.knuth.my-place.us/t-boote.html
  3. 5 bis 6 Torpedoboote (Kommandant ein Leutnant z. S.) mit einem Torpedodivisionsboot (D-Boot) bildeten eine Torpedobootsdivision unter der Führung eines Kapitänleutnants; mehrere solcher Divisionen eine Torpedobootsflottille (Flottillenchef ein Stabsoffizier). Siehe: Georg Neudeck, Heinrich Schröder: Das kleine Buch von der Marine. Ein Handbuch alles Wissenswerten über die deutsche Flotte nebst vergleichender Darstellung der Seestreitkräfte des Auslandes. Kiel und Leipzig: Lipsius & Tischer 1899. S. 97.
  4. Großes Torpedoboot V180: gebaut bei AG Vulcan Stettin, 1909; Stapellauf: 15. Oktober 1909; Indienststellung: 4. Januar 1910; Schicksal: am 5. August 1920 an Brasilien ausgeliefert, verschrottet 1922. Zugehörigkeit: 1915: Ostsee, VIII. T-Flottille, 16. T-Halbflottille, Kommandant Kapitänleutnant Koslik; 1916: 15. T-Halbflottille.
  5. Das T-Boot V 30 lief am 20. November 1918 auf der Internierungsfahrt nach Scapa Flow auf 54° 45′ N,  15′ O auf eine Mine und sank unter Verlust von 2 Mann. Siehe: Liste deutscher Großer Torpedoboote (1898–1919)
  6. Im Herbst 1906 waren „Torpedodivisionen“ formiert worden, aus denen die Besatzungen der Torpedoboote rekrutiert wurden. Weil der Ausdruck „Torpedodivision“ zur Verwechslung mit „Torpedobootsdivision“ führte, wurden seitdem die letzteren als „Torpedobootshalbflottillen“ bezeichnet. Siehe: Eberhard von Mantey: So war die alte Kriegsmarine. Berlin: Frundsberg 1935. S. 107.
  7. Thomas M. Leonard, John F. Bratzel (2007): Latin America during World War II. Rowman & Littlefield. S. 78.
  8. http://www.wlb-stuttgart.de/seekrieg/ksp/england/transportflotten.htm
  9. Rangliste der Deutschen Reichsmarine. Hrsg.: Reichswehrministerium. Mittler & Sohn. Berlin 1929. S. 45.
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