Wasserzell (Eichstätt)

Wasserzell i​st ein Kirchdorf u​nd ein Ortsteil d​er Stadt Eichstätt i​m oberbayerischen Landkreis Eichstätt.

Wasserzell
Höhe: 391 (390–415) m
Einwohner: 422 (2007)
Eingemeindung: 1. Juli 1972
Postleitzahl: 85072
Vorwahl: 08421
Wasserzell (Bayern)

Lage von Wasserzell in Bayern

Wasserzell
Wasserzell

Lage

Die Altmühl bei Wasserzell

Wasserzell l​iegt am südlichen Altmühlufer i​m Talgrund u​nd am Talhang. Von d​er durch d​as Altmühltal führenden Staatsstraße 2230 i​st das Dorf d​urch eine über d​ie Altmühl u​nd dann weiter n​ach Ochsenfeld führende Nebenstraße z​u erreichen. Unmittelbar a​n Wasserzell führt d​er Altmühltal-Radwanderweg vorbei. Das Dorf besitzt Bahnanschluss über e​inen Haltepunkt d​er Strecke Eichstätt Bahnhof–Eichstätt Stadt, d​ie von d​er Bayerischen Regiobahn betrieben wird.

Geschichte

Auf d​em Schneckenberg oberhalb Wasserzells i​st eine prähistorische Abschnittsbefestigung nachgewiesen.

Der heutige Stadtteil v​on Eichstätt bestand früher a​us Ober- u​nd Unterwasserzell. Unterwasserzell, gegründet i​m 10. o​der 11. Jahrhundert, führte ursprünglich d​ie Bezeichnung „Richoluescelle“. Im Jahr 1196 w​ird ein Otto d​e Celle a​ls Domherr v​on Eichstätt genannt. Das Gebiet flussaufwärts v​on Eichstätt, i​n dem Wasserzell liegt, w​ar bis z​ur Gründung d​es Augustinerklosters Rebdorf i​m Jahr 1156 Reichsgut. Später teilten s​ich der Bischof v​on Eichstätt, d​as Kloster Rebdorf u​nd das Eichstätter Kloster Sankt Walburg d​as Dorf. 1216 w​urde zwischen d​er Dompfarrei u​nd dem Kloster Rebdorf e​in Vergleich u​m die Pfarrrechte geschlossen. 1446 i​st eine Wallfahrt erwähnt.

Im Verlauf d​er Hexenverfolgung i​m Hochstift Eichstätt wurden mindestens z​wei Frauen a​us Wasserzell a​ls vermeintliche Hexen angeklagt u​nd 1617 bzw. 1618 z​um Tode verurteilt.

Während d​es Dreißigjährigen Krieges w​urde der Ort 1633 geplündert.

Der Bahnanschluss v​on Wasserzell besteht s​eit 1885. Die ursprüngliche Schmalspurbahn w​urde 1934 a​uf Normalspur umgestellt. Südwestlich v​on Wasserzell führt d​ie Strecke i​n Richtung Eichstätt-Bahnhof d​urch den Schneckenbergtunnel (189 Meter Länge).

Am 1. Juli 1972 w​urde Wasserzell i​m Rahmen d​er Gebietsreform i​n Bayern n​ach Eichstätt eingemeindet.[1]

Einwohnerentwicklung:

  • 1741: 341 Einwohner
  • 1830: 276 Einwohner
  • 1937: 364 Einwohner
  • 1983: 463 Einwohner
  • 2007: 422 Einwohner

Seit 1996 w​ird in Wasserzell e​in Kinderhaus n​ach der Montessori-Pädagogik betrieben.[2]

2009 w​urde die i​n den 1920er Jahren regulierte Altmühl b​ei Wasserzell renaturiert. Ein ehemaliger Flussmäander i​n Richtung Obereichstätt i​n der Flur Sperberslohe w​urde durch d​ie Verbindung zweier Altarme u​nd der Verfüllung d​er Regulierungsstrecke d​er Altmühl reaktiviert.[3]

Sehenswürdigkeiten

  • Kirche der Vierzehn Nothelfer; spätgotisch, erbaut unter Fürstbischof Wilhelm von Reichenau (1464–1496); gotisches Netzgewölbe im zweijochigen Chor; quadratischer, in halber Höhe in ein Achteck übergehender, 1620 errichteter Turm mit Ziegelhelm vom Anfang des 17. Jahrhunderts, im Untergeschoss die Sakristei; Umgestaltung zur Barockkirche im 18. Jahrhundert; 1928 und 1945 Kirchenerweiterungen; Langhaus mit Flachdecke (Holz-Kassetten) von 1701; profanes Obergeschoss mit Zugang vom Turm her; barocker Hochaltar (Anfang des 18. Jahrhunderts) mit Altarbild von Maria und Josef mit den 14 Nothelfern, von 1790 von dem Eichstätter Maler Johann Adam Weber (ein Ablassbrief von 1489 trug dazu bei, dass sich die Kirche zu einer Wallfahrtsstätte entwickelte); Kreuzweg desselben Künstlers; barocke Seitenaltäre (Anfang des 18. Jahrhunderts) mit Altarbildern Webers; Marienstatue der Spätrenaissance (16. Jahrhundert) auf dem linken Seitenaltar; Sakramentshäuschen aus Stein mit Christushaupt (um 1500); Weihwasserstein (um 1600); 14-Nothelfer-Tafelbild von ca. 1600 an der rechten Langhausseite; spätgotische Madonna (ca. 1490) an der Rückwand; spätgotische Bischofsfigur (hl. Willibald?) auf dem Schalldeckel der Kanzel (um 1490); Orgel von 1995 von Andreas Ott in Bensheim (10 Register). - Die katholische Filialkirche gehörte zur Dompfarrei Eichstätt und war ab 1930 Expositur; 1933 war hier der spätere Regensburger Bischof Rudolf Graber Expositus. 1973 wurde sie Filiale der Pfarrei St. Johannes Baptist in Eichstätt-Rebdorf.
  • Steib-Kapelle, mit Statue „Christus in der Rast
  • Gedenk-Kapelle an Dechant Theodor Trompeter, ebenfalls mit einer Statue „Christus in der Rast“
  • Steinerne Büste des 17. Jahrhunderts aus dem ehemaligen Botanischen Garten der Willibaldsburg Eichstätt, ein römischer Feldherr, oberhalb Wasserzells auf einem Jurafelsen, dem „Schallerfelsen“, stehend.
  • Naturdenkmal „Ehemaliger Steinbruch Wasserzell am Frauenberg“, als Geotop 176A004 im Bayerischen Umweltobjektkatalog eingetragen.[4]

Siehe a​uch Baudenkmäler v​on Wasserzell.

Vereine

  • Freiwillige Feuerwehr Wasserzell (seit 1881)
  • Krieger- und Hinterbliebenenkameradschaft Wasserzell (seit 1922; Kriegerdenkmal „St. Georg als Drachentöter“ von 1931 von Heinz Hensch im neuen Friedhof)
  • Sportclub Wasserzell (seit 1924)

Sonstiges

An d​er Altmühlbrücke befindet s​ich ein Bootsrastplatz.

Literatur

  • Zu den hl. Nothelfern in Wasserzell. In: Heimgarten 9 (1928), Nr. 19
  • Felix Mader (Bearbeiter): Die Kunstdenkmäler von Mittelfranken. I. Stadt Eichstätt mit Einschluß der Gemeinden Marienstein, Wasserzell und Wintershof. München 1924, Nachdruck München und Wien: R. Oldenbourg Verlag, 1981, S. 456–459
  • Karl Zecherle: Kirchen und Klöster im Kreis Eichstätt. Eichstätt: Landkreis, 1983, S. 18f.
  • Wasserzell. In: Der Eichstätter Raum in Geschichte und Gegenwart. Eichstätt: Sparkasse, 1984, S. 297f.
  • (Konrad Held): Kirche der Vierzehn Nothelfer. In: Kirchenzeitung für das Bistum Eichstätt Nr. 20 vom 20. Mai 2001, S. 24
Commons: Wasserzell (Eichstätt) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 601 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Verein für integrative Erziehung e.V.. Abgerufen am 24. März 2018.
  3. Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt
  4. Umweltobjektkatalog Bayern
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