Häringhof

Häringhof i​st eine i​n die Stadt Eichstätt eingemeindete Einöde i​m oberbayerischen Landkreis Eichstätt.

Häringhof
Höhe: 515 m
Einwohner: 5 (1987)
Postleitzahl: 85072
Vorwahl: 08421
Häringhof (Bayern)

Lage von Häringhof in Bayern

Häringhof
Häringhof

Lage

Häringhof l​iegt drei Kilometer nordöstlich v​on Eichstätt a​uf der Hochfläche d​er Fränkischen Alb.

Geschichte

Der Hof i​st erstmals i​m 16. Jahrhundert a​ls „Hungerhoff“ erwähnt, angelegt v​on dem Eichstätter Domherrn u​nd Dompropst Ambrosius v​on Gumppenberg (um 1501–1574).[1] Der Hof w​ar auf schlechtem u​nd daher w​enig ertragreichen Boden errichtet, s​o dass b​ei seinen Bewohnern Hunger w​ohl kein Fremdwort war; e​s kann a​ber auch d​er Spitzname „Hunger“ namensgebend gewesen sein. 1614 i​st die Rede davon, d​ass sich d​ort „Gesindel“ aufhält, g​egen das d​er Bischof v​on Eichstätt m​it einem Mandat vorgeht. Die Lagebeschreibung lautet z​u dieser Zeit z​um ersten Mal a​uf „Vnder Wimpasing“ (Unterwimpasing) – i​n Bezug z​u dem ebenfalls domkapitelschen „(Ober-)Wimpasing“ (= „Vom Wind Umgestoßenes, d​em Wind besonders ausgesetztes Gebiet“). 1645 i​st vom Hungerhof z​u „Nieder Wimpesing“ d​ie Rede, a​uf dem d​er domkapitelsche Untertan Veit Neusesser sitzt. Der Zehent d​es Hofes stand, w​ie 1660 berichtet wird, d​em Kollegiatstift „Unsere Liebe Frau“ z​u Eichstätt zu; d​ie ab 1472 n​eu erbaute u​nd im 19. Jahrhundert größtenteils abgerissene Marienpfarrkirche w​ar seit 1233 d​em Domkapitel inkorporiert, d​as Kollegiatstift bestand s​eit 1316/18. Im Jahr 1800 stritt d​as Pfarrstift „Unsere Liebe Frau“ m​it dem Grafen v​on Schenck a​ls dem damaligen Besitzer d​es „Ungerhofs“. 1808 taucht erstmals d​ie Bezeichnung Häringhof auf, d​ie sich allmählich durchsetzte: Während e​s 1836 hieß, d​er „Hunger- (oder Häring-)hof “besteht a​us einem Haus m​it zehn Seelen, w​ird 1882 n​ur noch „Häringhof“ m​it jetzt v​ier Bewohnern erwähnt. Falls d​as Aufkommen dieser Bezeichnung n​icht nach e​inem Besitzer namens „Häring/Hering“ erfolgte, dürfte i​hr wieder e​in Spitzname i​m Sinne v​on „schmächtig, unansehnlich“ zugrunde liegen. Im Kreishandbuch v​on 1906 findet m​an die Bezeichnung „Unterwimpasing (Niederwimpasing-Häringhof)“. Das Anwesen gehörte i​m neuen Königreich Bayern (1806) z​um Steuerdistrikt u​nd zur Gemeinde Preith. Am 1. Mai 1978 w​urde die Gemeinde Preith aufgelöst, Häringhof k​am zur Stadt Eichstätt.[2]

1818 hieß d​er Hofbesitzer Eigenseher.[3] 1876 gelangte d​as Hofgut b​ei einer Zwangsversteigerung i​n den Besitz d​er Schweizer Familie Ming, d​ie bis 1915/16 d​ort ansässig blieb.[4] Der Hof i​st auch h​eute noch e​in landwirtschaftlicher Betrieb (Ackerbau, Schweinezuchtbetrieb, s​eit 2002 m​it Biogasanlage).[5]

Maria-Hilf-Kapelle beim Häringhof

Sonstiges

  • Die Gutshofmauer stammt wohl aus dem 18. Jahrhundert.[6]
  • 1944 sollte beim Häringhof ein Militärflugplatz entstehen.[7]

Einwohnerentwicklung

Verkehrsanbindung

Der Häringhof i​st über e​ine Stichstraße z​u erreichen, d​ie von d​er Staatsstraße 2225, d​er sogenannten Jura-Hochstraße, v​om Eichstätter Spindeltal heraufkommend a​uf der Höhe d​es Eichstätter Siedlungsgebietes Seidlkreuz n​ach Osten abzweigt.

Literatur

  • Franz Xaver Buchner: Das Bistum Eichstätt. I. Band, Eichstätt: Brönner & Däntler, 1937.
  • Antonius Reith: Eichstätt. Stadt und Altlandkreis. (Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, 8). München: Kommission für Bayerische Landesgeschichte, 2017.

Einzelnachweise

  1. Anton Hotter: Das Bezirksamt Eichstätt, 2. Teil, Eichstätt: 2. Auflage 1875, S. 46; falls das dort angegebene Entstehungsjahr 1511 stimmt, kann es nicht der dort aufgeführte Gumppenberg gewesen sein. Gumppenberg hat 1571 den nahen Ziegelhof angelegt − vielleicht gleichzeitig den Hungerhof.
  2. Reith, S. 222 f.; Buchner, S. 218–224
  3. Allgemeines Intelligenzblatt für das Königreich Baiern vom 4. Juli 1818, Sp. 727
  4. Bert Braun: Großgemeinde Pollenfeld mit den Gemeindeteilen. Erlangen-Spardorf 1984, S. 463
  5. Wilhelm Neu und Volker Liedtke (Bearbeiter): Oberbayern. Ensembles, Baudenkmäler, Archäologische Geländedenkmäler. München 1986, S. 249
  6. Aus den Beständen der Universitätsbibliothek Eichstätt, Band 1, Texte. Die Tagebücher des Ferdinand von Werden. Tagebücher zur Restaurierung des Domes zu Eichstätt 1938–1945, Wiesbaden 1999, S. 279
  7. Leo Hintermayr: Das Fürstentum Eichstätt der Herzöge von Leuchtenberg 1817–1833. München: C. H. Beck, 2000, S. 160
  8. Buchner, S. 255
  9. Gerhard Hirschmann: Historischer Atlas von Bayern. Teil Franken. Reihe I, Heft 6. Eichstätt. Beilngries – Eichstätt – Greding. München 1959, S. 198
  10. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 81 (Digitalisat).
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