Wasserjagdspinne
Die Wasserjagdspinne oder Fischerspinne (Ancylometes bogotensis) ist eine Webspinne aus der Familie der Kammspinnen (Ctenidae). Sie kommt in Zentral- und Südamerika vor und sollte nicht mit der in Neuseeland ebenfalls am und im Wasser lebenden Jagdspinne Dolomedes aquaticus verwechselt werden.
Wasserjagdspinne | ||||||||||||
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Wasserjagdspinne (Ancylometes bogotensis) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Ancylometes bogotensis | ||||||||||||
(Keyserling, 1877) |
Merkmale
Weibchen der Wasserjagdspinne erreichen eine Körperlänge von 31 Millimetern, die Männchen bleiben mit 25 Millimetern kleiner. Der Aufbau gleicht weitestgehend denen anderer Kammspinnen. Bemerkenswert ist die dichte Behaarung der Spinne, die ihrem Körper eine hydrophobe Eigenschaft verleiht und ihr somit sowohl das Gleiten auf der Wasseroberfläche als auch den Tauchgang ermöglicht. Die Tarsen der Männchen sind mit 5 mm etwas länger als die 4 mm langen Tarser der Weibchen. Diese enden beide jeweils in drei gezähnten Klauen, dessen Ursprung eine Kutikularplatte ist. Die Tarsen haben außerdem eine feine Behaarung. Die Dorsalseite der Beine verfügt außerdem über feine Sensillen, die im flachen Winkel zum distalen Ende des Tarsus stehen und leicht gebogen sind. Kürzere Sensillen sind gefiedert. Erweitert wird die Behaarung der Beine durch einige abstehende Trichobothrien, die gleichmäßig angeordnet sind.
Beide Geschlechter besitzen eine braune Grundfärbung. Der Carapax der Männchen ist von dunkelbrauner Färbung und wird von einer etwa einen Millimeter breiten weißbraunen Umrandung flankiert. Die Dorsalseiten der Metatarsen beider Vorderbeinpaare sind hell gefärbt. Der Hinterleib (Opisthosoma) der Männchen beinhaltet je zwei parallele Längsreihen, die mit vier hellbraunen Flecken versehen sind. Die Oberseiten der Femures und das Opisthosoma des Weibchens sind gelb und dunkelbraun gesprenkelt. Der Rand vom Cephalothorax des Weibchens besitzt nahe der Beine mehrere dunkelbraune Flecken.[1]
Vorkommen
Die Wasserjagdspinne ist in Zentral- und Südamerika verbreitet. Dort hält sie sich in der Nähe von Gewässern, wie Teichen, Seen und Flüssen auf.[1]
Lebensweise
Die Wasserjagdspinne kann sich ähnlich wie etwa die Gerandete Jagdspinne, mit der sie jedoch nicht näher verwandt ist, auf dem Wasser fortbewegen und auch untertauchen. Beim Gleiten auf der Oberfläche liegt die Spinne mit Ausnahme der Tarsen ganz auf und wölbt den Körper leicht nach unten. Eine Bewegung auf der Oberfläche führt die Spinne rudernd aus. Benutzt werden dafür das zweite und das dritte Beinpaar, wobei sich das dritte schneller bewegt als das zweite. Die beiden anderen Beinpaare verweilen in Ruhelage und werden lediglich für die Richtungsänderung genutzt. Während die Weibchen bei Störung versuchen, durch schnelleres Rudern zu entkommen, so sind die Männchen auch in der Lage, auf der Wasseroberfläche zu springen. Bei Bedarf (etwa einer stärkeren Störung) kann die Wasserjagdspinne außerdem unter der Wasseroberfläche etwa 10 cm tief abtauchen und dort bis zu fast drei Stunden verweilen. Die Art kann sich ebenso problemlos auf dem Land fortbewegen und ist auch dort, entsprechend den anderen Kammspinnen sehr flink und agil. Die Fortbewegung auf dem Land gleicht den anderen Vertretern der Familie.[1]
Jagd & Ernährung
Wie die anderen Kammspinnen ist auch die Wasserjagdspinne ein frei laufender Jäger, der keine Netze herstellt. Im Gegensatz zu den verwandten Vertretern kann die Wasserjagdspinne entsprechend ihrem Lebensraum auch auf der Wasseroberfläche jagen. Auf der Wasseroberfläche nimmt die Spinne eine charakteristische Lauerstellung ein, indem sie sich in der Nähe des Ufers mit den beiden hinteren Beinpaaren an Land festhält und die vorderen Beinpaare sowie die Tarsen auf der Wasseroberfläche verweilen lässt. Dies dient dazu, auf oder unter Wasser befindliche Beute zu orten. Gerät ein beliebiges Beutetier nah genug an die Wasserjagdspinne, stürzt sie sich auf das Beutetier, hält es mit den Beinen fest und injiziert mit einem Biss ihr Gift. Die gelähmte Beute wird anschließend an Land gezogen und dort verzehrt. An Land wird die Beute mithilfe der Sensillen sowie dem Sehsinn geortet. Auch hier lauert die Spinne an einer geeigneten Stelle und stürzt sich blitzschnell auf ein geeignetes Beutetier.
Die Wasserjagdspinne erbeutet neben anderen Gliederfüßern auch kleine Wirbeltiere, etwa Frösche und andere Amphibien sowie kleine Reptilien. Auf und unter dem Wasser werden zusätzlich auch Kaulquappen und kleine Fische, etwa der Dreifarbige Jamaikakärpfling erbeutet.[1]
Fortpflanzung
Das Fortpflanzungsverhalten der Wasserjagdspinne ist bis heute nicht gänzlich erforscht. Sobald ein Männchen seine Geschlechtsreife erlangt hat, baut es ein Spermanetz und füllt anschließend seine Bulben mit den im Netz abgegebenen Spermatropfen. Nimmt ein Männchen ein Weibchen wahr, positioniert sich das Männchen vor dem weiblichen Gegenstück. Bei Beobachtungen begann das Männchen anschließend das Opisthosoma auf und ab zu schwingen. Bei der darauf folgenden Kopulation klettert das Männchen zuerst von vorn auf das Weibchen, das seine Beine an den Körper gezogen hat. Anschließend lässt sich das regungslos verharrende Weibchen vom Männchen mithilfe seiner Spinnfäden an den Metatarsen fesseln. Dabei beginnt das Männchen bei den Vorderbeinen des Weibchens. Gegen den Uhrzeigersinn umrundet das Männchen während des Einspinnens das Weibchen. Bei derselben Beobachtung kletterte das Männchen anschließend auf den Rücken des Weibchens, wobei dessen Thorax zum Abdomen der Partnerin gerichtet war. Anschließend führte das Männchen zuerst seinen rechten Embolus in die rechte Epigyne ein und anschließend den linken Embolus in die linke Epigyne. Dabei drehte sich das Weibchen jeweils mit der entsprechenden Seite zum Männchen. Die Paarung verläuft anscheinend recht friedlich. So verließ das Männchen bei den Beobachtungen seine Partnerin ohne Hast. Das Weibchen regte sich einige Zeit nach der abgeschlossenen Paarung wieder.[1]
Einzelnachweise
- Frank Brzostowicz & Hartmut Greven: Beobachtungen an der Fischerspinne Ancylometes bogotensis Keyserling, 1877 (Araneae). Acta Biologica Benrodis, 14, S. 39–54, 2007 (PDF, deutsch)