Wasserburg Zwingenberg

Die Wasserburg Zwingenberg, a​uch Unterburg o​der Untere Burg genannt, i​st eine abgegangene Wasserburg, d​eren ehemaliger Standort s​ich heute i​n einem kleinen Park südwestlich d​es Marktplatzes a​n einer v​on der B3 einsehbaren Ecke d​er alten Stadtmauer v​on Zwingenberg i​m Kreis Bergstraße i​n Hessen befindet.

Wasserburg Zwingenberg
Lage der ehemaligen Katzenelnbogischen Wasserburg an der südwestlichen Ecke der alten Stadtmauer von Zwingenberg. Blick von Nordwesten. Sichtbare Wallreste

Lage d​er ehemaligen Katzenelnbogischen Wasserburg a​n der südwestlichen Ecke d​er alten Stadtmauer v​on Zwingenberg. Blick v​on Nordwesten. Sichtbare Wallreste

Alternativname(n) Unterburg, Untere Burg, Schloss[1]
Staat Deutschland (DE)
Ort Zwingenberg
Entstehungszeit vor 1250
Burgentyp Niederungsburg
Erhaltungszustand Burgstall, geringe Mauerreste
Ständische Stellung Grafen, Landgrafen
Geographische Lage 49° 43′ N,  37′ O
Höhenlage 102 m ü. NN
Wasserburg Zwingenberg (Hessen)

Die Fundamentreste d​er Wasserburg gehören z​u den ältesten, w​enn nicht s​ogar zum ältesten Bauwerk d​er Stadt Zwingenberg u​nd gehörte i​n ihrem Ursprung z​ur einstigen Stadtbefestigung.[2]

Geografische Lage

Die Burg befand s​ich am südwestlichen Ende d​er Stadtmauer v​on Zwingenberg u​nd hatte w​ohl eine Schutz- u​nd Kontrollfunktion für d​ie an d​er Bergstraße vorbeiführenden Handelswege u​nd war gleichzeitig Residenzburg d​er Katzenelnbogener i​n ihrer Obergrafschaft.

Geschichte

Die vermutlich v​on den Grafen v​on Katzenelnbogen (Graf Diether III. v​on Katzenelnbogen (alte Linie)) erbaute Burg w​urde um 1250 ausgebaut u​nd vermutlich 1301 zerstört.

In den Auseinandersetzungen um das Zollwesen um 1301 zwischen den rheinischen Kurfürsten und König Albrecht I. wurde wohl das Schloss wegen der Parteiergreifung der Grafen von Katzenelnbogen zugunsten der Kurfürsten von Truppen des Königs zerstört. Nach den schriftlichen Urkunden ist nicht exakt zu belegen, ob es sich bei der zerstörten Befestigung um die ältere, im Südosten der Stadt gelegene Höhenburg (Obere Burg) oder die Wasserburg handelt. Nach Möller ist die Zerstörung der Wasserburg anzunehmen[3]. Sollte auch die ältere Anlage zu jener Zeit noch bestanden haben, so kann eine Zerstörung beider Befestigungen nicht ausgeschlossen werden. In der Folge führte Graf Wilhelm von Katzenelnbogen eine Fehde gegen das Erzstift Mainz, da der Erzbischof nur geringe Geldmittel zum Wiederaufbau des Schlosses bereitstellte. 1312 wurde schließlich ein Ausgleich vermittelt, wie urkundlich belegt. Graf Wilhelm von Katzenelnbogen überließ das allodiale Schloss dem Erzstift Mainz. Im Gegenzug belehnte Erzbischof Gerhard II. von Eppstein das Katzenelnbogener Geschlecht mit dem Schloss und versah ihn mit 200 Mark kölnischer Heller, möglicherweise als Finanzierung zum Wiederaufbau.

1402 o​der 1403 m​it dem Aussterben d​er altkatzenelnbogischen Linie w​ird die Burg a​n die jüngere Linie vererbt. Die Wasserburg w​ar im 15. Jahrhundert zeitweise verpfändet. Mit d​em Erlöschen d​er Katzenelnbogener d​urch den Tod Philipp I. v​on Katzenelnbogen g​ing das Erbe a​n Heinrich III. v​on Hessen, m​it dem Erlöschen d​es damaligen Hessen-Marburg 1500 a​n die Hessen-Kasseler Linie i​n Gestalt v​on Landgraf Wilhelm II. v​on Hessen, d​er damit über d​ie gesamte Landgrafschaft Hessen herrschen konnte.

Im September 1518 ließ d​er Reichsritter u​nd Landsknechtsführer Franz v​on Sickingen i​m Zuge seiner Fehde g​egen die Landgrafschaft Hessen Zwingenberg für einige Tage besetzen. Danach verfiel d​ie Burg zusehends.

Nach d​er Vierteilung Hessens 1567 k​am Zwingenberg a​n Landgraf Georg I. v​on Hessen-Darmstadt.

Am 12. Juli 1603 ging die Burg durch Schenkung Landgrafs Ludwigs V. von Hessen-Darmstadt in den Besitz der Stadt Zwingenberg über. Danach verfiel die Burg zusehends und nach 1850, in diesem Jahr waren nach Ausweis der Kellereiausgaben letzte Reparaturen vorgenommen, wurden letzte Reste abgebrochen. Der heutige Burgstall zeigt nur noch geringe Mauerreste.[4][5] Die Form der Burg kann noch durch den vorhandenen Burgwall erahnt werden. Ob die südlich der Mauer sich befindlichen Fenster und Mauerverzierungen zur Burg gehörten, ist nicht klar.

Literatur

  • Rudolf Knappe: Mittelalterliche Burgen in Hessen. 800 Burgen, Burgruinen und Burgstätten. 2. Auflage. Wartberg-Verlag, Gudensberg-Gleichen 1995, ISBN 3-86134-228-6.
  • Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Hessen II: Regierungsbezirk Darmstadt", Cremer Folkhard (Bearb.), Deutscher Kunstverlag, 2008
  • Rolf Müller (Hrsg.): Schlösser, Burgen, alte Mauern. Herausgegeben vom Hessendienst der Staatskanzlei, Wiesbaden 1990, ISBN 3-89214-017-0, S. 390.
  • Walther Möller: Geschichte der Stadt Zwingenberg an der Bergstraße: nach authentischen Quellen, Zwingenberg, 1910, S. 134–139
  • Wolfgang Einsingbach: Die Kunstdenkmäler des Landes Hessen. Kreis Bergstraße, 2 Bände, 1969, S. 502–504

Einzelnachweise

  1. nicht zu verwechseln mit dem späteren Jagdschloss Landgrafs Philipps von Hessen
  2. Wasserburg Zwingenberg bei belocal.de (Memento des Originals vom 10. Juni 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.belocal.de
  3. Walther Möller: Geschichte der Stadt Zwingenberg an der Bergstraße: nach authentischen Quellen, Zwingenberg, 1910
  4. Eintrag zu Burg Zwingenberg in der privaten Datenbank „Alle Burgen“.
  5. Walther Möller: Geschichte der Stadt Zwingenberg an der Bergstraße: nach authentischen Quellen, Zwingenberg, 1910, S. 128
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