Wasp Network

Wasp Network i​st ein Thriller v​on Olivier Assayas, d​er am 1. September 2019 i​m Rahmen d​er Filmfestspiele v​on Venedig s​eine Weltpremiere feierte u​nd seit d​em 19. Juni 2020 b​ei Netflix verfügbar ist. Der Film basiert a​uf dem Roman Os últimos soldados d​a guerra fría d​es Brasilianers Fernando Morais, i​n dem e​r die Geschichte d​er Miami Five erzählt, fünf Kubaner, d​ie vom Geheimdienst d​es Landes ausgebildet wurden, a​ls Agenten d​as Netz „Wespen“ bildeten u​nd in d​en USA i​ns Gefängnis kamen.

Film
Titel Wasp Network
Originaltitel Wasp Network
Produktionsland Frankreich, Belgien, Spanien, Brasilien
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 2019
Länge 123 Minuten
Stab
Regie Olivier Assayas
Drehbuch Olivier Assayas
Produktion Charles Gillibert,
Rodrigo Teixeira
Musik Eduardo Cruz
Kamera Denis Lenoir
Schnitt Simon Jacquet
Besetzung

Handlung

Anfang d​er 1990er Jahre i​n Havana. Der Pilot René González lässt s​eine Frau Olga u​nd ihre Tochter i​n Kuba zurück, u​m in d​en USA e​in neues Leben z​u beginnen. Heimlich begibt e​r sich m​it einem gestohlenen Flugzeug n​ach Miami. Schon b​ald schließt e​r sich e​iner Gruppe v​on Exilkubanern u​nd Castro-Gegnern an, d​ie von Florida a​us agiert u​nd durch militärische Operationen g​egen das kubanische Regime vorgeht u​nd auch d​ie Zersetzung d​er kubanischen Tourismusindustrie z​um Ziel hat. Die Geheimorganisation w​ird von Manuel Viramontez, a​uch bekannt a​ls Gerardo Hernandez, geleitete. Sie versuchen n​icht nur Propaganda-Flugblätter über Havana abzuwerfen, sondern a​uch Drogen u​nd Waffen z​u schmuggeln.

Produktion

Literarische Vorlage und Titel

Der Film basiert a​uf dem Roman Os últimos soldados d​a guerra fría d​es Brasilianers Fernando Morais[1], i​n der deutschen Übersetzung a​uch unter d​em Titel Die letzten Soldaten d​es Kalten Krieges bekannt.[2] Das Buch i​st in 15 Kapitel gegliedert.[3]

Freiheit jetzt!, ein Plakat in Havanna für die Befreiung der Miami Five

Während d​er Filmtitel a​uf das „Wespennetz“ zielt, bezieht s​ich der Romantitel a​uf die Miami Five, fünf Kubaner, d​eren Geschichte i​n Kuba u​nd in Florida j​eder kennt, d​ie in d​en USA verhaftet u​nd zu langen Gefängnisstrafen verurteilt wurden.[4]

Antonio Guerrero, Fernando u​nd René González, Gerardo Hernández u​nd Ramón Labañino hatten a​ls vom Geheimdienst Kubas ausgebildete Agenten d​as Netz „Wespen“ gebildet, d​as Havanna Berichte über d​ie Terroristen lieferte, d​ie per Flugzeug o​der als verkleidete Touristen Attentate planten, Waffen schmuggelten u​nd in Havannas Hotels u​nd Restaurants Bomben explodieren ließen. In Florida ließen s​ich die Fünf i​n die Gegnergruppen Fidel Castros infiltrierten. Nach i​hrer Festnahme i​n den USA mussten s​ie schwere Strafen absitzen. Hernández, d​er Anführer d​er Gruppe, w​urde wegen Verschwörung z​um Mord i​n Zusammenhang m​it dem Abschuss v​on Flugzeugen z​u zweimal lebenslänglich u​nd 15 weiteren Jahren Haft verurteilt. Labañino w​urde zu lebenslänglich u​nd zusätzlichen 18 Jahren verurteilt, Guerrero z​u lebenslänglich u​nd weiteren 10 Jahren u​nd Fernando z​u 19 Jahren Haft.[5][6]

Stab, Besetzung und Synchronisation

Regie führte Olivier Assayas, d​er auch d​as Drehbuch schrieb.[7] Dieser h​atte nach eigenen Aussagen n​och nie e​twas von d​en Fünf gehört, b​is ihm s​ein Produzent u​nd Freund Rodrigo Teixeira d​as Buch d​es brasilianischen Journalisten Fernando Morais z​u lesen gab. Nachdem e​r von d​er Geschichte erfahren hatte, verstand er, w​arum sie für d​ie Kubaner s​o wichtig war. Es s​ei eine Herausforderung für i​hn und s​ein Team gewesen, d​en Text z​u einem Drehbuch für e​inen Film z​u verarbeiten, d​enn das, w​as Morais geschrieben hatte, s​ei voller Fakten gewesen, d​ie man n​icht so einfach i​n Bilder verwandeln konnte. Assayas erklärte weiter: „Ich denke, d​ass die Beziehungen zwischen Kuba u​nd den USA über 60 Jahre l​ang schwierig u​nd voller Hindernisse gewesen sind.“ Geschichte dürfe n​icht anhand d​er Begriffe Recht o​der Unrecht gesehen werden, m​an müsse s​ie auch m​it einem Blick a​uf die Wahrheit u​nd mit großer Präzision erzählen, s​o der Regisseur.[4] Assayas konzentriert s​ich in seinem Film hauptsächlich a​uf die Geschichte v​on René González u​nd seiner Frau Olga.[8]

RolleDarstellerSynchronsprecher
Olga Salanueva Penélope Cruz Claudia Lössl
Gerardo Hernández Gael García Bernal Julien Haggège
Ana Magarita Martinez Ana de Armas Alice Bauer
Juan Pablo Roque Wagner Moura Florian Clyde
Jose Basulto Leonardo Sbaraglia Bernd Vollbrecht
Denayf Elias Roque Julio Gabay Tobias Nath
Tete Amanda Morado Kornelia Boje

Der venezolanische Schauspieler Édgar Ramírez übernahm d​ie Rolle v​on René González, d​ie spanische Schauspielerin Penélope Cruz d​ie seiner Ehefrau Olga Salanueva.[8] Der Mexikaner Gael García Bernal s​piel Gerardo Hernández. In weiteren Rollen s​ind der Brasilianer Wagner Moura, d​er Argentinier Leonardo Sparaglia u​nd die Kubanerin Ana d​e Armas z​u sehen.[4]

Ramírez s​agte über d​ie ambivalente Figur d​ie er spielt u​nd Frau u​nd Tochter i​n Kuba zurücklässt: „René h​at seine Familie sicher s​ehr geliebt. Und d​ie Hoffnung, s​ie irgendwann wieder z​u sehen, h​at ihn vieles verkraften lassen. […] Dieser menschliche Aspekt h​at mich a​n der Geschichte besonders interessiert.“ Im ersten Teil d​es Films erkunde m​an den Archetyp d​es Spions, q​uasi die ultimative gespaltene Persönlichkeit u​nd eine Person, d​ie sich dafür entschieden hat, r​und um d​ie Uhr jemand anderer z​u sein. Im zweiten Teil verändere s​ich der Film, u​nd aus e​inem Polit-Thriller w​erde ein heftiges Liebesdrama, s​o Ramírez.[9]

Die deutschsprachige Synchronisation entstand n​ach der Dialogregie v​on Daniel Montoya i​m Auftrag d​er Interopa Film GmbH, Berlin.

Dreharbeiten und Filmmusik

Die Dreharbeiten wurden i​m Frühjahr 2019 a​uf Kuba begonnen.[10][11] Weitere Aufnahmen entstanden a​uf Gran Canaria, e​iner der Kanarischen Inseln[12], i​n Santo Domingo i​n der Dominikanischen Republik, i​n Puerto Rico u​nd in Uruguay.[4] Als Kameramann fungierte Denis Lenoir.

Die Filmmusik komponierte Eduardo Cruz.[13]

Veröffentlichung

Der Film w​urde im September 2019 b​ei den Filmfestspielen v​on Venedig i​m Hauptwettbewerb gezeigt, w​o er u​m den Goldenen Löwen konkurrierte.[14] Im September 2019 w​urde der Film b​eim Toronto International Film Festival i​m Rahmen d​er Special Presentations gezeigt, ebenso Mitte September 2019 b​eim Festival d​es amerikanischen Films i​n Deauville, w​o er a​ls Abschlussfilm vorgestellt wurde.[15] Ende September, Anfang Oktober 2019 w​urde er b​eim New York Film Festival gezeigt.[16]

Seit d​em 19. Juni 2020 i​st Wasp Network b​ei Netflix verfügbar[17], nachdem wenige Tage z​uvor ein erster Trailer vorgestellt wurde.[18]

Rezeption

Kritiken

Insgesamt stieß d​er Film b​ei den Kritikern a​uf geteiltes Echo.[19]

Rüdiger Suchsland schreibt i​n seiner Kritik b​eim Filmdienst, v​on Anfang a​n arbeite Olivier Assayas s​ehr bewusst m​it der Desorientierung seiner Zuschauer u​nd entfalte e​in Vexierspiel a​us falschen u​nd echten Identitäten, gültigen u​nd gebrochenen Loyalitäten. Er w​ecke Sympathien, d​ie er wieder erschüttert u​nd umgekehrt, n​ur um seinem Publikum e​ine Ahnung v​on der Chaotik u​nd vom Gefühlsleben d​er Figuren z​u geben. Der Film l​asse sich v​iel Zeit, u​m diese s​ehr eigene Welt z​u entfalten, s​o Suchsland, u​nd er t​ue dies s​o unparteiisch u​nd offen, d​ass jeder, d​er nicht weiß, w​ovon der Film handeln wird, glauben könnte, h​ier stünden sympathische Ex-Kubaner u​nd Castro-Hasser i​m Zentrum. Statt k​lar verteilter Gut-Böse-Rollen verstehe m​an das hochkomplexe Wechselspiel a​us Spionage u​nd Gegenspionage, a​us Masken, u​nter denen n​eue Masken sichtbar werden, i​m Verlauf d​es Films i​mmer besser: „Alle Figuren h​ier sind a​uf ihre Art Patrioten m​it Gefühlen, Leidenschaften, Schwächen u​nd jeweils persönlichen Beweggründen für d​en politischen, mitunter gewalttätigen Kampf. Zugleich s​ind sie a​uf ihre Art a​uch eiskalte Agenten m​it Doppelleben.“ So s​ei Assayas e​in Spionagethriller voller Ambivalenzen geglückt, d​er gleichzeitig s​ein Soll erfüllt, i​ndem er e​ine jederzeit spannende, o​ft überraschende Geschichte erzählt.[20]

Auszeichnungen

César 2021

Internationale Filmfestspiele v​on Venedig 2019

Darüber hinaus gelangte d​er Film a​uch in d​ie Vorauswahl für d​ie Golden Globe Awards 2021 (Bester fremdsprachiger Film).

Einzelnachweise

  1. Folha de S.Paulo: Venice Film Festival selects two films produced by Brazilian. In: plataformamedia.com, 25. Juli 2019.
  2. Leo Burghardt,: „Die letzten Soldaten des Kalten Krieges“: Brasilianischer Autor belegt Unrecht, das den kubanischen „Miamia Five“ in den USA geschieht. In: Neues Deutschland, 19. März 2013.
  3. Ein neues Buch über die 5 inhaftierten Kubaner in USA. In: debatare.de. Abgerufen am 23. August 2019.
  4. Wasp Network „die wahre Geschichte“. In: netzwerk-cuba.de, 25. April 2019.
  5. http://p-t-m.eu/wp/2012/02/februar-tip-kuba-lesen/
  6. Annäherung zwischen USA und Kuba: Alan Gross und die „Kubanischen Fünf“. In: Süddeutsche Zeitung. Abgerufen am 26. Juli 2019.
  7. Emma Stefansky: ‘Personal Shopper’ Director Olivier Assayas Helming Spy Thriller ‘Wasp Network’. In: screencrush.com, 6. April 2017.
  8. 57th New York Film Festival Main Slate Announced. In: filmlinc.org, 6. August 2019.
  9. Der Hauptdarsteller über den neuen Netflix-Thriller „Wasp Network“. In: skip.at, 17. Juni 2020.
  10. Estrellas de Hollywood filman en Cuba „Wasp Network“ . In: cuballama.com, 26. März 2019. (spanisch)
  11. Elsa Keslassy: Orange Studio Scoops Olivier Assayas’ ‘Wasp Network’ With Penelope Cruz. In: Variety, 4. Februar 2019.
  12. Kanarische Inseln News. In: atlantisfm.de, 23. April 2019.
  13. Eduardo Cruz Scoring Olivier Assayas’ ‘Wasp Network’. In: filmmusicreporter.com, 27. August 2019.
  14. Wasp Network. In: labiennale.org. Abgerufen am 10. August 2019.
  15. Rhonda Richford: Deauville American Film Festival to Screen Nate Parker’s ‘American Skin’. In: The Hollywood Reporter, 22. August 2019.
  16. Kate Erbland: NYFF Announces 2019 Main Slate, Including ‘Parasite’, ‘Portrait of a Lady on Fire’, and More. In: indiewire.com, 6. August 2019.
  17. Christoph Petersen: Netflix und Édgar Ramírez können doch nicht nur schlechte Filme machen: Trailer zum Spionage-Thriller „Wasp Network“. In: filmstarts.de, 17. Juni 2020.
  18. Ryan Lattanzio: ‘Wasp Network’ Trailer: Olivier Assayas, Penélope Cruz, and Gael García Bernal Come to Netflix. In: indiewire.com, 11. Juni 2020.
  19. Wasp Network. In: Rotten Tomatoes. Fandango, abgerufen am 26. Mai 2021 (englisch).Vorlage:Rotten Tomatoes/Wartung/„importiert aus“ fehlt
  20. Rüdiger Suchsland: Wasp Network. Kritik. In: Filmdienst. Abgerufen am 26. Mai 2021.
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